Bitte um Hilfe beim Einstieg in die Pilz-Thematik

  • Hallo zusammen,

    ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen kann.

    Mein Hintergrund:
    Ich bin Jäger - ich wurde Jäger, da ich viel im Wald unterwegs war, mir aber blöd vorgekommen bin, da ich keine Ahnung von Pflanzen und Tiere hatte.

    So "aus dem Buch heraus" konnte ich mir vieles weder merken noch bin ich selbstdiszipliniert genug, das zu lernen, da ich immer das Gefühl hatte, ich kann es ja nachlesen.

    Die Jagdausbildung hat mir einen strukturierten Weg gegeben einen überdurchschnittlichen Einblick in unsere Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten. Darüber habe ich mich mehr oder minder selbst gezwungen, das alles zu lernen (was mir unheimlich leicht fiel, da ich sehr großes Interesse hatte).

    Nun zum eigentlichen:
    Nun steh ich noch öfter als vor dem Jagdschein im Wald - sehe ständig Pilze und komm mir mal wieder dumm vor, da ich keine Ahnung habe, was ich da sehe. Und wieder geht es mir so, daß ich zwar Bestimmungsbücher usw. habe, mir aber eine Struktur fehlt, so in das Thema einzusteigen, daß ich "am Ende" wirklich ein fundiertes Basis-Wissen über Pilze haben.

    Welchen Weg empfehlt ihr?
    Gibt es Schulen / Kurse, die ihr empfehlen könnt? (Raum Landsberg am Lech)
    Welche Literatur hat wirklich "Hand und Fuß"?

    Mein Ziel wäre, dass ich mich anfänglich soweit auskenne, die wohl häufigsten und bekanntesten Pilze bestimmen zu können - ein späteres Ziel wäre ggf. die Ausbildung zum PSV zu machen.

    Danke im Voraus für Tipps und Hinweise
    Grüße
    Roland

  • Hallo Roland,

    erstmal solltest Du vom Ziel Abstand nehmen, Pilze bis auf Art-Ebene zu bestimmen, und Dich auf die Gattungsmerkmale konzentrieren. Arten gibt es einfach zu viele, und immer dickere Bilderbücher sorgen da für immer mehr Verwirrung.

    Das in der Praxis anzuwenden, geht m.E. nur auf geführten Pilzexkursionen, egal ob im örtlichen Verein oder bei einem Kursanbieter.

    Gruß,

    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    vielen Dank für Deine Antwort. Danke auch für den Hinweis "Art-Ebene" - denn das ist tatsächlich sehr umfangreich und etwas demotivierend, da man den Eindruck hat, keinen Fortschritt zu machen. Ich mach mich mal schlau in Sachen "örtliche Vereine"

    Grüße und Danke
    Roland

  • Hi Roland,

    nochmal ich 😁

    wenn Du auch aus Büchern lernen kannst, kannst Du Dir Rita Lüder : Grundkurs Pilzbestimmung zu Weihnachten wünschen.

    Das Buch will aber auch gelesen werden, von Seite 1 an. Bei den vielen Bilderbüchern ist man schnell verführt, nur die Seite mit dem vermeindlich "richtigen" Pilz aufzuschlagen - dabei lernt man nix.


    Wolfgang

    P.S.: viele Vereine findest Du hier:

    Pilzvereine und -schulen finden / DGfM

  • Hallo Roland,
    ich habe niemals einen Kurs besucht und niemals an einer Führung teilgenommen.
    Wenn ich durch den Wald gehe, kann ich trotzdem eine merkliche Anzahl der Pilze, die ich sehe, bestimmen.
    Zumindest so weit, dass ich "ungefähr" sagen kann, wo die hingehören.
    Ich bin Jahrgang 1961. Als ich anfing Pilze zu sammeln gab es zum Beispiel eine Art, die sich Hallimasch nannte.
    Heute ist das eine Gattung mit 30 Arten von denen 5 in Europa vorkommen.
    Ich empfehle Dir: Setze dir überschaubare Ziele.
    Ich gebe ein paar Beispiele:
    Schau Dir als erstes die verschiedenen Arten des Hymenophors an und versuche die im Feld eindeutig zuzuordnen.
    Das Hymenophor ist der Bereich, in dem die Sporen gebildet werden.
    Wenn Du zum Beispiel sicher Leisten von Lamellen unterscheiden kannst, bist Du kompetenter als die Pilzsammler, die falsche nicht von echten Pfifferlingen unterscheiden können.
    Es gab ja auch schon Menschen die Pfifferlinge mit bei Verzehr lebensgefährlich giftigen Schleierlingen verwechselt haben.
    Man sollte sich immer wieder Fruchtkörper ansehen.
    Dadurch lernt man, dass alle Merkmale, die man zur Bestimmung nutzt, eine Variationsbreite haben.
    Ich fand schon falsche Pfifferlinge mit irgendwie verkrüppelten Lamellen.
    Das sieht immer noch anders aus als Leisten, bei flüchtigem Hinsehen kann man da aber in die Irre gehen.
    Dann prüft man die anderen Merkmale: Falsche Pfifferlinge sind elastisch, echte brüchig.
    Falsche wachsen auf eventuell vergrabenem Holz, echte auf dem Boden etc.
    Wenn Du Dir da sicher bist, schlage ich folgendes vor:
    Lerne Sprödblättler eindeutig als solche zu identifizieren.
    Das entscheidende Merkmal sind nicht die spröden Blätter, sondern der glatt brechende Stiel.
    Der Stiel bricht glatt, weil diese Pilze kugelförmige Zellen haben.
    Für Wulstlinge gibt es keine solch einfachen Merkmale. Bei denen bricht der Stiel faserig.
    Da solltest Du immerhin einen auf Artebene bestimmen können.
    Den gelben Knollenblätterpilz. Der fällt vor allem durch den impertinenten Geruch nach keimenden Kartoffeln auf.
    Diese Art zählt bei mir zu den am häufigsten vorkommenden Pilzarten überhaupt.
    Nur gibt es den bei mir ausschließlich in der weißen Variante.
    Zur Bestimmung liest man sich beim ersten Mal die Beschreibung der Merkmale aus einem "Bilderbuch" durch.
    Bei uns gibt es viele Menschen, die die gelben für weiße Knollenblätterpilze halten.
    Früher gab es nur Pilzbücher, die Beschreibungen und Bilder für ca. 100 Arten enthielten, von denen in meinem Revier nur die Hälfte vorkamen.
    Ohne eines der verachteten "Bilderbücher" mit 1000 Arten wirst Du nicht voran kommen.
    Wie war noch der alte Scherz, was wer wissen muss:
    Der Student muss alles wissen.
    Der Assistent muss wissen, wo alles steht.
    Der Professor muss wissen, wo sein Assistent ist.
    Wenn man erst Mal weiß, wo was im Bilderbuch steht, kann man damit auch Pilze bestimmen.

    Gruß,
    Marcel

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank euch allen für die Rückmeldungn.

    @Ralf - ich komme aus Landsberg am Lech - vielleicht kennst Du dort jemanden?

    Wolfgang - Danke für den Buch-Tipp - das werde ich mir selbst schenken :)

    MarcelWeymann - Danke dass Du mir den Weg beschrieben hast, den Du gegangen bist.

    Bei mir ist es so eine Art Mischung - ich kann schon aus Büchern lernen, tu mir aber leichter, wenn das in einem gewissen Rahmen und am besten mit einer Prüfung am Ende geschieht. Aktuell fehlt mir einfach das Vokabular, sozusagen zunächst die Haupt-Merkmale auf die es zu achten gilt - die Details kommen dann ja im Rahmen des Lernens.

    Basierend auf all euren Rückmeldungen werd ich mich mal schlauch machen, welche Angebote es im Raum Landsberg gibt (vielleicht kennt Ralf) jemanden und dann hol ich mir noch das Buch, das Wolfgang empfohlen hat.

    Gibt es denn bei Kursen eine Art "Qualitättsmerkmal" ich seh im Internet zahlreiche "Experten" die Kurse anbieten - aber irgendwie trau ich dem braten nicht.

    Grüße und nochmals vielen Dank euch allen
    Roland

  • Gibt es denn bei Kursen eine Art "Qualitätsmerkmal" ich seh im Internet zahlreiche "Experten" die Kurse anbieten - aber irgendwie trau ich dem braten nicht.

    Hallo Roland,

    für das einfache und gehobene Anfänger-Niveau gib es schon viele Personen, die in der Lage sind, das erforderliche Wissen zu vermitteln. Am Ende ist es kein Hexenwerk.

    Aber es ist schon so, dass derzeit die Nachfrage höher ist als das Angebot, und dadurch drängen Anbieter auf den Markt, die nur das schnelle Geld im Blick haben. Insofern ist die Qualität derzeit oft indirekt proportional zum Preis. Wenn eine 3-Stunden-Wanderung 49 Euro kosten soll, und es einen "Black Friday"- 30%-Rabatt darauf gibt, solltest Du m.E. die Finger davon lassen.

    Sprich' doch mal mit den Kollegen vom Pilzverein Augsburg https://pilzeaugsburg.de/ welche Angebote in Deiner Region zu empfehlen sind. Für die aktuelle Saison ist es aber vermutlich weitgehend zu spät.

    Grüße,

    Wolfgang

  • Hi Wolfgang,

    Danke für den Link - da mach ich mich mal schlau.

    Das mit den Angeboten empfinde ich auch so - ich "glaube" den Angeboten einfach nicht, da jeder, der irgendeinen Pilz kennt, sich berufen fühlt, andere zu "unterrichten" - kenne das aus anderen Branchen auch und es ist super anstrengend, sich durch diese "Angebote" zu wühlen, denn leider sind die seriösen nicht so bewandert im "Geld machen" und bewerben entsprechen nicht ihre Kurse so aggresiv - somit treten sie kaum in Erscheinung.

    Grüße und nochmals Danke
    Roland

  • Hallo Roland,

    Bei den Pilzfreunden Augsburg bist Du schon mal gut aufgehoben.

    in Landsberg gibt es z.B. die Regine Rößler, sie ist PSV der DGfM

    Kennst Du schon die Suchfunktion nach PSV auf dieser Webseite?

    Pilzsachverständige finden / DGfM

    Du kannst aber auch nach Pilz Coaches suchen, für einen Einsteigerschulung können die Kollegen auch hilfreich sein. Zertifiziert sind beide Gruppen.

    PilzCoaches finden / DGfM

    Viele Grüße und viel Spaß beim Einstieg in ein wundervolles Hobby.

    Ralf

  • Hallo Roland,
    wie schon von Wolfgang bemerkt, ist die Saison für Pilzexkursionen eigentlich vorbei.
    Es gibt zwar einzelne Exkursionen für Winterpilze, aber die Erfahrung zeigt, dass die Anzahl der gefundenen Pilzarten dabei im Vergleich zu anderen Jahreszeiten eher gering ist.
    Nicht, dass das uninteressant wäre, aber als Einstieg in die Pilzkunde vielleicht nur bedingt geeignet.
    Ich betreibe seit 50 Jahren Laufsport. Ich laufe pro Woche ca. 45km, das meiste davon im Wald auf wechselnden Strecken.
    Dabei schaue ich immer auch auf die Pilze. Ich habe darum einen recht guten Überblick über das Pilzvorkommen zu allen Jahreszeiten.
    Wenn irgendjemand einen Termin für eine Exkursion ansetzt, kann es ihm auch zur "besten Pilzzeit" passieren, dass das Angebot an Pilzarten sehr überschaubar ist.

    Ich möchte Dich auf die Angebote der örtlichen Volkshochschulen hinweisen.
    Auch die VHS Landsberg bietet Pilzkurse an.
    Kürzlich sah ich beim Waldlauf die Teilnehmer der Pilzexkursion der VHS Kaiserslautern.
    Ich weiß, dass der Kurs zweiteilig angelegt ist:
    Ein Wochenende macht er Theorie. Nachdem sich das gesetzt hat, ist am nächsten Wochenende Exkursion angesagt.
    Ein Teilnehmer meines Lauftreffs war vor einiger Zeit für den Kurs angemeldet.
    Leider fiel das in die Corona-Zeit und der Kurs fand nicht wie geplant statt.
    Das einzige Problem dieses Kurses ist, dass die Kursteilnehmer auch Kochtipps haben wollen und der Kursleiter selbst nicht kocht.
    Gruß,
    Marcel

  • Hallo zusammen,

    @Ralf
    Danke für die Links - da guck ich mal was hier in der Nähe geboten ist und kontaktiere bei Gelegenheit mal Frau Rößler.

    @Marcel

    Danke für den Hinweis mit der VHS hier hatte ich schon länger nicht mehr nachgeschaut, glaub da ich öfters nichts gefunden hatte, hab ichs dann irgendwann bleiben lassen. Aber ich schaue gerne nochmals nach.

    Das mit dem Kochen interessiert mich vorerst nichts - hab im Rahmen der Jagd ausreichend Kontakt mit dem Thema Kochen.

    Grüße und nochmals Danke an alle
    Roland

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!