Beiträge von Steigerwaldpilzchen

    Hallo,

    Zum Glattstieligen habe ich keine Bilder aber ...

    Spannend ist auch Christophs Hinweis, dass Neoboletus erythropus, der Flockenstielige Hexenröhrling, ebenfalls weinrote Farbtöne in der Stielbasis aufweisen können soll:

    Hierzu hatte ich vor einiger Zeit folgende Beobachtung machen können:
    Neoboletus cf. erythropus (Gegen Neoboletus xanthopus sprach für mich die samtige Hutoberfläche, trotz der "Gelbfüßigkeit".)


    Es wirkt fast, als wäre die gesammten Rotpigmente der Stielrinde stattdessen in der Basis konzentriert.

    VG Thiemo

    Hallo,


    ich sehe den vermuteten Lactarius zonarius auch als diese Art an. Solch intensive Hutfarben und deutliche Zonierung sollte L.evosmus nicht haben. Schade, dass man bei den alten Exemplaren den Flaum am Hutrand nicht mehr sieht.


    Ein Unterscheidungsmerkmal was oft unter den Tisch fällt ist die Farbe des Sporenpulvers - sonst bei Täublingen wichtig, hier aber auch brauchbar. L.zonarius hat um Gegensatz zu seinen Verwechslunspartnern eine ziemlich helle Sporenpulverfarbe, nämlich cremefarben. L.evosmus oder auch L.accerimus sind Ockersporer.


    Ich teile die Beobachtung von Wolfgang, dass L.zonarius dieses Jahr wirklich einen Schub hat.


    LG Thiemo

    Hallo Matthias,


    Ich glaube, dass die Frage 364 (Mit welchen Lebensmitteln sind Pilze und ihre Handhabung vergleichbar?) nicht auf die rechtliche Einordnung (wie eben die Supermarkt-Frage) zielt, sondern auf die Beratung der Ratsuchenden hin, wie sie mit Pilze als Lebensmittel umzugehen haben.

    Ergänzend muss gesagt werden, dass die Prüfer ja keine Muster-Antworten/Erwartungshorizont von der DGfM gestellt bekommen. Spätestens in der mündlichen Nachbesprechung zur theoretischen Prüfung, die ja stattfindet falls man ggf. auch wegen einer uneindeutigen Frage auf der Kippe steht, kann der Prüfling sein Verständnis der Frage erläutern und wird bei de facto richtiger Beantwortung bestimmt nicht nachteilig bewertet.

    LG Thiemo

    Hi,


    15: Auch wenn unecht, denke ich schon das die Riesenschirmlinge hier durchgehen (die Fragen sind ja eher mit konservativen Wissen gestellt)


    296: Pilze sind heterotroph = Fremdversorger <-> Pflanzen sind autotroph

    342: Gilt auch für Milchlinge Lactarius & Lactifluus. Mit der Ausnahme des Maggipilzes Lactarius helvus, der mild schmeckt aber dennoch Magen-Darm giftig ist.


    364: Mit rohem Fleisch

    390: Gute Frage, evtl. Verweis auf geeignete Kleidung/Schuhwerk, waldtypische Gefahren, naturverträgliches Sammeln/Verhalten im Wald


    419: Ist mir auch nicht ganz klar, evtl. Kooperation (Förster hat im Wald polizeiliche Befugnisse)


    504: Nein! (Mitteleuropa)


    LG Thiemo

    Hallo,

    wer möchte einen "normalen" Speisepilzsammler Anzeigen?

    Eigentlich kommt nur ein Forstbeamter (der im Wald auch polizeiliche Befugnisse hat) in Frage, sofern er ausreichend mykologische Kenntnisse hat. Als PSV sehe ich mich nicht als Gesetzeshüter sondern in beratender und aufklärender Funktion und werde keine Sammler anzeigen.


    Keine Ahnung wer/ob sich in meiner Gegend Jmd. entsprechend auskennt. Das die Sachlage bei mir nicht praxisrelevant ist, hatte ich bereits im Startpost geschrieben.


    Viele Grüße,

    Thiemo

    Hallo,

    mir geht es lediglich darum, dass hier keiner rumläuft und behauptet, subappendiculatus wäre nicht geschützt.

    Keine Sorge, das habe ich nicht vor. Es geht mir nur darum zu ergründen wie hierzu die Lage ist.


    Und offensichtlich war die Frage gar nicht so trivial und ist womöglich erstmals so detailliert beleuchtet worden. :)


    Ich habe die Diskussion gespannt verfolgt und möchte mich an dieser Stelle bei allen für die Teilnahme bedanken!


    Viele Grüße

    Thiemo



    Guten Morgen,


    Danke für deine Meinung hierzu, Andreas. Und du hast auch gleich weitere Beispiele, wie den Sommersteinpilz genannt, wo die gleiche Unklarheit besteht. Hier waren die Ersteller der Positivliste aber nicht so konsequent und haben keinen Vermerk zum Schutzstatus wie beim Nadelwald-Anhängselröhrling angebracht.


    Eigentlich sollte zumindest in 2022 klar sein, dass Pilze nicht wie Pflanzen zu schützen sind und Sammelverbote gerade hier noch weniger bringen. Aber bei Behörden weis man ja nie…


    Viele Grüße,


    Thiemo

    Hallo Stefan,


    danke für deine Antwort. Dann wurde die Sachlage vom Fachausschuss Pilzverwertung und Toxikologie so bewertet, dass die beiden Arten auch rein rechtlich zusammengefasst betrachtet werden.


    Von Berufswegen kann ich einen Vergleich zum Betäubungsmittelgesetz ziehen. Was dort nicht dem Wortlaut nach in einer der Anlagen steht, ist grundsätzlich erst mal nicht verboten. Daher sind komplett neue Drogen im Sinne von Rauschgift zunächst sogar legal, bis der Staat durch seine stetigen Aktualisierungen nachregelt. In Konsequenz daraus hätte ich den Nadelwald-Anhängselröhrling als nicht geschützt eingestuft. Soviel nur zu meinem Gedankengang.


    Das die Maßnahmen für Fruchtkörperschutz nicht zielführend sind ist wiederum ein ganz anderer Punkt. Ich stimme dir daher zu, dass wir lieber nicht auf eine Aktualisierung hinarbeiten sollten, da das nur in weiteren Sammelverboten endet, die nicht mal etwas für den gedachten Zweck bringen.


    Viele Grüße


    Thiemo

    Hallo,


    mir ist bei der Durchsicht der Positivliste für Speisepilze aufgefallen, dass der Nadelwald-Anhängselröhrling als besonders geschützt gekennzeichnet ist.

    In Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung wird nur der Anhängselröhrling (Boletus appendiculatus Schff. ex Fr.) aufgeführt. Ist es dann tatsächlich der Fall, dass beide Arten unter Schutz stehen, da sie früher nicht unterschieden wurden?

    Praktisch relevant ist das Thema in der Beratungspraxis zwar kaum, da die Arten bei uns nicht vorkommen, aber es würde mich interessieren.

    Viele Grüße,


    Thiemo

    Hallo abeja,


    Russula raoultii konnte ich im Juni finden. Leider nur ein Einzelfruchtkörper aber in sehr gutem Zustand. Nach Russularum Icones passt die Art auch von den Mikromerkmalen perfekt.

    Der Hut ist wirklich nur sehr blass gefärbt am Hutrand fast weiß. Da leuchten deine Funde schon deutlich stärker. Wobei das Thema Hutfarbe bei Täublingen ja so eine Sache für sich ist. Der Hutrand war durchaus leicht gerief. Die Art wuchs bei Buchen und wenigen Kiefern auf saurem Boden. Die Lamellen waren weiß, nicht wie bei dir cremefarben. Ich denke, dass der Vorschlag von Andreas (R.solaris), bei dir treffend ist.


    Russula raoultii



    LG Thiemo

    Hallo,

    nach meinem Wissensstand enthält der Heu-Düngerling vor allem nennenswerte Mengen der chemisch zu Psilocybin ähnlichen Verbindungen Serotonin und Tryptamin. Eine Kasuistik beschreibt Müdigkeit und Bauchschmerzen als Symptome.


    Dies wurde vergangenes Jahr im Kurs von Hr. Krieglsteiner mit Quellangabe S.Berndt Z.Mykol. 83(2), 2017 zur Giftigkeit dieser Art angeführt.


    Ein Bild der warzigen Sporen (wenn auch kein gutes) hätte ich zum Vergleich :):




    Viele Grüße,

    Thiemo

    Hallo,


    wie du schon schreibst, in-vitro entspricht nicht in-vivo. Man kann in Zellkulturen und Tierversuchen zwar erste Daten sammeln, aber ohne klinische Studien direkt am Menschen weis man nie wirklich Bescheid.


    Als Apotheker erlaube ich mir einen kleinen Exkurs : Siehe auch den Arzneimittelskandal um Contergan. Es wurden sogar Tierversuche zwecks Unbedenklichkeit an unseren nächsten Verwandten (Affen) durchgeführt. Das pharmazeutische Target für die gravierenden unerwünschten Wirkungen hat jedoch nur die Spezies Mensch selbst - war also ohne klinische Studien nicht abzusehen (ohne jetzt Grünenthal in Schutz nehmen zu wolllen, die bei der Aufarbeitung gründlich versagt haben). Seit diesem Vorfall gibt es in Deutschland ein strenges Arzneimittelgesetz, welches u.a. klinische Studien zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit fordert, damit eine Zulassung erteilt werden darf.

    Es scheint also im "Ursprungsland" dieses Kulturpilzes (auch) üblich zu sein und damit ist sozusagen empirisch die Unschädlichkeit beim Verzehr von normalen Mengen zumindest naheliegend - vorsichtig ausgedrück

    Ich würde deswegen auch eine "drastische" Toxizität außer Frage stellen. Vielmehr stößt es mir übel auf, dass der Samtfußrübling auch hierzulande, trotz unklare Sachlage, (bei einigen Supermarktketten) als "roh verzehrbar" oder "Salatpilz" beworben wird.

    Ich war letztes Jahr mehrere Wochen quer durch Japan touristisch unterwegs, auch auf dem Land in traditionellen Ryokans. Wenn es Pilze gab wurden diese nie roh angeboten, sondern erhitzt in Donburi oder Miso-Suppe. Oder es wurden eingelegte Pilze verwendet.


    Viele Grüße

    Thiemo

    Hallo abeja,


    Danke für deinen interessanten Beitrag.

    Sie werden dort (und nicht nur dort) auch für den Rohverzehr empfohlen (Salat).

    Nun enthält Flammulina velutipes Flammutoxin, einen hämolytischen Stoff.

    Das hat bei mir auch schon wiederholt für Verwunderung gesorgt. Generell ist Rohverzehr kritisch zu betrachten, auch zwecks Schwerverdaulichkeit. Die Hämolysine (Flammutoxin) existieren, so viel ist sicher, allerdings ist die Pharmakokinetik dieser Xenobiotika unzureichend erforscht. Wer weis, ob eine Resorpion erfolgt, falls die Stoffe überhaupt den Verdauungstrakt überstehen (analog Bufotenin).


    Die gezüchteten Samtfußrüblinge/Enoki sind ja solche kleinhütigen, langstieligen Fruchtkörper (unter Lichtausschluss gewachsen). Daher könnte es ja sein, dass Sekundärstoffe (wie die Gifte) unter solchen recht unnatürlichen Bedingungen kaum gebildet werden. Oder man hat wirklich toxinarme Rassen gezüchet?


    Viele Grüße,
    Thiemo

    Hallo,


    das klingt für mich aufschlussreich. Ich fragte mich bereits woher dieses Stufenschema der Guajak-Reaktion kommt. Mit dem Wissen was genau dahintersteckt, kann man diese Angaben nun auch nachvollziehen. Ob allerdings eine derart genaue Anwendung wirklich immer zielführend ist sei dahingestellt, da die Streuung bestimmt nicht ganz gering ist. Als weitere Unsicherheitsfaktoren kommen die Frische der Tinktur und deren (Rest-)Konzentration des Harzes hinzu. Deswegen wird Chalange auch mehrere Proben von unterschiedlichem Material in seine Gesammtbewertung einfließen haben lassen.
    Aber so eine Übersichtstabelle ist schon ein hilfreicher Anhaltspunkt. Ist die irgendwo im Netz einsehbar?


    @Marcel: Jodoform Täublinge sind bei mir auch immer eine willkommene Bereicherung für die Pfanne. Die Buckligen, welche in unseren Kiefernwäldern häufig vorkommen, lasse ich für gewöhnlich stehen:).


    Ich bedanke mich für die rege Beteiligung. Es freut mich, dass der Pilz einen Namen bekommen hat auch wenn es stattdessen der Amethyst-Täubling war.


    Viele Grüße,
    Thiemo

    Hallo Andreas,


    ja mit der Sporenpulverfarbe bin ich ganz sicher. Das war auch der Grund für meine Unsicherheit, sonst wäre ich von Anfang an bei R.amethystina gewesen.

    Fr. Marxmüller scheit mit dem gleichen Problem konfrontiert gewesen zu sein. Sie führt in RUSSULARUM ICONES einen zweiten Fund des Amethyst-Täublings auf bei dem sie "das Sporenpulver als um gut zwei Stufen zu dunkel", namentlich IVc-d beschrieb und "diese ungewöhnlich gefärbte Form mit sehr dunklem Sporenpulver durch molekulare Analysen als R.amethystina bestätigt [wird]". Ihr fehlte auch der Jodoform-Geruch.

    Entweder ist der Pilz sehr variabel - oder wer weis ob sich hier nicht doch eine bisher nicht trennbare Art dahinter versteckt hat.


    Und was letztlich auch noch klar für diese beiden spricht, das ist die negative Guajak-Reaktion, denn die Chamaeleontinae sind positiv.

    Das mit der Guajak-Reaktion überrascht mich jetzt. Leider spricht meine verfügbare Täublings-Literatur (RUSSULARUM ICONES & Kibby's THE GENUS RUSSULA in Great Britain) bei den Chamaeleontinae durchwegs von "(sehr) schwach und langsam". Unter positiv verstand ich bisher eine sichtbare Reaktion in 5, maximal 10 Sekunden. Aber da vertraue ich natürlich deiner praktischen Erfahrung, da ich selbst noch keine Funde der Sektion untersuchen konnte.


    Viele Grüße

    Thiemo

    Hallo,


    besten Dank für deine Einschätzung Andreas. Ja ich hatte R. amethystina auch schon in Erwägung gezogen, weil das Sporenpulver nicht dunkler als IVd war.


    Bemerkenswert ist jedoch wie variabel dann der Amethyst-Täubling abwirft, IIId-IVd ist schon ein sehr breites Spektrum.


    Viele Grüße,
    Thiemo

    Hallo,


    nach meinem Erstbeitrag, der inhaltlich ja nur allgemeiner Natur war, möchte ich nun zur Abwechslung auch über Pilze diskutieren. :)


    Mitte November vergangenen Jahres fand ich im Steigerwald auf 400m Höhe eine Gruppe von Täublingen, welche mir bis heute wiederholt Kopfzerbrechen bereitet.


    Ökologie: Direkt unter Fichten, Kiefern, einzelne Buchen, am Rande eines geschotterten Waldweges.

    Hut: Durchmesser 4-6cm, mehrfarbig erscheinend violett untermischt mit gelb

    Lamellen: orangegelb, brüchig

    Stiel: weiß, zur Basis z.T. verjüngt, Stielfleisch weichlich

    Geruch (auch in Stielbasis nach reiben): unauffällig

    Geschmack: vollkommen mild

    Sporenpulver (zwischen zwei Objektträgern fixiert): IVc-d (n. MARXMÜLLER)

    Sporen: mit isolierten, selten auch zusammenfließenden, ca. 1Mikrometer hohen Stacheln

    HDS: Mit stark inkrustierten, fuchsinophilen Primordialhyphen, durchschnittlich 5 Mikrometer breit

    Guajak-Reaktion (5-10s): negativ


    Grundsätzlich würde ich aufgrund der Hutfarbe an R. postiana Romell (= R.olivascens) zweifeln, wenn nicht Fr. MARXMÜLLER in RUSSULARUM ICONES solch violett-gelb mehrfarbige Exemplare gemalt hätte. Auch die Schlüssel von Bresinsky und Gröger (hier wenn Hutfarbe außer acht gelassen) bringen mich zu diese Art.


    Ähnliche Arten schließe wegen dem intensiv gefärbten Sporenpulver und folgenden Gründen aus:


    - R. turci <-> deutlich mehr Verbindungslinien im Sporenornament, z.T. netzige Sporen, fehlender Jodoform-Geruch, Primordialhyphen etwas breiter


    - R. amethystina <-> Primordialhyphen etwas breiter, fehlender Jodoform-Geruch - dennoch meine zweite Wahl


    - R. caerula <-> Fehlender Buckel, Primordialhyphen schmaler und weniger stark inkrustiert, Sporen teilnetzig


    Da die R.postiana doch recht selten zu sein scheint und rückläufig ist (RL2), hätte mich Ratschläge zu meinem Fund, sofern möglich, sehr gefreut.


    Kollektion am Fundort






    LG Thiemo