Hallo Craterelle,
ganz ohne die Historie, die eigentlich gewollte Veränderung und die tatsächlich eingetretene Veränderung zu betrachten, kann man die Frage sicher nicht beantworten.
Es wäre auch aus meiner Sicht zielführend wenn die DGfM sich den Hut aufsetzen würde und für eine republikweite qualitätsgerechte Aus- und Weiterbildung sorgen würde. Dazu müsste man nur Geld in die Hand nehmen, Referenten bezahlen und sich die Organisation eines solchen Systems auf die Fahne schreiben - satzungsgemäß und gemeinnützig und auch selbstlos wäre das allemal.
Nun sollte mit der Reform des Pilzberaterwesens nach 2014 eigentlich eine spürbare Verbesserung bei der flächenmäßigen Versorgung eintreten - daher Abschaffung der Anerkennung von Ausbildungsstätten und Vereinheitlichung der Prüfungen durch das zertifizierte Prüfersystem. Geführt hat dies statt zu einer Verbesserung des "Versorgungssystems" aus meiner, und so verstehe ich Dich, auch aus Deiner Sicht zu einer Verschlechterung. Die ehemals gut 40 Referenten, die theoretisch ausbilden durften, wurden abgeschafft, die ehemals 7 anerkannten Ausbildungsstätten haben diesen Status nicht mehr oder existieren nicht mehr.
Die Ausbildung der PSV eines gemeinnützigen Vereins, die dann ehrenamtliche Tätigkeiten erbringen sollen und natürlich auch die Prüfung bezahlen sollen, wurde ausschließlich dem freien Markt überlassen. Dass das nicht klappen kann, liegt eigentlich nahe.
Unsinnigerweise wurden in teilweise weit zurückliegender, aber eben auch bis in die Jetzt-Zeit, Grabenkämpfe geführt, wer in dieser Bundesrepublik Pilzberatung ausführen darf und wer sich vor allem Pilzsachverständiger nennen darf und wer nicht. Es wurde eine ganze zeitlang, mit der Begründung, dass nur dies eine qualitätsvolle Ausbildung garantiere, auf eine einzige zentrale Ausbildungsstätte orientiert und nur widerwillig gestattet, dass später auch andere hinzukamen (deshalb die historisch bedingte, jetzt aufgehobene Ausbildungsstättenverordnung und deshalb die Satzungsformulierung von der "anerkannten Weiterbildungsstätte"). Auch dafür kann man nachvollziehbare Gründe suchen. Die liegen in der Formulierung, dass man sich um eine staatliche Anerkennung der PSV bemühe - steht auch noch in der Satzung. Dafür tut zwar seit 20 Jahren niemand mehr auch nur einen Handschlag, weil alle wissen, dass das nicht erreichbar ist. Aber die Konsequenz, es da in der Satzung zu streichen, gibt es leider auch nicht.
Es gab und gibt also eigentlich genügend Ansätze und Gründe das Pilzberatersystem der DGfM im Sinne eines höchstmöglichen Nutzens für das Gemeinwohl zu ändern.
Der praktische Ansatz aber, um zu einer Verbesserung zu kommen, zu einer deutlichen organisatorischen Vereinfachung des Systems, ist aus meiner Sicht komplett daneben gegangen.
Um mindestens einmal jährlich regional - um Deine Vorstellung aufzunehmen - eine gute Aus- und Weiterbildung anzubieten und mglw. sogar mit einer Prüfung zu verbinden, hätte man als DGfM z. B. Verträge mit Ausbildern abschließen können und Ausbildungseinheiten und Vortragsreihen in der Fläche anbieten können.
Dazu müsste man sich mit regionalen und landesweit organisierten Vereinen im Vorfeld verständigen und derartiges langfristig geplant organisieren. Ausbilder xy kriegt von der DGfM sein garantiertes Honorar und seine Spesen bezahlt und DGfM und regionale Vereine sitzen mit im Boot und schauen, dass sie die Leute da auch hinbekommen. Die Kostenbeiträge, die die Teilnehmer zahlen, zahlen die an den Veranstalter DGfM. Da die DGfM ein gemeinnütziger Verein ist, muss das keinesfalls kostendeckend sein. (Es wird derzeit betont, dass es eine hervorragende Finanzsituation gäbe.)
Auch wenn man sagen wird, der Vergleich hinkt, sei er trotzdem aufgeführt: Andere gemeinnützige Vereine agieren genau so, ob das Fahrtraining der Dekra, Bauherrenberatung von Bauherrenvereinen oder sonstwas ist, denen fällt bei der Propagierung ihrer eigenen Sache nie im Traume ein, darauf zu vertrauen, dass sich von allein jemand findet, der aus
eigener Lebensplanung heraus solche Lehrgänge oder Schulungen anbietet.
Das machen diese Vereine also genau so. Bindung eines Referenten - Organisation einer Veranstaltung durch den Verein.
So funktioniert auch die Weiterbildung in berufsständischen Kammern. Die investieren ihre Kraft nicht ausschließlich darauf, nur kontrollieren zu wollen, ob die notwendigen Weiterbildungspunkte auch erreicht wurden sondern organisieren diese Weiterbildung und binden dazu vertraglich entsprechende Freiberufler.
"Prüfer sollen sich alle zwei Jahre zu einem eigenen Erfahrungstausch treffen ...Das Treffen sollen sie selbst organisieren. ... Wer dem Treffen zwei Jahre fern bleibt, verliert den Prüferstatus" - man könnte glauben, die Aufgabenstellung für denjenigen, der diese Prüferzulassungskriterien erfunden hat, war so gestellt: "Erfinde Regelungen, die sicherstellen, dass sich möglichst wenige melden." Man hatte denjenigen, die mal ausbilden durften und natürlich auch prüfen durften, unter bestimmten Voraussetzungen ermöglicht, den Status "Prüfer" zu erhalten. Ergebnis: ?? Eigentlich logisch - oder.
Wenn man sich gängeln lasen will, geht man in der Regel ins Dominastudio. (Nein, das ist keinesfalls despektierlich gegen die mir in der Mehrzahl bekannten 4 Prüfer gemeint).
Das Ergebnis der Reform des Pilzberaterwesens ist also ernüchternd:
3 ehemalige Ausbildungstätteninhaber - bzw. -leiter sind Prüfer geworden und mit Björn, der die berühmteste und ehemalig einzigste Ausbildungsstätte übernommen hat, ist nur ein einziger neuer Prüfer hinzugekommen.
Die DGfM hat sich aus der Aus- und Weiterbildung - abgesehen von der Weiterbildung auf den eigenen, alle 2 Jahre stattfindenden Tagungen komplett zurückgezogen und überlasst dass allein freiberuflichen Anbietern. Richtig ist, dass man auch vor der Reform des Pilzberaterwesens abgesehen von der Anerkennung von Ausbildungsstätten nichts eigenes auf die Beine gestellt hat.
Aber sich darauf zu berufen, dass es immer schon so schlecht war, wie das hier oben genannt wird, halte ich für nicht zielführend. Den ehemals schlechten Zustand wollte man ja eigentlich nicht weiter verschlechtern sondern ihn verbessern.
Es wäre sicher angebracht, innerhalb der DGfM eine ehrliche Bestandsaufnahme des Erreichten zu machen.
Beste Grüße - Peter