Hallo Rika,
landschaftlich muss es dann bei dir komplett anders ausschauen.
Hier ist zwar das Rheintal relativ weiträumig, aber doch sehr zersiedelt.
Es gibt eigentlich gar keine "richtigen" Streuobstwiesen, sondern nur Restbestände davon, bzw. es soll wieder etwas mehr werden. Neben der besagten "Sündenfallwiese" liegen private - größere - Gärten, teilweise auch Pferdewiesen. Hier und da gibt es auch mittelgroße Wiesen mit Obstbäumen .... all dies ist komplett eingezäunt. Die Wiese, wo ich war, ist so gesehen eine Ausnahme, sie liegt auch nicht einsam, sondern ist von einem Weg und einem Sträßchen gut einsehbar.
Sucht man den Ortsnamen in Zusammenhang mit Streuobstwiese, findet man heraus, dass der Ortsverband einer Partei vor ein paar Jahren etwas gekauft hat - in einem Tal zwischen Wäldern, wo es lange Jahre unbewirtschaftete Wiesen gab. Auch dort ist in Hanglage komplett alles "klein-klein" eingezäunt. (Edit: diese Wiese ist doch an einem anderen Ort, war im Zeitungsbeitrag missverständlich). Man käme gar nicht auf die Idee, dort "einzudringen" - zumindest nicht, wenn niemand vor Ort ist, den man fragen könnte. Edit: bei diesen Geländen ist aber eigentlich nie jemand vor Ort.)
Die Wildschweine und Rehe suchen sich aber überall ihren Weg, bis hin zum Friedhof, der waldnah liegt ... und sehr hoch eingezäunt wurde.
In vielen Regionen in Spanien ist es noch schlimmer - das denkt man kaum, wenn man das weite Land sieht - aber fast alles ist in Privatbesitz. Vielerorts sind Zäune und daran steht "coto privado de caza" - andererseits gehen teilweise Wanderwege über eingezäunte Weiden, dann steht da ein Schild, dass man bitte das Gatter wieder schließen soll und "Peligro, ganado bravo!" Also ich gehe nicht über eine Weide mit "ganado bravo", wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
(Edit: komplett eingezäunte Privatbesitztümer, d.h. auch große Ländereien mit allen Wäldern, Feldern, Wiesen etc. ohne jegliche Betretungsrechte Dritter sind in romanischen Ländern üblich - siehe Wiki - ebenso in England und USA.)
In Südspanien ist es bei bewirtschaftetem Land auch üblich - so sagte man uns - eine kleine Menge z.B. Oliven bei Reife "einfach so" ernten zu dürfen, wo ich allerdings ohne Nachfragen auch Skrupel hätte (... es sind ja nicht meine Oliven).
Ich hätte mir auch in diesem Fall - rein theoretisch - ein gutes Gespräch vorstellen können. Über Obstsorten, Bestäubung, Schädlinge, Erträge usw. aber keine Chance dazu. Die Wiese war noch so niedrig wie die zum Teil noch ungemähten Wiesen um Häuser. In diesem Jahr ist hier alles später als in den Vorjahren, da stand im April das Gras schon kniehoch. Wenn das Gras sehr hoch ist (es wird dort nicht mit "normalen" Rasenmähern gemäht) gehe ich sowieso nicht da durch, ich bin etwas "zeckophob" ... obwohl mich Zecken überhaupt nicht mögen ...
Es ging diesem Mann rein ums Prinzip - und nicht um einen potentiellen Schaden, Mehrarbeit oder Ertragsverlust - und im Prinzip hat er das Recht dazu, etwas zu sagen - wobei ich, wie bereits angemerkt, noch nicht einmal weiß, ob er Eigentümer, Pächter oder "selbsternannter" Aufpasser war, als er da vorbeigeradelt kam.
Aber wenn ich das Ganze in Relation setze, dann wird mir "so ganz anders" ... ich weiß nicht.
Hier und da bin ich schon mal aus dem Wald gekommen und habe dann in der Vegetationsperiode (jedenfalls noch vor November) eine Wiese überquert, die selbstverständlich auch (vermutlich) zweimal gemäht wird. Ich habe - tatsächlich - auch schon mal Blüten von Herbstzeitlosen mitten auf der Wiese fotografiert.
Ehrlich gesagt finde ich Wiesen außerhalb der Vegetationsperiode total uninteressant, da ich weder Drachen steigen lasse noch (edit) (Ski)-Langlauf mache - hier gibt es sowieso nur einmal im Jahr Schnee - höchstens. Und querfeldein zu laufen über buckelige Wiesen und Äcker im (edit) (Spät)-Herbst oder Winter, warum sollte man das tun, da bevorzuge ich tatsächlich Wege.
Auch wenn man tatsächlich vorhätte, Fallobst und Nüsse zu sammeln, dann wären hier im November nur noch unansehnliche Reste zu finden. Man könnte hier höchstens beobachten, welche Bäume tatsächlich nicht abgeerntet werden und wo tatsächlich diverse Leute regelmäßig sammeln und es dann auch nur dort machen. Aber es geht mir ja gar nicht um das Ernten.
Hier und da ist auch eine Wiese mit "Charakter", die durch Beweidung mit Schafen und Ziegen offengehalten wird, mal ist dieser Teilbereich abgezäunt, mal jener. Darf ich dann den gerade nicht abgezäunten Bereich betreten und bot. Raritäten bestaunen? Genau genommen eher nicht.
Andererseits werden ins NSG fremde Pflanzen (Euphorbien und Kakteen) eingebracht, Orchideen und Türkenbundlilien sind auf einmal weg. Auf einer Wiese (die ich natürlich auch schon mehrfach querte) stand ein uralter Birnbaum, mit Schwefelporling manchmal, mit Hornissennest im hohlen Stamm. Auf einmal waren Birnbaum und Hornissennest weg. Auch wenn der Baum selbst umgefallen wäre, hätte man in dem Bereich alles liegenlassen können, "Verkehrssicherungspflicht" besteht da nicht.
Kurz darauf wurde in einem nahegelegenen Tal vor "aggressiven Hornissen" gewarnt ... usw....usw...
Mich macht so etwas traurig.
Aber ich soll mir bei jedem Schritt abseits des Weges darüber Gedanken machen, ob das - ganz pingelig betrachtet - erlaubt ist? Mich vor irgendwem rechtfertigen zu müssen, ist mir zuwider - aber genauso zuwider ist mir, auf solche Streifzüge völlig zu verzichten und am allerzuwidersten ist mir das verstohlene Umherschleichen - wenn ich das in Relation zu den o.g. Dingen setze.
Vermutlich geht ihr nie-niemals-nicht über Wiesen vor November ... auch nicht im Oktober zur Saftlingszeit - und wenn doch, dann jedenfalls nicht so "blauäugig" wie ich.
Es war auch etwas "blauäugig" von mir, das Thema hier überhaupt einzustellen.
Allerdings kann ich mir immer noch gut vorstellen, dass all dies meistens überhaupt gar kein Problem ist ... weil da sowieso kein Hahn nach kräht (edit: wenn nicht sichtlich Schaden angerichtet wird) und ich nur etwas Pech hatte.
Noch zu den Morcheln:
ich hege den Verdacht, dass sie geschmacklich sehr unterschiedlich ausfallen können. Da manche Leute von sagenhaftem Aroma berichten und mein Einzelexemplar einer gelben Morchel (damals,frisch) NULL Geschmack hatte und die einzige Spitzmorchel (damals, getrocknet) etwas besser war (Erstversuche immer relativ pur). Entweder entstehen die Unterschiede durch klimatische Begebenheiten oder den Boden oder es sind verschiedene Arten im Spiel oder oder. Für genauere Untersuchungen fehlt mir aber immer das "Material". (Fund "Rimumo" Nr. 1 im Privatgarten ... zu straßennah, Fund "Rimumo" Nr. 2 Friedhof ... eingetrocknet usw. - es wächst hier alles nicht so gut.)
Und doch noch mal eine Nachfrage, ganz neutral:
wie ist denn die Aussage im Beitrag des SWR zu bewerten? (s.o.)
"Auch im Sommer darf man Äcker, Wälder und Streuobstwiesen betreten, um Wildpflanzen zu sammeln, also die Früchte, Pilze und Kräuter, die niemand gezielt angebaut hat. Aber nur in kleinen Mengen, nebenbei beim Spazierengehen. Den ganzen Kofferraum mit gesammelten Pilzen, Nüssen oder Obst füllen, das geht gar nicht. Auch nicht, wenn sie wild gewachsen sind."
aus https://www.swr.de/swr1/rp/str…en-sie-mitnehmen-100.html
Da geht es zwar eigentlich um das Sammeln, aber Sammeln geht ja nun nicht ganz ohne Betreten.
EDIT: die Aussage ist "eigentlich" rechtlich nicht haltbar, spiegelt aber den "Usus" wider, der normalerweise toleriert wird - und meiner unmaßgeblichen Meinung nach auch toleriert werden sollte, sofern dadurch kein Schaden angerichtet wird. Aber die Toleranz und Kommunikationsbereitschaft (und -fähigkeit ?) kann eben SEHR unterschiedlich ausgeprägt sein von Landstrich zu Landstrich, von Dorf zu Dorf, von Bauer zu Bauer. Berichte im Web von Landwirten und Wiesenbesitzern, die sich ärgern, betreffen fast ausschließlich Müll, Hundekot, sichtbare Trampelpfade und gewerbsmäßig geklautes Obst.
FG, abeja