Wie von ALIS erwähnt, hatte ich 2012 ausgeführt, dass der Rohverzehr einer größeren Menge von Heuschnittdüngerlingen (Panaeolina foenisecii) gastrointestinale Beschwerden verursachen kann, aber kein Psilocybin oder andere psychotrope Substanzen enthält (Berndt, 2012).
2017 hat ein Arbeitskreis der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) in einer prospektiven Gemeinschaftsstudie berichtet, dass die Aufnahme von P. foenisecii bei Kindern zu keinen klinisch relevanten Symptomen oder Halluzinationen führt (Schenck-Jaeger et al. 2017).
Eine interessante leichte Vergiftung hat mir 2015 Jürgen Eder, PSV in Donaustauf, geschildert: Ein kleiner Junge hatte mehrere Stunden unbeaufsichtigt die Gartenwiese von Heuschnittdüngerlingen "abgeräumt", verzehrt und nur noch wenige stehen gelassen. Am Nachmittag klagte er über Bauchweh, machte einen sehr müden Eindruck und wollte schlafen. Nach Angaben seiner Mutter sei dieser Wunsch zu dieser Tageszeit des sehr lebhaften Jungen sehr ungewöhnlich gewesen.
Diese Schläfrigkeit kann als Folge des hohen Gehaltes von Trypptaminderivaten, insbes. an 5-OH-Tryptophan erklärt werden (Berndt, 2016).
Sehr viel schwieriger erwies sich die Erklärung der Vergiftung eines 3 1/2 jährigen Mädchens, die mir von Holger Förster, PSV in Uslar, berichtet hat : Das Kind entwickelte ca. 2 Std. nach Verzehr der eindeutig als P.foenisecii identifizierten Pilze Bluthochdruck bis 160/100 mmHg und massiv beschleunigten Herzschlag begleitet von ausgeprägter Unruhe und Agitiertheit und mußte 4 Tage auf einer Kinderintensivstation behandelt werden. Die betreuenden Ärzte fanden für die Symptomatik keine andere Ursache als den Pilzverzehr.
Iich habe diskutiert, dass bei dem Mädchen ein sehr seltener genetischer Defekt einer Serotonin-Abbaustörung vorliegen könnte, der zu einem Serotonin-Syndrom mit überwiegend vegetativer Symptomatik geführt hat (Berndt, 2015).
Literatur:
K.M. Schenck- Jaeger et al. (2017): No clinically relevant effects in children after accidental ingestion of Panaeolina foenisecii (Lawn mower`s muushroom). Clinical Toxicology 55/3, 217 - 220.
S. Berndt , 2012, 2015, 2016: Die Vergiftungsberichte und Stellungnahmen finden sich in den DGfM - Mitteilungen der Z.Mykol. dieser Jahrgänge.
Mit freundlichem Gruß
Prof.Dr.med Siegmar Berndt, DGfM - Toxikologe