Beiträge von abeja

    Oder narrt uns hier eine Mini-Ziegenlippe? (Ohne Rosa unten ...)

    Ich finde die Röhrenmündungen schwierig zu beurteilen, sie sind beim jungen Pilz winzig klein (mit bloßem Auge kaum zu erkennen), aber mit Ultranahaufnahme sieht man, dass sie nicht regelmäßig sind ...

    Beim frischen Pilz (und jetzt beim trockenen Pilz) konnte ich nicht feststellen, ob sie leicht teilbar sind oder nicht.

    Hallo,

    ich war im Wald, doch das hat mich bei den fraglichen Röhrlingen nicht weitergebracht - es wächst noch weniger als letzte Woche.


    Die oben erwähnten Birnenstäublinge sah ich - immer noch topfit, doch keine kleinen Schirmlinge, auf die ich auch noch mal achten wollte. Die letzte Woche startenden Buchenschleimrüblinge ... waren "hinüber". 2-3 Täublinge (R. luteotacta, waren schon ganz "luteo" ansonsten bleich) - total eingetrocknet. 15 gr. winzige Hallimasch (Armillaria gallica), habe ich tatsächlich mitgenommen und (nach Garen) damit Käsetoast verziert, das war lecker!


    Bei dem kleinen Röhrling schwanke ich nun hin und her, nichts passt wirklich.

    Wahrscheinlich muss die Bestimmung offen bleiben, weitere Meinungen werden aber gerne gelesen.

    Der Pilz ist ja noch so jung, dass die Oberflächenbeschaffenheit des Stieles noch nicht typisch ist, aber Farbe und Verfärbung im Fleisch müsste ja schon mehr oder weniger passen.

    Ich habe mir die Beschreibungen + Bilder bei boletales.com angeschaut und was ich sonst so gespeichert hatte, bzw. fand.

    X. moravicus « boletales.com

    B. impolitus « boletales.com

    B. depilatus « boletales.com


    Aureoboletus moravicus (heißt er ja nun)

    Die Röhren sind boletoid ("Hymenophoraltrama boletoid, d.h. nicht gelatinös, Hyphen einander nicht oder kaum berührend" und die Poren sehr fein, genauso wie bei Hemileccinum impolitum und depilatum), die Huthaut ist bei all den Arten ein Trichoderm (also erst mal etwas filzig, später verkahlend möglich).(EDIT: bei Boletales.com steht das anders für die Huthaut von X. moravicus, Palisadoderm)

    A. moravicus hätte später am Stiel oft diese Rippen (hier noch nichts zu sehen),

    H. impolitus u. depilatus sollten Pünktchen haben (hier noch nicht zu sehen - diese sollen auch mikroskopisch als "charakteristische Hyphenbüschel" kenntlich sein.)


    Typisch bei A. moravicus: diese rosa-bräunliche Färbung direkt unter der Huthaut, manchmal auch sehr deutlich, manchmal auch oberhalb der Röhren. Das ist bei meinem Fund tatsächlich ansatzweise so, beim Trocknen wird das noch etwas deutlicher.

    "Pilze der Schweiz" behauptet tatsächlich, dass A. moravicus im jungen Zustand leicht bläuen würde oder könnte. (???)


    Typisch bei H. impolitum:

    eine Gelbfärbung oberhalb der Röhren (ist bei meinem Fund überhaupt nicht), zum Teil auch von der Stielrinde nach innen gehend (ist nicht), auch sehr typisch in der Stielbasis (ist ein wenig). An einer Stelle las ich auch, dass es unterhalb der Huthaut auch etwas rötlich-bräunlich sein dürfte.

    Die lateralen Stielgewebe sollen bei jungen Pilzen unterschiedlich dick sein. (Kann ich nicht nachprüfen, das wäre nur nach Augenschein geraten).

    Bei A. moravicus (u. I. badia) " Laterales Stielgewebe in jungen Frk. 60 (-90) um dick, +/- gelatinös

    Bei H. impolitum und depilatum "Laterales Stielgewebe in jungen Frk. 400 (-640) um dick"

    (Aus: "Die europäischen Arten der Gattungen Xerocomus s. str. und Xerocomellus nach dem Gattungskonzept von SUTARA 2008 sowie Abgrenzung zu verwandten europäischen Gattungen und Arten v. Thomas Rödig, Pilzkundliche Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg e.V., Juli 2012" - darin ist eine Tabelle enthalten, wo auch H. depilatum/ impolitum sowie I. badia/ A. moravicus (mit den damaligen Namen) vorkommen)


    Was mir aber überhaupt nicht bei meinem Fund für A. moravicus passend erscheint, ist die Farbe der sehr jungen Röhren/ Röhrenmündungen. Diese wird an einer Stelle als cremefarben beschrieben (wird erst bei Reife gelber), während diese Röhren bei H. impolitum und depilatum schon von Anfang an sehr kräftig gelb sind.

    ("Röhren: Mündungen jung fast cremeweiss, hell ockergelb, dann warm gelb, Mündungen alt oft etwas orange- oder braunfleckig, auf Druck nicht blauend." Das ist aus einem zusammengefassenden Schlüssel von Harald Andres Schmidt 2014, Quellen div. Literatur)


    Aureoboletus moravicus (Hřib moravský)
    Syn.: Boletus moravicus, Xerocomus moravicus Vzácná hřibovitá houba rostoucí od léta do počátku podzimu pod listnáči, zejména duby, v teplých oblastech, mimo…
    www.mykologie.net

    Hier Bilder von jungen A. moravicus. Da sieht man, dass die Röhren jung fast weiß sind, später sind noch die Röhrenmündungen am Hutrand weißlich, der Rest schon gelber.


    Den Geruch hatte ich recht eindeutig als Jod wahrgenommen, allerdings meinte ich das auch schon mal bei einer Ziegenlippe feststellen zu können. Bei A. moravicus wird oft "Kokos" genannt.


    Zuletzt noch die Anmerkung bei boletales.com, dass auch für die Unterscheidung von H. depilatum und impolitum immer die Huthaut mikroskopiert werden sollte. Auf das "Nicht-gedallerte" soll man nicht so viel geben können. Es hat sich - in Mitteleuropa - oft herausgestellt, dass mutmaßliche H. impolitum doch H. depilatum waren.


    Wäre das hier auch eine Möglichkeit?

    H. depilatum hatte ich schon mal (typisch "verdallert", Hüte auch dunkler, bei Hainbuche), aber der kleinste Pilz war im Schnitt sehr ähnlich. Da ist eine leichte Rötung unter der Huthaut, allerdings auch - bei dem größeren Pilz feststellbar - eine gelbliche Fläche oberhalb der Röhren. Was aber da total anders war: der Stiel war nicht gelb.


    Zu den Bäumen nochmal: überwiegend Buchen, 1-2 Eichen. Aber auch Hainbuchen-Früchte fliegen herum, allerdings konnte ich den Baum nicht sehen, der könnte etwas weiter weg sein.


    VG

    abeja


    PS: die Korallen waren anscheindend "weg", dann aber doch zu sehen, sehr braun eingetrocknet, die Spitzen sehr hart. Fast denkt man, ein Stacheltier anzufassen. Sie stehen übrigens exakt zwischen einer Buche und einer Rot-Eiche.

    Hallo Matthias,

    upps... den hatte ich gar nicht auf dem Schirm, muss mich nachher genauer damit befassen. Filzig war die Oberfläche bei dem frisch geschlüpften Baby eigentlich nicht. Am besten wäre es, wenn ich dort noch ein ausgereifteres Exemplar finden würde.


    Hallo Peter,

    danke für die Bestätigung soweit makroskopisch möglich. Prima Vergleichsbilder!


    VG

    abeja

    Nr. 3 (Hochrhein, Waldfriedhof, unter Buche, Boden kalkhaltig, aber zumindest teilweise oberflächlich versauert)

    Gleich unweit des Eingangs eine Gruppe von Korallen! Freu! ... aber welche ...

    Aus formalen Aspekten kam ich hier auf Hahnenkamm (Ramaria botrytis), zumindest im weiteren Sinn - es soll ja noch zwei sehr ähnliche Arten geben. Wie ich las, sind diese nur molekulargenetisch eindeutig zu unterscheiden, aber sie haben eine unterschiedliche Ökologie (Ramaria rubripermanens und rubrievanescens).

    Nun wird der Hahnenkamm auf Fotos überwiegend mit fantastisch roten Farben dargestellt, diese waren hier höchstens an den bräunlich-roten Spitzen noch zu erahnen, auch bei dem ganz jungen Exemplar (im Vordergrund, noch ganz zarte Spitzchen). Ich nehme an, dies liegt an der Wärme und Trockenheit.

    Insgesamt machten die Pilze (3 FK) von Konsistenz und Geruch her noch einen halbwegs frischen Eindruck.

    Optisch ähnliche Exemplare fand ich hier: https://www.biolib.cz/cz/image/id132967/


    Geruch: angenehm mild, mit besonderer "Schnuppertechnik" vielleicht ein Hauch Sellerie

    Geschmack: ganz mild, dann anhaftend "pilzig" (nicht sauer, nicht bitter)

    Fleisch rein weiß, keine Marmorierung (ich habe allerdings nur ein kleines Stück vom angefressenen Exemplar abgebrochen)

    Außenfarbe etwas gelblich, Äste deutlich runzelig

    Mit KOH keine Verfärbung.

    Nun las ich etwas von amyloider Reaktion im Fleisch (wo? überall?), dass da Ramaria botrytis am schwächsten reagieren würde, erst nach 30 Minuten...

    Nach 30 Minuten tat sich gar nichts mit Melzers Reagenz, auch am nächsten Morgen war der Fleck noch braun - aber nach ein paar Tagen (!) doch tatsächlich bläulich gefärbt!


    Was meint ihr, habe ich hier Ramaria botrytis (s.l. oder s. str.) gefunden?





    VG

    abeja

    Hallo allerseits,

    im trockenen und immer noch hochsommerlich warmen Südwesten (27 Grad) könnte ich "die immer gleiche Leier" anstimmen ... pro km Wegstrecke gibt es ungefähr einen Pilz, mit winzigen Ausnahmen hier und da.

    Darunter befanden sich am letzten Wochenende 3 Erstfündchen (nicht "Erst Pfündchen, dann Kilöchen" ;) - gebräuchliche Speisepilze waren nicht darunter)


    Nr. 1 (Hochrhein, buchenbetonter Mischwald auf Kalk ca. 450 m Höhenlage)

    Am geschotterten Wegrand zwischen Brennnesseln u.a. krautigen Pflanzen ein brauner Schirmling, Einzelexemplar. Ich habe ihn nur entdeckt, weil nebenan Totholz mit Birnenstäublingen war (Birnenstäublinge!!! Wow!!! ^^ ).

    Leider habe ich keine Probe des Schirmlings getrocknet, sondern ihn nur fotografiert (auf Moos abseits des eigentlichen Fundortes). Erst mit Verzögerung kam ich auf die Idee, dass es möglicherweise eine etwas seltenere Art gewesen sein könnte.


    Hutdurchmesser aufgeschirmt knapp 3 cm, auffallend filzig, mit kreuz-und-quer liegenden Haaren.

    Die Huthaut zeigte gar keine Tendenz, in Schuppen aufzubrechen, höchstens der Rand wirkte etwas heller, weniger dicht behaart, am Rande hängen Velumfetzen.

    Die Lamellen erschienen eher cremefarben als weiß.

    Der helle Stiel hat eine sehr flüchtige Ringzone, darunter ist er faserig-haarig bis leicht schuppig (Haare in gleicher Farbe wie Huthaare)

    Der Stiel ist für so einen kleinen Schirmling recht stämmig mit deutlich verdickter Basis.

    In puncto Geruch habe ich nichts Besonderes wahrgenommen, sehr neutral.


    Bei der Suche nach Schirmlingen mit solcher "nicht-bis-kaum-aufschuppender" Hutoberfläche, bin ich auf Lepiota boudieri gestoßen, den Fuchsig-braunen Schirmling. Lepiota castanea ist es meiner Meinung nach nicht.

    Natürlich wären da wieder Mikromerkmale wichtig, aber gibt es überhaupt Alternativen mit dieser Hutbeschaffenheit?









    Nr. 2 (Hochrhein, Buchenwald auf Kalk, eingestreute Eichen, ca. 450 m)

    "Meine" Königsröhrlings-Ecke war ohne Körös und auch sonst ziemlich leer.

    Ein kleiner gelblicher Pilz (ca. 2 cm Hut) wuchs halb versteckt unter Laub. Ich dachte "Schwefelritterling" und hatte ihn - schwupps - ohne große Überlegung in der Hand.

    Oh, ein winziger gelber Röhrling (eigentlich 2), noch dazu selten ...

    Man sieht kein Netz, nirgendwo - aber die gelbliche Stielrinde fasert unten seltsam auf, das wirkt an manchen Stellen fast netzartig. Der Stiel ist etwas zugespitzt.

    Das Fleisch ist weiß und verfärbt sich nicht bläulich und riecht angeschnitten deutlich nach Jod. Getrocknet wird die Stielrinde ganz unten ein wenig rötlich-braun. Die Huthaut ist glatt, nicht "gehämmert" und relativ hell.

    Ich halte das daher für einen Fahlen Röhrling, Hemileccinum impolitum.

    (EDIT: siehe Diskussion, Farben im Fleisch fraglich, Bestimmung mit Bild nicht möglich, zu jung)


    Es tauchte bei mir aber die Frage auf, ob bei einem Anhängselröhrling, Butyroboletus appendiculatus (Hut (meist?) dunkler, Fleisch (meist?) gelber, kein Jodgeruch (könnte man sich aber vielleicht einbilden)) in diesem höchst jugendlichen Zustand das Stielnetz schon deutlich sichtbar wäre und ob er auch schon ein typisches Bläuungsverhalten hätte? Bei dem Bild auf 123 von extrem jungen Pilzen sehe ich als Hauptunterschied nur die Hutfarbe und eventuell die Hutoberflächenbeschaffenheit sowie die Stielform, das Stielnetz ist schlecht erkennbar, anscheinend nur minimal vorhanden.

    Allerdings wird da auch noch eine orangefarb. KOH-Reaktion beim Anhängselröhrling im Fleisch genannt (das wusste ich noch nicht).

    Am getrockneten Stückchen getestet: keine Verfärbung mit KOH







    Vielen Dank fürs Verlinken des Textes!


    Einige Dinge waren mir neu.

    Etwas geschmunzelt habe ich auch schon.

    Man bemüht sich, solche "Referenzgerüche" heranzuziehen, die jede/r kennt bzw. einfach kennenlernen kann, z.B. "weiße Straßenmarkierungsfarbe, Geruch frisch aufgetragener weißer Markierungsfarbe auf Asphalt- oder Betonstraße". Das kennt vermutlich die Person, die die Farbe aufbringt am allerbesten - die anderen fahren vorbei. Also mal anhalten und schnuppern!! ;)


    Interessant auch, dass die menschliche Nase mehr oder weniger "objektiv" arbeitet - und Geruchsnoten, die bisher nicht wahrgenommen werden konnten (weil vemutlich grundsätzlich nicht alle Rezeptorgene exprimiert sind), durch Exposition doch erlernt werden können. (Riechttraining).

    Zitat

    Die Ergebnisse des Instruments „Nase“ sind weitgehend objektiv (Riecherfahrung, das heißt bewusstes Riechen im Alltag und damit Kenntnis von häufigen Geruchstoffen vorausgesetzt), da sinnesphysiologisch betrachtet alle menschlichen Nasen gleich gebaut sind und in etwa über 350 unterschiedliche Riechrezeptoren und über 20 Millionen Riechsinneszellen verfügen (HATT & DEE 2016). Allerdings werden wahrscheinlich bei allen Menschen nicht alle Rezeptorgene zur gleichen Zeit exprimiert, sodass in der Folge nur etwa drei Viertel der olfaktorischen Rezeptoren im Riechepithel zur Verfügung stehen. Hierin liegt vermutlich die Ursache für das Phänomen der spezifischen Anosmie, d. h. der Unfähigkeit, einen bestimmten Geruch wahrzunehmen. Die Forschung geht davon aus, dass spezifische Anosmie einen Schutzmechanismus vor der Überlastung der olfaktorischen Informationsverarbeitungssysteme darstellt. Das Spektrum der in der Riechschleimhaut exprimierten Riechrezeptoren ist jedoch sehr variabel. Die entsprechenden Rezeptorgene können durch das „ökologische Angebot“ und daraufhin eingeleitete epigenetische Prozesse aktiviert werden, d. h. wenn das Individuum häufig mit Riechstoffen in Berührung kommt, für deren sinnliche Wahrnehmung aktuell nicht exprimierte Riechrezeptoren erforderlich sind, werden diese in die Schleimhaut eingelagert. Das bedeutet, dass spezifische Anosmie durch konsequente, forcierte Exposition mit dem Riechstoff behoben werden kann, gegenüber dem die Person anosmisch ist – also eine Form des Riechtrainings (C ROY & al. 2016).


    Oder zum Schnuppern:

    auch mit einem Nasenloch (wechselseitig), dann wieder mit beiden, mit Pause usw.

    Mit einem Nasenloch habe ich heute schon probiert, ob mein Cortinarius (im weitesten Sinne "erdig", aber nicht typisch "rote Beete") noch irgendwie beschreibbar riecht. Für mich dann wie Umzugskartons, die bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit in der Garage stehen ... das ist nicht in der Liste. 8)


    Zitat

    Um differenziert riechen zu können, muss man sich Zeit zum Riechen nehmen und mehrmals tief und sanft den Pilzgeruch einatmen. Bei den verschiedenen Riechdurchgängen soll abwechselnd einmal mit beiden Nasenlöchern gleichzeitig und nach einer kleinen Pause mit jedem Nasenloch einzeln am Pilz gerochen werden. Der Grund für das Riechen mit einem Nasenloch liegt in der unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeit, mit der die Atemluft in unseren beiden Nasenlöchern aufgenommen wird. Ein Nasenloch weist immer eine höhere Strömungsgeschwindigkeit als das zweite auf und alle paar Stunden wechseln sich die Strömungsgeschwindigkeiten in den Nasenlöchern ab (S OBEL & al. 1999). Die unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten gestatten den unterschiedlichen Duftstoffen eine optimale Aufnahme durch die Nasenschleimhaut. Duftstoffe mit hoher Sorptionsrate brauchen eine schnelle Strömungsgeschwindigkeit, Duftstoffe mit niedriger Sorptionsrate eine langsame Strömungsgeschwindigkeit (S OBEL & al. 1999). Da Pilzgerüche unterschiedliche mengenmäßige Anteile an Duftstoffen mit hohen bzw. niedrigen Sorptionsraten aufweisen, unterstützt das Miteinem-Nasenloch-Riechen die differenzierte Wahrnehmung der Duftstoffe. Um aber ein Gesamtbild des Duftes zu erhalten, muss natürlich auch mit beiden Nasenlöchern gleichzeitig gerochen werden. Die umgehend aufsteigenden Geruchsassoziationen werden so oft mit Riechwiederholungen überprüft, bis ein klares Geruchsbild entsteht. Generell muss man an mehreren Individuen riechen, da Duftkomponenten unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Riechpausen sind ebenso wichtig wie das Riechen selbst, um der Adaptation an Düfte (H ATT & D EE 2016) entgegen zu wirken: Manche Duftstoffe werden oft schon im 2. Atemzug nicht mehr wahrgenommen. Erst nach einer minutenlangen Pause reagieren die Riechrezeptoren wieder auf den besonderen Duftstoff-Reiz.


    Interessant ist auch die Tatsache, dass die menschl. Nase die chemischen Gerüche möglicherweise nicht so wahrnimmt, wie sie tatsächlich mengenmäßig vorhanden sind. Als Beispiel wird der Geruch von Berberis vulgaris angeführt.


    Zitat

    Duftanalysen mittels Headspace-Technik und dem Verfahren der Gaschromatografie gekoppelt mit Massenspektrometrie (GC/MS) ermöglichen zwar die Aufschlüsselung eines Pilzgeruchs in einzelne Duftkomponenten und deren mengenmäßige Anteile am Gesamtgemisch, doch kann die chemische Analyse keine Aussage darüber treffen, welche Duftkomponenten von der menschlichen Nase als dominant wahrgenommen werden. Um dieses Phänomen zu veranschaulichen, folgt nun ein Beispiel aus der Welt der Blütendüfte: KAISER (2006) schreibt über den Blütenduft von Berberis vulgaris folgendes: „(the) flowers emit a rather peculiar spermatic odor, although it is quantitatively based on pleasant odorants such as linalool and the four isomers of lilac aldehyde and lilac alcohol.“ Die duftbestimmenden, spermaähnlichen Komponenten sind 3,4-Dihydro-2H-pyrrole zusammen mit 5-Acetyl-3,4-dihydro-2H-pyrrole, die mengenmäßig nur 0,10 % und 0,01 % des Duftgemisches ausmachen, wohingegen die vier Isomere des Flieder-Aldehyds und Flieder-Alkohols zusammen mit 19,40 % und Linalool mit 4,40 % im Duft enthalten sind (KAISER 2006). Den Riecheindruck, den KAISER (2006) beschreibt, teilen vermutlich alle, die je an den Blüten von Berberis vulgaris gerochen haben, und so zeigt dieses Beispiel sehr anschaulich, dass manche Duftstoffe, obwohl sie nur in kleinen Mengen vorkommen, den menschlichen Riecheindruck völlig bestimmen und andere Duftstoffe, in diesem Fall die Flieder-Komponenten, überdecken.

    VG

    abeja

    Hallo Marcel,

    ich finde Gerüche und deren Wahrnehmung auch sehr interessant.

    Aromen werden von verschiedenen Menschen oft auch unterschiedlich beschrieben, vieles soll man aber auch trainieren bzw. erlernen können. Die Anwendung geht von der Beurteilung von normalen Lebensmitteln über die Wein- und Kaffee-Degustation (- und Bewertung) bis hin zur Schadstoffsuche in der Raumluft oder im Wasser.


    Zur Geruchs- und Aromaschulung/ Sensorik habe ich eine interessante Seite gefunden (auch mit Auflistung der chem. Verbindungen):

    Geruchs- und Aromaschulung in der Sensorik
    DLG-Expertenwissen 01/2017
    www.dlg.org


    Es ist natürlich richtig, dass man die Ausdrücke "fruchtig" und "säuerlich" nicht gleichsetzen kann, also nicht 100 proz. synonym verwenden kann - vor allem dann nicht, wenn man die Chemie dahinter im Blick hat.

    So hatte ich es oben aber auch nicht gesagt, sondern mit einschränkenden Nebensätzen und "generöser" Verteilung von Anführungszeichen - es war weniger wissenschaftlich ausgedrückt, sondern beschrieb eine eher assoziative Verknüpfung.


    Bei mir ist das fast untrennbar verbunden:

    als "fruchtig" bezeichne ich nur etwas, was auch eine zumindest leicht säuerliche Komponente hat.

    Ist eine Banane überreif oder eine Feige getrocknet - zwar aromatisch, aber nur noch sehr süß - dann käme ich kaum auf die Idee, den Geruch als "fruchtig" zu bezeichnen. Je nach Reifegrad oder Obstsorte fallen Geruchs-Aromen (und Geschmack, das kann man kaum trennen) auch sehr unterschiedlich aus. Bei uns ist das z. B. bei Äpfeln so, in den Tropen z. B. auch bei Mangos.

    Diese können (auch reif) absolut ätzend sauer sein und auch so riechen - nicht nur "süß-fruchtig". Ebenso gibt es diese kleinen Bananen, die deutlich mehr Fruchtsäuren enthalten, auch im reifen Zustand. In Europa werden sie hin und wieder (teuerst) als "Apfel-Bananen" verkauft, weil das Aroma auch eine "säuerlich-apfelige" Komponente enthält.


    Umgekehrt fallen mir, wenn ich an säuerliche Gerüche bei Lebensmitteln denke, als erstes leicht säuerliche Obstarten ein.

    Dann, mit Verzögerung kommt mir Essig in den Sinn, wobei der essigsauer vergorene Alkohol überwiegend eine obstige Basis hat, die man oft durchschmeckt bzw. schmecken soll - z. B. beim Apfelessig.

    Mit Anstrengung fällt mir noch Sauerampfer und Rhabarber ein, wobei die dort u. a. enthaltene Oxalsäure nach einer weitgefassten Definition auch zu den Fruchtsäuren gehört, sowie milchsauer vergorenes Gemüse.

    Fruchtsäuren – Wikipedia


    Aus Römpp-online ;) :

    "Fruchtaromen sind komplexe Stoffgemische, oft mit einem hohen Anteil an Fruchtestern und Lactonen, neben Aldehyden, Alkoholen, Ketonen, Carbonsäuren, Heterozyklen u.a. Verbindungsklassen."

    Die Carbonsäuren spielen also auch eine Rolle beim Aroma, also auch beim insgesamt "fruchtigen" Geruchseindruck.


    Dazu fällt mir auch ein Beispiel ein.

    Einem Bekannten war ein Grapefruitsaft (Geschmack und Geruch "fruchtig-sauer", eindeutig Grapefruit) zum Verzehr mal viel zu sauer. Man kann die Säure mit Natriumhydrogencarbonat etwas abmildern. Hier wurde aber so viel hinzugegeben, dass die Säure fast komplett reagiert hat. Das Ergebnis war ein sehr seltsames "Getränk", man konnte kaum noch Grapefruit erahnen, es hatte ein völlig verändertes "Gesamtaroma".


    In dem im obigen Text enthaltenen "Aromarad" werden "Aromafamilien" abgebildet, darunter "fruchtig" (mit diversen Obstkategorien).

    Man könnte "sauren Geruch" als "Teilaspekt" der dort genannten "fruchtigen Gerüche" auffassen.

    Allerdings gehört Essig-Geruch (sooo sauer) nach Aromarad zur "chemischen" Geruchsfamilie.

    ... aber eigentlich ist ja alles Chemie. ^^


    Wobei sich dann auch die Frage stellt:

    wenn ich bei einem Pilz ein fruchtiges Aroma wahrnehmen würde, z.B. "Aprikose" - ob man da bei einer Untersuchung tatsächlich die gleichen chem. Komponenten (oder zumindest sehr ähnlich in der Zusammensetzung) wie in Aprikosen finden würde ...

    oder ob ich mir das Ganze nur einbilde.


    VG

    abeja

    Hallo Marcel,

    ich hatte ja jetzt beide Pilzarten zusammen im Pfännchen, es roch beim Zubereiten normal "pilzig" - aber nicht sehr ausgeprägt. Das schob ich sogar mehr auf die Faserlinge. Nun erinnere ich mich vage, irgendwann schon einmal einen Faserling in der Pfanne gegart und pur gekostet zu haben - das ging in Richtung "metallisch-pilzig" und sagte mir nicht zu.


    Die kleinen Hortiboleten würde ich eher in der "säuerlich-pilzigen" Ecke einsortieren, so ähnlich wie Rotfüßchen. "Sauer" geht dann in Richtung "fruchtig", wenn man möchte - aber für meine Begriffe hier nicht auf einem breiten, aromatischen "Fundament".


    VG

    abeja

    Hallo allerseits,

    pilzlich tut sich - wie fast immer - recht wenig. Man trifft bei 1-2 Std. Waldgang auf ca. 5 halbwegs frische oder noch gerade eben erkennbare Pilzgruppen mit Stiel und Hut ... Schwindlinge, Tintlinge, Rüblinge etc. schon mit eingerechnet, 2 alte Netzhexen und 3 Mini-Mehlräslinge auch.


    An einer bekannten Stelle wuchsen aber am Freitag wie gesät ganz junge Blutrote Röhrlinge, Hortiboletus rubellus. Ich konnte nicht widerstehen, ein paar kleine Hüte (nur die waren nicht madig) mitzunehmen ... obwohl ich solche kleinen Röhrlinge gar nicht besonders mag.

    Im angrenzenden Wald war dann an einer Stelle (neben hübschem Rostpilz auf Huflattich) eine größere Gruppe von Behangenen Faserlingen, Psathyrella candolleana s.l. das größte Ereignis. Da ich mich erinnerte, dass man diese in Suppen verwenden können sollte, nahm ich sie auch mal mit.



    Nun ... so appetitlich sah das geputzt nicht aus - und es waren auch nur 40 gr. Röhrlinge und 20 gr. Faserlinge.

    Ein bisschen angebraten ... es roch zumindest nach Pilzen in der Küche.

    Ob etwas Gemüse dazu harmoniert?

    Eine Möhre und eine Lauchzwiebel, mangels Fleiß und Lust nicht sehr kleingeschnitten, auch angeschwitzt.

    Wie binden? Traditionell mit Mehlschwitze? ... nur Dinkelvollkornmehl da, das überzeugt dann farblich nicht, aber ... egal.



    Das Gemüse zu grob, die Röhrlinge zu "glubschig", die Faserlinge zu "ich-weiß-nicht", die Farbe nicht hübsch, die Fettaugen so groß, der Geschmack so "lala".

    Die Pilzstückchen schmeckten kaum mehr nach Pilz ... die Flüssigkeit aber schon und der Geruch lag immer noch in der Luft.



    Pürieren oder nicht pürieren, das ist hier die Frage!

    Pürieren! (links)

    Der Geschmack bleibt "lala" und die Farbe ist immer noch nicht der Renner.

    Sahne oder Nicht-Sahne ... oder Kokosmilch? Der Rest, der muss weg ... und es ist ja auch nicht viel.

    Ohhhh, die Kokosmilch ist ja dominant, wer hätte das gedacht. (mittig)

    Und noch ein bisschen Thai-Curry-Paste (Ingwer, Zitronengras, Fruchtextrakte + Koriander, Chili etc.).

    Und noch ein bisschen Kurkuma und einen Spritzer Apfelsaft. (rechts)




    Nun ist der "Wumms" da.

    Aber es wäre ein interessantes Experiment herauszufinden, ob da überhaupt noch ein "Proband" die Pilze erschmecken könnte! ^^


    ... so kann's gehen: Gemüse-Kokoscremesuppe mit "heimlichen" Pilzen - aus meiner "Versuchsküche".


    VG

    abeja

    Hallo,

    oft ist es auch so, dass junge Exemplare heller wirken, weil die Oberfläche (abgesehen von den glänzenden kahlen Bändern) noch ganz fein behaart ist. Mit der Zeit verkahlt das auch ein wenig, sodass mehr Farben zum Vorschein kommen.


    Oft hatte ich bisher den Eindruck :/ , dass die besonders blauen Exemplare in einer sonnigen und trockenen Ecke wuchsen.


    Einmal hatte ich jedoch auch den Fall, dass an exakt dem gleichen Stamm, zwei ungefähr gleich alte Gruppierungen von Schmetterlingstrameten (in Reihen) sehr unterschiedlich gefärbt waren, in einem hellen, fahlen Braun mit kaum dunklen Linien und in einem viel wärmeren, intensiveren Braunton + dunklen Linien.


    Das bläuliche (bzw. violette) Pigment ist Telephorsäure (telephoric acid), das braune Pigment Melanin, das findet man auf versch. Seiten.

    Die Melaninproduktion jedenfalls scheint abhängig vom pH-Wert des Substrates zu sein.

    The influence of pH on pigment formation by lignicolous fungi
    Wood-decay patterns are strongly influenced by the conditions of the wood substrate, and the pH of the substrate is one of the most important factors.…
    www.sciencedirect.com

    (EDIT: kann sein, dass ich da zu flüchtig "überflogen" habe, vielleicht geht es hierbei nur um die braunen Farbstoffe, die durch die Pilzaktivitäten dann im Holz eingelagert werden. Da müsste man noch mal weiter suchen und lesen. ;) )



    Eine Liste von Pilzfarbstoffen:

    Pilze und Flechten als Produzenten von Pigmenten*
    <p class="vorspann_k4_untertitel">Von Teufels- und Hexenfarben bis Lackmus und Orseille</p>
    www.deutsche-apotheker-zeitung.de


    VG

    abeja

    Hallo Margarete,

    da scheint etwas beim Erstellen des Beitrages schief gegangen zu sein. Bitte lade die Bilder nochmals hoch.

    Wenn man nach Hochladen der Bilder und vor Abschicken des Beitrags die Seite im Browser noch einmal verlässt (z. B. um etwas anderes aufzurufen, weil man noch etwas nachschauen möchte), dann speichert die Forensoftware das bereits Geschriebene automatisch als Entwurf ab. Gespeichert wird jedoch nur den Text, nicht die Bilder.

    Geht man dann zurück auf die Seite, wo man den Beitrag erstellt hat, dann wird dieser Entwurf wieder automatisch geladen.

    Man selbst sieht die Bilder noch, weil sie sich im Cache des eigenen Browsers befinden, alle anderen sehen die Bilder jedoch nicht.

    Vermeiden kann man das Problem, indem man die Bilder erst ganz zum Schluss hochlädt und dann gleich den Beitrag abschickt. Falls man dringend noch eine andere Seite aufrufen möchte, sollte man das in einem neuen Browser-Tab oder auf einer neuen Seite machen, jedoch nicht im gleichen Tab.


    VG

    abeja

    11

    Noch ein Bild von dem mutmaßlichen Schillerporling




    12

    Dann ging ich noch einen Feldrand entlang, einen Hügel hoch, suchte und fand die weite Aussicht ins landwirtschaftlich geprägte Umfeld. Einige Bäume waren gefällt worden und das Totholz lag vermutlich schon länger zierend am Wegrand. Leider konnte ich nicht alle Hölzer identifizieren, da sie oft schon komplett entrindet waren. Es befanden sich jedoch Buchen, Eschen und Weiden darunter. Die üblichen Porlinge taten "ihr Werk", darunter war auch ein kleiner Leuchtender Weichporling (Pycnoporellus fulgens) auf Buche, den habe ich auch schon länger nicht gesehen.




    13-18

    Ein Zweitfund erst ist jedoch dieser Porling (vermutlich auch auf Buche, komplett entrindet und geschwärzt): Gloeophyllum trabeum, der Balken-Blättling, hier mit sehr poriger Fruchtschicht und deutlich mehr Poren pro cm (ca. 35 oder etwas mehr) als bei meinem Erstfund.





    hier täuscht das "Nahbild" größere Poren vor, sie sind recht fein - siehe Bild mit Lineal weiter unten.



    trocken



    Und das war es schon! :)


    Viele Grüße

    abeja

    Hallo allerseits,

    in der letzten Augustwoche war ich kurzzeitig in NRW (Bergisches Land) und hatte nicht viel Zeit für Pilze ... aber es gab auch kaum welche, obwohl es vorher nahezu "ununterbrochen" geregnet haben muss, jedenfalls mehr als doppelt so viel wie hier im äußersten Südwesten.


    01-02

    Im Park ... nichts ... fast nichts ... zumindest keine Pilze mit Stiel und Hut.

    "Verlaufskontrolle" bei einem (schon gezeigten) Silber-Ahorn mit jeder Menge von Ganoderma adspersum: Baum lebt, Pilze auch.





    03

    Bei einer mehrstämmigen Birke war ein Stamm abgebrochen bzw. gekappt.

    An diesem Totholzteil wuchsen diverse Arten, u.a. Schwefelköpfchen und Zunderschwämme.

    Fotografiert habe ich diesen "Zähnchenpilz", der am Rand deutlich porig ist, ich halte das für den Veränderlichen Spaltporling, Schizopora paradoxa (mit cf.).




    04

    Auffällig war auch ein schönes Grüppchen der Rötenden Tramete, Daedaleopsis confragosa, mit deutlich lamelligem Hymenophor.

    Von der Oberfläche her käme man hier nicht auf die Idee, das D.c. tricolor zu nennen - aber wie ich las, macht man da ja jetzt sowieso keine Unterscheidung mehr.




    05

    An einem anderen Ort lernte ich ein Wäldchen kennen - vor, im und nach Regen.

    Es ist ein Buchenwald (auf Kalk vermutlich) mit einem Bacheinschnitt. Überall standen die schwärzesten Schwärztäublinge (Russula nigricans) herum, leider ohne "Aufsitzer". Neben einem Trupp Risspilze (rel. kräftig, leicht blumiger, nicht spermatischer Geruch, rimös und mit deutlichen Velumflecken auf den Hut, ich denke an Inocybe maculata) und einer Gruppe von Rüblingen (rot-brauner Hut, gelbl.-bräunliche Lamellen, sehr striegeliger Stiel, wie erwartet mit scharfem Geschmack, also Collybiopsis peronata, der Brennende Rübling) sah ich sogar ein Pfifferlings-Fragment.




    06-10

    Ein großer liegende Buchenstamm war mit diversen Porlingen bewachsen.

    Auf Anhieb nicht bekannt kam mir der folgende Fund vor: dachziegelig übereinander gewachsen, insgesamt nur wenige Zentimeter breit und nur 1-2 cm vom Substrat abstehend. Im Regen glänzte die Oberfläche leider stark, rötlich braun. Trocken war der Pilz immer noch rot-braun, ursprünglich vermutlich haarig, jetzt verkahlt, aber leicht haarige Strukturen waren noch erkennbar. Innenleben rötlich-braun, Poren schillernd, sehr fein, ca. 6/mm.

    Ich vermute hier Inonotus cuticularis, den Flachen Schillerporling.

    Jedoch wundere ich mich über die Kleinheit (also noch jung?) und gleichzeitig über die fortgeschrittene Verkahlung bzw. sehr feste Oberflächenbeschaffenheit (also doch schon alt?) Der Bildvergleich zeigt leider oft nur Prachtexemplare. Seten konnte ich mit meiner "Ultranahkamera" auch mit starker Beleuchtung in der Behaarung der Oberfläche nicht "dingfest" machen.

    Ist es vom Erscheinungsbild her tatsächlich Inonotus cuticularis - oder was wäre eine Alternative? ( ... mir fällt dazu sonst nichts ein. :/ )






    Hallo allerseits,

    eben zappte ich durch die GMX-Seite und stieß auf die Ergebnisse des Fotowettbewerbs des Fachmagazins "BMC Ecology and Evolution".

    So spektakulär kann Forschung sein: Faszinierende Bilder aus der Natur
    spektakuläre Naturbilder: BMC Bildwettbewerb 2023
    www.gmx.net


    Unter den Gewinnern sind u.a. zwei Aufnahmen von pilzlichen Parasiten (an Ameise und Spinne).

    Beim Siegerbild des gesamten Wettbewerbes stutzte ich (... kenne ich doch, den Pilz) ...

    erstens über den Tippfehler (Organenporen statt Orangeporen),

    zweitens über die Aussage "invasiv" (mag ja sein), sowie über den Satz " ... pilz,der bislang unbekannte ökologische Folgen für die australischen Ökosysteme haben kann. Zwar sind Pilze für das Gleichgewicht in einem Ökosystem essentiell, doch vertreibt diese Art von Pilz andere Pilze." (Unterstreichungen von mir)


    Original:

    https://bmcecolevol.biomedcent…0.1186/s12862-023-02141-x (Hervorhebungen von mir)

    Zitat

    The overall winner depicts the fruiting bodies of the invasive orange pore fungus (Favolaschia calocera), which poses unknown ecological consequences. While fungi play crucial roles in maintaining ecological balance, this visually striking species is causing concern. Photographer Cornelia Sattler comments, “Despite its innocent and beautiful appearance, the orange pore fungus is an invasive species in Australia. This species is displacing other fungi and spreading throughout the Australian rainforest. The bright orange fruiting bodies typically grow on deadwood and can spread through spores, often transported by humans.“ The ramifications of this invasive species on Australian ecosystems remain uncertain. It is important to closely monitor and understand the impact of this invasive fungus to mitigate any unforeseen consequences and safeguard the biodiversity of Australia. Senior Editorial Board Member Arne Traulsen comments the photo “allows a peek into a world that seems extremely different from ours. Fungi are fascinating but seem underappreciated and understudied”. (Fig. 1).



    Ist dazu Näheres bekannt?

    Der Pilz ist ja sehr weit in den Tropen verbreitet und kommt seit einigen Jahren auch in Europa an manchen Orten vor.

    Erst wird gesagt: "unbekannte Folgen ... haben kann" - und im zweiten Satz "vertreibt andere Pilze".

    Kann man so etwas denn überhaupt genau feststellen bzw. nachweisen?

    Die kleinen Favolaschias sind natürlich farblich sehr auffällig. Man kannte sie in der Gegend nicht und sieht sie dann plötzlich "überall", vor allem in von Menschen beeinflussten, gestörten Habitaten. Da müssten ja andere (bisher das Holz zersetzende) Pilze mengenmäßig auffällig weniger werden oder gar nicht mehr nachweisbar sein?


    Gibt es andere Beispiele, wo "zugewanderte" totholzzersetzende Pilze andere "einheimische" totholzzersetzende Pilze nachgewiesenermaßen merklich vertreiben?


    Hier in diesem (australischen) Artikel findet man etwas, wie das funktionieren soll, bei Favolaschia.

    Problem Fungi – Fungi4Land

    Zitat

    The Orange Pore Fungus Favolaschia claudopus (previously Favolaschia calocera) is an introduced invasive species that has rapidly spread over large parts of Australia. It displaces native fungi and produces chemicals that attack other fungi.



    Nun habe ich mal etwas zu den chem. Komponenten von Favolaschia gesucht. ^^

    Da gibt es tatsächlich einige Untersuchungen. Man fand mehrere Stoffe, die als Fungizide wirken könnten. Diese sind dann möglicherweise auch als med. Anwendung gegen humanpathogene Pilze beim Menschen nutzbar ... Zumindest geht die Forschung immer in diese Richtung.

    https://www.sciencedirect.com/…abs/pii/S1874390022000027 (siehe dort auch die Referenzen zu vorherigen Untersuchungen)


    Ach ja ... böse, liebe, arme, wunderschöne Favolaschias ...


    Viele Grüße

    abeja


    EDIT:

    Hier z.B. viele aussagekräftige(re) Fotos der Art und verlinkt auch eine Diskussion zum invasiven und verdrängenden Potenzial. Dies bezog sich allerdings auf Mittelmeerraum und nicht auf Australien.

    Der Verdacht, die Art könne andere Arten verdrängen bzw. chem. schädigen, wurde schon von Vizzini et al. (2002) geäußert. (Text in Vollversion nicht frei gefunden.)


    Pilz des Monats - 2016 - Orangeroter Porenhelmling (Favolaschia calocera)

    Neomyzet in Italien (Favolaschia calocera), Lothar am 22.11.2016 21:09

    Hallo Christian,

    zwar habe ich "null Ahnung" von den Arten mangels eigenen Funden, aber ich habe in dem o.g. Text nachgelesen.

    https://www.zobodat.at/pdf/Boletus_21_0001-0021.pdf

    "Peter Otto, Kommentierter Bestimmungsschlüssel der terrestrischen Stachelpilze Deutschlands mit taxonomischen und nomenklatorischen Anmerkungen".

    Der Text ist ja schon von 1997, da wird auch noch nicht zwischen S. imbricatus und squamosus unterschieden (?)


    Ich meine jedoch, dass man S. scabrosus ausschließen kann (abgesehen von Geschmack und Farben), denn dieser hätte keine Schnallen. (EDIT: in der ersten Textversion hatte ich versehentlich das "keine" unterschlagen).

    In einem anderen Forum hatte ich auch mal gelesen, man solle das untere Stielfleisch im Schnitt beurteilen (also nicht nur außen), das konnte ich hier jetzt nicht so nachlesen.


    Zur Mykorrhiza ... zwei Möglichkeiten: entweder es wurde ein kleines Nadeldingelchen übersehen oder S. imbricatus kann auch mit Buche :/.

    Die M. mit Picea wurde nachgewiesen (ältere Arbeit von Agerer). Aber wenn man die Pilze überwiegend dort findet und auch die tatsächliche Verbindung nachweisen konnte, bedeutet das ja nicht, dass andere Partner 100proz. ausgeschlossen sind. Andere Arten der Gattung können lt. Literatur mit sehr verschiedenen Bäumen, Nadel- und Laubbäumen, Mykorrhiza bilden.

    Zumindest soll Sarcodon imbricatus sehr bodenvag sein, z.B. was den Basengehalt betrifft.


    Ich bin dann noch auf einen interessanten Text gestoßen (von 2008, das sollte man lt. Autor erwähnen, weil sich manches schon wieder weiterentwickelt hat).

    Hydnaceous fungi of the Czech Republic and Slovakia

    "Hydnaceous fungi in Central Europe with special regard to the Czech Republic and Slovakia, Petr Hrouda"


    Darin wird erwähnt, dass man auch das Stielfleisch unten betrachten soll. Seltsamerweise wird z.B. bei S. imbricatus betr. Kontext (Stielfleisch) "not changing colour in KOH" angegeben. Vermutlich wird ein bräunlicher Fleck bei weißem Fleisch mit Tendenz zur Bräunung als negativ gewertet.

    S. scabrosus soll mit KOH im Stielfleisch blau-grün werden.


    Zur Mykorrhiza steht da bei S. imbricatus und squamosus:.

    "Accompanying trees (S.imbricatus). The literature mentions coniferous trees, which is confirmed in our countries (see note at S. squamosus). Sarcodon imbricatus mostly accompanies Picea as its symbiont, but compared to some other species, it is probably not strictly associated with natural Picea forests."

    "Accompanying trees (S. squamosus). Literature presents Pinus, what is more or less confirmed in the studied area, but in some cases of reliable identification the data on the herbarium labels do not confirm the supposed association of S. squamosus with Pinus and S. imbricatus with Picea."


    VG

    abeja

    Hallo Rika,

    die Abbildungen für Ganoderma pfeifferi-Trama zeigen eine wirklich intensiv rotbraune Farbe, sehr einheitlich und etwas "kühl". Mit dieser sehr hellen Farbe hier kann das nicht G. p. sein, meiner Meinung nach gar keine Ganoderma ... :/ .


    Wäre es möglich, hier etwas untypische Fomitopsis erwischt zu haben? Denen fehlt ja im Alter oft der rote Rand, Trama und Poren würden passen, Geruch fraglich, Sporen noch fraglicher.


    Diese sollen deutlich kleiner als bei Ganoderma sein und natürlich auch weiß. Die Sporen fandest du ja hyalin-unausgereift....

    Und nicht darstellbare braune Sporen innen ... vielleicht andere Artefakte oder irgendeine Fehlinterpretation?


    VG

    abeja

    Hallo Rika,

    die beiden Kandidaten kenne ich leider auch noch nicht, aber auf einjährig vs. mehrjährig würde ich nicht allzuviel geben. Oft heißt es "meist" ... und das sind so seltene Pilze, dass die wenigsten Leute da aus eigener Anschauung alle Möglichkeiten feststellen konnten und sich überwiegend auf die bereits vorhandene Literatur verlassen.

    Ich finde die Tramafarbe wichtig, und zwar nicht nur wie sie beschrieben wird, sondern auch wie sie in guten Fotos abgebildet wird. Ein Pilz kann je nach Umständen seltsam wachsen und die Oberflächen variabel haben, aber innen die Farbe finde ich immer recht typisch.

    Dein Schnitt hier sieht exakt so aus wie im Doerfelt bei Ganoderma resinaceum: der Randbereich eher hellbraun, in der Mitte eher mittelbraun, jedoch ohne kastanien-rötliche Tönung.


    VG

    abeja

    Hallo Karl-Heinz,

    ich kann es mir nicht vorstellen, dass es betr. der deutschen Pilznamen ein "Gesetz" gibt, das man brechen könnte.

    Die Trivialnamen selbst sind ja gar nirgendwo „offiziell“ festgelegt. Es lässt sich dazu auch nichts finden, wenn man sucht.


    Sollte es dazu tatsächliche eine Regel geben, dann wäre es eine, über die ich mich skrupellos hinwegsetzen würde ... ^^.

    Undekliniert rollen sich mir da doch die Fußnägel. ;)


    Findet man jedoch deklinierte deutsche Pilz- oder Pflanzennamen im Satzzusammenhang unschön, dann ließe sich das ja einfach vermeiden. Man könnte Sätze konstruieren, wo der Pilz das Subjekt ist und im Nominativ steht. Oder man verwendet den wissenschaftlichen Namen und setzt den dt. Namen in Klammern undekliniert dahinter á la "ich fand Hemileccinum depilatum (Gehämmerter Röhrling)" - statt "ich fand den Gehämmerten Röhrling (Hemileccinum depilatum).


    VG

    abeja