Rötling?

  • Am 08.11.2011 habe ich am Münchner Rangierbahnhof
    bei Birken für mich sehr rätselhafte Pilze gefunden.


    Ich halte sie für Entolomen:


    Hutdurchmesser um die 2 cm, mit spitzem Buckel, graubraun, samtig.


    Lamellen hell, wellig, ausgebuchtet mit Zähnchen


    Stiel ca. 4-6 cm lang, dünn, seidig-rillig, apikal weißlich bereift, Stielende
    etwas verdickt und weißlich


    Sporen eckig 9-9,5 x 6-6,5 µ (ohne den rel. langen Apiculus)


    Spp hell rosabraun


    Cystiden: Chz zylindrisch-kopfig doch variabel in Größe und Form und einige
    wenige mit Halo, viele mit Auflagerungen
    ("Schleim")


    Pleurozystiden und Stielzystiden habe ich nicht gefunden.


    In der Huttrama Schnallen




    Bei E.Ludwig fand ich nur zwei Entoloma mit Auflagerungen an den Cystiden,
    nämlich tibiicystidiatum und conocybecystis (Bd.2 Nr. 94.59 und 94.160).


    Für tibiicystidiatum passt aber die Sporenform nicht und für conocybecystis
    sind die kopfigen Cystiden zu wenig ausgeprägt und die Schleimhülle sah ich nur
    bei wenigen (vielleicht sind die Auflagerungen eingetrocknete Schleimhüllen?).
    Außerdem wären die Funde ziemliche Seltenheiten.




    Von der Sporenform habe ich auch noch an eckigsporige Risspilze gedacht, aber
    die Spp-farbe, die nicht sichtbaren Höcker der Sporen und die Auflagerungen in
    Nicht-Kristallform haben mich von dieser Richtung wieder abgebracht.




    So weiß ich also nicht recht wofür ich die Pilzchen halten soll. Vielleicht
    liege ich mit meinen Bestimmungsversuchen überhaupt ganz verkehrt.




    Das Biotop "Rangierbahnhof" ist die Rückseite des bei Errichtung des
    Rangierbahnhofs aufgeschütteten Kieswalls. Dort sind wild Birken, Pappeln,
    Sanddorn, Wintergrün, gelegentlich auch Fichten aufgewachsen. Ich hab dort auch
    Pappelrauhfüße, Birkengürtelfuß (C.bivelus) und Psathyrella spadicea gefunden.


    Grüße
    Günter

  • Hallo Gerhard,


    sind Dir Gelkappen an den Zystiden schon bei anderen Entoloma-Arten begegnet? Ich kenne das nur aus anderen Gattungen.


    Eine taxonomische Bedeutung haben sie aber nicht, oder? Im vorliegenden Fall besteht an hebes ja kaum ein Zweifel, auch wenn für diese Art nach meiner Lit. keine Gelkappen beschrieben sind.


    Grüße,



    Wolfgang

  • Hallo,
    danke für die Antworten von Gerhard Woelfel und Wolfgang Prüfert.
    Eine Nachfrage dazu hätte ich noch:
    Ist das von Gerhard Prüfert gesetzte Fragezeichen nach der taxonomischen Bedeutung der von mir festgestellten Gelkappen/Auflagerungen/Halos nur rhetorischer Art?
    Bzw. warum ist eine taxonomische Bedeutung auszuschließen?
    Viele Grüße
    Günter

  • Hallo Günter,


    meine Nachfrage war nur teilweise rhetorisch.


    Einerseits sind Zystiden oft (immer?)Ausscheidungs- bzw. Drüsenzellen, auch wenn es uns Mykologen nicht immer vergönnt ist, den Zellen "bei der Arbeit zusehen" zu können. Weiterhin wurden viele Entolomen nur als Trockenmaterial untersucht, wobei solche eher flüchtigen Details leicht verloren gehen.


    Andererseits sind mir Gelkappen bei Entoloma auch in Frischmaterial noch fast nie untergekommen, und das Merkmal wird in anderen Gattungen durchaus als taxonomisch relevantes Trennmerkmal verwendet. Warum nicht auch in Entoloma? Warum sollten sich nicht auch unter dem Artnamen "hebes" mehrere biologische Arten verstecken, die sich möglicherweise auch an diesem Merkmal erkennen ließen? Diese völlig wilde Mutmaßung ließe sich nur mit genetischen Untersuchungen und dem Vergleich der Sequenzen mit dem Typus und anderen hebes-Proben belegen bzw. widerlegen.


    Da ansonsten bisher alles (ökologisch, makroskopisch, mikroskopisch) zu hebes passt, dürfte man die Abweichung höchstens als Varietät beschreiben. Ebenso wahrscheinlich ist es, dass bei dieser Kollektion von hebes die Zystiden zufällig besonders viel Ausscheidungen produziert haben, die sich dadurch als sichtbare Gelkappe abgesetzt haben. Bis auf weiteres ist es sicher sinnvoll, den Fund als "cf. hebes" abzulegen und auf die Besonderheit hinzuweisen.


    Vielleicht melden sich dennoch auch noch Gerhard oder Machiel, die so viele Entolomen untersucht haben, und vielleicht schon öfter als ich dieses Phänomen beobachten konnten?



    Wolfgang

  • Hallo,


    Meiner Erfahrung nach treten solche Schleimkappen sehr selten auf.
    Ob sie taxonomische Bedeutung besitzen kann ich nicht sicher verneinen, bin aber selbst der Überzeugung, dass sie wohl nur durch extreme Wachstumsbedingungen - wie beispielsweise auch die Sklerobasidien - hervorgerufen werden.


    Gruss Gerhard

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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