Kurzer Rückblick auf das Pilzsachverständigentreffen in Hornberg vom 12. April 2014

  • Zitat

    Wenn ein Präsidiumsmitglied nun äußert, dass man ein „unbefriedigendes
    Ausbildungssystem vorgefunden“ habe, muss es sich fragen lassen, warum
    die letzten zwei Jahre vom Präsidium nichts in dieser Richtung
    unternommen wurde.

    Die Diskussionen und Bemühungen, das System zu reformieren, und zwar unter Einbindung der Mitglieder, haben bis zum Entschluss, einen PSV-Ausschuss zu gründen, auf jeder Präsidiumssitzung einen ordentlichen Teil der verfügbaren Zeit eingenommen. Weiter oben habe ich bereits ausgeführt, dass es innerhalb des Präsidiums genau wie in der gesamten DGfM keinen Konsens zu den hier diskutierten Fragen gab. Soweit ich auf dem Gruppenbild aus Hornberg erkennen kann, war auch der kommissarische Nachfolger von Peter Specht auf dieser Veranstaltung und hat folglich die Resolution unterstützt. Nur ein möglichst über Deutschland breit gestreut mit Experten besetzter Ausschuss konnte hier Bewegung in das Thema bringen. Das hier überhaupt mit dem Nachdenken über Reformen begonnen wurde, ist das Verdienst des amtierenden Präsidiums.


    Was mir bei Durchsicht der Teilnehmer auch aufgefallen ist. Mindestens Sechs (also mehr als 10 % aller TN) waren ehemalige oder amtierende Präsidiumsmitglieder und haben dort teils als Organisatoren die Meinungsführerschaft übernommen.


    In dem Beitrag von Peter Reil fehlt mir leider nach wie vor eine Liste der Gegenargumente, die man den Proargumenten gegenüberstellen könnte.


    Zitat

    da wird vom Präsidium der DGfM ein Fachausschuss gegründet, von dem die meisten Mitglieder gar keine Kenntnis erhalten

    Vielleicht interessiert es die anderen Mitleser auch, dass der Verfasser dieser Zeilen m. W. vor der Gründung ebenfalls angesprochen wurde, ob er sich mit seinem reichen Erfahrungsschatz aktiv im PSV-Ausschuss einbringen möchte.


    Freundliche Grüße,


    Peter Karasch

  • Lieber Harald,


    als die Mitgliederversammlung der BMG im Sommer 2011 den Beschluss gefasst hat, eine eigenes 2-Stufensystem einzuführen, befand sich die DGfM in einem sehr kritischen Zustand, was schliesslich zur AoMV im März 2012 geführt hat. Bewegungen im PSV-Wesen der DGfM waren nicht erkennbar. Somit war der Beschluss mutig, aber logisch.


    Auch momentan gibt es Bewegungen, die diesen Zustand wohl gerne wieder einführen möchten.
    Ich hoffe sehr, dass nach der MV mit bewährten und neuen Kräften die erfolgreiche Arbeit der Neustrukturierung fortgesetzt werden kann.


    Es gehört ja nicht hier in diesen Thread, daher nur kurz meine Philosophie:
    Die DGfM hat mindestens fünf wesentliche Säulen, die im Interesse der Mitglieder sind:
    Mykologische Forschung
    Nachwuchsarbeit
    Naturschutz und Pilzkartierung
    PSV-Wesen
    Zeitschrift für Mykologie


    In drei von fünf Bereichen haben wir sehr große Fortschritte und Erfolge erzielt.
    Die anderen beiden Bereiche, darunter das PSV-Wesen können nach der MV ebenso erfolgreich entwickelt werden, wenn es die Mehrzahl der auf der MV anwesenden Mitglieder unterstützt.


    Also nun zu deiner Frage Harald:
    Würde die BMG in der DGfM ein stabiles 2-Stufensystem vorfinden, das den Vorstellungen der BMG-Mitglieder entspricht, dann könnte sie darüber nachdenken. Von diesem Zustand sind wir aber noch sehr weit entfernt.


    Einen schönen Abend wünscht,


    Peter

  • Hallo Peter,

    Zitat

    als die Mitgliederversammlung der BMG im Sommer 2011 den Beschluss gefasst hat, eine eigenes 2-Stufensystem einzuführen, befand sich die DGfM in einem sehr kritischen Zustand, was schliesslich zur AoMV im März 2012 geführt hat. Bewegungen im PSV-Wesen der DGfM waren nicht erkennbar. Somit war der Beschluss mutig, aber logisch.


    Auch momentan gibt es Bewegungen, die diesen Zustand wohl gerne wieder einführen möchten.
    Ich hoffe sehr, dass nach der MV mit bewährten und neuen Kräften die erfolgreiche Arbeit der Neustrukturierung fortgesetzt werden kann.


    bisher hat mich wirklich kein Argument für die Zweistufigkeit überzeugt, es geht doch darum Vergiftungen zu vermeiden. Bei der Korbkontrolle ist es eh egal ob es nun der eine oder andere ist der kontrolliert und bei Giftnotrufen muss man auch nicht immer pauschal mit dem Milroskop arbeiten. Was spricht gegen eine einheiltiche Grundversorgung von Pilzberater bzw. PSV?
    Wenn jedes Bundesland nun anfängt was eigenes anzubieten wird es nicht wirklich besser und schadet dem Gedanken der Pilzberatung.
    Hier in Nürnberg ist die Pilzabteilung der NHG nun über 100 Jahre alt und es gab nie einen Vergiftungsfall nach einer Beratung, manche PSV machen nur Korbkontrollen und manche untersuchen auch mokroskopisch, eine gesunde Mischung für die ich keine zwei Ausbildungdswege brauche,
    viele Grüsse
    Matthias

  • Guten Morgen Peter,


    vielen Dank für Deine Antwort. Jetzt weiß ich zumindest, wie es dazu kam, daß in Bayern ein eigener Pilzberater-BMG eingeführt wurde.


    Dazu noch folgende Anmerkungen bzw. Fragen:


    - Gibt es denn aus Bayern schon Erkenntnisse, ob sich durch die Einführung der PSV-Zweistufigkeit die Pilzberatung in der Fläche verbessert hat ?


    - Man sollte bedenken, daß auch von anderen inzwischen Pilzberater ausgebildet werden (z.B. mobile Pilzschule-Honstraß). Ich sehe da etwas die Gefahr, daß es auf eine Inflation von unterschiedlichen "Pilzberatern sensu lato" herauslaufen könnte. Die DGfM sollte ruhig so selbstbewußt sein, hier die "Marktführerschaft" übernehmen zu wollen. Ich fände es schön, wenn es unter dem Dach der DGfM ein einheitliches Ausbildungssystem gäbe, das gut qualifzierte PSV bzw. Pilzberater als "Topmarke der Pilzberatung" hervorbringt.


    - Ist denn eigentlich auch sichergestellt, daß alle potentiellen Pilzberater von der ratsuchenden Bevölkerung auch ohne große Schwierigkeiten gefunden werden können ? (beispielsweise DGfM-Liste im Internet, Listen der Verbraucherschutzstellen, Vergiftungszentralen). Gibt es Erkenntnisse, wie hoch die Quote der registrierten Berater ist ?


    Viele Grüße
    Harald

  • Hallo Harald,


    100 % d´accord.


    Ja, aus meiner Sicht hat gerade die starre und unbewegliche Haltung der DGfM in den letzten Jahren zu einer Inflation von "Pilzberatern s.l." geführt. Tanja hat es gesagt: "Der Bedarf ist da". Diesem ganz offensichtlich vorhandenem Bedarf hatte man sich in der DGfM weitestgehend verschlossen.
    Mit Argumenten, die zum übergroßen Teil im Verborgenen bleiben, jedenfalls hier nicht genannt werden.


    Diese Haltung hat genau zu dem geführt, was eigentlich verhindert werden sollte, eine Erosion an der "Pilzberaterfront" die sich zum großen Teil neben der DGfM entwickelt und etabliert hat. Das ist lange nicht in allen Bundesländern gleich so, aber es ist in unterschiedlichem Maße vorhanden.


    Dies führte hin bis zu absolut grotesken Formen, die darin gipfelten, dass sich die DGfM die Wortmarke "PSV" beim Patentamt als Warenzeichen hat schützen lassen. Man also zu Mitteln des gewerblichen Rechtsschutzes griff (dass die DGfM ein steuerbefreiter gemeinnnütziger Verein ist, hatte man dabei schlichtweg vergessen).


    Nun ist ja prinzipiell aus meiner Sicht nichts dagegen einzuwenden, dass es auch andere, ich nenne sie mal "Mitbewerber", in der Ausbildungsszene gibt. Aber besser wäre es aus meiner Sicht allemal, den offensichtlich vielfach vorhandenen Bedarf von unserer Gesellschaft weitestgehend abzudecken. Die DGfM kann da meiner Meinung nach nur profitieren.
    Gewinnung von Mitgliedern, "Marktführerschaft", wie Du es nennst und eben auch Meinungsführerschaft.


    Ändern kann man das nur, wenn man den Bedarf erkennt und offen über Möglichkeiten der Integration dieses Bedarfs in die Interessen der Gesellschaft diskutiert.
    Eine resolut vertretene Position (Resolution), die zum Ausdruck bringt,dass man sich jeglicher Argumentation lieber gleich verschließen möchte, bewirkt genau das Gegenteil.


    Ein ganz anderes Thema ist die leider deutlich gestiegene Zahl derjenigen PSV hoch DGfM, die sich von öffentlich einsehbaren Listen aus völlig unterschiedlichen Gründen streichen ließen, eben auch v. der Internetliste der DGfM.


    Beste Grüße - Peter

  • Hallo Harald,


    Zitat

    - Gibt es denn aus Bayern schon Erkenntnisse, ob sich durch die
    Einführung der PSV-Zweistufigkeit die Pilzberatung in der Fläche
    verbessert hat ?

    dafür ist die Ausbildung noch nicht lang genug etabliert.
    Was wir sagen können: es gibt Bedarf, denn wir haben ja 2013 bereits einen Kurs mit Pilzberatern bei Alfred Hussong in Landshut durchgeführt. Dieses jahr finden bereits zwei Kurse statt, einer in München und einer in Landshut.


    Zitat

    Ist denn eigentlich auch sichergestellt, daß alle potentiellen
    Pilzberater von der ratsuchenden Bevölkerung auch ohne große
    Schwierigkeiten gefunden werden können ?

    Es gibt ja neben der PSV-Liste auf der DGfM-Seite auch eine Liste aller Beratenden, die den Giftnotrufzentralen vorliegt und von diesen gepflegt wird. Dieses System funktioniert nach meinem Empfinden recht gut. Die Ratsuchenden werden an den nächst wohnenden bzw. erreichbaren geleitet.


    Ansonsten bin ich ebenfalls deiner Meinung.


    Beste Grüße, Peter

  • Zitat

    Hier in Nürnberg ist die Pilzabteilung der NHG nun über 100 Jahre alt
    und es gab nie einen Vergiftungsfall nach einer Beratung, manche PSV
    machen nur Korbkontrollen und manche untersuchen auch mokroskopisch,
    eine gesunde Mischung für die ich keine zwei Ausbildungdswege brauche,
    viele Grüsse
    Matthias

    Hallo Matthias,


    ich kann deine Meinung aufgrund deiner guten Erfahrungen aus Nürnberg sehr gut nachvollziehen.
    Genauso kann ich PSV aus Stuttgart und anderen südwestdeutschen Gegenden sehr gut verstehen, wenn sie sagen, das brauchen wir nicht. In solchen Gegenden würde das der "Markt" ganz von selbst regeln. Wo keine Nachfrage, da sinkt das Angebot.


    Eine Grundsatzfrage ist doch auch, warum soll man anderen Regionen etwas verweigern, nur weil man es selbst nicht braucht?


    Vielleicht magst du als alter Nürnberger den jüngeren PSV hoch DGfM mal erklären, warum die NHG seit JAHRZEHNTEN ein eigenes, DGfM-unabhängiges Ausbildungssystem hat.


    Einen schönen Sonntag wünscht der Peter

  • Hallo Peter,
    viel kann ich da nicht zu sagen, früher wurde wohl die Ausbiklund der NHG auch von der DGfM annerkannt bis es dann wohl irgendwelche Querelen zwischen verschiedenen Leuten gab. Da weis ich nicht Bescheid um was dazu sagen zu können.
    Die meisten NHG-Pilzberater haben oder hatten auch den DGfM-Ausweis und seit letztem Jahr nun auch den ersten der BMG.


    Ich denke nicht das man anderen Regionen was verwehrt da ja der jetzige DGfM-PSV ja nicht herabgestuft wird von der Ausbildung sondern nur umbenannt werden soll. Du glaubst doch nicht nur weil das Kind dann einen anderen Namen gegeben hat auf einmal in manchen Regionen dann deutlich mehr Anfänger die Prüfung machen als bisher,
    viele Grüsse
    Matthias

  • Hallo Mitleser,


    eine Aufstellung oder Statistik „ wieviele DGfM-PSVs es pro Jahr in einem bestimmten Zeitraum“ gab, ist nie veröffentlicht worden, auch in dem Artikel von Herrn Specht nicht. Und solche belastbare Zahlen braucht es, wenn man sie als Argument - für was auch immer - benutzen will.


    Wenn es beim momentanen PSV-System Schwachstellen gibt, so ist der erste Weg, das System zu analysieren, diese Schwachstellen aufzudecken und Möglichkeiten der Verbesserung, der Reorganisation oder Umstrukturierung des Systems zu suchen. Auf jeden Fall braucht es dafür eine schnelle und konkrete Handhabe – bevor das ganze System auseinanderbricht.


    In diesem Zusammenhang ist auch die Hornberger Resolution zu sehen. Teilbereiche, wie z. B. die Fortbildungsmöglichkeiten, deren Nachweise, eine eventuelle Umstellung auf ein Punktesystem, oder ähnliches sind Dinge, die nicht nur diskutiert, sondern verändert bzw. vereinfacht werden sollten.


    Die Lösung dieser Probleme ist mit einer Zweistufigkeit nicht zu beheben.


    Freundliche Grüße
    Peter Reil

  • Guten Abend zusammen,


    aufgedeckt werden sollten in einer Analyse nicht nur Schachstellen, sondern auch Qualitäten.

    Außerdem ist eine gründliche Analyse der bestehenden Situation dringend notwendig,um eine fundierte Diskussionsgrundlage für alle Interessierten zu geben. Die bisherige Diskussion hat gezeigt, dass Informationsdefizite bestehen.


    Vorschläge für Punkte einer solchen Analyse sind folgende:

    • Statistische Angaben zur PSV-Situation
    • Grundlegende Informationen zu Pilzcoach, PSV und Referent der DGfM
    • Zusammenstellung der "Dienstleistungen" von PSV, Pilzcoach, Referenten
    • Wer bildet im Namen der DGfM aus- und fort?
    • Wo wird im Namen der DGfM aus- und fortgebildet?
    • Informationen zur Quatlitätskontrolle
    • synoptische Zusammenstellung von ähnlichen Aus- und Fortbildungsprogrammen anderer Vereine / Verbände mit Informationen zur deren Vorgeschichte.

    Erst danach macht es Sinn, Bewertungen vorzunehmen, Entscheidungen über zukünftige Ziele und Inhalte zu fällen und bei Bedarf Veränderungen vorzunehmen und eventuell neue Konzepte zu entwickeln.


    Mit freundlichen Grüßen
    Heike Braun-Furtwängler


  • ...Teilbereiche, wie z. B. die Fortbildungsmöglichkeiten, deren Nachweise, eine eventuelle Umstellung auf ein Punktesystem, oder ähnliches sind Dinge, die nicht nur diskutiert, sondern verändert bzw. vereinfacht werden sollten.


    Die Lösung dieser Probleme ist mit einer Zweistufigkeit nicht zu beheben.

    Natürlich nicht! Das sind durchaus die Dinge, mit denen sich der Fachausschuss noch beschäftigen will, und das hat mit der Zweistufigkeit zunächst mal nichts zu tun, sondern das sind die nächsten Schritte, die zu begehen sind.


    Grüße
    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Auf jeden Fall braucht es dafür eine schnelle und konkrete Handhabe – bevor das ganze System auseinanderbricht.

    Hallo Peter,


    ich frage jetzt mal ganz sachlich, aber leider naiv, weil ich es nicht verstehe: Du schreibst zu obigem Satz, dass in diesem Zusammenhang mit Deinem hier genanntem Zitat die Hornberger Resolution zu sehen wäre.
    Die im Eingangsbeitrag aufgeschriebene Resolution kommt für mich rüber wie, "wir wollen nicht diskutieren, alles soll bleiben wie es ist". Jetzt schreibst Du davon, dass es auf jeden Fall einer Reorgansiation bedürfe und einer schnellen und konkreten Handhabe, bevor alles auseinanderbricht.


    Wenn ich die Initiative zur Einberufung des PSV - Ausschusses sehe und die zur MV angesetzte Mitgliederbefragung zum PSV-Wesen, dann ist das doch genau in diesem von Dir beschriebenem Sinn - oder verstehe ich Dich völlig miss?


    Beste Grüße - Peter

  • Zitat

    weil ich es nicht verstehe

    Dem Manne kann geholfen werden:


    Wir halten eine Zweistufigkeit der Pilzsachverständigen nicht für sinnvoll. Wir sind der Meinung, dass Prüfungs- und Fortbildungsordnung in der bestehenden Form so bleiben sollten. Sie sollten lediglich in marginalen Teilbereichen abgeändert werden.“
    (siehe Eingangsposting)


    Freundliche Grüße
    Peter Reil

  • Liebe Mitdiskutierer und Mitleser,


    als Mitglied des wahrscheinlich zukünftigen Fachausschusses PSV freue ich mich sehr über die hier ablaufende Diskussion. Vor allem dass auch von Seiten der Resolutionsunterzeichner Input vorhanden ist, empfinde ich als sehr positiv.


    Bevor ich aber nun zu einigen Punkten Stellung beziehen möchte, ein Punkt, der von Peter Reil angesprochen wurde, bzgl. des Fachausschusses per se:


    1.) Fachausschuss PSV und dessen Sprecher
    Aufgrund der derzeitigen Satzungslage kann ein Fachausschuss PSV nicht einfach so ins Leben gerufen werden. Ein Fachbeirat könnte wohl, aber das würde der Wichtigkeit des Themas nicht gerecht. Ein Fachausschuss ist weisungsbefugt, ein Fachbeirat hat nur beratende Funktion. Daher ist die offizielle Gründung des Fachausschusses PSV-Wesen abhängig von der Annahme des diesbezüglichen Satzungsentwurfes bei der Mitgliederversammlung am Samstag. Eigentlich kann erst dann ein Fachausschuss PSV offiziell ins Leben gerufen werden. Es kann daher auch noch keinen Sprecher des FA PSV geben. Es wurde dennoch - trotz inoffizielle Lage - von seitens der potentiellen FA-Mitgliedern wie auch von seitens des Präsidiums für wichtig angesehen, erste Vorbereitungen bereits VOR der Mitgliederversammlung in die Wege zu leiten, um dort dann, mit einem Vorlauf an Überlegungen von Seitens des FA als auch von seitens der Mitglieder, über das Thema diskutieren zu können. Diese Diskussion wiederum soll Basis der weiteren Arbeit des Fachausschusses sein.


    Und noch eine weitere Klarstellung, die vielleicht (so sehe ich es jedenfalls) nicht unbedingt genau so verstanden wurde:
    Der designierte Fachausschuss PSV-Wesen hat sich innerhalb seines Gremiums zwar nach Diskussion für eine Zweistufigkeit ausgesprochen. Das heißt aber weder, dass diese bereits feststeht, noch dass die Anforderungen für die beiden Stufen bereits definitiv festgelegt wären. Der FA möchte sich gerne die Argumente aller, Gegner wie Befürworter, anhören. Dazu dient sowohl die MV als auch die Diskussion im Forum hier. Beides wird aber auch wiederum NICHT zu einer direkten Entscheidung führen. Der designierte (und dann hoffentlich offizielle) FA wird auf Basis dieser Diskussionen ein konkretes Konzept entwickeln und vorstellen. Auch hier wird wiederum eine Diskussion stattfinden können, bevor der FA bzw. letztlich das Präsidium eine endgültige Entscheidung fällen wird.


    Meine Meinung nun zum Thema "Wie soll das Beratungswesen zukünftig aufgestellt sein":
    Zunächst ist es sicherlich hilfreich, zu analysieren, wie der derzeitige Stand des PSV-Wesens aussieht und wie der Bedarf einerseits und die Deckung des Bedarfs andererseits aussehen könnte. Insofern stimme ich Heike Braun-Furtwängler prinzipiell zu, allerdings halte ich manche geforderten Angaben wie "wer bildet aus und wo" in diesem Zusammenhang für nicht relevant (gleichwohl dies natürlich kein Geheimnis ist).
    Wie der Stand derzeit aussieht und was der Bedarf derzeit ist, das haben wir im FA versucht zu analysieren. Ich habe dies in Posting #22 Abs.3-4 versucht darzulegen. Was ich als selbstverständlich voraussetze ist, dass es auch bei einer Zweistufigkeit immer darum gehen wird, dass der DGfM-Pilzberater oder -sachverständige befähigt und angehalten ist, die Klientel für Pilze zu begeistern, Pilze als etwas in der Natur unersetzliches nahezubringen - und erst in zweiter Linie auf Essbarkeit bzw. Giftigkeit einzugehen. Aber über diese Schiene sind nun mal die meisten Leute überhaupt dazu zu bringen, sich etwas über Pilze anzuhören. Jedenfalls in meinem Wirkungsbereich.
    Ein Qualitätsstandard "DGfM-geprüft" sollte also IMMER mehr beinhalten als eine reine Korbsortiererei - egal ob vom Pilzberater oder vom Pilzsachverständigen.
    Ich habe in den letzten Jahren aber wirklich viele Leute in meinen Kursen kennengelernt, die von ihrer Artenkenntnis her und auch von ihrer Einstellung zur Natur und den Pilzen gegenüber wunderbar geeignet wären, als Pilzberater zu fungieren - die aber nie eine Prüfung anstreben, weil sie keine Lust oder kein Zutrauen haben, "dieses ganze Zeug über Syndrome und Latenzzeiten" zu lernen. Und wie sich die Untergattung Nolanea von der Untergattung Entoloma unterscheiden oder welches die 5 Untergattungen der Cortinarien sind und ihre Merkmale (oder waren es 6?). Ich bin der Meinung, dass auch Leute mit diesem Kenntnisstand in der Lage sein können, qualitativ einwandfreie Pilzberatungen durchzuführen einschließlich genügen didaktischer Fähigkeiten um Leute abseits der Pfanne für Pilze zu begeistern. Vielen davon erscheint aber die PSV-Prüfung "nie" schaffbar, und sie nehmen sie gar nicht erst in Angriff. Würde man ihnen einen Trittstein anbieten, so bin ich überzeugt, dass ein guter Teil von Ihnen nach einigen Jahren der Praxis die nächste Stufe, den PSV-DGfM in Angriff nehmen werden.


    Noch eine Abschlussbemerkung zu den verschiedenen Ausbildungen die die DGfM zertifiziert:
    Der PILZCOACH und der FACHBERATER (univ. gepr.) haben beide NICHTS mit dem PSV-Wesen zu tun! Keine der beiden Ausbildungen befähigt zur Pilzberatung und keine davon ist dafür gedacht. Natürlich versprechen wir uns von der Pilzcoach-Aisbildung, dass einige davon so von den Pilzen angefixt sind, dass sie irgendwann auch einem eine PSV-Prüfung machen. Aber auch von Ausbildunginhalten her baut das nicht aufeinander auf.
    Um die viel zitierten Führerscheinvergleiche hierauf mal anzuwenden:
    Beim Führen von Motorfahrzeugen im Straßenverkehr gibt es ein mehrstufiges System. Ich habe die freie Wahl, ob ich erst mit dem Moped-Führerschein anfange
    und dann irgendwann den Motorrad- oder den PKW-Führerschein mache. Und dann vielleicht noch den LKW obendrauf. So stelle ich mir unser PSV-Wesen vor, mit Pilzberater, dann anschließend oder gleich PSV-DGfM und wer möchte sattelt noch den Diagnostik-Lehrgang für Krankenhausberatung oben drauf.
    Der Pilz-Coach ist dagegen der Bootsführerschein. Den kann man auch machen, hat aber kausal keinen Zusammenhang mit dem Führerschein für Kraftfahrzeuge. Und der Flugschein (= Fachberater) wird zwar auch vom TÜV abgenommen wie die anderen Scheine, hat aber ebenfalls weder mit dem einen noch mit dem anderen direkt zu tun.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Dem Manne kann geholfen werden:


    „Wir halten eine Zweistufigkeit der Pilzsachverständigen nicht für sinnvoll. Wir sind der Meinung, dass Prüfungs- und Fortbildungsordnung in der bestehenden Form so bleiben sollten. Sie sollten lediglich in marginalen Teilbereichen abgeändert werden.“
    (siehe Eingangsposting)


    Freundliche Grüße
    Peter Reil


    Es wäre das erste mal, dass man etwas vor dem Auseinanderbrechen bewahrt (Wortwahl des Herrn Reil) indem man sich mit Nebensächlichem und Unwichtigem beschäftigt oder dies abändert (dies bedeutet die Wortbedeutung von "marginal" - falls das wirklich nicht bekannt sein sollte). Damit wäre dann nicht nur mir nicht geholfen sondern niemandem.

  • Guten Morgen,


    Zitat von Peter Reil


    Wenn es beim momentanen PSV-System Schwachstellen gibt, so ist der erste Weg, das System zu analysieren, diese Schwachstellen aufzudecken und Möglichkeiten der Verbesserung, der Reorganisation oder Umstrukturierung des Systems zu suchen.


    Richtig. Genau das haben wir begonnen. Im Moment befinden wir uns in diesem Prozess und um die optimalen Verbesserungsmöglichkeiten herauszubekommen möchten wir diese Diskussion und eine Mitgliederbefragung nutzen. Daher verstehe ich nicht so ganz, was Dein Problem mit dem Fachausschuss und seiner Vorgehensweise ist - oder habe ich Dich da falsch verstanden?


    Zitat von Peter Reil

    Auf jeden Fall braucht es dafür eine schnelle und konkrete Handhabe – bevor das ganze System auseinanderbricht.


    Auseinanderbricht??? Also ich habe nicht das Gefühl, dass das PSV-System am "auseinanderbrechen" ist! Es wundert mich, dass Du das so siehst. Das muss ja dann schon seit längerer Zeit im Argen liegen, nicht erst innerhalb von zwei Jahre. Warum hattest Du denn nicht längst beim vorigen Präsidium warnend interveniert?
    Wir sind jedenfalls im FA nicht zum Schluss gekommen, dass das System nicht am auseinanderbrechen ist, im Gegenteil, wir halten es für eine gute Sache. Aber das Gute ist der Feind des Besseren, und daher haben wir aufgrund unserer Bedarfsanalyse gschlossen, dass EINE Möglichkeit zu einer Optimierung des derzeitigen (unserer Meinung nach gut funktionierenden) Systems eine Zweistufigkeit ist.


    Natürlich ist uns bewusst, dass auf den FA noch weitere Aufgaben warten, wie z.B. eine (vor allem sprachliche) Überarbeitung der Prüfungsordnung, genauere Ordnungen zu Prüfungsinhalten, Prüfungsabhaltung, Anforderungen für Prüfer, Prüfungskommission und Weiterbildung usw. usw. Aber am dringlichsten schien uns, erst einmal uns klar zu werden, wie wir in Zukunft generell weiter verfahren wollen. Erst dann kann man einige der angesprochenen Punkte in Angriff nehmen.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,

    Zitat

    Ein Qualitätsstandard "DGfM-geprüft" sollte also IMMER mehr beinhalten als eine reine Korbsortiererei - egal ob vom Pilzberater oder vom Pilzsachverständigen.
    Ich habe in den letzten Jahren aber wirklich viele Leute in meinen Kursen kennengelernt, die von ihrer Artenkenntnis her und auch von ihrer Einstellung zur Natur und den Pilzen gegenüber wunderbar geeignet wären, als Pilzberater zu fungieren - die aber nie eine Prüfung anstreben, weil sie keine Lust oder kein Zutrauen haben, "dieses ganze Zeug über Syndrome und Latenzzeiten" zu lernen.


    Zitat

    Wir sind jedenfalls im FA nicht zum Schluss gekommen, dass das System nicht am auseinanderbrechen ist, im Gegenteil, wir halten es für eine gute Sache. Aber das Gute ist der Feind des Besseren, und daher haben wir aufgrund unserer Bedarfsanalyse gschlossen, dass EINE Möglichkeit zu einer Optimierung des derzeitigen (unserer Meinung nach gut funktionierenden) Systems eine Zweistufigkeit ist.


    da hilft auch die Zweistufigkeit nicht wenn es vielen zu schwer scheint, natürlich ist die Prüfung nicht einfach aber durchaus zu schaffen, sonst hätten wir ja gar keine PSV. Natürlich muss man immer sehen das die Ausbildungsrichtlinienen bzw. die Anforderungen auf einem aktuellen Stand gehalten werden, oft sind es ja nur Lkeinigkeiten die man da ändern müsste.
    Für wichtiger halte wie ja schon angesprochen wurde das die Fortbildungen mehr regionaler angeboten werden, es ist sicher für viele schwierig deswegen durch das halbe Land zu fahren,
    viele Grüsse
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    zu den Weiterbildungsrichtlinien kommen wir noch, keine Sorge. Und da wird sich sicherlich einiges bewegen, insbesondere was die regionalen Möglichkeiten anbelangt. Wir sind aber für diese Saison noch nicht so weit im FA, wir können uns ja auch nicht monatlich treffen. Klar geht vieles auch über andere Kommunikationsmöglichkeiten, aber erstens nicht alles und zweitens braucht es eben doch alles etwas an Zeit. Zudem muss erst mal an der MV die Satzungsänderung entsprechend angenommen werden, dass es uns dann überhaupt gibt. Eigentlich können wir erst ab dann anfangen.


    Was nun Deine erste Ausführung betrifft, da verstehe ich nicht so ganz, warum Dir die Vorstellung eines Zwischenschrittes zum PSV so misfällt. Und im Gegensatz zu Dir finde ich schon, dass das einigen helfen wird, denen die PSV-Prüfung (momentan) zu schwer und unerreichbar scheint. Klar kann man die PSV-Prüfung schaffen und klar gibt es PSV. Aber es gibt auch genügend Leute, die einerseits gute Vermittler der "Faszination Pilz" sind, andererseits auch eine genügend große Artenkenntnis dass man sie auf die Leute loslassen kann, die sich aber dennoch aus den verschiedensten Gründen nie an den PSV-Schein trauen würden. Du sagst "dann sollen sie's halt lassen" Wir meinen "dann sollten wir schauen, ob wir Ihnen nicht einen Steigbügel anbieten können" Wir sind der Meinung, dass wir ohne das "Qualitätsimage DGfM" aufs Spiel zu setzen, so einen Steigbügel etablieren können und damit einen Schritt zu einer zunehmend flächendeckenden Pilzberatung tun würden. Auch hier bitte wiederum im Hinterkopf behalten, dass es NICHT nur um die reine Korbkontrolle geht, sondern auch um Grundkenntnisse über Ökologie, Gesetzlichkeiten und anderes. Wir streben auch weiterhin keine reinen Korbkontrolleure an, aber wir halten es für sinnvoll, befähigte Leute frühzeitig ins PSV-System einzubinden.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    so wie ich es bisher verstanden habe soll ja die bisherige PSV-Prüfung als Richtlinie für den "Pilzberater" genommen werden, da wird dann nicht wirklich was einfacher und darum glaube ich eben nicht das die Zweistufigkeit was bringen kann.
    Sinn würde es nur machen wenn man da den Standard absenkt, aber ob das wirklich der richtige Weg ist?
    Viele Grüsse
    Matthias

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