Beiträge von abeja

    Hallo Wolfgang,

    danke für die Bestätigung von Lactarius zonarius. Wenn man einen Pilz aus eigener Anschauung gut kennt, fällt vieles leichter. Rein nach Beschreibung und Bildvergleich blieb ich etwas unsicher. Lt. Pilze D. ist der Pilz auch nicht häufig, aber vielleicht auch oft nur nicht gemeldet oder sehr unregelmäßig verteilt. "Hier unten" hat er z.B. noch keinen Eintrag, obwohl in den 90er Jahren im ganzen Ländle viel kartiert wurde.


    Lactarius decipiens ... ist auf jeden Fall eine überlegenswerte Idee, danke dafür.

    Ob ich gilbende Milch übersehen kann? Das kann ich leider nicht 100proz. ausschließen. Ich habe jetzt einiges zum Pilz gelesen.

    Es heißt oft +/- gilbend, es muss also nicht sehr stark sein. Zur benötigten Zeit wird angegeben "innerhalb von Sekunden" oder auch "innerhalb von wenigen Minuten", jedoch unabhängig vom Fleisch. Am besten sichtbar ja sowieso auf weißem Tuch, weil die Lamellen sind ja schon etwas getönt.


    Innerhalb meines "Hantierens/ Fotografierens" mit den Pilzen ist mir nichts aufgefallen. Wenn eine Gilbung aber zwischen "Ins-Döschen-Packen" und "Wiederanschauen" passierte, dann könnte ich das verpasst haben. Ich habe allerdings routinemäßig einen Milchtropfen auf ein Papiertaschentuch getupft. Da habe ich auch nichts gesehen, weiß aber, dass da manchmal nur im bestem Licht ein minimal eingefärbter Kranz zu sehen ist. Auf der verlinkten ital. Seite ist die Farbe aber sehr deutlich, fast schon neon-gelb.


    Ansonsten könnte der scharfe Schwefelmilchling vom Fundort (Laubwald, bevorzugt Eiche, trocken, basisch), von den Farben direkt bei Entnahme (auf Bildern aber oft rötlicher), vom Geruch her (war ja seltsam, Pelargonium-Komponente ist möglich, es wird auch "Gummi" angegeben) und vom Geschmack her passen.

    Lactarius decipiens gehört zu den Mitissimi, da passt die trockene, matte Huthaut gut. Meine "Idee" ist, wie ich jetzt erst las, bei den Pyrogali ...mmmh. Bei totaler Trockenheit sind die Hüte zwar auch trocken, aber vielleicht nicht so matt. An der Oberflächenerscheinung kann man ja oft schon die Zellstruktur "erahnen".


    Was mir beim Bildvergleich aber nicht so gut gefällt, ist die Stielform, die scheint immer eher zylindrisch zu sein, manchmal nach unten und auch nach oben verschmälert und eher ohne Flecken. Dieses "Nur-spitz-zulaufen" sehe ich nicht.

    Dieses schnelle dunkle (fast violette) Anlaufen am Rand konnte ich in keiner Quelle finden.

    Lactarius decipiens Quélet 1886
    Lactarius decipiens Quélet 1886 Tassonomia Divisione Basidiomycota Classe Agaricomycetes Ordine Russulales Famiglia Russulaceae Foto e Descrizioni Un Lactarius…
    www.funghiitaliani.it


    Wer mit - vielleicht mehrfacher - Lactarius decipiens-Funderfahrung könnte etwas zu diesen schwärzlichen Verfärbungen sagen? Sind diese für die Pilzart bekannt?


    Dann las ich noch zu L. decipiens, dass das Fleisch mit Salpetersäure sich gelb-orange verfärbt, das habe ich am frischen Pilz nicht getestet. Nur mit KOH getupft, da war "nichts Besonderes", höchstens leichtes Dunklerwerden (lt. ital. Seite auf dem Hut mit KOH grünlich ... tja, weiß nicht mehr, wie das exakt war.)


    Ich werde die Reste mal "eintüten", so eindeutig finde ich das noch nicht. :/


    VG

    abeja

    Beim Auffinden hatte ich leider nicht auf dem Schirm, dass es da zwei ähnliche Arten gibt ...

    Fundort bei Roteichen, alleeartig, Straßenbegleitstreifen auf Kalk, Rheinfelden (Baden).

    Mehrere, schon ältere Fruchtkörper, zoniert, Geruch kaum feststellbar (nicht extrem obstig), scharfer Geschmack.

    Hier stellt sich nun die Frage: Schöner Zonenmilchling, Lactarius zonarius oder Blasser Zonenmilchling, Lactarius evosmus ?


    Eine Behaarung am Rand (das hätte L.zonarius) sah ich nicht, auch nicht auf den Fotos, die Pilze wären aber vermutlich zu alt dafür. Die Zonierung ist deutlich und nicht nur auf den Rand beschränkt (passend für L. zonarius), eine leichte Rosafärbung im Fleisch (L. zonarius) nahm ich allerdings nicht wahr. Ich habe aber auch nicht abgewartet und nichts vom Pilz mitgenommen. Deutlicher Obstgeruch (L. evosmus) war nicht vorhanden.


    Zum Glück habe ich einen Stiel fotografiert, da sehe ich zwar kleine, aber doch deutlich Grübchen. Das soll lt. Literatur ein eindeutiges (?) Merkmal für Lactarius zonarius sein.

    Was meint ihr dazu - oder bleibt es ohne Mikromerkmale doch zu unsicher?


    Auf der Ehinger Seite sind die Grübchen am Stiel so wie bei meinen Pilzen, allerdings wird das auf der Seite gar nicht als Unterscheidungsmerkmal genannt.

    http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/lzonarius.php

    http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/levosmus.php








    Zum Schluss das große Fragezeichen:

    Auf ca. 450 m Höhe, bei Eichen auf Kalk (thermophil), mehrere sehr blasse Milchlinge mit matter, nahezu samtartiger Oberfläche (trocken, nicht glänzend).

    Die Milch war weißlich (cremefarben) und verfärbte sich nicht. (EDIT: auf Papiertaschentuch mit starker Verzögerung doch gelb)

    Ich rechnete (fast) mit einer Rosafärbung (Plinthogali), aber da tat sich nichts.


    Geruch etwas aromatisch, minimal obstartig, aber auch fremdartig, undefinierbar für mich.

    Geschmack beim flüchtigen (!) Probieren mild, beim zweiten Probieren (mehrfach Kauen) deutlich scharf, nicht nur "pikant",

    volles, kompaktes Stielfleisch, relativ harte Stielrinde,

    besondere Auffälligkeit: deutlich zugespitzer Stiel


    Ich nahm etwas von den Pilzen mit, schon nach 1 Stunde konnte man eine deutliche Verfärbung am Hutrand feststellen (schwärzlich). Insgesamt dunkeln die Pilze stark nach (grau-braun), die Fotos von den nachgedunkelten Pilzen sind erst am Folgetag gemacht.


    Mit etwas planlosem Herumsuchen kam ich auf eine mediterrane Art (dort bei Steineichen, aber vielleicht in "neuen" Gebieten auch mit anderen Eichen "glücklich"?), zumindest finde ich da große Ähnlichkeit.

    Lactarius ilicis ... aber kann das sein?

    Vielleicht habe ich eine ganz einfache Möglichkeit übersehen?


    Lactarius ilicis Sarnari 1993
    Lactarius ilicis Sarnari 1993 Tassonomia Divisione Basidiomycota Classe Agaricomycetes Ordine Russulales Famiglia Russulaceae Genere Lactarius Sottogenere…
    www.funghiitaliani.it

    https://www.dgfm-ev.de/publikationen/artikelarchiv/lactarius-ilicis-sarnari-und-die-unterschiedlichen-interpretationen-von-lactarius-curtus-britz/download




    ein Tag später




    Viele Grüße

    abeja

    Hallo allerseits,

    ein paar Lactarius-Arten aus meinen Oktoberfunden möchte ich zeigen, darunter 3 persönliche Erstfunde, zum Teil mit Fragezeichen.

    Ich bitte um eine Einschätzung oder Korrektur.


    Am häufigsten waren wieder im Buchenwald Lactarius subdulcis (Süßliche Buchenmilchlinge), die habe ich gar nicht fotografiert. Bei einer Friedhofskiefer Edelreizker Lactarius deliciosus, bei den Tannen im Wald kamen Lachsreizker, Lactarius salmonicolor (auch nicht fotografiert) und an einer bekannten Stelle wieder - regelmäßig jedes Jahr - Lactarius intermedius (Grubiger Weißtannen-Milchling). Ebenso leuchtete hier und da unter den Tannen wie jedes Jahr ein oranger Pilz ... ohne ein Reizker zu sein. Das geht dann in Richtung Lactarius aurantiacus (Orangefuchsiger Milchling), jedenfalls einer von den Mitissimi. Die waren aber schon recht alt, sehr aufgebogen.


    EDIT: hier hatte ich ein Grüppchen vergessen: relativ helle Eichenmilchlinge, Lactarius quietus (bei Eichen - und nur da - auf Kalk, 500 m Höhe), die Zonierung ist zwar da, aber nicht sehr ausgeprägt. Den "Blattwanzengeruch" habe ich auch nicht sehr deutlich gerochen, bzw. Blattwanzen (kenne ich gut) duften 100fach intensiver.




    Neu für mich war ein - anderswo - Allerweltspilz (bei Fichten und Tannen, möglicherweise oberflächlich versauert) der Rotbraune Milchling, Lactarius rufus, mit Papille und sehr scharf ...





    Scharf und schärfer geht es weiter, sehr regelmäßig kommt der Rosascheckige Milchling, Lactarius controversus bei Pappeln. Diese Art hat sich da sehr ausgebreitet auf der Wiese und war an dem Tag die einzige sichtbare Pilzart auf dem Gelände ... extrem riesige Fruchtkörper, an die 20-25 cm im Durchmesser - so groß noch nie gesehen.





    Ebenso einer, "den man nicht probiert", der Gebänderte Hainbuchen-Milchling, Lactarius circellatus (bei Hainbuche, Buche aber auch ganz nah). Mich hatte hier der weißliche Rand irritiert, aber erst bei Fotoansicht. Mit der deutlichen Zonierung kann man Lactarius fluens, den Bräunenden Milchling, aber wohl ausschließen? Leider habe ich keine weiteren Verfärbungen etc. abgewartet.





    Lactarius fluens (bei Buche) hatte ich erst einmal, mit weißem Rand, der war sehr undeutlich zoniert und bräunend, zum Vergleich Bilder von 2019





    Viel häufiger als L. fluens ist hier Lactarius blennius, der Graugrüne Milchling - noch mal fotografiert (im Regen!), weil so schön gepunktet und ungewöhnlich groß.



    Weiter mit 2 pers. Erstfunden geht es im nächsten Beitrag.

    Die Seite finde ich auch immer wieder toll. Man kann auch oben auf Englisch umschalten.

    Mit Schieber nach rechts (oberhalb der Bilder) werden alle Fotos angezeigt des jeweiligen Fundes, da sind dann auch viele Mikroaufnahmen dabei von der Teglrød frynsehinde :love: (Ziegelrotes "Fransenhäutchen" ... oder so - dt. ja "Filzgewebe")


    VG

    abeja

    Hallo Rika,

    du findest aber immer schicke Sachen!

    Auch wenn ich so etwas noch nie gesehen habe, versuche ich ja immer ... du weißt schon ... makroskopisch ...


    Eine Idee war Tomentella, per Bildvergleich kommt mir Tomentella lateritia passend vor.

    Tomentella lateritia Pat. 1897 - Encyclopedia of Life


    Also jetzt heißt es mit den Schlüsseln von Tomentella/ Frank zu vergleichen!

    Sporenornament ... führt tatsächlich zu Tomentella.

    Tomentella, Tomentellopsis, Amaurodon, Pseudotomentella


    Im Schlüssel ist die H. lateritia die einzige "brick-red", aber schau noch mal, ich habe nur diagonal gelesen.

    Tabelle1


    VG

    abeja

    Hallo,

    auch wenn die Fotos etwas blass erscheinen, kenne ich auch diese Farbe von Armillaria mellea - letztens wieder gefunden und nicht fotografiert, da war kein "Honig".

    Aber typisch für die Art (und wohl einzigartig bei den Hallimasch-Arten) ist der auch weit nach Aufschirmen immer noch deutlich sichtbare, gut ausgeprägte, nicht zerfetzte Ring. Die Stielbasis dieser Art ist nicht angeschwollen, deshalb passen so viele Pilze dicht nebeneinander.


    Zum Verzehr wäre Hallimasch in diesem Entwicklungsstadium übrigens nicht mehr geeignet (vielleicht hier und da ein kleiner "Nachzügler" höchstens). Die Hüte sind schon länger aufgeschirmt, flatterig umgebogen und die Pilze haben sogar schon ausgesport. Die weißen Sporen liegen auf den Hüten der Pilze darunter.


    VG

    abeja


    PS: man kann die Bilder hier auch direkt hochladen und einbinden, viele Forenbenutzer klicken ungern auf externe Links zu Bilderhostern.

    Hallo,

    war der Fundort denn wirklich im Wald, oder eher am Rand, straßennah z.B.

    Ich kenne bisher leider nur C. olivieri und zwar deutlich kontrastärmer, also wirklich "Ton in Ton".


    Bei Chlorophyllum-Arten bitte auch immer die Stielbasis beachten (fotografieren und zeigen ;) ), denn mit dem kontrastreichen Hut käme auch C. brunneum infrage ... theoretisch, denn da passt der Standort nicht sehr gut und der (scheinbar) eher komplex aufgebaute Ring auch nicht. Aber je mehr Merkmale man hat, desto besser.


    VG

    abeja

    Hallo Siggi,

    den Pilz würde ich auch so nennen, wegen der sehr zarten, "spitzigen", "zerfransten" Verzweigungen. Ich habe immer Probleme, das als "kammartig" zu bezeichnen.


    VG

    abeja


    PS: hier in dem Thema wurde von Peter Püwert eine schöne Gegenüberstellung mit anderen Arten ergänzt, vor allem das Bild mit dem Parasiten auf Clavulina, Helminthosphaeria clavariarum, hatte ich jetzt gesucht und nicht auf Anhieb gefunden (weil der Name im Bild steht und nicht im Text.)

    Hallo,

    ein Hexenröhrling würde aber deutlich blauen, auf jeden Fall (dachte ich ... las aber gerade, auch dort könne es mal (sehr selten!) fehlen, wenn die entsprechenden chem. Stoffe nicht ausgebildet würden.)

    Ein sehr junger Maroneröhrling kann das (schwache) Blauen auch schon mal komplett "vergessen" ;), das kommt sehr häufig vor.

    Ich sehe hier auch Imleria badia, vergleiche noch mal Bilder im Web, die Stielfärbung kommt vor.


    VG

    abeja

    Hallo Siegfried,

    in der Größe, mit diesen Velumresten und auf Holz wachsend (vereinzelt, nicht in dichten Gruppen) denke ich hier an einen Haustintling im weiteren Sinn, Coprinellus domesticus.

    Da gibt es aber wieder sehr ähnliche Arten, die nur mikroskopisch zu unterscheiden sind, aber Sektion Domestici halte ich für sehr wahrscheinlich. Das oft beschriebene Ozonium muss nicht vorhanden sein.


    (Von dem Lamellenbild wird einem ja schwindelig ... sehr schön aufgenommen !)


    VG

    abeja

    Hallo Siegfried,

    aus meiner Sicht eindeutig, ja.

    In der Vergrößerung sieht man die sehr abstehenden Haare, die sehr feinen runden Poren.

    Ein sehr junges Exemplar, sie sporen nicht auf Befehl.

    Die Konsistenz sollte relativ zäh sein, manchmal nimmt man einen würzigen Duft wahr, das kann aber witterungsabhängig sein.


    VG

    abeja

    Hallo TobiLu,

    ja, bei so vielen guten Quellen kann ja eigentlich gar nichts mehr schiefgehen ;)


    Die Beschreibungen variieren ja auch manchmal ein bisschen. Das mit "flesh becoming yellowish in bulb" steht so in Funga Nordica, wie ich gerade sah. Da hatte ich gar nicht geschaut ... zusätzlich zum PDF von Soop nur schnell Bilder "geguckt".

    Auf Fotos im Web ist das meist nicht so deutlich, vor allem nicht im Hut.

    Aber gut zu wissen, dass das sein darf.


    Mit den Kunstlichtaufnahmen ist es ja immer schwierig. Ich versuche auch, im Innenraum möglichst neutrales Licht zu nehmen und den Pilz auf weißen Untergrund zu legen. Dann fotografiere ich mit automatischem Weißabgleich, den ich in der Natur meistens nicht nutze.

    Bei meinem Bildbearbeitungsprogramm GIMP kann man die gewünschte Farbtemperatur - in Relation zu der bei Aufnahme benutzten Farbtemperatur - ziemlich gut einstellen. Da gelingen ganz feine Anpassungen. Man könnte auch bei Naturaufnahmen dadurch die Charakteristik bzw. die "Stimmung" komplett verändern. Das gelingt mit dem Tool viel besser, als ganz grob am Gelb/Blau-Regler zu schieben.

    Die bei Bestimmungsanfragen in Foren schon häufig gehörte "Forderung", Aufnahmen nur bei Tageslicht zu machen, finde ich schon manchmal sehr unrealistisch. Das ginge ja nur im Sommer ... oder wenn die Leute ausschließlich zu besten Tageszeiten unterwegs wären. Sobald man spät heimkommt, habe ich jedenfalls anderes zu tun, als direkt Pilze zu fotografieren. Am nächsten Morgen (auch komisches "Tageslicht") wären sie oft nicht mehr so typisch von den Farben. Da muss dann bei Kunstlichtaufnahmen doch die Bildbearbeitung ein wenig nachhelfen, um dem optischen Eindruck möglichst nahezukommen.


    VG

    abeja

    Hallo allerseits,

    noch ein paar Experimente ... (Fortsetzung von diesen Kostproben)


    Anderswo ein Massenpilz, der Samtfußkrempling, Tapinella atrotomentosa ... hier mangels Nadelwald eher selten, ich fand bisher nur uralte Vertreter der Art.

    Nun wuchsen ein paar junge FK an einem Nadelholzstumpf, einen davon habe ich mitgenommen.


    Hier stellt sich die Frage - wenn man so im I-net liest - was mache ich damit, wenn ich normalerweise auch gar keinen "Wurstsalat" esse.

    Und nach welcher Zeit sind die Bitterstoffe ausgekocht?

    Und schmeckt der Pilz ansonsten nach "irgendwas" oder doch nur nach den Zutaten?


    Gekocht habe ich den halbierten Pilz ca. 20 Minuten. Erst nach 15 Minuten wurde das Kochwasser violett, vorher war es bräunlich. Der gekochte Pilz schmeckte noch minimal bitter (mich nicht störend) - ansonsten nach gar nichts, war zartlila und ziemlich weich.

    Ich habe ihn fein geschnitten und mit Olivenöl, Apfelessig, Salz und Pfeffer eine Stunde im Kühlschrank mariniert. Die violette Farbe verschwindet, die Bissfestigkeit hat sich durch die Säure wieder erhöht und er schmeckte - angenehm - nach der Marinade. Nichts Pilziges und nichts Bitteres war feststellbar.

    Je nach Marinade (Ölsorte, Essigsorte, Gewürze) würde der Pilz etwas anders schmecken.

    Erst dann habe ich die Pilzstreifen weiter verarbeitet.

    Hier sind meiner Meinung nach der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich könnte mir alle möglichen zarten/ rohen, oder gekochten oder gegrillten oder eingelegten Gemüse vorstellen, das Ganze dann in Richtung "Antipasti" getrimmt.

    Ich hatte gerade ein Glas mit eingelegten Oliven (mit Knoblauch) offen und habe noch Cherrytomaten dazu genommen.

    Ja, kann man essen - auch eher wieder nur in kleinen Mengen, nicht als Hauptgericht.


        



    In den letzten Tagen habe ich öfter Große Scheidlinge, Volvopluteus gloiocephalus, gesehen, meistens aber schon zu weit aufgeschirmt. Der Geruch, leicht muffig und minimal rettichartig machte mich auch nicht so an, der Wuchsort in Straßennähe auch nicht. Heute habe ich von einem "besseren Platz" 2 junge Fruchtkörper mitgenommen. Sie waren noch etwas jünger als der fotografierte Pilz, noch sehr feucht und rochen frischer als die bisherigen Funde.


    Hier stellte sich mir die Frage, ob das minimal Rettichartige (das mag ich nicht so) verfliegt?

    Und sind die Stiele (zu) zäh, auch bei jungen Fruchtkörpern?


    In Butter sanft gegart: Geschmack angenehm "pilzig" (mild aromatisch, nicht rettichartig)

    Sogar bei jungen Fruchtkörpern ist die obere Hälfte der Stiele nach Zubereitung zwar weich, aber mit langen Fasern, die man kaum durchbeißen kann. Also werde ich in Zukunft die Stiele ganz weglassen, ansonsten war es eine durchaus positive Überraschung.


       



    Ein Erstfund, Clitocybe odora, Grüner Anistrichterling.

    Hierzu las ich: nur im Mischgericht verwendbar, weil sonst der Geschmack zu stark ist.

    Oder: keinesfalls im Mischgericht verwenden, der starke Geschmack verdirbt sonst alles. ... Tja???

    Da ich ihn noch nie gegessen hatte, wollte ich die handvoll Fruchtkörper nicht mit meinem sonstigen Sammelsurium mischen.

    Wie üblich bereitete ich ein Pfännchen pur, mit Butter, Salz und Pfeffer zu.

    Wenn die Pilzchen gebräunt angebraten sind, ist der Anisgeschmack kaum merklich (je brauner, desto weniger Anis).

    Ich vermute, dass der Geschmack nur dann stark hervortritt, wenn er der Pilz suppig/ geschmort mit viel Flüssigkeit/ soßig zubereitet wird. Das habe ich bei vielen Pilzen schon so erlebt. Ich bevorzuge aber tatsächlich fast überall das bräunende Anbraten.


    Kein Bildchen vom Tellerchen mit Pilzchen ... dafür mit Käferchen ;)



    VG

    abeja

    Hallo allerseits,

    ein paar "komische" Pilze kommen nun, die ich schon immer mal probieren wollte, bzw. mit der Zubereitung experimentieren wollte.

    Falls jemand hier fragt: "Ja, wachsen bei dir denn keine "vernünftigen" Pilze ???"

    Doch, doch, hin und wieder schon: letztens schöne Schopftintlinge, Hallimasch bis zum Abwinken, Stockschwämmchen und Reizker und diverser "Kleinkram".

    Lachs - und Edelreizker hatte ich auch mal im Vergleich. Bisher fand ich in größeren Mengen nur Lachsreizker, nun zum ersten Mal Edelreizker (neue Stelle unter einer Kiefer auf einem Waldfriedhof). Zubereitet - scharf gebraten - fand ich sie sehr ähnlich, aber der Geruch in der Pfanne beim Erhitzen ist beim Lachsreizker "gewöhnungsbedürftiger" und beim Edelreizker neutraler, viel angenehmer. Ich hatte vor Jahren mal den Fehler gemacht, Lachsreizker mehr oder weniger in Flüssigkeit zusammen mit ein paar anderen Pilzen zu schmoren, da haftete allem ein seltsamer Geschmack an. Beim scharfen Braten verändert sich diese "Note" positiv.



    Den Sklerotien-Stielporling, Polyporus tuberaster, finde ich regelmäßig im Sommer.Ich habe ihn auch schon regelmäßig gegessen und finde ihn schmackhaft. Aber schon vor Jahren - und jetzt wieder - hatte ich extreme Probleme, die Zartheit zu beurteilen. Das Messer sollte gut "durchgehen", das tut es bei jungen Fruchtkörpern auch, abseits vom Stiel, trotzdem ...

    Im August hatte ich diesen FK + noch zwei weitere ähnliche FK geerntet. In feine Streifen geschnitten und gegart waren die Einzelstückchen zwar relativ weich, aber trotzdem komplett mit einem "feinen Netzwerk" von "bissfesten" Fasern durchzogen. Kauen war wenig erfreulich, die Stücke nicht kleinzukriegen ... ich habe den Pfanneninhalt entsorgt.

    (EDIT: ich erinnere mich nun vage, dass ich vor Jahren schon mal zum Schluss gekommen war, es sei sicherer, vor Ort ein rohe "Kauprobe" zu nehmen. Ist diese auch nur minimal "chitinös", dann wird das nichts in der Pfanne ...)


         



    Nur einen Schwefelporling, Laetiporus sulphureus, habe ich in diesem Jahr gesehen, er war - eigentlich - jenseits des Zustandes, in dem man ihn normalerweise erntet. Trotzdem wollte ich auch "diesen Reifegrad" mal probieren.

    Viele bevorzugen ja die ganz weichen Knubbel, fast verstreichbar - ich habe sie lieber etwas fester, aber die Ränder natürlich noch wulstig und die Konsistenz zart und saftig.

    Hier waren die Ränder schon sehr flach, die äußeren 2 cm waren aber doch noch völlig o.k., die nächsten 5 cm deutlich härter, etwas faseriger, aber noch feucht. Weil der Pilz an Eiche wuchs, habe ich ihn kurz - ein paar Minuten nur - blanchiert. Die Konsistenz hat sich dabei nicht verändert.

    Dann habe ich kleingeschnittene Stückchen wie üblich zubereitet (gebraten/ geschmort, mit Gewürzen, mehrfach etwas Wasser zugegeben und wieder verdampfen lassen - ich paniere Schwefelporling auch sonst nicht, wir essen wenig Paniertes/ Frittiertes).

    Der Geschmack war völlig in Ordnung, wie Hähnchengeschnetzeltes ... und die Konsistenz der festeren Stücke war exakt wie "das Hühnerbrustfilet ist heute aber wieder ein wenig trocken ...!"

    Also, das Hühnerbrustfilet würde man wahrscheinlich nicht wegwerfen, das "Chicken of the wood" habe ich auch nicht weggeworfen ;)






    Leberreischling, Fistulina hepatica, hatte ich vor Jahren zweimal gefunden, einmal probiert (abgekocht und gebraten) - der ist und bleibt relativ "spritzig" sauer, ohne jegliche "pilzige" Komponente. Ich wollte das bei einem erneuten Fund als Salatbeilage nutzen.

    In diesem Jahre sah ich wieder 2 Fruchtkörper, das Foto ist nur ein Beispiel. Von einem anderen Pilz schnitt ich eine kleine "Filetspitze" ab.


    Blanchiert, etwas in Butter gebraten, dann mit Radicchio, Birne (gebraten, hätte auch gekochte oder eine weiche, rohe Birne sein können), Walnüssen und Olivenöl/ Apfelessig angemacht. Die bräunliche Spur auf dem Salat ist Dattelsirup (hat harmoniert!), es hätte auch Balsamico-Creme dazu gepasst

    In solch kleinen Mengen - auf Salat - fand ich den Leberreischling nicht schlecht. Als Hauptgericht, in größeren Mengen, möchte ich ihn aber nicht essen.





    VG

    abeja

    Hallo,

    Expertin bin ich natürlich nicht, sondern nur versuchsweise "Nachvollzieherin" des Bestimmungsweges.

    Was hier sofort ins Auge sticht, ist ja die gelbe Farbe im Hut und in der Stielbasis ... ist die wirklich soooo gelb ?

    Dazu finde ich überhaupt nichts bei den Phlegmacien (weder in Bildern noch in Texten), ansonsten ... wenn man das ignoriert, könnte man zu deinem Vorschlag kommen.

    Es scheint aber nicht eindeutig zu sein, sonst hätte sich ja wahrscheinlich schon jemand geäußert.

    Velumfarbe (Velumreste) kann ich auch nicht gut erkennen.


    Vielleicht ist es gar kein Phlegmacium, weil die Huthaut auch im feuchten Zustand nicht schleimig wäre (und sich nicht oder kaum farblich verändert) ? Vielleicht muss man bei den Dickfüßen suchen, Hut eher seidig, "grobe Richtung" Cortinarius alboviolaceus?

    Da passt dann vielleicht anderes nicht, aber vielleicht gibt es noch mehr ähnliche Arten. Die intensive Fleischfarbe bleibt aber seltsam....

    (EDIT: 4 x "vielleicht" in 3 Sätzen ist vielleicht zu viel ^^ )


    VG

    abeja

    Hallo Grabbak,

    zur Frage in der Überschrift "Edelreizker oder Fichtenreizker erkennen als Newbie"


    Punkt 1: gucken, was da für Bäume stehen - Kiefern oder Fichten (oder Tannen???) oder gemischt?

    Wenn das nicht eindeutig ist: der Fichtenreizker hat (meist) keine Grübchen am Stiel und ist auf der Oberfläche bei größeren Pilze sehr schnell mit größeren grünen Flecken, wird schnell schwammig (und oft madig).

    Der Edelreizker hat demgegenüber Grübchen und keine grünen Flecken (eher ein paar dunklere Punkte im orangen Hut, wobei sich die orange Farbe auch leicht unterscheidet) und bleibt fester.


    Weitere Farben und Verfärbungen sind dann die "Kür" - nachzulesen in den ausführlichen Beschreibungen. Die braucht man, um noch weitere Arten zu unterscheiden (z.B. gibt es ja mehrere Reizker, die bei Kiefern wachsen.)


    VG

    abeja

    Hallo Siegfried,

    wahrscheinlich wird es ohne genauen Blick auf die Unterseite nicht eindeutig.

    Ich bin auch im Pflanzenbestimmungsforum aktiv, da gibt es auch schon mal Flechtenanfragen. Zu diesen Peltigera-Arten wurde - vor Jahren - meist von einem erfahreren Flechtenkenner geantwortet, man könne - ohne deutliche Sicht auf die Unterseiten - P. canina, praetextata und membranacea nicht exakt unterscheiden.

    Wichtig seien " Länge und Art der Rhizinen, wie sind sie angeordnet, sind sie unterschiedlich in einem Lager oder mehr oder weniger gleich gestaltet? Gibt es Isidien - in Lagern mit Apothezien bei P. praetextata manchmal fast nicht vorhanden. Wie dick ist das Lager? Sind die Ränder eher auf- oder abgebogen? Passen die Wülste auf der Oberseite zu den Gruben der Unterseite? Farbe und Art der Adern auf der Unterseite?" ... Und das seien zudem alles relativ schwammige Merkmale, wo es viel Erfahrung bräuchte.


    Hier in dem Artikel wird P. praetextata sehr gut geschildert (und von P. rufescens und P. didactyla unterschieden).

    https://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/Pflanzenportraet_Peltigera.pdf


    Wenn ich versuche, eine Flechte zu bestimmen, schaue ich in der letzten Zeit - auch weil ich gar kein großes Flechtenbuch mit Schlüsseln besitze - auf diese italienische Seite. Da sind natürlich auch die mediterranen Flechten, die es bei uns nicht gibt, mit dabei ...

    ITALIC 7.0 - the information system on Italian lichens
    ITALIC 7.0, the latest version of the Information System on Italian Lichens, has been published online on June, 28th, 2022. The system makes available…
    italic.units.it

    Da unter "Peltigera" "identify" anklicken und dann entweder Schritt für Schritt schlüsseln oder "Textual key for all taxa" anzeigen lassen.

    Auf der Seite mit den gelisteten Arten, kann man die Art auch separat anklicken, es gibt viel Beschreibung und viele Bilder.

    Descrizione


    Man sieht jedenfalls auf deinem Bild breite Loben, die am Rande weißlich sind (da sind wir schon in der richtigen Gruppe), die Ränder sind erst aufgebogen, dann aber wieder nach unten gebogen (könnte passend sein, ich meine da aber irgendwo Widersprüche gelesen zu haben, habe aber nicht noch einmal nachgeschaut).

    Dann sehen wir in den Rissen und am Rand etwas, was Isidien sein könnten, aber nicht viel.

    Die Rhizinen, die wir sehen, scheinen einzeln zu stehen und nicht verzweigt zu sein.

    Das könnte alles tatsächlich am ehesten für P. praetextata passen, aber vergleiche bitte selbst noch mal, ob die beschriebenen und sichtbaren Eigenschaften übereinstimmen.


    VG

    abeja

    Hallo allerseits,

    letzte Woche habe ich noch mal nach Oxyporus populinus geschaut, nach längerer Zeit.

    Im Oktober (Regenfälle hatten wir natürlich auch) ist Zuwachszeit.


    Es sieht jetzt so aus, als wäre der ganze Pilz von oben bis unten mit "Zuckerguß" überzogen. Insgesamt war er auch etwas feuchter, sodass ich mit meinem "Immer-dabei-Messer" ohne Probleme ein Stückchen herausschneiden konnte.


    Meine Finger sind ganz bewusst auf dem einen Foto mit abgebildet, da hat man sofort einen Größenvergleich ;).


    VG

    abeja





    Hallo,

    hui, das ist ja ein wunderschöner Pilz (... das musst ich jetzt einfach loswerden). Vor allem in dem jugendlichen Zustand kommen die Farben ja hervorragend heraus.


    Ich habe gestern mal versucht, im PDF von Karl Soop das zu schlüsseln, ich komme auch zu dem Ergebnis. Die Art ist da im Schlüssel als Vergleich genannt. Ein kleinerer C. elegantissimus, aber mit deutlich kleineren Sporen (ist hier ja) und violettem Farbschimmer im Stielfleisch. Ich habe jetzt nur nicht nachgeschaut, ob der jetzt nicht C. bergeronii heißt (? ist das synonym?)


    VG

    abeja

    Guten Morgen,

    die Möglichkeit erscheint mir jetzt auch viel wahrscheinlicher. Ich habe vor allem festgestellt, wie unterschiedlich die Farbe auf meinem Smartphone und am Laptop aussieht. Am Smartphone viel intensiver (wärmer), am (ältereren) Laptop fast ausschließlich kühl blass-violett.


    VG

    abeja