Beiträge von Wolfgang Prüfert

    Hallo Dirk,


    ich kann den Beitrag von abeja nur in allen Punkten unterstützen. Pilzbestimmung funktioniert so leider nur in seltenen Fällen.


    Die kleinen violetten Punkte zwischen den Lamellen deuten auf eine künstlerische Farbverschiebung bei der Bearbeitung, ggf. zusammen mit einer nicht farbneutralen LED-Beleuchtung. Das macht die Bestimmung im Allgemeinen noch mehr zu einem Rätselspiel.


    Auf Deinem Bild hat sich übrigens eine zweite Pilzart versteckt: die kleinen schwarzen Kügelchen unter der Rinde gehören zu einem Pyrenomyceten (Kernpilz).


    Gruß,


    Wolfgang


    P.S.: wirklich schönes Bild übrigens - Danke dafür!

    Fällt uns wirklich keine zweckmäßigere deutsche Bezeichnung ein, um bspw. von ihr das ein oder andere (makroskopisches) Merkmal ableiten zu können? My 2 cents

    Hi Andreas,


    das ist ja die Crux in der Gruppe, dass alle Merkmale irgendwie ähnlich, überlappend, und verwirrend sind - eben so wie die Sequenzen.


    Und mit Deutschen Namen wie "Dunkel grobschollig aufreißender Zitzenschirmling" wäre ja auch niemandem gedient...


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Tuber,


    Pilze der Schweiz 4 (250) wird zwar als "konradii" bezeichnet, zeigt aber rhodosperma - das ist der älteste valide Name für den Pilz, der jahrzehntelang in Deutschland (Ost und West) als "konradii" und in den Niederlanden als "fuliginosa" bezeichnet wurde. Da muss man sich nur an den anderen Namen gewöhnen, die Art ist ansonsten gut definiert. "Kleiner Bruder des Parasols" trifft es, finde ich, nicht schlecht. Soo klein ist er aber nicht immer, ich kenne ihn auch fast in Parasol-Größe, aber zusammen mit der Ökologie im Laubwald, sowie den außen meist fehlenden Hutschuppen und feineren Stielschuppen aber gut bestimmbar.


    Pilze der Schweiz 4 (248) wird zwar als "excoriata" bezeichnet, zeigt aber eher mastoidea f. konradii, das wäre also konradii gemäß dem Typus von Orton, mit weißem Stiel.


    Grüße,



    Wolfgang

    Hallo Hans,


    leider gibt es wenig Hoffnung, dass sich im procera- und im mastoidea-Komplex demnächst die Fronten klären.


    Im Moment hat man ja noch nicht mal einen Sequenzbereich gefunden, in dem die "Arten" (wenn es denn welche sind) auflösen.

    Deswegen plädiere ich ja für "agg".


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    das ist im "Feld" alles nicht sooo einfach nachzuvollziehen

    nicht mehr im Feld sondern am Mikro oder am Sequenzierer wird's ja aktuell keinen Deut besser, insofern müsste man m.E. procera und mastoidea meist auf Aggregats-Ebene kartieren.


    Bei rhodosperma finde ich die feinschuppige Stielnatterung eigentlich ein recht konstantes Merkmal. Die Ökologie (rhodosperma ist bei mir ein Pilz der sauren Buchenwälder) ist leider nicht so eindeutig, denn procera und mastoidea können da auch vorkommen (umgekehrt habe ich aber noch keine rhodosperma auf der Wiese gesehen).


    Derzeit gibt's auch noch das Problem, dass der Deutsche Name "Sternschuppiger R." sowohl für M. rhodosperma, als auch für mastoidea f. konradii benutzt wird.


    Weil die Gattung doch hohe Aufmerksamkeit hat, wären ein-eindeutige deutsche Bezeichnungen hilfreich, um die Verwirrung aufzulösen. Und "Rosasporiger R." für rhodosperma ist auch wieder nur verwirrend, weil die Sporen mal stärker, mal schwächer creme-rosa sind - wie bei procera auch.


    Wahrscheinlich dreht man den Spieß besser um und verwendet den (gut eingeführten) Namen "Sternschuppiger R." für rhodosperma, und nennt mastoidea f. konradii dann "Konrads Zitzenschirmling". Was denkt Ihr?


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    wenn man sich in der Gattung auf die 4 (Sammel)arten beschränkt, die sich auch per ITS unterscheiden lassen, finde ich das Artkonzept eigentlich recht klar:


    - procera

    - excoriata

    - rhodosperma (früher oft fälschlich konradii genannt)

    - mastoidea


    Wenn man tiefer 'reingehen will, wird's sowohl im procera- wie im mastoidea-Komplex schnell unübersichtlich. Insofern finde ich die Vorgehensweise von Vellinga nachvollziehbar, darunter bis auf weiteres über "Formen" zu sprechen.


    Unten nochmal ein typischer rhodosperma (der sich übrigens nicht notwendig anhand der Sporenpulverfarbe von anderen Arten unterscheidet, sondern halt nur unter diesem Namen beschrieben worden).



    Zum Taxon "konradii" schreibt Frank allerdings etwas, was sich nicht mit meinem Wissensstand deckt:

    Macrolepiota konradii (Huijsman ex P.D. Orton) M.M. Moser 1967 ist eine Form von M. procera mit glattem Stiel, anliegenden Schuppen und weißem Sporenpulver (= M. procera var. konradii (Huijsman ex P.D. Orton) Gminder 2003)

    Nach meiner Kenntnis wurde der Typus von konradii genetisch in den mastoidea-Komplex eingeordnet. Dazu passt auch der glatte Stiel und das weiße SPP.


    Hier wurde aktuell ein konradii s.str. gezeigt und diskutiert:


    https://www.pilzforum.eu/board…das-f%C3%BCr-schirmlinge/


    Grüße,


    Wolfgang


    Hallo Sonnenschein,


    Champignons (und Dein Pilz gehört dazu) sind für Sammler ziemlich schwierig: es gibt giftige Champignons, die sich nur schwer von eßbaren Arten unterscheiden lassen. Einige Arten sammeln stark Cadmium. Mindestens ein giftiger Champignon ist kürzlich aus dem Mittelmeer-Raum eingewandert, der gerade dem Wiesenchampignon zum Verwechseln ähnlich ist.


    Nur anhand von Bildern kann es grundsätzlich keine Essensfreigabe geben, weil man viele Merkmale und auch den Zustand nicht beurteilen kann. Aber inzwischen geben viele Sachverständige gar keine Champignons mehr frei, selbst wenn sie vor ihnen liegen.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    Zur Info, falls es weiterhilft: in der kleinen Tricholoma-Monographie FNE 4 von Christensen&Heilmann-Claussen steht im Text zu columbetta:


    "Many records of T. albidum seem to refer to albino forms of T. terreum or T. scalpturatum (e.g. Riva 2003), and the taxon was recombined as Tricholoma argyraceum var. albidum by Krieglsteiner (2001). We have not been able to study the type of T. albidum, and are uncertain about its taxonomic status. "


    Das starke Gilben auf dem 1-Tag-Später-Bild von Klaas und die nicht so schmalen Sporen deuten m.E. in die Richtung eines Albinos von T. scalpturatum.


    ...wäre auch ein Kandidat für 'ne Sequenz.

    Mikroskopisch könnte man noch auf das Vorhandensein einer Subpellis aus kugeligen Zellen prüfen.


    Grüße,



    Wolfgang

    Hallo abeja,


    bei mir ist queletii nicht selten, aber diese Farbvariante kenne ich nicht. Bei mir hat er immer die zimtbräunliche Hutfarbe wie auf dem 2. Bild auf der von Dir verlinkten boletales.com-Seite. Das Rot am Stiel kann auch mal so schwach ausfallen wie bei Deinem Fruchtkörper.


    Was Passenderes als Bestimmungsergebnis kann ich jedenfalls nicht beitragen, wobei ich die übrigen seltenen Rotporer nicht gut kenne.


    Gruß und Danke fürs Zeigen,


    Wolfgang

    Pilzforschung an der Uni Halle: nicht überall haben Phythopathogene so viele Liebhaber wie in der Z. Mykol.


    Der VBIO berichtet in seinem aktuellen Rundbrief, dass eine einfache Substanz namens Acetohydroxamsäure die auskeimenden Pilzsporen daran hindert, Stickstoff zu verstoffwechseln. Damit kann man z.B. Colletotrichum graminicola, einen Rostpilz an Mais, aber auch viele weitere landwirtschaftliche Schadpilze bekämpfen:


    https://www.vbio.de/aktuelles/…-pilzbefall-zu-schuetzen/


    Wenn es nur soviel Forschung FÜR Pilze gäbe wie dagegen...


    Grüße,

    Wolfgang

    Hallo abeja,


    danke für die schönen Bilder - den hab' ich noch nie "live" gesehen!

    kann man davon ausgehen - wenn die Fundorte ca. 50 m voneinander entfernt liegen (geschotterter Weg dazwischen u.a.) - dass es sich um unterschiedliche Mycelien handelt?

    Weil die seltenen Boleten fast immer in alten Laubwäldern vorkommen (= lange kontinuierliche Bewirtschaftung als Buchenwald) , würde ich erstmal vermuten, dass auch ihre Mycelien relativ alt und groß werden. Vielleicht wurde das Mycel bei der Anlage des geschotterten Weges geteilt, und jetzt leben beide Hälften getrennt? Wären das dann nach Deiner Ansicht ein oder zwei Mycelien?


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo abeja,


    casesiotincta kenne ich nicht, für mich wäre Nr. 1 daher als murinella durchgegangen.

    In den aus meiner Sicht zuverlässigsten Quelllen nachgelesen: Ludwig (Pilzkompendium) synonymisiert beide. Boekhout (Flora Neerlandica agaricina) schlüsselt sie getrennt nach Substrat, was ich nicht überzeugend finde. Man muss dort schon im Kleingedruckten lesen, um noch einen unterschiedlichen Sporenquotienten zu finden, in der Diskussion wird auf den Unterschied der Arten leider nicht eingegangen.


    Zu Nr. 2: filzige Pluteusse gibt's scheinbar wirklich nur zwei in der deutschen Literatur, nämlich den den kleinen hispidulus und Deinen ephebeus.


    Gruß,


    Wolfgang


    P.S.: endlich wieder Pilze sehen - in RPL ist immer noch Dürre...

    https://www.dwd.de/DE/leistung…te_dl/bodenfeuchtedl.html

    Hallo an alle,

    und es auch keine Verfärbungen am Stiel gab

    Nein - Karbolchampignons verfärben im Allgemeinen nur im Fleisch der Knolle gelb, und die ist hier abgeschnitten.

    Daher fehlt dem gezeigten Pilz das wichtigste Merkmal, um ohne weitere Hilfsmittel (Chemie, Mikroskop, ...) einen typischen Karbol- von einem typischen Anis-Champignon zu unterscheiden. Und Pilze sehen nicht immer typisch aus, und durch den Klimawandel wandern auch weitere, nicht gilbende Karbol-Champignons aus dem Süden ein.


    Aus gegebenem Anlass hier also nochmal die eindringliche Warnung an alle mit-lesenden Speisepilz-Sammler: gerade Champignons kauft man wirklich besser im Supermarkt, denn die wildlebenden sind sehr schwierig. Die Magen-Darm-Vergiftungen mit Karbol-Champignons können sehr heftig ausfallen. Und: die Stielbasis gehört bei allen Anfragen zur Bestimmung immer dazu.


    Gruß,


    Wolfgang

    Ich hab ein paar Meter von diesem Stamm einen Pflaumenbaum stehen, besteht in irgendeiner Weise Gefahr das der Pilz übergreifen kann?

    Hallo Gigs Jagdu,


    ein Zersetzer von totem Holz ist nicht unbedingt ein Parasit. Er macht einfach nur seine Arbeit im biologischen Kreislauf.


    Bei anderen Pilzen wie dem Hallimasch wäre Deine Pflaume akut gefährdet, in diesem Fall wohl eher nicht.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hi abeja,


    Zitat

    Soweit ich weiß, haben Boviste (s.str.) nicht solche Stacheln (wie oben gezeigt) - oder gibt es da Ausnahmen ?

    Ganz so stachelig ist schon "ungewöhnlich" für Bovista, aber guck z.B. mal bei Bovista limosa:


    https://www.verspreidingsatlas.nl/0202030

    (2. Bild vergrößern)


    http://www.pilze-deutschland.d…vista-limosa-rostr-1894-1



    oder bei Bovista californica:


    http://bib.ge/soko/open.php?id=413



    Umgekehrt bin ich recht unglücklich damit, dass Jeppson einen Pilz, der mikroskopisch eindeutig wie ein Bovist aussieht, nach Lycoperdon kombiniert hat. Da finde ich die "alte" Ausgliederung in eine eigene Gattung Bovistella in diesem Fall logischer, auch wenn mich ansonsten der aktuelle Trend zu Mini-Gattungen mit nur einer Art in Europa eher nervt.


    Die Gattungen Bovista und Lycoperdon sind im übrigen nicht immer leicht zu trennen, gerade bei den Arten mit fein rauher Oberfläche, fein warzigen Sporen und einer kleinen Subgleba. Diese Merkmalskombination kommt in beiden Gattungen vor.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    mir hat der Pilz keine Ruhe gelassen, und ich muss meine Diagnose von gestern ergänzen bzw. korrigieren.


    Während die meisten Kapillitium-Fasern fast keine Poren aufweisen, gibt es dazwischen einzelne Bereiche, die durchlöchert sind wie ein Sieb. Im Bild ist die zentrale, waagrecht liegende Faser zu sehen. Die Poren sind dort nicht nur rund, sondern es sind auch längliche Poren dabei.



    Das ändert aus Bestimmungs-Sicht alles, denn damit landet man in der Gattung Bovistella, und dort bei der Art


    Bovistella radicata


    (Syn. Lycoperdon radicatum)


    Dazu würde mikroskopisch alles passen, und ich müsste jetzt die Eigentümer des Belegs bitten, noch ein Foto vom Wurzelansatz nachzureichen. Denn der Pilz heißt auf Deutsch "Pfahlwurzel-Stäubling".


    Dann wäre es doch kein Erstfund für RLP. Und es bestätigt sich mal wieder, dass man einen Pilz schwer im Internet bestimmen kann, sondern von allen Seiten gesehen haben muss.


    Grüße,


    Wolfgang


    P.S.: auch von der Art hatte ich noch nie gehört - Danke für's Zeigen.

    hier noch die Bilder, die Sporen im Phasenkontrast, da kontrastiert das Pedicell so schön dunkel.

    Die Pedicellen haben 6-12 my.


    Sieht m. E. so aus als sollte man den Fund sequenzieren.

    Behaltet doch bitte den Fundort im Auge, und nehmt ggf. noch eine Probe, die "in Ruhe" alt werden durfte (die ganz jungen habt Ihr ja hoffentlich noch?). Was Ihr mir geschickt habt, war noch fast zu unreif. Würde mich nicht wundern, wenn aus dem "Erstfund für Rhld.-Pf." ein Erstfund für Europa würde.


    Grüße,


    Wolfgang