• Hallo,


    In den letzten Tagen hatte ich ausführlich Zeit mir die Arbeit von Vila & al (Fungi non Delinati 66) genauer anzusehen. Sie beinhaltet so manche Überraschung und ich bin schon gespannt ob sich die, hauptsächlich auf spanischem Material passierenden, Ergebnisse auch so bei uns nachvollziehen lassen. Ein Punkt der Arbeit ist mir aber immer noch unklar: So wird Entoloma hebes als kräftige Art aufgefasst und in einem kleinen Schlüssel gegenüber (zahlreichen !) verwandten Arten abgegrenzt. Wenn ich diesen Schlüssel aber richtig interpretiere, so muss die bei uns im Spätherbst sehr häufig auftretende Art (bisher als typische Entoloma hebes angesehen) jetzt Entoloma pseudofavrei heißen.
    Wie ist da eure Meinung?

  • Hallo Gerhard


    E. hebes wird in dem Schlüssel mit Hutgröße 10-40(45)mm und Stielen von 20-85(110) X 1-3 mm angegeben; Noordeloos Hut 6-45, Stiel 20-120 X 1-5 mm; Ludwig Hut 10-35(45), Stiel 32-85(105) X 1-3,5 mm. Beide Autoren werden im Text auch als Referenz für E. hebes angegeben. In der Originaldiagnose steht Hut 15-28 mm, Stiel 70-100 X 1-3 mm. Das passt alles gut zusammen, schließt aber natürlich kleine Fruchtkörper nicht aus. Selbst wenn man die Maximalgröße zu Grunde legt, stelle ich mir unter "robust species" aber keine Art mit langem schlanken Stiel vor. Die Bezeichnung im Schlüssel ist sicherlich irreführend.
    Andererseits wird der Ausdruck zur Abgrenzung gegenüber "small species" für zwei Arten (tibicystidiatum, pseudofavrei) verwendet, die maximal 16 mm Hutdurchmesser haben. Bei kleinen Exemplaren von E. hebes würde man im Schlüssel jedoch tatsächlich bei E. pseudofavrei landen. Laut Beschreibung hat E. pseudofavrei aber Kaulozystiden, was im Schlüssel zwar nicht vermerkt ist, die Trennung von E. hebes aber natürlich ermöglicht. Ich werde mir eine Entsprechende Anmerkung im Schlüssel machen.


    Herzlichen Gruß Karl

  • Lieber Karl,
    Beim genauen Vergleich der Merkmale muss man davon ausgehen, dass die Beschreibung von E. hebes sowohl in FE als auch bei Ludwig ein Mix aus mehreren Arten ist (Hut 6 – 45 mm / Geruch stark mehlartig oder fehlend / Sporen 5 – 8 um breit usw.) Auch die deutsche Bezeichnung: „ flaumstieliger Zystiden-Glöckling“ spricht sicherlich nicht für einen glatten Stiel, d.h. Caulozystiden zur Unterscheidung heran zu ziehen kann nicht funktionieren.
    Es wird wohl nichts anders übrig bleiben als jeden Fund genau zu untersuchen.
    Etwas befremdlich ist es übrigens, dass Vila im Schlüssel E. pseudofavrei ausdrücklich mit dunkelbrauner Hutmitte beschreibt, von der Art aber eine Abbildung mit zartrosa gefärbtem Hut präsentiert.
    Gruß Gerhard

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!