3 mit Hut & Stiel (cf. Lactocollybia, Marasmius spec., Pluteus spec. aus Sekt. Pluteus) (Mahé, Seychellen)

  • Hallo allerseits,


    mit ein paar "Unscheinbaren" geht es weiter.

    Alle Funde sind von dauerhaft schattigen Wegrändern (Baumkronen/ Palmwedel auch über dem Weg), z.B. vom Rand solcher waldigen Bereiche.





    Wer sieht die Pilze hier?

    ... ganz schön klein sind sie, aber auffällig weiß.

    Diese Pilzchen (Hut ungefähr 15 mm Durchmesser aufgeschirmt, deutlich hygrophan, Stiel überraschend stabil, beim Trocknen alles deutlich gilbend), auf Holzstückchen wachsend, habe ich schon mal gesehen.

    Damals konnte ich sie überhaupt nicht einordnen.

    Nun habe ich aber eine Idee: cf. Lactocollybia spec. ;)







    Nr. 2:

    Das sieht doch sehr nach Schwindling aus!

    Da suche nicht weiter! Das bringt ja nichts. Oder doch?

    Ahh .... bei "Marasmius Seychelles" kommt mal wieder gar nichts,

    .... bei "Marasmius Africa" ... oje!!!

    Z.B.: https://www.researchgate.net/p…_and_Principe_West_Africa


    Das ist ja die "falsche" Gegend: Westafrika, falscher Ozean.

    Marasmius haediniformis sieht jedoch überraschend passend aus (Größe, Hutform, Hutfarbe, Oberflächenstruktur, Lamellenansatz, Lamellendichte, Zwischenlamellen, Stielfarbe und Stieloberfläche, Mycelfarbe - und soll sehr weit verbreitet sein (Funde auch in Südamerika und Asien).


    Ich bin dann noch auf diese tolle Seite gestoßen, die ich noch nicht kannte - da kann man ja viele afrikanische Pilze nachschauen.

    FFTA1
    Fungus Flora of Tropical Africa Volume 1 MONOGRAPH OF MARASMIUS, GLOIOCEPHALA, PALAEOCEPHALA AND SETULIPES IN TROPICAL AFRICA by Vladimír Antonín
    www.ffta-online.org


    Marasmius haediniformis wäre meiner Meinung nach ein möglicher Kandidat ("probably a pantropic species")

    Benennen kann ich den Pilz natürlich nur mit "Marasmius spec."





    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




    Einmal editiert, zuletzt von abeja ()

  • Nr. 3

    Ein Einzelexemplar, es ist ein Dachpilz!

    Lamellen frei, Sporenpulver "mykologen-rosa", Geruch neutral (nicht nach Rettich).

    Der Pilz erinnert von Statur und Farbe deutlich an Pluteus cervinus s.l., Pluteus atromarginatus u.ä. Das sind natürlich alles keine tropischen Arten.

    Von der sichtbaren Huthautstrukur: faserig angepresst, in der Mitte etwas grober, Stiel überfasert, wird beim Trocknen dunkler, würde ich hier die gleiche Sektion wie bei Pluteus cervinus vermuten: Sektion Pluteus.




    Zum Teil mit Erdpartikeln, in der Mitte aber leicht schuppig, am Rand Tendenz zum Aufreißen der Oberflächenstruktur




    Ich suche auch hier - just for fun - ein bisschen weiter.

    "Pluteus Seychelles" ... nichts

    "Pluteus Africa" ... ah-ja: The genus Pluteus (Basidiomycota, Agaricales, Pluteaceae) from Republic of São Tomé and Príncipe, West Africa


    Schon wieder die falsche Insel, der falsche Ozean ...

    Von den dort gefundenen und behandelten 6 Arten, sticht mir unter Sektion Pluteus aber Pluteus losulus sehr ins Auge.

    Zitat

    Pileus 40–80 mm diam, campanulate to broadly convex-umbonate, expanding to planoconvex with a shallow broad umbo; margin decurved, split in age, non-striate; surface dull, dry, radially streaked, appressed-fibrillose, greyish brown (7E3) with a dark greyish brown (7F4) disc and streaks. Context 2–4 mm thick, soft, white. Lamellae horizontal, free, close to crowded with 3 series of lamellulae, broad (5–8 mm), initially white, becoming greyish red (7B3). Stipe 50–110 x 4–9 mm, central, terete, cylindrical above an enlarged base, solid, pliant; surface dull, dry, glabrous above, base appressed-fibrillose, white overall when young, in age base becoming greyish brown (7E3). Odor mild....

    Notes – Pluteus losulus is characterized by a campanulate, appressed-fibrillose, dark greyish brown pileus, white to greyish brown, glabrous stipe, subglobose basidiospores with mean 7- 6 μm, clavate, thin-walled cheilocystidia, apically hooked, thick-walled pleurocystidia, a cutis-type pileipellis and stipitipellis with undifferentiated terminal cells, abundant clamp connections, and growth on rotten wood. In combination, these features indicate placement in sect. Pluteus.

    Pluteus losulus was originally described by Beeli (1928) as P. cervinus var. ealaensis Beeli, from material collected by Mme. Goossens-Fontana in the DR Congo. Horak (1978) included it in his treatment of Pluteus from Central Africa as P. atricapillus var. ealaensis Beeli, but without formal transfer to that species. It was elevated to species rank by Justo (Justo et al. 2011a), requiring a new name (non P. ealaensis Beeli, based on a different type). The new name reflects "losulu", the indigenous name for the species in the DR Congo. Our material from Príncipe matches quite nicely with the description provided by Horak (1978), based in part on analysis of the holotype specimen. Pluteus losulus is similar to P. cervinus, but the latter differs in forming ellipsoid basidiospores and in lacking clamp connections.

    Pairwise comparisons of aligned, overlapping ITS sequences of the São Tomé specimen (DED 8313) with the top ten BLAST results indicate 100% similarity to a Goossens-Fontana specimen of P. losulus (HM562129) from the DR Congo. Our ITS phylogeny (Fig. 6) and that of Justo et al. (2011a) place P. losulus as sister to a clade composed of P. atromarginatus (Konrad) Kühner and a single sequence of P. atropungens A.H. Sm. & Bartelli.


    In Thailand und China wurde diese Art auch nachgewiesen, sie hat also eine sehr weite Verbreitung

    GMS Mushrooms


    Ich halte das für einen "gut möglichen" Kandidaten, aber ich schreibe natürlich nur "Pluteus spec. (Sektion Pluteus?)" dran.


    Viele Grüße

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „3 mit Hut & Stiel (Mahé, Seychellen)“ zu „3 mit Hut & Stiel (cf. Lactocollybia, Marasmius spec., Pluteus spec. aus Sekt. Pluteus) (Mahé, Seychellen)“ geändert.
  • Hallo abeja,


    Lactocollybia ist gut möglich, die Gattung ist recht verbreitet in den Tropen. Allerdings ist Hydropus ebenso denkbar, denn diese Gattung ist mit hunderten Arten in den Tropen und Subtropen extrem häufig vertreten.


    Das von Dir erwähnte Buch gibt es übrigens auch im einschlägigen Mykologenfachhandel zu kaufen ;)


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas,

    danke für den Hinweis auf Hydropus, die Gattung hatte ich natürlich wieder ganz und gar nicht auf dem Schirm. :)

    "Kenne" auch nur - wenn man da von Kennen sprechen kann - "unseren" Buchenwald-Wasserfuß.


    Was mich hier auf Lactocollybia gebracht hat, war die deutliche Gilbung beim Eintrocknen (so ähnlich wie bei der Lactocollybia im Orchideentopf). Das wurde an den Lamellen und am Stiel einige Tage! später richtig orangefarben, die Hutoberfläche blieb etwas heller und die Basis (vermutlich Reste vom Mycel sichtbar) war bleibend weißlich.

    Mein Fund hatte weiße, inamyloide Sporen, das hatte ich vergessen zu schreiben. (So wie ich las: Lactocollybia inamyloid, bei Hydropus gibt es amyloide und inamyloide Arten.)


    Ich schiebe so eine starke Gilbung auf die Gloeozystiden, die bei den Lactocollybia-Arten ja vorhanden sind. Vielleicht darf man aber so aber gar nicht rückschließen - und etwas Gilbung könnte immer und überall möglich sein ... hier war sie aber sehr deutlich. (Leider kein Foto).


    Ob z.B. Hydropus-Arten deutlich bis hin zu orange gilben beim Eintrocknen, ist mir nicht bekannt. Zu den trop. Arten findet man ja sowie gar nichts online. Ich habe mal im Web gesucht, ob es bei Hydropus auch Arten mit Gloeozystiden gibt.

    Bei einem Schlüssel zu den Arten, die in Österreich vorkommen, tritt das Wort nicht auf.

    Bei einem Schlüssel über europ. Arten aber doch einmal in dieser Arbeit aus Spanien von 2002

    Hydropus paradoxus var. xerophyticus and a key to the taxa known from Europe

    Hydropus liciosae soll Gloeozystiden haben. Die Art war mir natürlich unbekannt.

    Dazu finde ich jedoch (bei Wiki mit Quellenangaben), dass sie nach Lactocollybia überführt wurde, als Lactocollybia liciosae und später (aber noch nicht abschließend geklärt) mit Lactocollybia variicystis synonymisiert wurde ... wobei bei der Gattung sowieso noch die grobe Zuordnung unklar ist.


    Viele Grüße

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo abeja,


    ich würde das starke Gilben auch auf die Gloeopleren zurückführen (es sind keine Zystiden im eigentlichen Sinne). Bei Hydropus gibt es so etwas nicht, wobei aber auch dort manche Arten verfärben. Dies wird aber eher durch Milchsafthyphen verursacht, z.B. bei H. atramentosus, und die Verfärbungen sind nicht gelb.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Prima, das ist eine hilfreiche zusätzliche Information,

    danke nochmals, Andreas.


    Viele Grüße

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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