Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Ich war gestern im alpinen Bereich auf einer Kartierungstour. Habitat war eine Bergwiese, ca. 2300m, Kalk, mit Salix herbacea und anderen kleinen Salix-Arten.



    Es entwickelte sich zu einem Entoloma-Hotspot, auf einer Fläche von zehn Quadratmetern hatte ich schliesslich neun Kollektionen.

    Die sind noch nicht alle untersucht, vielleicht folgen hier weitere Anfragen.


    Diese hier verunsichern mich etwas:

    Grösse 5-15 mm. Stiel poliert, Geruch unauffällig.

    Der Hut ist ungerieft, zunächst von dunkelbraunen Schüppchen bedeckt, die im Alter tendenziell eher zu strähnigen Fasern werden.


    Sporen heterodiametrisch, Ecken abgerundet, teils eher knotig als eckig. Etwa 10-12 x 7-9 µm.

    Basidien viersporig, keine Zystiden, Schnallen habe ich keine gefunden.


    HDS hymenidermal. Pigment kräftig braun, intrazellulär, oft unregelmässig klumpig verteilt.


    Wenn ich nun nach FE 5b schlüssele, komme ich ohne viel Alternativen zu dem erst kürzlich beschriebenen Entoloma nigroflavescens.

    Die Beschreibung in FE 5b und die Original-Beschreibung in CryptMyc passen recht gut.

    Allerdings wird diese strähnige Hutoberfläche nirgends erwähnt. Die Farben scheinen variabel zu sein, nicht immer so dunkel wie bei meiner Kollektion.


    Ich habe noch eine zweite Kollektion aus der Nähe, die makroskopisch recht ähnlich und vielleicht sogar identisch ist.

    Die muss ich aber erst noch untersuchen, mehr dazu am Abend.


    Was meint ihr dazu?


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Ich stelle mal zwei Entolomas zum Vergleich hier rein, vielleicht hilft das weiter:


    Entoloma plebejum, leider nur ein Exemplar. Heute im montanen Fichten-/Lärchenwald gefunden:

    Geruch im Feld mehlig, später kaum mehr feststellbar.


    Die Sporen sind recht knotig, je nach Perspektive sieht man es besser oder schlechter. Abmessungen passen m.E. gut zur Literatur.

    Zystiden konnte ich keine finden, zumindest nichts eindeutiges. Schnallen vorhanden.


    HDS eine Kutis mit Übergang zu einem Trichoderm, braun intrazellulär pigmentiert.



    Entoloma cf. plebejoides: Gefunden vor zwei Jahren Ende Mai (scheint mir keine reine Herbst-Art zu sein):

    Leider hatte es vorher geregnet, deshalb ist das Foto nicht gut. Geruchlos.


    Struktur der Hutoberfläche


    Sporen nicht länger als 10 µm und im Schnitt mit kleinerem Koeffizient. Auch weniger deutlich knotig.

    Schnallen vorhanden, Zystiden fehlten.


    HDS auch hier mit intrazellulärem Pigment.



    Wie gesagt, die Jahreszeit würde ich nicht beziehen um E. plebejoides auszuschliessen. Die Sporen scheinen mir besser dazu zu passen. Die "Zystiden" sind mir zu wenig markant, wenn die nicht zahlreich und konstant vorhanden sind, wären es eher Pseudozystiden wie Wolfgang schon schrieb.


    Gruss Raphael

    Hallo Kai


    Auch hier danke für das Feedback. Schade, dass nichts mehr daraus wird.

    Ich gehe nächstes Jahr wieder mal dort hinauf, sofern der Regen etwas grosszügiger wird.

    Würde mich schon interessieren was das gewesen wäre.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Wolfgang und Kai


    Danke für die Einschätzungen. Die Stielfarbe stimmt schon sehr gut auf dem Bild, ich konnte da keine Spur von Blau erkennen.

    Auch in FE5a habe ich anhand des Frischmaterials den "blauen Bestimmungsweg" strikt ausschliessen können.


    Ich lege das mal als cf. tigrinum ab, werde aber wohl noch eine Sequenzierung riskieren.


    Gruss Raphael

    Hallo Kai


    Ja, insgesamt passt das im Moment am besten.

    Die Stiele aller drei Exemplare waren so flockig. Ich habe noch eine Nahaufnahme vom Apex und eine - zugegeben farblich miserable - Aufnahme von der Basis, dort sieht man dass diese Flocken bis unten reichen, wenn auch weniger dicht.

    Das veranlasste mich auch, letztes Jahr daraus anhand FE5a E. rhombosporum var. floccipes zu machen. Dass das nicht stimmt, ist ja inzwischen klar.


    Gruss Raphael



    Hallo Wolfgang,


    Ja, ich dachte schon dass das keine Cheilozystiden sind und habe deshalb zunächst zystidenlose Arten gesucht, aber halt auch andere in Betracht gezogen nachdem ich keinen Erfolg hatte.

    Bei der Pigmentierung hast du recht, inzwischen habe ich da mehr Übung und kriege das besser hin. Zudem habe ich dieses Jahr ein 63x Objektiv gekauft, das bevorzuge ich jetzt für die Beurteilung der Pigmentierung. Falls nötig kann ich den Beleg nachuntersuchen, allerdings zögere ich da immer bei nur zwei Exemplaren.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    In meinem Archiv unbestimmter Kollektionen liegen noch einige Rötling von letztem Jahr. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen.

    Ich fange mal mit dem hier an:


    Durchmesser bis 20 mm. Leider nur zwei Fruchtkörper. Geruch schwach, etwas säuerlich.

    Man kann erkennen, dass der Hut hygrophan ist.


    Habitat: Eine ziemlich magere Wiese mit einzelnen Lärchen auf ca. 1900m, Kalkboden. Datum: 24.08.2021


    Die Sporen sind isodiametrisch, mit abgerundeten Ecken, um 8.5-9.5 µm. Basidien 4-sporig.


    Zystiden: Ich meine dass es keine gibt, nur ganz vereinzelt solche schlanken Elemente:



    Immerhin Schnallen konnte ich finden.


    Die HDS ist eine Kutis mit intrazellulärem Pigment, einzelne Hyphen auch schwach inkrustiert.


    Ich habe viel hin und her geschlüsselt aber komme zu keiner belastbaren Bestimmung.

    Vorstellen könnte ich mir etwas in der Nähe von E. prunuloides, aber es gab definitiv keinen Mehlgeruch.


    Hat jemand eine Idee?


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Ich habe hier eine weitere Kollektion, die ich versucht habe mit dem neuen Entoloma-Buch nachzubestimmen.


    Habitat: Fichten-/Kiefernwald auf Kalk, ca. 1000m

    Geruchlos. Der Hut ist deutlich gerieft, aber nicht durchscheinend.


    Die Sporen messen 9.1-10.3-11.0 x 6.5-6.8-7.1 µm, Q=1.29-1.52-1.63, mit 5-6 abgerundeten Ecken

    Zystiden und Schnallen sind nicht vorhanden.


    Die HDS ist trichodermal, Endzellen keulig mit intrazellulärem Pigment.


    Alles in allem finde ich Entoloma tigrinum recht passend, nur die Sporen sind eine Spur zu klein. Was meint ihr dazu?


    Gruss Raphael

    Hallo Kai


    Entschuldige die späte Antwort. Ich hatte noch einige Ladungen Frischmaterial zu untersuchen, und daneben sollte man auch noch arbeiten.


    Nun habe ich den Beleg herausgeholt und nachuntersucht.


    Differenzierte Kaulozystiden konnte ich tatsächlich nicht finden, habe an allen drei Fruchtkörpern nahe am Apex gesucht. Es gibt Büschel von keuligen Zellen wie ich sie oben schon gezeigt habe, und hier und da zylindrische oder keulige herausragende Hyphenenden.

    Als Konsequenz muss man im Schlüssel anders abbiegen. Eine Nachuntersuchung der Cheilozystiden zeigte, dass sie schwierig zu finden und dünnwandig sind. Die Sporen sind mit wenigen Ausnahmen rhomboid.


    Damit lande ich ohne Alternative bei Entoloma rhombisporum. Nun kenne ich die makroskopische Variabilität der Art nicht.

    Die Beschreibung in FE5b will mir noch nicht so richtig passen. Einerseits ist die Hutfarbe meiner Kollektion deutlich blasser, dieser weiss gesäumte Rand stört und der Stiel ist eindeutig weiss flockig-faserig und nicht poliert.


    Pentagonale Sporen gab es nur vereinzelt, vielleicht eine von zwanzig. Das scheint mir zu wenig, um bei den gemischt rhomboid/pentagonalen Arten zu suchen.


    Irgendwie stehe ich wieder auf dem Schlauch... wird wohl im Winter eine Sequenzierung geben.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Kai


    Hm, interessant. E. poliopus soll ja enorm variabel sein. Ich habe mal im Schlüssel geschaut wieso ich daran vorbei geschlüsselt habe.

    E. poliopus taucht zweimal auf:


    Schlüssel 4.2 Frage 6*: Pileus bright blue, ultramarine, or indigo.

    Das passte gar nicht, darum kam ich gar nicht erst zu Frage 7.


    Schlüssel 4.3 hatte ich aufgrund der Hutfarbe bereits nur mit einem Fragenzeichen probiert.

    Da kam dann die Frage 10: Pileus deeply translucently striate. Das ist hier nicht der Fall.
    Der Hut ist nur undeutlich gerieft, sicher nicht durchscheinend.

    Bei 10* landet man dann via 19/20 bei E. montanum, was natürlich nicht stimmen kann.


    Wenn man dann aber die Beschreibung von E. poliopus studiert, kommt man doch ins Grübeln. Sowohl Farben, als auch Riefung sind sehr variabel.


    Aber wir haben ja noch die Sequenzierung. Da taucht E. poliopus im Blast gar nicht auf. Von der WSL, wo die Sequenzierung durchgeführt wurde, wurde mir E. poliopus mit 83% Übereinstimmung angegeben, aus welcher Datenbank das stammt weiss ich nicht.

    Ich kann dir gerne die Sequenz schicken, vielleicht findest du mehr raus damit. Ich habe leider zu wenig Ahnung davon.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Hier habe ich eine zweite Kollektion, die ich inzwischen nachbearbeitet habe.

    Nach FE5a hatte ich sie mit einigen Fragezeichen als Entoloma rhombisporum var. floccipes bestimmt.


    Habitat: Magere Waldlichtung, in der Nähe Kiefern, Fichten, Birken und eine einzelne Buche.

    Auf ca. 1000m, Kalk, 20.10.2021

    Geruch unauffällig.

    Huttdurchmesser bis 15mm.


    Man sieht dass der Stiel locker überfasert ist, vor allem in der oberen Hälfte. Auffällig ist zudem der weiss gesäumte Hutrand.


    Sporen rhomboid, bzw. in Seitenansicht pentagonal. 9.1-10.4-11.8 x 8.6-9.7-11.4 µm, Q = 1.01-1.07-1.18


    An den Basidiolen konnte ich einzelne Schnallen finden.



    Cheilozystiden waren nur spärlich vorhanden, recht vielgestaltig, meist bauchig oder lageniform mit verjüngtem Apex.


    HDS eine Kutis, intrazellulär pigmentiert.


    Kaulozystiden: Gab es reichlich, gleichmässig keulig, in dichten Büscheln. Leider habe ich es versäumt, an der ganzen Stiellänge danach zu suchen, das wäre jetzt wohl wichtig. Die Bilder sind alle vom Apex. Der flockige Stiel lässt aber vermuten, dass es auch weiter unten noch Kaulozystiden gibt.


    Hier ein weiteres Bild der Kaulozystiden.


    Mit dem neuen Schlüssel komme ich in die Gruppe E. caulocystidiatum/rhombisporoides/rhombiibericum.

    Insgesamt scheint mir E. caulocystidiatum am besten zu passen. Die Sporen sind für die beiden anderen Arten etwas zu gross. Abgesehen davon sind die Unterschiede sehr klein.

    Falls nötig, kann ich das Herbarmaterial nachuntersuchen (Kaulozystiden, und auch nach Pleurozystiden in Schneidennähe suchen). Ich habe aber nur diese drei Exemplare die ich nicht überstrapazieren möchte, daher bitte ich euch zuerst um eure Meinung.


    Viele Grüsse

    Raphael

    ich denke nicht, dass es E. ursulae ist. Entoloma ursulae müsste eine Lamellenschneide vom rhynchocystidiatum-type haben und einen deutlich durchscheinend gerieften Hut.

    Die gezeigte Lamellenschneide ist kein rhynchostidiatum-type, vmtl. eher poliopus-type, wobei ich mich anhand dem Bild nicht festlegen will. Auch das genannte Sequenzierungsergebnis deutet auf eine Art der sect. Poliopodes hin.

    Hallo Kai


    Vielen Dank, ja du hast recht, ich habe der Lamellenschneide zu wenig Beachtung geschenkt. E. ursulae kann das nicht sein. Nur was sonst... mit dem neuen Schlüssel komme ich am ehesten wieder zu E. meridionale, die es aber offensichtlich nicht ist.


    täusche ich mich oder ist da eine Schnalle, an der Basidiole im Hintergrund?

    Hallo Wolfgang


    Hm das ist nun schwer zu sagen. Ausschliessen kann ich es nicht, diese Basidiole sieht wirklich schnallenverdächtig aus aber ist halt zu unscharf.

    Andererseits ist die Frage nach den Schnallen im neuen Schlüssel nicht mehr so wichtig. Aber weil man nie den absoluten Beweis fehlender Schnallen erbringen kann, habe ich es auch in Betracht gezogen dass ich sie übersehen habe. Dann lande ich auch nur in Sackgassen bzw. komme zum gleichen Ergebnis. Wobei ich inzwischen recht geübt bin, normalerweise finde ich die Schnallen an den Basidiolen in wenigen Minuten.


    Naja nicht verzagen, man sollte ja nicht immer nur blindlings schlüsseln, ich werde nochmal die Beschreibungen aus der poliopus-Gruppe gründlich studieren.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Zuerst stelle ich mich ganz kurz vor. Ich lese hier schon länger mit, war aber sonst vor allem im pilzforum.eu aktiv, einige von euch kennen mich sicher von dort.

    Mein Name ist Raphael, ich wohne im Süden der Schweiz (Kanton Wallis). Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Lamellenpilzen, am liebsten mit schwierigen Gattungen, unter anderem auch mit Rötlingen.


    Nachdem ich nun das lang ersehnte Entoloma-Buch (FE 5b) bekommen habe, versuche ich damit einige unsichere und unbestimmte Kollektionen nachzubestimmen.

    Dabei bin ich immer froh um andere Meinungen, die Gattung ist und bleibt schwierig. Ich denke mit diesen Anfragen bin ich hier noch besser aufgehoben als im eu-Forum.


    Hier die erste Kollektion, die hatte ich letztes Jahr auch im eu-Forum gezeigt, aber ohne Ergebnis.

    Die Kollektion habe ich im Rahmen eines Kartierungsprojekt gemacht, der Beleg wurde sequenziert. Die ähnlichste Art ist Entoloma meridionale mit 94.6% Übereinstimmung.


    Habitat: Recht trockener Kiefern-/Fichtenwald auf ca. 950m, Kalkboden.

    Gefunden am 16.07.2021.

    Geruch: mehlig.

    Hutdurchmesser bis ca. 15 mm.


    Mit dieser auffallenden Farbkombination dachte ich nicht, dass die Bestimmung so schwierig sein könnte.



    Der Stiel ist nahezu poliert und oft flachgedrückt. Der Hut ist leicht gerieft.


    Die Lamellenschneiden sind stelleweise etwas dunkler.


    Sporen um 10.5-12.5 x 6.5-8.0 µm, Q=1.45-1.65, mit 5-6 leicht abgerundeten Ecken


    Cheilozystiden keulig, ziemlich zahlreich.


    HDS zumindest im Zentrum trichodermal, intrazellulär pigmentiert (hier in 3% KOH).


    Schnallen konnte ich trotz mehrfacher, gründlicher Suche nicht finden. Die Basidien sind 4-sporig.


    Mit dem neuen Schlüssel in FE 5b komme ich nun auf Entoloma ursulae.

    Zu der Art gibt es nur wenige Beschreibungen. Die Original-Beschreibung in der ÖZP 1995, die bei Ludwig und in FE 5b stimmen recht gut. Nur die Sporen sind bei meiner Kollektion etwas grösser, was ich aber noch im Toleranz-Bereich sehen würde.


    Was meint ihr dazu?


    Viele Grüsse

    Raphael