Beiträge von Wolfgang Prüfert

    Hallo Dirk,

    interessant - zu der genannten Merkmalskombination passt für mich irgendwie nix so richtig.


    Daher müsste man m.E. folgende Fragen beantworten:


    - gibt es irgendwelche Indizien für ein schleierartiges Teilvelum? Ich vermute es, aber die Bilder sind nicht so aussagefähig.


    - sind die Sporen wirklich ganz glatt, auch wenn man sie in Melzers oder 3% KOH bei geöffneter Kondensorblende beobachtet? Bei dem gezeigten Foto war die Blende fast ganz geschlossen, was nicht nur zu den Hell-Dunkel-Streueffekten an der Sporenwand führt, sondern leider auch feine Ornamente unsichtbar macht. Sp rauh --> Gymnopilus


    - lässt sich aus der Huthaut mit KOH ein gelbes Pigment lösen? --> weiteres Indiz für Gymnopilus.


    - Ist die Huthaut feucht möglicherweise doch schmierig, und die Huthaut besteht aus liegenden inkrustierten Hyphen? Dann käme auch sowas wie ein Kohlenschüppling in Betracht --> Pholiota etc. Das wäre für mich nach Gymnopilus der zweitbeste Tipp.


    - Oder besteht die Huthaut aus aufrechten, keuligen Zellen? Dann müsste man den Pilz bei den Faserlingen oder Ackerlingen suchen. --> Psathyrella etc.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Rigo,


    auch mit Fachliteratur sind kleine braune Rötlinge oft unbestimmbar. Eine molekulare Überarbeitung der Gattung ist in Arbeit, aber noch nicht publiziert, es wird aber - was man so hört - eher komplizierter als einfacher.


    Dazu kommt, dass Du zwar sehr sehr gute Bilder der Huthaut-Pigmentierung zeigst, aber das Bild der Lamellenschneide wenig aussagekräftig ist, und bei den Schnallen sieht es bei einer Huthaut-Septe schon sehr danach aus, so dass ich dieser Diagnose nicht ganz trauen würde. Da würde ich doch noch ein paar gründlich durch Zerzupfen freigelegte Basidiolen sehen wollen.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Compris,

    auch wenn ich selbst kein PSV-Prüfer bin, würde ich sagen, dass bei allen Prüfern Geschmack und Geruch als Merkmal gelten (wie in der echten Pilzbestimmung auch).


    Auch von feinen Unterschieden wie zwischen goldgelb und primelgelb wird in so einem Fall nicht das Bestehen der Prüfung abhängen. Da ist die Prüfung vielleicht leichter als gedacht.


    Gruß,


    Wolfgang

    Ich stelle mir das so vor, dass man zuerst Fruchtkörper einer Art irgendwoher bekommt, diese untersucht, diverse Wirkstoffe findet ... in einer bestimmten Menge ... denkt "oh, das könnte ja interessant sein" .

    Hallo abeja,

    stell Dir lieber vor, dass die Pilze erst in Kultur genommen werden, und dann an der Kultur z.B. antibiotische Wirkungen getestet werden. Danach sucht man den Inhaltsstoff, der das auslöst.


    Deswegen sind die Treffer meist keine obligaten Mykorrhizapilze, denn die kriegt man nicht so leicht in Kultur.


    Gruß,

    Wolfgang

    Ich bin immer noch der Ansicht, dass der Unterschied an chemisch wirksamen Substanzen im FK oder im Mycel nicht sooo riesig groß sein kann. Sonst würden die Wissenschaftler, die chem. wirksame Substanzen suchen, sich nicht überwiegend auf Mycelkulturen beschränken, sondern stets denken "verflixt, wie bekommen wir Spezies xy denn nun zum Fruchten??"

    Hallo abeja,

    da würde ich Dir nicht ganz folgen wollen.


    Natürlich haben Myzelkulturen später, wenn es um die großtechnische Erzeugung geht, riesige Vorteile gegenüber Fruchtkörpern. Und solange es auch da noch genug zu holen gibt, ist das der kommerziell vielversprechendere Weg. Also lieber eine niedrige Konzentration an Wirkstoff aus Myzel, als eine höhere aus Fruchtkörpern. Lieber 1000 Stämme einer Art in Myzelkultur untersuchen, als einen Stamm zum Fruktifizieren bringen. Lieber ein Enzym zusetzen, so dass das Myzel "denkt", es wäre ein Fruchtkörper, als einen echten Fruchtkörper züchten.


    Was davon auf den Pilz im "echten" Umfeld zutrifft, bleibt aber völlig offen.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo abeja,


    genau wissen tue ich es auch nicht, aber ich teile Deine Einschätzung:


    Unzählige Substanzen von Pilzen werden biotechnologisch aus Myzel-Kulturen gewonnen. Von Laien werden die Fruchtkörper im Allgemeinen überbewertet.


    Andererseits kann natürlich jeder komplexe Organismus, wie auch ein Pilz, solche Metabolite in verschiedenen Organen in unterschiedlichen Konzentrationen erzeugen. Das könnte man nur entweder messen, oder aus der Funktion der Substanz vermuten.


    Aber was ist die Funktion vom Amanitin in einem solchen Schirmling? Fraßschutz vor bestimmten Säugetieren ist im tropischen Regenwald vermutlich ein geringeres Problem, und eher ein zufälliger Nebeneffekt.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Oliver,

    ich persönlich finde LÜDER: Grundkurs Pilzbestimmung ein hilfreiches Buch (wenn man es ernsthaft durcharbeitet und nicht nur einzelne Seiten anguckt).


    Für die Theorie ist es ja einfach, das eigene Niveau abzuschätzen, da ja der Fragenkatalog öffentlich ist.


    Mikroskopie brauchst Du als PSV nicht (höchstens Grundkenntnisse über die Merkmale).

    Für Toxikologie reicht die Syndromdatei der DGfM aus.


    Bleibt also die Praxis und die Artenkenntnis, da kommst Du um den direkten Kontakt zu PSV/Pilzvereinen in Deinem Umfeld nicht herum.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo abeja,


    Danke schön, das war mir nicht bekannt.


    Über die Kritikalität sagt das natürlich alles immer noch nichts aus, denn auch wenn die Rindenmulch 8x höhere Cd-Werte hat als durchschnittlicher Boden, dann liegt das auch daran, dass Rinde einfach leichter ist. Und ein normaler Mitteleuropäer isst halt um ein Vielfaches mehr Kartoffeln und Getreide als Wildpilze.


    Hier findet man auch was über Pilze (unter "Gemüse"):


    https://www.ages.at/download/0…mittel_2007-2012_2013.pdf


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo abeja,


    ich kenne keine Literaturstelle, aber halte eine Kontamination von Rindenmulch mit Cadmium für sehr unwahrscheinlich.


    Pflanzen nehmen Cadmium kaum aus dem Boden auf, weniger als manche Pilze, und lagern es folglich auch nicht in der Rinde ein. Insofern bist Du m.E. mit dem Verzehr von holzbewohnenden Pilzen viel besser dran als mit bodenbewohnenden, wenn Du Angst vor Schwermetallen hast. Der Körper nimmt beim Verzehr von Pilzen das Cadmium aber auch kaum auf.


    Ich werde die Frage aber mal an Bettina Haberl vom FA Tox geben, die sich in letzter Zeit mit Schwermetallbelastung von Pilzen beschäftigt hat.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    letzte Woche habe ich bei einem Spaziergang in meinem "Hauswald", dem Lennebergwald bei Mainz, mit Schrecken eine stark von Pilzen geschädigte Buche gesehen, die frisch gefällt worden war. Der schwarze "Striemen" am Stamm sah aus, als hätte der Blitz eingeschlagen. Der schwarze Befall geht aber durch das ganze Holz.





    Ein paar Meter weiter noch mehr Fällungen:


    Und das, nachdem letztes Jahr in dem Wald schon die Kiefern den Borkenkäfern und die Bergahorne der Ruß-Rindenkrankheit zum Opfer gefallen waren.


    =O ;(


    Den Pilz kannte ich nicht, insofern musste ich einen Ast zur Bestimmung mitnehmen. Tatsächlich kommt man aber schon mit einer Google Suche nach Waldschäden und Buche auf einen Verdacht:


    M. NIESAR et al. (2014): Neue Komplexschäden an Buche führen zu erheblicher Bruchgefahr, AFZ DerWald 15/2015, 16-21

    https://www.wald-und-holz.nrw.…5_Pfennigkohlenkruste.pdf


    Die Pfennig-Kohlenkruste (Biscogniauxia nummularia) scheint bei Trockenheit vom harmlosen Endophyt zur tödlichen Gefahr zu werden.

    Die schwarzen Stromata brechen aus der Rinde. Darauf liegt ein Belag an schwarzen Sporen:



    Unter dem Mikro ist die Gattung durch stark amyloide Ascusspitzen und Sporen mit Keimspalte charakterisiert (bei der Spore in der Mitte vom Bild zu erahnen) :



    Der fortschreitende Klimawandel gefährdet also mittlerweile nicht nur die (standortfremden) Fichten, sondern sogar die Rotbuchenwälder, die in Deutschland ihr Verbreitungszentrum haben und daher unter besonderer Verantwortung stehen.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Andreas,

    ein Liliengewächs als blauer Frühblüher - da kommt m.E. nur Scilla in Betracht.


    Da muss ich auch mal auf den Brandpilz achten - wobei bei uns eine rein kornblumenblaue Unterart mit weniger Einzelblüten am Stängel vorkommt - keine Ahnung ob die genauso befallen wird.


    Schöner Fund - Danke für's Zeigen.


    Gruß,

    Wolfgang


    P.S.: Für "richtige" Pilze ist es hier schon wieder zu trocken...

    Hallo an alle,


    nein, eine Schaeffer-Reaktion braucht Chemikalien, die in Lebensmitteln nichts verloren haben (und sich auch nicht dort befinden).


    In der Vergrößerung sieht man auch mindestens einen deutlich aufsitzenden roten Tropfen, so dass ich nicht an Bakterienbefall glaube.


    Was immer sich an roten Substanzen im Kühlschrank befindet, ist natürlich leichter nachzugucken als zu spekulieren: Rote-Beete-Salat, Rote Grütze, Kirschkompott, ... wie Blut sieht es tatsächlich nicht aus.


    Im Zweifelsfall würde ich den Champignon trotzdem wegwerfen, und ein paar neue kaufen...


    Grüße,

    Wolfgang

    Hallo PiTho,


    die Farbe des Sporenpulvers deutet eher in Richtung Faserling (Psathyrella) als in Richtung Fälbling (Hebeloma).


    Ich würde den Pilz im Umfeld des Wässrigen Mürblings (Psathyrella piluliformis) suchen. Allerdings mache ich um die Gattung meist einen Bogen, weshalb ich zur genauen Art keine Hilfe bin. Ich vermute aber, dass man ohne Mikromerkmale nicht sicher zum Ziel kommt.


    Grüße,



    Wolfgang

    Hallo Dirk,


    ohne Zusatzbeleuchtung geht es meist nicht. Für Fotografen gibt es aber inzwischen erschwingliche LED-Videoleuchten mit einem CRI von 98, ich habe eine mit CRI 94, das ist schon deutlich farbneutraler als eine handelsübliche Taschenlampe.


    Hängt natürlich davon ab, wie wichtig Dir eine naturnahe Farbgebung Deiner Bilder ist.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Tuber,


    Eine Online-Kartierung ist im 21. Jahrhundert doch eine vollwertige Alternative. Vielleicht gibt's noch eine App dazu fürs Gelände, aber ein Programm, das von jedem Benutzer auf Windows installiert werden muss, entspräche nicht mehr den Rahmenbedingungen moderner IT.


    Mit Indicia, um das es hier geht, kartiert auch z.B. die British Mycological Society, oder die Deutsche Pflanzenkartierung NetPhyD.


    Grüße,


    Wolfgang

    Wenn die Genetiker feststellen, bei M. rhodosperma und M. mastoidea handelt es sich um die selbige Art - was dann? Bisher hat man nur immer einen Teil von der Doppelhelix sequenziert, um daraus gewissen Schlüsse zu ziehen.

    Hallo Tuber,


    rhodosperma und mastoidea sind mit der derzeit verwendeten molekularen Standard-Methode (ITS) gut zu trennen.


    Das heißt natürlich noch nichts, denn ein unterschiedlicher Sequenz-Ausschnitt ist nur ein weiteres (wenn auch starkes) Merkmal, um Artkonzepte aufzustellen. Zwischen diesen beiden kommen aber noch weitere, "klassische" Merkmale dazu, wie die SPP-Farbe, Stiel-Farbe und -ornamentation, etc.


    Interessant wird es ja eher innerhalb von mastoidea s.l. , wo es mit gracilenta, rickenii, konradii, affinis ... verschiedene Namen gibt, die sich (außer an der Tiefe der Färbung und der Art der Schuppung) nicht klar voneinander abgrenzen lassen. Da wäre ein genetisches Merkmal schon recht willkommen, um die unterschiedlichen Erscheinungsformen zu klassifizieren. Aber da hilft die ITS nicht weiter, und auch andere Sequenzbereiche nicht.


    Gruß,


    Wolfgang