Beiträge von Wolfgang Prüfert

    Hallo Feli,


    schönes Portrait einer Art, die ich auch gerne mal finden würde!

    Mit dem erdritterlings-ähnlichen Habitus bist Du in der Sektion Erophila (also rund um plebejum) m.E. schon richtig.


    Wegen der Huthaut würde ich mir weniger Gedanken machen - da sind bei Deinem Fruchtkörper die Endzellen vielleicht kollabiert, weshalb Du nur so einen braunen Klops im Mikro siehst.


    Die Sporen sehen tatsächlich weniger knotig aus als in den Abbildungen in PDS und FE. Damit würdest Du im Schlüssel in FE 5A zu plebejoides geleitet. Allerdings soll plebejoides eine Herbst- und plebejum eine Frühjahrs-Art sein. Um die Sporen gut zu beurteilen, wäre nochmal ein Bild idealerweise von einem Abwurfpräparat (oder der Stielspitze) hilfreich, wo viele Sporen voll in der Schärfenebene liegen.


    Die anderen Arten der Sektion haben kleinere Sporen, m.E. kommen also nur die 2 in die engere Wahl (und ich würde trotz der Sporen zu plebejum tendieren wegen der Jahreszeit).


    Auf Deinen Mikros vom Hymenium kann man leider wenig erkennen. Da müsstest Du erst eine Lamelle herausnehmen, mit der Rasierklinge die Schneide möglichst dünn abtrennen und diese dann sehr, sehr stark zerzupfen (z.B. mit 2 Nadeln), bevor Du ein Deckglas 'draufmachst. Dann sieht man die Zellen vollständig, und nur dann kann man sie beurteilen.


    Noordeloos zeichnet bei plebejum in FE5A auch Zystiden, schreibt aber "if present" im Text. Das sind aber vermutlich nur Pseudozystiden, wie viele Entolomen sie haben können, und als Artmerkmal dann wenig Aussagekraft haben.


    Grüße,


    Wolfgang

    Wie wäre es sich bei der Auswertung auf Datensätze zu beschränken, die vollständig alle relevanten Daten, wie Fundort und Bilder erhalten?

    Hallo Dabby,

    Fundort ist nicht das Problem, der ist bei allen Programmen dabei, und im Zeitalter von GPS auch wenig fehlerbehaftet.


    Die Existenz eines Bildes ist aber leider keine Garantie, dass das Bild auch die kartierte Art zeigt. Daher muss sich jemand alle Bilder ansehen, und entscheiden ob die Art hinreichend sicher bestimmt wurde.


    Das ist eben der Spagat zwischen Flächenkartierung, bei der eben auch Menschen mit geringer Artenkenntnis mitmachen, oder "Spezialistenkartierung" die nur kleine Flächen umfassen kann.


    Ideal wäre ein Kartierungsportal mit einer wissensstarken Community, damit Fehlbestimmungen schnell auffallen und die Qualitätskontrolle nicht an wenigen Einzelpersonen hängen bleibt.


    Hoffen wir, dass Pilze Deutschland 2.0 das mal leisten kann.


    Wolfgang

    Hi Dabby,

    ich hab' mir die Sporen und den Fruchtkörper nochmal auf einem richtigen Bildschirm angesehen, nicht auf dem Handy.

    Ich denke, die Sporen haben doch einen Keimporus, und damit ziehe ich meinen Vorschlag zurück.


    Einfach was rund um den Behangenen Faserling??


    Wolfgang



    P.S.: wenn Du in der Mitte vom Bild solche Farbsäume hast, solltest Du mal den Kondensor zentrieren (das kann aber auch von der Kamera-Adaption kommen, da lässt sich wenig machen).

    Und mit einer weiter geöffneten Kondensorblende hast Du zwar nicht mehr so kontrastreiche Sporenwände und weniger Tiefenschärfe, siehst aber dafür ggf. den Keimporus besser.

    Weiß zufällig jemand, ob die von Christoph (im anderen Forum) zitierten Werte ("Agaricus sylvaticus (10,4 mg/kg), Agaricus bitorquis (5,9 mg/kg), Agaricus sylvicola (4,7 mg/kg) und Agaricus augustus (4 mg/kg).) die gemessenen Höchstwerte, also das Maximum in den Stichproben, oder die Mittelwerte sind? Das wäre nochmal interessant, welche statistischen Kennzahlen hinter den Mengenangaben stehen und wie hoch die Streuung ist.

    Hallo an alle,

    die wichtigsten Originalquellen dazu sind vermutlich


    L. Cocchi et al.: Food Chemistry 98 (2006) 277–284

    P. Kalac: Food Chemistry 122 (2010) 2–15


    COCCI hat in A. bitorquis einen Mittelwert von Av = 2,38 mg Cadmium/kg Frischgewicht bei einem 95%-Konfidenzintervall von P(95) = 1.56–3.20 gefunden.

    Bei A. essetei Av= 37,8 / P(95)= 27,7 - 47,8. Spitzenreiter war A. macrosporus mit Av= 101, P(95)= 77-125.

    A. campestris hat nur Av= 0,22, P(95) = 0,02 - 0,42. Damit liegt der bei Cd etwa gleichauf mit Sojabohnen und beim dreifachen von Weizen, wobei man ja in seinem Leben weit mehr als dreimal soviel Weizen zu sich nimmt wie Wiesenchampignons (und vermutlich auch mehr als 500 mal so viel Weizen wie schiefknollige Anisegerlinge).


    Bettina Haberl hat zu Schwermetallen 2021 in den DGfM-Mitteilungen 87/2 eine Übersicht veröffentlicht. Mit einer Verschiebung in die Liste der uneinheitlich bewerteten Pilze tun wir uns im FA schwer, weil es ja keine nachweislichen oder vermuteten medizinischen Auswirkungen gibt, und auch eigentlich keine sicheren Erkenntnisse über die Resorption vom Cadmium aus Pilzen in den Körper. Es ist halt, wie immer, eine Frage der Menge.


    Ich ganz persönlich nehme normalerweise keine wildwachsenden Champignons mehr mit.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    erst heute habe ich gelernt, dass man Mycelplatten auch als Leiterplatten für Elektronik verwenden kann. Dabei ist der Artikel schon aus November 22:


    Baumpilz wird in Elektronik und Robotik eingesetzt
    Der Glänzende Lackporling kann mehr als nur Bäume befallen. Forschenden ist es gelungen, aus dem Pilz eine lebende Roboterhaut und eine nachhaltige Alternative…
    www.tagesschau.de

    Science Advances Vol. 8, No. 45 MycelioTronics: Fungal mycelium skin for sustainable electronics


    Ich finde diese neuartigen Anwendungen von Pilzen spannend, nicht umsonst hatten wir bei der letzten Tagung Vera Meyer als Referentin in Blaubeuren.

    Über weitere Literaturhinweise würde ich mich freuen.


    Grüße,



    Wolfgang

    suche nach Information über die Kulturgeschichte des Pilzsammelns in Deutschland

    Hallo Louise,

    ein Buch oder umfassender Artikel zur Kulturgeschichte des Pilzsammelns ist mir nicht bekannt - eine echte Lücke.

    Vielleicht sind meine Gedankensplitter irgendwie nützlich:


    - Sammeln zu Ernährungszwecken hatte einen Boom nach dem 1. Weltkrieg. Als eine mir bekannte Quelle könnte die Einleitung in L.KLEIN (1921): "Gift- und Speisepilze und ihre Verwechslungen" dienen (da gibt es sicher noch Besseres z.B. von Ricken?)


    - Sammeln als Material betrifft vor allem die Zundergewinnung aus dem Zunderschwamm (Fomes fomentarius).


    - Sammeln für medizinische Zwecke ist seit der Steinzeit wahrscheinlich (Birkenporling beim Ötzi), und seit der Antike gut belegt mit dem Lärchenschwamm (Fomitopsis officinalis). Als Quelle für 2. könnte H. SCHMID, W.HELFER (1995): "Pilze - Wissenswertes aus Ökologie, Geschichte und Mythos" dienen. Zu Ötzi hat Prof. Ulrike Lindequist (Greifswald) mal was geschrieben, das sich googeln lassen sollte.


    - Sammeln von halluzinogenen/bewußtseinserweiternden Pilzen: Da kommt man am Namen Paul Stamets nicht vorbei (Magic Mushrooms), zum Fliegenpilz in Sibirien gibt es auch umfangreiche Ethnomykologie.


    - Nach Tschernobyl ist das Pilzesammeln in Deutschland stark zurückgegangen und erlebt jetzt eine Renaissance



    Stefan Fischer : Vielleicht fallen Dir zu manchen Verwendungsbereichen weitere Quellen ein?


    Gruß,


    Wolfgang

    Hi Daniel,


    im ersten Artikel ist ab Seite 14 des pdf (Seite 214 der Zeitschrift) ein Schlüssel, der weitgehend mit makroskopischen Merkmalen auskommt, aber die Sporengröße ist auch wichtig. Sonst sind mir noch keine mikroskopischen Merkmale begegnet. Was an Deinem Foto schlecht erkennbar ist, ist wo der Fruchtkörper bereift ist und wo glatt.


    Sequenzieren ist bei Helvella eh kompliziert, weil die ITS in der Gattung nichts bringt, und man so exotische Loci wie TEF und RPB2 kombinieren muss, wie ich selbst gerade erst in den letzten Tagen gelernt habe (Dank an Schupfnudel im pilzforum.eu).


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo an alle,


    Bei Helvella hat sich in den letzten Jahren einiges getan, und "atra" wird wohl anders abgegrenzt als früher.


    Ohne die Literatur von Skrede und Schumacher sollte man wohl keine Helvellen mehr bearbeiten. Die von Dabby und PeterPüwert gezeigte Art könnte danach vielleicht Helvella pezizoides heißen.


    A synopsis of the saddle fungi (Helvella: Ascomycota) in Europe ...: Ingenta Connect

    https://fuse-journal.org/images/Issues/Vol6Art5.pdf


    Grüße,


    Wolfgang

    Hi Raphael,

    zu tigrinum kann ich nichts sagen, den Namen habe ich heute zum ersten Mal gehört.


    Aber auf dem Bild sieht es so aus als wäre der Stiel schwach graublau, so etwa wie es exile haben kann. Ist das so? Nun, ohne Cheilos wäre es dann nicht exile, aber vielleicht mal in der asprellum/lividocyanulum-Ecke suchen? Ich vermute ja, dass der Hut feucht doch durchscheinend gerieft worden wäre, so wie er schon trocken aussieht.


    Ich hab' mal den Schlüssel 4.3 in der 5a ausprobiert, wenn man bei 7* kapiert hat, dass es bei 25 statt 24 weitergeht, kommt man mit schwach blaugrauem poliertem Stiel und durchscheinender Riefung zu exile, ohne nach den Zystiden gefragt worden zu sein. Seltsam.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hi Raphael,

    da präsentierst Du 2 harte Nüsse.

    Zu den Zystiden würde ich anmerken, dass bei manchen Rötlingen Hyphen aus der Lamellentrama herauswachsen. Das wäre kein bestimmungsrelevantes Merkmal und sollte nicht Zystide genannt werden.


    Die Nähe von prunuloides würde ich makroskopisch ausschließen, habe aber keinen besseren Tipp.


    Für die Beurteilung der Pigmentierung würde ich ggf. die Kondensorblende noch etwas weiter öffnen, dann hast Du weniger Artefakte durch die lichtbrechenden Körnchen.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo,

    hmm, ich sehe auf den ersten 3 Bildern einen Perlpilz. Dazu passt nicht nur der geriefte Ring, sondern auch die fleischfarbene Färbung am Stiel.

    Auch die Huthaut hat das typische "Perlpilz-rötlich-ocker". Die Huthaut von Pantherpilzen hat m.E. nie eine rötliche Komponente, auch wenn sie mal hell ausfallen.

    Dass die Knolle hier seltsam aufgerissen ist und dadurch wie ein Bergsteigersöckchen aussieht, würde ich niedriger bewerten. Die Schuppen am Stiel (für beide Arten untypisch) deuten ja auf eine Wachstums-Störung in diesem Teil des Fruchtkörpers.


    Grüße,


    Wolfgang

    Nachtrag: auf dem Dörrex hat der Hut binnen einer Stunde (obwohl noch feucht) als erstes jede Schleimigkeit verloren. Jetzt wirkt der Hut eher radialfaserig.


    Damit würde ich bei der Bestimmung bei arbustivus oder arbustivus var. quercetorum landen.

    Hallo an alle,


    an folgendem Schneckling beiße ich mir die Zähne aus:


    Er steht am Waldrand an einem eher wärmeliebenden Standort bei Eiche und Hasel auf basischem Vulkangestein (Heimberg/Nahe).

    Er hat einen sehr schleimigen Hut, am Stiel ist mir keine Schleimigkeit aufgefallen - hatte aber den jungen Fruchtkörper leider nicht untersucht und nicht mitgenommen.

    Geruch fehlend.

    Die Hutfarbe gibt das Foto m.E. ganz gut wieder: helles Milchkaffeebraun ohne Gelb- oder Rottöne.


    Mit dem Schlüssel in den BaWü 3 komme ich mit der Hutfarbe zu


    5. Stiel schleimig (Olivaceoumbrini) --> Stiel weiß: H. mesotephrus

    oder

    5* Stiel trocken (Tephroleuci) --> 1* ohne Geruch --> 3* Stiel glatt --> 4* Arten des Herbstes H. camarophyllus


    H. camarophyllus passt vom Bild gar nicht, und wächst im Nadelwald.

    H. mesotephrus soll nach Flora Neerlandica 2 Sporen von 8,5 - 12 x 5,5 - 7,5 my haben. Ich messe nur 5 - 9 x 3,5 - 4,5 my.

    Die Pigmentierung ist gemischt intrazellulär oder mit intrazellulären Körnchen. Extrazelluläres Pigment, das sich mit Lauge grün färbt, habe ich nicht gefunden, kann bei mesotephrus aber wohl fehlen.



    Gegen H. mesotephrus spricht also der nicht schleimige Stiel und die zu kleinen Sporen.

    Hat jemand noch eine andere Idee?


    Danke und Grüße,


    Wolfgang

    Hallo abeja,


    ich bin jetzt kein besonderer Milchlings-Spezialist, aber Deine Bestimmungen finde ich jeweils plausibel. Bei zonarius hätte ich keine Zweifel, nicht nur wegen der Grübchen, sondern auch wegen der kräftigen Grundfarbe. Der hat diese Jahr auch einen Schub, ich sehe den überall.


    Dein letzter Fund erinnert mich an einen Milchling, den ich mal als decipiens bestimmt hatte. Dazu würde passen, dass er erst spät und nicht sehr heftig scharf ist. Allerdings gilbt die Milch bei decipiens vor dem Bräunen, das wäre Dir vermutlich nicht entgangen?


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Siegfried,

    es gibt Einzelexemplare von Chlorophyllum, bei denen ich mir ohne ein Sporenbild keine sichere Bestimung zutraue.


    Im Nadelwald in höherer Lage wäre olivieri die erste Option, auch wenn der Hut für olivieri schon recht viel Farbkontraste hat. Andererseits hat er eben doch olivgrüne Töne im Hut, die ich von den (mikroskopisch abgesicherten) rhacodes aus dem Rhein-Main-Gebiet so nicht kenne.


    Gruß,


    Wolfgang