Liebe Pilzfreunde,
der Pilz wirkt dort am Schönsten, wo ihn die Natur vorgesehen hat, auch die Baumpilze, besonders die großen, alten Exemplare.
Die Entnahme wäre bei Zielstellung "Größe" schon ein ästhetisches Problem, sofern man den Vorher-Zustand kannte.
Die Masse der "großen" Baumpilze, würde aber solch eine Sammelaktion wieder relativieren. Wie groß wäre denn, bei nüchterner Betrachtung, denn die Zahl der Teilnehmer? Spätestens, wenn man merkt, wie bewohnt und lebendig es in so einem Pilz zugeht, vergeht die Sammelwut ganz schnell, auch ohne hoheitlichen Einspruch. Die an der Aktion Interessierten werden sich wohl ohnehin auf das Fotografieren und Messen beschränken.
Ich bewerte die Zielstellung: "Eh, schaut mal hin! Das da oben am Baum sind auch Pilze. Die haben eine wichtige Funktion im Naturkreislauf. Pilze sind nicht nur ein Nahrungsmittel etc" viel höher, als die vermutete Schädigung der Natur durch Pilzfruchtkörperentnahme.
Die "Nicht anfassen!" Mentalität des heutigen Naturschutzes halte ich für kontraproduktiv. Die Natur ist kein Museum!
Ich durfte früher noch tagelang beobachten, wie aus einer Kaulquappe ein Frosch wird oder auch, wie aus Mückenlarven im Glas ein Disaster im Zimmer entsteht. Mit meiner Lupe konnte ich stundenlang die Pflanze anschauen und viel mehr sehen, als in den Sekunden am Standort. Das hat mich als Waldstromer geprägt. Ich fühlte mich als junger Naturforscher mit stolzen, dreckigen Hosen und Schuhen.
Also, lieber Peter, lasst die Kirche im Dorf, auch wenn die Aktion etwas Diskutables hat. Den Wert der Natur sollte man, im wahrsten Sinne des Wortes, auch begreifen können und dürfen. Da gibt es doch kritischere Dinge, als eine Fruchtkörperentnahme von Pilzen.
Der Schutz der Coburger Blauwürfeleiche und ihres Biotopes ist wichtiger, als der Schutz der Fruchtkörper des Blauwürfeleichenschwammes.
Beste Grüße
Stefan Fischer