Bundesartenschutzverordnung und deren Umsetzung

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  • Liebe Pilzsachverständige,


    Bayern hat mal wieder die Nase vorn 8)


    Letzte Woche outete sich ein Rentner im Ldkrs. Bodenmais mit 25 KG (s. auch http://www.pilze-bayern.de/presse/pressemitteilungen.html ).
    In der gleichen Woche war es ein Sportredakteur im Ldkrs. Starnberg, der ihn mit 45 KG locker übertraf (s. Anhang).


    Nun stellen sich uns hier folgende Fragen:


    - welche Mengen sind wo ortsüblich zum persönlichen Eigenbedarf, wie ihn die Bundesartenschutzverordnung definiert ? Häufig stehen 1-2 KG je Person im Raum.
    - wie sollen wir vorgehen, um künftig solche Sensationsmeldungen mit dem verbundenen Nachmacheffekt zu verhindern ?
    - wie sollen wir argumentieren, wo doch durch die Egli-Studien belegt ist, das die Mycelien vor Ort durch das Besammeln nur wenig beschädigt werden?


    Meine Vorstellung wäre es, jeweils in allen Bundesländern zu Saisonbeginn über die Umweltämter der Länder und Landkreise entsprechende Pressemitteilungen zu verschicken.


    Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen dazu.


    beste Grüße, Peter

  • Hallo Peter,


    ich bin ja mit diesem Thema an verschiedenen Stellen schon öfter angeeckt, weil mir diese Raffgier-, Sensations- und "Alles mein"-Mentalität schwer gegen den Strich geht. Ich habe die Befürchtung, dass die wohlgemeinten Ratschläge im Sinne der Pilze und der Natur bei diesen Massensammlern ins Leere verlaufen.
    Das Problem liegt aber auch bei den Medien, die immer wieder versuchen ihre Sensation zu bekommen. Ich hatte z.B. mal einen Artikel über Karbolchampignons in der mittelhessischen Presse veröffentlich, nachdem gehäuft Vergiftungsfälle aufgetreten waren. Die Folge waren Anfragen vom Fernsehen, die dann auch noch mit den Erkrankten (am liebsten wären wohl Leichen gewesen) eine Sendung machen wollten. Das mag ja alles legitim sein, weil die Medien dafür da sind, die Menschheit zu informieren und zu bespaßen, und von daher werden diese "Kofferraum-voller-Steinpilze"-Meldungen kaum zu vermeiden sein.


    Nichtsdestotrotz scheint mir der Versuch einer entsprechen Mitteilung an die Umweltämter schon mal ein guter Schritt zu sein.
    Der andere Weg ist natürlich bei Kursen und Exkursionen die Leute für dieses Thema zu sensibilisieren.


    Beste Grüße
    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Hallo Peter, Harald,


    in Österreich gilt laut Forstgesetz eine allgemeine Sammelbeschränkung von 2 kg Speisepilze. An diesem Wert orientieren sich auch die meisten Bundesländer, die bei uns für die Natur- und Artenschutzgesetze zuständig sind. Ich halte das grundsätzlich für sinnvoll und kann mich demnach Haralds Meinung persönlich voll anschließen.


    Ich verleugne aber auch nicht, dass diese Mengenbeschränkung aus biologischer Sicht, für die Erhaltung des Bestandes und der Vielfalt der Arten, nur punktuell relevant ist. Vielmehr versuche ich immer darauf hinzuweisen, dass der Schaden durch das Besammeln praktisch vernachlässigbar ist im Verhältnis zu einem anderen Faktor: die Beeinträchtigung und die Vernichtung der Lebensräume, nicht nur im Rückblick über die Jahrzehnte, sondern leider mit höchst aktuellen und akuten Beispielen (Rodung von alten Edellaubwäldern in Ost-Österreich, grassierender Bau von Forst-Autobahnen in die entlegendsten Alpentäler ...). Und das wird dann eigentlich von den Medien fast immer auch berücksichtigt, zumindest am Rande.


    Bezüglich der Sensationsmeldungen über große Fundmengen versuche ich dem eine gute Seite abzugewinnen. So sind die Pilze wenigstens mit einem positiven, für viele Leute erfreulichen Aspekt in den Schlagzeilen, über die man vielleicht da und dort auch einen Zugang zu Themen wie Ökologie, Schutz und Gefährdung erreicht. Abgesammelt werden sie (d. h. einige wenige Arten) ohnehin, mancherorts auch sehr intensiv- und vor allem auch ohne "Anreiz" durch Medienberichte.


    LG, Wolfgang

  • Hallo,


    zumindest in Bezug auf den steinpilzschleppenden Rentner aus Bodenmais ist die ganze Angelegenheit etwas vielschichtiger und nicht nur einfach eine Fette-Beute-Meldung.


    Ich muss vorausschicken, dass ich grad beim Heinz im Zwiesel bin und seine Sicht der Dinge aus eigener Anschauung voll teilen kann:
    Hier ist es zur Zeit mit Pilzen ziemlich mau. Will heißen, wenn man zwei Stunden durch den Wald läuft, findet man schon ein paar Schwammerl, und vielleicht sogar ein oder zwei Steinpilze. Eine derartige Menge an Steinpilzen zu finden wie der Rentner aus Bodenmais ist in der Umgegend hier zur Zeit aber kaum glaubhaft. Außerdem scheint es sich bei den Steinpilzen um Sommer-Steinpilze zu handeln, dem Pressefoto nach. Ich stimme mit Heinz darin überein, dass der ganze Bericht aller Wahrscheinlichkeit nach ein Fake ist. Fragt man sich natürlich warum? Die plausibelste Begründung ist, dass der dortige Fremdenverkehrs-Chef (der sich auch sonst schon durch grenzwertige Aktionen zur Touristenwerbung ausgezeichnet hat) ein paar Kisten Steinpilze auf dem Großmarkt gekauft hat, den Rentner dahinter gesetzt hat und das Foto an die Preese gab, mit dem Ziel Ausflügler ins Gebiet zu locken. Wenn man letztes Wochenende in Zwiesler Waldhaus war, dann wird man festgestellt haben, dass dieses Konzept (dass ich mal unterstelle) sogar aufgegangen ist. Heerscharen von Ausflüglern, viele davon mit Korb, rammelten durch den Nationalpark und nahmen alles mit was nicht niet- und nagelfest war. Sicherlich haben die Mehreinnahmen der Gastronomie etc. die Ausgaben für die paar Steinpilze aufgewogen - Der Zweck heiligt die Mittel ....


    Ich persönlich würde es gut heißen, wenn die entsprechenden Zeitungen stets ein Schreiben von einer Organisation (regional oder DGfM) erhalten würden, in dem unmisverständlich dargelegt wird, dass derartige Massensammlereien eindeutig der Bundesartenschutzverordnung widersprechen und normalerweise mit Bußgeld belegt werden müssten. Und das Berichte über solche Gesetzesübertretungen ähnliches Niveau haben wie ein Bericht mit Bild über den Temposünder des Monats, der die höchste Geschwindigkeitsübertretung erzielt hat.


    Auch wenn ich einig bin, dass rein aus naturschutzfachlicher Sicht das Sammeln von 40 kg Steinpilz der Art sicherlich keinen großen Schaden zufügt, so sind die Begleitfolgen (Massenansturm im Nationalpark) doch oft weitreichender als nur die paar fehlenden Fruchtkörper. Und außerdem: Man mag über das Gesetz denken wie man will, es ist aber nun mal Gesetz!


    beste Grüße,
    Andreas

  • Also in der reinen Darwin'schen Lehre wird die Natur einen Ausweg finden. Mittelfristig vermutlich mit, langfristig ohne uns Menschen...

    Das wird sie auch ohne Darwin ganz sicher und Pilze wird es noch geben wenn die Menschen schon lange von diesem schönen Planeten verschwunden sind...


    In diesem Sinne
    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Hallo,


    Andreas bemerkt zwar richtig: "Gesetz ist Gesetz", für mich ist die Artenschutzverordnung in diesem Zusammenhang aber eine Farce. Man braucht sich vielerorts nur als professioneller Sammler an die entsprechenden Behörden wenden und bekommt dann - gegen eine kleine Gebühr - die Erlaubnis Speisepilze auch in großen Mengen zu sammeln. Wo bleibt da der Schutzgedanke?


    In diesem Sinne
    Gerhard

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