Während
das Abendessen zubereitet wurde, ging der Kleine zu einer
Zimmerpflanze, steckte seine Finger in die Erde und grub einen
kleinen Pilz aus. Die Eltern hatten zwar die Woche zuvor bemerkt,
dass in dem Topf neben der Baum-Strelitzie, Strelitzia nikolaj,
die die Familie seit 3 Jahren besitzt, ein Pilz zu wachsen
begann. Doch sie hielten den kleinen Pilz für unschädlich, weshalb
sie ihn wachsen ließen.
Als
der Sohn wieder am Esstisch saß, bemerkten seine Eltern einen
abgenagten Pilz in der Hand. Aus Reflex schlug der Vater seinem Sohn
den Pilz aus der Hand und steckte ihm zwei Finger in den Hals, damit
er die verzehrten Stücke erbricht.
Der
Vater rief sofort die Notrufnummer 1818 an, aber als er merkte, dass
vor ihm noch 20 Leute in der Warteschleife waren, legte er auf und
begann per Google-Suche im Internet zu recherchieren. Kurz darauf
erbrach der Sohn erneut.
Als
der Vater nochmals versuchte, die 1818 anzurufen, wurde er an die
Giftnotrufzentrale weitergeleitet. Er schickte ein Foto des Pilzes
dorthin, wo es schließlich an einen Pilzspezialisten weitergeleitet
wurde. Nach dem Anruf musste der Sohn mehrmals erbrechen.
Kurze
Zeit später hinterließ eine Mitarbeiterin der Giftnotrufzentrale
eine Nachricht auf dem Telefon des Vaters: Er soll sofort die 112
anrufen, weil sein Sohn ins Krankenhaus gebracht werden muss.
Im
Krankenwagen herrschte große Unsicherheit darüber, welchen Pilz der
Kleine gegessen hatte und wie giftig er war. Deshalb brachte der
Vater den Pilz mit. Der Pilz wurde unmittelbar per Taxi an einen
Spezialisten zur Untersuchung überstellt.
Als
die Familie im Roskilde-Krankenhaus eintraf, wurde der Sohn sofort
behandelt: In den nächsten 24 Stunden wurde alle 4 Stunden
Holzkohle in den Magen gegeben. Außerdem wurde ihm alle 6 Stunden
ein Gegenmittel verabreicht. Die nächsten 3 Tage waren
entscheidend, da es bis zu 72 Stunden dauern kann, bis sich
Leberschäden bemerkbar machen.
Am dritten Tag waren die Bluttests des Sohns wieder unauffällig und es geht ihm heute gut, wenngleich die Familie aufgrund des schockierenden und traumatischen Vorfalls noch mitgenommen ist.
Laut
Giftnotrufzentrale enthält der Pilz Lepiota elaiophylla
dasselbe Toxin wie der Grüne Knollenblätterpilz, Amaniota
phalloides. Letzterer zählt zu den 5 giftigsten Arten in
Dänemark. Anja Huusom, die Chefärztin der Giftnotrufzentrale, rät
jedoch, nicht gleich in Panik zu verfallen, wenn ein kleiner Pilz
neben einer Pflanze wächst. Aber falls er gegessen wird, gilt es
herauszufinden, um welche Pilzart es sich handelt, damit der Patient
rechtzeitig die richtige Behandlung bekommt.
Solche
Vergiftungen kommen zwar vor, sind aber zum Glück selten. Die
Familie habe richtig reagiert, indem sie den Pilz ins Krankenhaus
mitgebracht hat, damit er identifiziert werden kann. Derzeit gäbe es
viele Pilze in der Natur, merkt Huusom an. Wer kleine Kinder hat, die
alles, was sie finden, essen, sollte vorsichtshalber Garten und
Topfpflanzen auf Pilze untersuchen.