Entoloma flocculosum??

  • Hallo,


    Klaas stellt hier


    http://www.pilzepilze.de/cgi-b…g.pl?noframes;read=229864


    einen Fund vor, den er als flocculosum bestimmt hat.



    Ich hätte ihn rusticoides genannt, aber beim Nachlesen im Ludwig ist mir selbst das Artkonzept recht unklar geworden.
    Wie viele gute Arten gibt es denn nach Eurer Auffassung in dem Komplex?


    Ich kenne leider nur rusticoides(?) und phaeocyathus von je einem Standort, so dass ich mir keine Meinung bilden kann.


    Grüße,




    Wolfgang

  • Servus Wolfgang,


    leider habe ich auch erst drei Kollektionen aus dem Artenkomplex und konnte mir noch keine Meinung bilden.


    Die von mir als E. phaeocyathus bestimmte Kollektion habe ich makroskopisch identisch auch schon ohne Zystiden gefunden. Klaas Teile sehen eher so aus wie die Kollektion, die ich als E. flocculosum angesprochen hatte (ziemlich derb und mit weit herabgezogenem Rand im Gegensatz zu den filigranen, aufschirmenden Kollektionen die habituell an E. incarnatofuscescens erinnern).


    Grüße


    Hias

  • Hallo,


    Wie Wolfgang würde ich den Fund zu Entoloma rusticoides stellen. Dies ist die einzige Art aus dem Formenkreis mit mehreren Pigmenttypen (der Finder spricht von inkrustierendem und intrazellulärem Pigment und ich glaube es auch so auf dem Hutpräparat zu erkennen).
    Was den Lamellenansatz angeht, so variiert er bei allen diesen Art sehr stark von leicht herablaufend bis extrem herablaufend. Beispielsweise hatten wir im Oktober im Depot eine Kollektion von E. rusticoides mit kaum herablaufendenden Lamellen. Nicht weit entfernt standen andere rusticoides-Fruchtkörper mit weit herablaufenden Lamellen, die sich sonst weder makro- noch mikroskopisch unterschieden.
    Erhard Ludwig hat nicht ganz unrecht wenn er E. flocculosum zu E.phaeocyathus stellt. Die beiden "Arten" sind mikroskopisch kaum zu unterscheiden. Letztendlich muss hier eine molekularbiologische Untersuchung Klarheit schaffen.
    Gruß Gerhard

  • Hallo,


    Da Hias die Sporengröße ins Spiel bringt hierzu noch einige Anmerkungen:
    Sporen mit nur 7,5 um passen überhaupt nicht zu den drei genannten Arten. Das sollte man weiter verfolgen.
    Die Sporengröße um 10 um wie bei dem Fund von Rudi, Klaas usw ist dagegen typisch für die Gruppe.
    Einmal fand ich E. phaeocyathus mit Sporen von 8-13,5 x 8-12 um, also deutlich größer als alle anderen Funde. Da auch in anderen Kollektionen vereinzelt zweisporige Basidien zu finden sind, habe ich dafür keine Erklärung.
    Wie das Bild zeigt sind sonst keine Unterschiede festzustellen.



    Gruß Gerhard

  • Hallo,


    man könnte schon den Eindruck gewinnen, dass es in diesem Formenkreis mindestens zwei makroskopisch klar trennbare Arten gibt. Die kurzstieligen +/- halbrunden in den Boden gerammten "Schraubenköpfe" mit einer Delle oben drin (wie die vom Rudi oder Ulmer PIlflora Endere S. 290) und die gracilen, langstieligen, völlig aufschirmenden Pilzchen, wie Ludwig sie in der Kollektion 94.16A gemalt hat oder wie ich sie im Beitrag weiter oben verlinkt habe.


    Grüße


    Hias

  • Hallo Gerhard,


    soo klein waren die Sporen nun auch wieder nicht. Ich hatte die Kollektion in diesem Thread hier schon verlinkt, aber ich kann natürlich auch direkt noch Fotos einstellen.


    Die Beschreibung dazu:


    Funddaten: 20.09.2011; MTB 7735-4-3-2, 490 m; D - By - München, Fröttmaninger Heide (Magerwiese auf Kalkschotter, von Schafen beweidet), auf nackter Erde; gesellig (3 Fk) verges. mit Conocybe brachypodii (?);
    Hut: bis 1,6 cm breit, genabelt, omphaloid, am Nabel schuppig-rissig, sonst mit feinen Faserschüppchen bedeckt, diese etwas silbrig, nur am Rand oder fast bis zum Scheitel sehr schwach durchscheinend gerieft, dunkelbraun; nicht hygrophan; Stiel: bis 1,6 x 0,15 cm, von oben nach unten leicht verschmälert, basal nicht verdickt, voll, +/- glatt, höchstens schwach bereift, aber eher dreckig, hutfarben, ohne Blautöne; Lamellen: gerade und breit angewachsen bis herablaufend (habituell herablaufend), entfernt (ca. 15 erreichen den Stiel), ziemlich dunkel graubraun, kartonbraun; Fleisch: dünn, wässrig dunkelbraun; Geruch: unauffällig, vielleicht ganz schwach nach Mehl; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Cutis, Zellbreite ca. 2-10, mit keuligen, bis 26 breiten Endzellen (50x18 ); keine Schnallen gesehen; Pigment grob quergestreift inkrustierend, dunkelbraun; Lamellenschneide: steril oder heterogen, Cheilozystiden keulig-blasig bisw. schwach artikuliert, 24x12, 26x12, 25x8, 32x14, ohne Schnallen; Basidien: 4-sporig, 38x10, 37x10, ohne Schnallen; Sporen: subisodiametrisch, mit 5-7 schwach ausgeprägten Ecke, oft fast rundlich, Maße: 7,6 x 6,5 (7-8,5 x 6-7,5), Q=1,17 (1,13-1,25);






    Ich denke schon, dass es sich um den Pilz handelt, den Ludwig auf Tafel 94.16A darstellt. Er sieht aber völlig anders aus als die vom Rudi und wie diese hier, die ich auch in Fröttmaning gefunden habe:



    Und bei dieser Kollektion waren eben auch die Sporenmaße ganz anders:


    Funddaten: 07.11.2009; MTB 7735-4-3-2, 490 m; München, Fröttmaninger Heide; auf nacktem Boden; gesellig (3 Fk), verges. mit O. pyxidata und O. rickenii; Hut: bis 1,3 cm breit, gewölbt und nur minimal genabelt, Oberfläche etwas filzig, bei einem Fk deutlich flockig-feinschuppig, sonst eher samtig, im Zentrum etwas körnelig, rau, schokobraun, völlig ungerieft; schwach hygrophan (beim Abtrocknen etwas ausblassend); Stiel: 4-6 x 1,5 mm, zylindrisch, nicht ganz glatt, rauh wirkend, aber nicht auffallend bereift, matt, schokobraun (hutfarben); Lamellen: herablaufend (aber nicht bogig, sondern ziemlich gerade, verkehrt konisch), entfernt (ca. 13-16 erreichen den Stiel), ziemlich dick und sehr breit, untermischt und zu Anastomosen neigend, braun, dunkel kartonbraun (heller als der Hut); Schneiden gleichfarbig und glatt; Fleisch: im Hut- und Stielkern schmutzig cremegrau, in der Stielrinde und über den Lamellen wässrig braun; Geruch: im Schnitt minimal mehlig; Geschmack: neutral; HDS: Trichoderm, ziemlich chaotische Struktur, mit vorwiegend keuligen, bis zu 25 breiten Endzellen, Pigment deutlich inkrustierend, an dünneren Zellen in der Subcutis auch quergestreift; Schnallen fehlend; Huttrama: aus +/- parallelen, inkrustierten, ca. 85-280 langen Zellen; Cheilozystiden: vorhanden (Schneide heterogen), polymorph, meist zylindrisch wellig, auch spindelig, oft bauchig und apikal verschlankt, z.B. 35x9, 30x7,5, 30x6, 33x10; Stieltrama: -; Basidien: 4-sporig; Sporen: mit 5-6 eher schwach ausgeprägten Ecken, subisodiametrisch, 10,1 x 8,7 (9,5-11 x 7,5-10), Q=1,17 (1,05-1,25), 20 Sp. gemessen; Bestimmung: Entoloma flocculosum (Bres.) Pacioni; gemäß Pilzkompendium so bestimmt (Ludwig synonymisiert phaeocyathum mit flocculosum)


    Grüße


    Hias

  • Hallo Hias,


    Das untere Bild und die zugehörige Beschreibung passen perfekt zu dem was man heute als Entoloma flocculosum bezeichnet.
    Das andere Bild und die Details machen mich aber sehr nachdenklich. Sollte es wirklich so sein dass die Sporen der Arten in dieser Gruppe so stark streuen?
    Dein Fund 7-8,5 x 6-7,5 (könnte anhand der Pigmentierung auch E. rusticoides sein), normalerweise alle drei Arten mit Sporen von 8-10 (-11)x 7-9 und mein oben geposteter Fund mit einer Sporengröße von 8-13,5 x 8-12.
    ???


    Gruß Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    man müsste sich mal die Arbeit machen und alle Fotos/Funde dieses Komplexes vergleichen. Ich habe mal ein bisschen in der Literatur geblättert, da tauchen schon sehr unterschiedliche Pilze mit demselben Namen auf. Was die Sporenstreuung betrifft, scheint es Probleme mit eingestreuten 2-sporigen Basidien zu geben, denn allein schon die Maße deines Fundes 8-13 deuten ja auf eine große Bandbreite hin. In der Originalbeschreibung von E. flocculosum sind gar nur 6-8 µm Durchmesser angegeben. Mir feht da leider noch der Überblick. Aber eines dürfte klar sein: Die Funde von Rudi und mir (zweite Kollektion mit großen Sporen) sind mit Sicherheit dieselbe Art (gleiche Sporenmaße, dieselben septierten Zystiden und makroskopisch gleich), während meine erste Kollektion mit den kleinen Sporen etwas anderes ist.


    Grüße


    Hias

  • Hallo Hias,


    Bei der Kollektion mit den relativ großen Sporen fand ich - wie in fast allen Kollektionen aus diesem Komplex - auch nur ganz vereinzelt 2-sporige Basidien. Es gab also diesbezüglich keinen signifikanten Unterschied.


    Grüße
    Gerhard

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