Entoloma sarcitum (???)

  • Hallo zusammen,


    auf Anregung von Gerhard stelle ich eine Kollektion vom September 2011 zur Diskussion.


    Mit den Schlüsseln von Gröger und FE5a komme ich zu Entoloma sarcitum. Im letzten Schlüsselpaar in FE5a ist E. farinasprellum erwähnt, die als schmächtiger und mit kürzeren, weniger gestreckten Sporen beschrieben wird.


    Da E. sarcitum sehr selten sein soll und ich sie noch nie gesehen habe, kann es natürlich sein, dass ich falsch liege und irgendwo einen Fehler reingebracht habe. Bemerkenswert ist außerdem der relativ banale Standort der Pilze, im Eschenwald mit eingestreuten Fichten/Tannen an eher stickstoffreicher Stelle in Gesellschaft von E. pleopodium und diverser Conocybe- und Pholiotina-Arten.


    Hier die Fotos:





    Makroskopische und mikroskopische Beschreibung:

    Hut: bis 3,4 cm breit, Leptonia-Habitus, schwach genabelt, trocken, matt, ziemlich glatt wirkend, aber in der Hutmitte rau und bei jungen Fk deutlich filzig-schuppig (beim letzten Foto ganz gut zu sehen), bis zum Scheitel gerieft, olivbraun, bei jungen Fk in der Mitte dunkelbraun; hygrophan;


    Stiel: bis 4 x 0,8, meist breitgedrückt und mit Längsfurche, auffallend breit, brüchig, hohl, olivgrau, schwach faserig, fast glatt, basal weißfilzig;


    Lamellen: schwach aufsteigend bis gerade und breit angewachsen, mäßig gedrängt, am Grund bisw. mit Anastomosen, jung graubeige, alt mit minimalem Rosastich;


    Fleisch: wässrig grau, im Stiel cremegrau;


    Geruch: im Schnitt deutlich mehlig-gurkig;


    Mikromerkmale vom Exsikkat:


    HDS: Cutis, Zellbreite bis 15, ohne leptonioide Körnchen, Endzellen in Scheitelnähe bis 20,21 [30]; Pigment intrazellulär diffus, blass bräunlich; Schnallen reichlich vorhanden;


    Lamellenschneide: fertil;


    Basidien: 4-sporig, zahlreiche 2-sporige eingestreut, mit Schnallen; LTr. eher lang septiert;


    Sporen: auffallend gestreckt und vieleckig-knotig, mit 7-9 Ecken, Maße: 10,4 x 6,0 (9-11,5 x 5,5-6,5), Q=1,72 (1,50-2,00), 20 Sp. gemessen;


    Mikrofotos:


    HDS:



    Sporen:




    Angaben zum Fundort:


    MTB 8135-4-1-3, 720 m
    D – By - Dietramszell, Zeller Wald südlich Trischberg, am linken Wegrand Richtung Maria Elend, im (absterbenden) Eschenwald (mit eingestreuten Fichten und Tannen), unter gelbem Springkraut- und Taubnesselverhau, terrestrisch, auf nackter Erde; gesellig (6 Fk); verges. mit E. lanicum und E. pleopodium, sowie diversen Conocybe- und Pholiotina-Arten;


    Bin gespannt auf eure Meinung. Herbarmaterial ist vorhanden.
    Hier noch der
    Link zu meiner Entoloma-Seite, wo eine Auswahl meiner Funde dokumentiert ist.
    Beste Grüße


    Matthias

  • Hallo Matthias,


    Der Fund scheint mir gleich
    in verschiedener Hinsicht interessant zu sein. Es stellt sich nicht nur die
    Frage was Du da gefunden hast, sondern auch was Fries mit Agaricus sarcitus
    meinte.


    Seit seiner Zeit gibt es nur ganz wenig neuere Funde anhand derer Machiel versuchte die Art zu deuten. Doch
    es gibt Widersprüche:


    So bezeichnet Fries den Hut als fuchsig (fuligineus) und komplett durchscheinend gestreift (radiato-striato
    uniformi) während in den Fungi Europaei 5 der Hut als dunkel sepiabraun und
    höchstens am Rande durchscheinend gestreift beschrieben wird. Auch die
    braunrosa Lamellen passen nicht zur Fries´schen Beschreibung.


    Anhand Deiner Beschreibung –auch in Hinblick auf die Hutmitte - könnte es
    sich um die Art, die Fries meinte, handeln.


    Zur Beschreibung in FE5 gibt es noch weitere Unterschiede. So erwähnst Du einen deutlichen
    mehlig-gurkenartigen Geruch (nicht geruchlos) und Lamellen mit Graustich (nicht
    braun).


    Mikroskopisch gibt es kaum nennenswerte Unterschiede. Die Variabilität der Sporen ist bei deinem Fund
    nicht ganz so extrem wie in FE5 beschrieben, das würde ich aber nicht überbewerten.


    Auf einen Punkt sollte man bei Sporen mit einem Quotienten von 2 und größer aber achten:
    Bei der Bearbeitung des Materials, das wir später als Entoloma venustum neu beschrieben haben, gab
    Felix einen Quotienten bis zu 2,50 an! Da schrillten bei mir alle Alarmglocken.
    Anhand guter Mikrofotos konnte ich schon vor der eigentlichen Untersuchung des
    Materials feststellen das die Sporen am keimen waren. Dazu habe ich ein Bild
    angehängt. Man erkennt dies durch die relativ dünnwandige Ausprägung des Endes,
    das dem Appendix gegenüberliegt.

    Nachdem wir diese Sporen aus der Messung genommen haben, ergaben sich plötzlich völlig normale Werte.


    Bin schon gespannt was Machiel dazu meint.


    Gruß
    Gerhard


  • Hallo Hias,


    ich kenne sarcitum nicht und kann daher nichts zur Bestimmung beitragen. Ich freue mich aber über so einen Anlass, sich mit einzelnen Arten zu beschäftigen, und habe schon gestern fleißig FE und ÖZP gelesen.


    Was mich verwundert hat, war dass sarcitum zusammen mit neglectum in Subgen. Paraleptonia steht. Von anderen Untergattungen habe ich so ein "Bauchgefühl". Die relative Nähe Deiner Art zu neglectum geht noch meiner Intuition entgegen - da brauche ich noch einen "missing Link" (oder sollte lieber mit dem Kopf als mit dem Bauch Pilze bestimmen).


    Was mich auch immer wieder erstaunt ist, wenn eine Art sowohl 5-eckige als auch ausgeprägt knotige Sporen haben kann. Gab es an Deiner Kollektion auch einzelne "normale"?



    Wolfgang

  • Hallo Hias


    E. sarcitum kenne ich leider nicht jedoch ist mir ein Fund des erwähnten E. farinasprellum durch Hans Bender bekannt.
    Funddatum: 26.10.06, NSG Brachter Wald (Depot) Wo auch sonst? Standort: Wiese auf sandigem Boden
    Begleitarten: Bovista nigrescens und E. sericeum



    Leider habe ich zwei Tage später nur noch ein halbwegs intaktes Exemplar gefunden. Mir ist noch der sehr starke Mehlgeruch
    in Erinnerung, der sehr ähnlich dem von E. sericeum war. Aus meinen spärlichen Fundaufzeichnungen geht hervor, das die
    Sporen sechseckig und ca. 10 µm lang waren, Durchschnittlicher Sporenquotient 1,3. Schnallen überall reichlich. Zystiden
    keine gesehen. HDS mit braunem intrzellulären Pigment und in der Mitte deutlich erweiterten Endzellen. Leptonoide Körnchen?
    Hans will mir das Exsikkat heraussuchen.


    LG Karl

  • Hallo,


    Vorausgesetzt das Phänomen der keimenden Sporen hat bei dem Fund nicht zugeschlagen - danach sieht es anhand der Mikrofotos nicht aus - können wir E. farinasprellum ausschließen. Diese Art hat nur schwach heterodiametrische Sporen die zudem einfach geformt (nicht eckig-knotig) sind.

    Gruß
    Gerhard

  • Hallo zusammen,


    es ist schon eine Zeit her, dass ich diese Kollektion mikroskopiert habe, aber soweit ich mich erinnere, waren die Sporen ziemlich einheitlich vieleckig-knotig und gestreckt. Auch weitere Mikrofotos zeigen dies. Unter 7 Ecken und einem Q-Wert von 1,50 war da kaum was zu finden.


    Beste Grüße


    Matthias

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