Ehemals weiß (heller Porling) - Oxyporus ravidus?

  • Hallo allerseits,

    ein Fund von letzter Woche - nicht mehr jung, nicht mehr schön, sehr wahrscheinlich überwintert.

    Mir gibt er Rätsel auf - ich glaube nur zu wissen, was es nicht ist.


    Fundort:

    Buchenmischwald auf Kalk, ca. 500 m Höhenlage, Hochrhein, an abgebrochenem Buchenstamm, schon teilentrindet.


    Begleitpilze:

    Stereum spec., Fomitopsis pinicola (am anderen Ende des Stammes), ein größerer bräunlich-faseriger Porling in der Höhlung war bereits im Verfall, den habe ich mir nicht näher angeschaut. Fomes fomentarius-FK waren nicht zu sehen.


    Der Pilz wächst zum Teil effus-reflex mit kleinen Hutkanten, zum Teil sieht man nur Hüte, die bis ca. 4 cm vom Substrat abstehen und riegelig miteinander verwachsen sowie auch dachziegelig angeordnet sind. Auffallend ist, wie der Pilz besonders am Übergangsbereich zwischen berindeten und unberindeten Partien diese Hutkanten ausbildet.


    Die Oberflächen sind zum Teil striegelig haarig, zum Teil stark verwittert/ veralgt. Sie erinnern an alte Coriolopsis spec., aber Trama und Poren passen nicht. Für Trametes hirsuta wachsen die FK zu unordentlich, die Porengröße sowie die Färbung stimmen auch nicht überein, außerdem sieht diese Art im Moment an anderen Stellen ganz wunderschön aus.


    Die Huttrama ist weiß ohne Duplexschichten, es befindet sich keine dunklere Linie unter der Huttrama (minimal hellgrün in der Supernahaufnahme), es gibt auch keine gelatinöse o.ä. abgesetzte Schicht zwischen Huttrama und Röhrentrama. Abortiporus und auch Skeletocutis möchte ich daher ausschließen.

    Das Fleisch ist weißlich, (leicht feucht) sehr zäh, aber doch durchreißbar, ohne aromatischen Geruch. Es riecht höchstens wie das weißfaule Holz.

    Je nach Wuchsort/-form sind die FK sehr unterschiedlich dick.


    Die Röhren sind an gut ausgebildeten Stellen 1- 4 mm lang, Poren sind relativ fein und sehr gleichmäßig geformt, ca. 5 pro mm.

    Sehr auffällig sind auf der Unterseite bräunliche Kanten bei Eintrocknung und die Porenschicht nimmt eine orange-bräunliche Färbung an.

    Mit KOH sah ich keine Reaktion.

    EDIT - Ergänzung : trocken sind meine mitgenommenen Stückchen sehr leicht und spröde, man kann sie ohne Mühe durchbrechen.

    EDIT2 - Verbesserung: mit starkem KOH am Exsikkat doch Färbung (siehe neuer Beitrag): orangefarben.


    Könnte das eine Antrodiella sein, grobe Richtung A. semisupina?

    Das soll ja ein Aggregat sein, wobei A. semisupina wohl eine amerikanische Art ist und die "hiesige" jetzt anders heißt?

    Da gefallen mir aber diese zum Teil sehr deutlich abstehenden Haare nicht so sehr - oder kann das sein?

    Ich finde auch keine Vergleichsbilder von alten, leicht verwitterten Fruchtkörpern.


    Ich freue mich über Meinungen bzw. alternative Vorschläge.


    VG

    abeja











    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




    3 Mal editiert, zuletzt von abeja ()

  • abeja

    Hat das Label Bestimmung hinzugefügt.
  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „Ehemals weiß“ zu „Ehemals weiß (heller Porling)“ geändert.
  • Hallo allerseits,

    mmmh ...

    da habe ich wohl so ein "komisches Ding" gefunden, wo auch die hier Anwesenden - bei der makroskopischen Ansicht - genauso ratlos davorstehen wie ich?


    Ich muss noch etwas verbessern: am Exsikkat tritt mit starkem KOH doch eine Färbung ein, relativ leuchtend orangefarben - sowohl auf dem Hut, auf den Poren als auch in der Trama. Die Farbe verblasst dann aber wieder etwas.


    Letzte Woche war ich nochmal vor Ort, ich wollte mir den zerfallenden braunen Porling (mehrere FK in der Höhlung des Stammes) doch mal anschauen. Auch hier bin ich nicht sicher: Inonotus cuticularis vielleicht? Kann der alt so aussehen? "Schillern" tut da nichts mehr. Deutliche Oberflächenstruktur ist auch nicht erkennbar. Alternativ hatte ich an Ischnoderma resinosum gedacht, aber man kann keinerlei Bänderung sehen und auch nichts Harziges.


    links Unterseite, rechts Oberseite


    Trama (mit Bewohner)


    Porenschicht


    Vom fraglichen Porling (Arbeitsname: Wasauchimmeriella ;) ) habe ich auch noch neue Bilder gemacht ...

    An zwei Stellen (in den moosigen Bereichen) sah er doch relativ frisch gewachsen aus.

    Die kleinsten Hüte waren so groß wie mein kleiner Fingernagel bis hin zu doppelter Breite Daumennagel.

    Immer ist im frischen Zustand eine deutliche Behaarung zu sehen, sehr regelmäßig radiär ausgerichtet. Die Hutränder sind immer sehr scharfkantig und bewimpert. Bei Verkahlung bleibt oft eine sehr deutliche radiäre Struktur übrig. Nirgendwo gibt es eine radiale Zonierung.

    Die Poren sind in allen Alternsstufen bleibend sehr fein, mit bloßem Auge kaum sichtbar (gemessen siehe oben ca. 5 pro mm).

    Mit der ausgeprägten Behaarung fallen meine "anvisierten" Antrodiellas wohl weg. Lt. Literatur haben die keine deutlichen Haare, höchstens "minutely".





    anscheinend kürzlich gewachsen


    älterer Hut


    VG

    abeja

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  • Hallo allerseits,

    im Wald gibt es immer noch nichts wirklich Neues oder Interessantes, aber dieser Pilz hier ... dieser unbenannte, unbekannte Pilz ... hat sich über die Regenschauer "gefreut". Es sieht so aus, als gäbe es zum Teil ganz neue kleine FK, zum Teil sehen manche Stellen auch etwas "erneuert" aus.


    Rein vom optischen Erscheinungsbild kam mir letzte Woche Oxyporus in den Sinn, Oxyporus populinus habe ich bisher einmal gefunden - der kann es nicht sein, der ist viel regelmäßiger scharfkantiger, deutlich mehrjährig und gilbt auch nicht.


    Nach Alternativen suchend bin ich auf Oxyporus ravidus gestoßen, der ja relativ selten sein soll.

    Ich finde, das passt makroskopisch sehr gut. Die Gilbung spricht ja dafür, dass Gloeozystiden vorhanden sind. Standort, Wuchsweise, Konsistenz, Oberflächenbeschaffenheit, Porenform und - größe ....

    Bilder im Web zeigen vom jungen Pilz bis zum alten Pilz eine recht deutliche Variabilität, doch soll der Pilz in typischer hütchenbildender Ausführung nahezu unverwechselbar sein.

    Sehr, sehr jung, da ist die Kante rundlicher (genau das sah ich letzte Woche an wenigen Stellen, aber gelblicher):

    Oxyporus ravidus


    Mittelalt, hier stimmen vor allem die Oberflächenstrukturen, diese Härchen und diese Riefungen (vgl. meine älteren Bilder oben) (In dem Artikel alles ursprüngl. als O. corticola, jetzt wieder umbenannt)

    Pilz des Monats - 2013 - Rinden-Scharfporling (Oxyporus corticola)


    Und hier ältere Pilze, deutlich gilbend, scheinbar mehrjährig.

    Gelblicher, mehrjähriger Porling = Oxyporus ravidus - Pilzforum.eu
    Hallo Freunde der Pilze, leider bin ich am Sonntag wieder auf einen Porling gestoßen, der mir Kopfzerbrechen bereitet. Vom Waldweg aus entdeckte ich in einem…
    www.pilzforum.eu


    Im Dörfelt steht "einjährig", aber ich hatte bei meinem Fund auch den Eindruck, dass dieser Pilz zumindest zweijährig sein könnte - es waren aber noch keine Schichtungen im Schnitt zu erkennen.


    Was haltet ihr von meiner Idee, dass das mit nicht-allzu-kleiner Wahrscheinlichkeit Oxyporus ravidus ist?


    VG

    abeja










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  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „Ehemals weiß (heller Porling)“ zu „Ehemals weiß (heller Porling) - Oxyporus ravidus?“ geändert.
  • Hallo,

    Zitat

    Was haltet ihr von meiner Idee, dass das mit nicht-allzu-kleiner Wahrscheinlichkeit Oxyporus ravidus ist?

    Vielleicht hätte ich in die Überschrift kein Fragezeichen setzen und im Text schreiben sollen "das ist xy, makroskopisch ja 100-prozentig eindeutig." 8)

    Und dann hätte ich ge- und entspannt und vergnügt (kein Widerspruch) auf möglicherweise kritische Anmerkungen gewartet ...


    VG

    abeja

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