Im September 2010 fanden Henk Huijser und ich erstmals einen Rötling, den wir zunächst als E. corvinum ansahen. Erst bei genauem Hinsehen bemerkten wir braun pigmentierte Lamellenschneiden. Die mikroskopische Untersuchung zeigte aber eher Ähnlichkeit mit E. serrulatum, nur nicht das blaue charakteristische Pigment. Ein Vergleich unseres Fundes mit anderen uns bekannten Arten (Noordeloos FE 5 und 5A, Ludwig Pilzkompendium) ergab auch keine befriedigende Lösung.
Im August 2011 und wiederum gemeinsam mit Henk im Juni 2012, fanden sich an exakt der gleichen Stelle Fruchtkörper mit identischen Merkmalen. Etwa 200 m entfernt gab es sogar noch einen zweiten Fundort. Also die Merkmale sind höchst wahrscheinlich nicht umwelt– sondern genetisch bedingt.
Wir haben uns nun folgendes gefragt:
1) Ist es eine Varietät von E. serrulatum und fehlt nur das blaue Pigment?
2) E. corvinum mit brauner Schneide? Schneide von Serrulatum -Typ spricht dagegen!
3) Eine neue Art? (schon wieder)
4) Sogar Mischling corvinum-serrulatum?
Wir haben noch keine zufriedenstellende Antwort und denken, dass nur DNS-Untersuchungen uns weiter helfen. Es wäre interessant zu erfahren, ob Euch ähnliche Funde oder Erfarungen vorliegen.
Herzliche Grüße,
Henk und Karl
Erster Fund vom 04.09.2010, Foto: Karl
Zweite Fundstelle 21.07.12, Foto: Henk
Erste Fundstelle: links überständige, rechts sehr junge Fruchtkörper, Foto Karl
Fundbeschreibung:
Funddaten: 04./10./18.09.2010, 01./15.08.2011, 21.06./21.07.2012 Magerrasen auf sandigem Boden, NSG Brachter Wald (Depot) bei Brüggen NRW, MTB 4702/2.
Hut: 10 – 30 mm breit, halbkugelig bis konvex mit meist genabelter Hutmitte, faserig, zentral feinschuppig, ungerieft jedoch im Alter durch Aufreißen der Huthaut gerieft erscheinend, jung fast schwarz im Alter nach dukelbraun aufhellend.
Stiel: 30 – 50 x 2 – 4 mm, zylindrisch, fein längsgestreift, grau, im Alter kaum verblassend, Basis gleich dick, basis weißfilzig.
Lamellen: abgerundet oder gerade angewachsen, manchmal ausgebuchtet mit Zahn herablaufend, jung ohne blau, fast rein weiß, LS hellbraun bist tief dunkelbraun auch bei jungen Exemplaren.
Geruch/Geschmack: unauffällig
HDS: im Zentrum mit aufgerichteten zylindrischen bis keuligen Endzellen 28 – 102 x 8 – 28 µm, Pigment intrazellulär braun, teilweise mit dunkelbraunen Pigmentflecken
Lamellenschneide: steril vom Serrulatum-Typ, „Cheilozystiden“ septiert, an den Septen teilweise eingeschnürt, Endzellen zylindrisch bis schlank keulig 18 – 110 x 4 – 12,7 mm, Pigment intrazellulär, braun.
Tramahyphen: sehr lang, 5 - 21 µm breit, mit leptonoiden Körnchen
Basidien: meist 4-sporig, ohne Schnallen, 32 - 42 x 10 – 13 mm
Stielhyphen: sehr lang (bis circa 1000 µ, oberflächlich kürzer), 5 - 20(-27) µm, mit schwachem intrazellulärem braunen Pigment.
Sporen: heterodiametrisch, 8,5 - 10 x 6,5 - 8 µm, Mittelwert 9,23 x 7,31 µm; Q = 1,16 -1,41, Mittelwert 1,26 (24 Messungen).
Bemerkung: Selbst bei winzigsten, jungen Frk. lag weder an LS noch in der HDS blaues Pigment vor.
Vergleich E. serrulatum aus der gleichen Gegend, Foto Henk.
Vergleich E. corvinum aus der gleichen Gegend, Foto Karl