Erstbesiedler ("crepidotussähnlicher" muschelf. Pilz) und Wohngemeinschaft (cf. Annulohypoxylon, cf. Hypoxylon, cf. Biscogniauxia + "inonotusähnliche" Porlingsmumie) (Mahé, Seychellen)

  • Hallo allerseits,


    manchmal überlegt man: "An diesem liegendem Holz müsste doch ein Pilz wachsen?!?" ... aber zu sehen ist dann nichts.


    So dachte ich auch bei diesen liegenden Stämmen von Casuarina equisetifolia, anscheinend vor Kurzem erst gefällt.

    Doch da, ganz von Nahem, an der Schnittkante des zweiten Stammes von oben links:

    An der rau aufreißenden Stelle wuchsen ein paar sehr kleine, ca. 5 mm große Pilzchen ohne Stielchen. Eine Stummelfüßchen-Art halte ich hier für sehr wahrscheinlich.

    Vielleicht gibt es aber noch - wie bei uns - ähnliche Gattungen, also bleibt es bei cf. Crepidotus spec.

    Die Lamellen erscheinen schon minimal bräunlich. Die Hüte sind oberseits sehr dicht wollig behaart, die Lamellen ausgesprochen entfernt stehend.

    Im Vergleich zu ähnlichen Arten wie z.B. Crepidotus cesatii wirken die Schneiden ziemlich dicklich.

    Von tropischen Crepidotus-Arten habe ich kaum Bilder im Web gefunden. Auch bei Artnamen, die in einer Checklist von Südafrika vorkommen, bleibt die Bildsuche erfolglos.


    Das erste Bild ist leider etwas überstrahlt, das zweite Motiv habe ich daher abgeschattet. Man sieht sehr viele Mycelfäden drumherum und die weißen kleine "Puschel" könnten Primordien sein.





    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Auch dieses Totholz habe ich mir mal näher angeschaut.

    Nur auf dem unteren (rechten) Teil waren Pilze offensichtlich vorhanden, sogar mehrere Arten!






    Die schwarzen rundlichen, aber zusammenfließenden Stromata halte ich für Annulohypoxylon spec. wegen der deutlich sichtbaren Scheibe um die Ostiolen herum.





    Das mehrere cm lange flächige Stroma (ohne deutlich sichtbare Ostiolen), das unter der Rinde hervorbricht, könnte in Richtung Biscogniauxia gehen.




    Diese relativ kleinen, rötlichen, flachen Stromata (zum Teil halb zerfallen), mit dunklerem Rand und sichtbar abgesetzten Konturen der Perithezien müssten ja zu einer Hypoxylon-Art gehören.

    Mit KOH habe ich hier nichts getestet - es gibt also nur Bilder zu sehen, ohne weitere Informationen.





    Mal geschaut, was sich so finden lässt, zu tropischen Hypoxylon-Arten ... es gibt eine unglaubliche Vielfalt.

    Nur als Beispiel ein PDF über The genus Hypoxylon (Xylariaceae) in Guadeloupe and Martinique (French West Indies) von 2015, darin allein sind 39 Arten beschrieben und illustriert. Einige davon sollen auch eine pantropische Verbreitung haben bzw. wurden schon in sehr unterschiedlichen Regionen (Karibik + SO-Asien z.B.) gefunden.

    "Hypoxylon has a worldwide distribution but it displays a higher diversity in the Tropics, especially in the Neotropics, as reported by J U & R OGERS (1996), but it is unknown whether this reflects a reality or just results from a less extensive sampling in other tropical areas of the world."


    Viele der abgebildeten Arten sehen sich sehr ähnlich, obwohl man oft auch makroskopisch schon ein paar Unterschiede erkennen kann. Rein nach der äußeren Erscheinung ist mein Fund in diesem PDF nicht dabei.


    Am auffälligsten fand ich jedoch an diesem Holz eine größere Anzahl von kleinen, ein paar Zentimeter großen "Porlingsmumien". Diese wuchsen in kurzem Abstand nebeneinander und standen wie dick gestielt etwas vom Substrat ab. Man konnte nicht erkennen, wie ursprünglich die Oberfläche mal aussah.

    Die Poren erschienen relativ grob, ca. 2 pro mm.

    Der Kontext zeigte sich faserig und gleichfarbig zu Röhrentrama, Poren und Oberfläche.

    Diese trockenen Pilze waren extrem leicht - wie ein Stück Styropor.

    Ideen hatte ich ursprünglich nicht dazu, im Moment halte ich die Gattung Inonotus für möglich. Ähnlich finde ich z.B. Inonotus rickii.

    Allerdings gibt es in eine Vielzahl von Arten in der Gattung.

    In "Synopsis Fungorum 21: The genus Inonotus" von 2005 (Ryvarden) sind schon 100 Arten mit Mikromerkmalen verschlüsselt. Von den tropischen Arten findet man keine Bilder im Web.


    Trotzdem habe ich die "Mumien" mal fotografiert (abgelöst und auf einem Felsbrocken abgelegt).

    Dabei ist mir dann ganz zufällig ein interessanter Fund gelungen, den ich im letzten Beitrag dieser kleinen Serie zeigen möchte. 8)




    Viele Grüße

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Andreas,

    ja klar - das kann vermuten: eben wie auch bei uns viele Möglichkeiten ... und dann noch "ein paar" mehr.

    Die Lamellen erschienen mir aber schon minimal bräunlich bestäubt, sodass ich an einen Weißsporer nicht glauben mag.

    Auch von den bei uns bekannten Arten sollen einige weit verbreitet sein, z.B. ich fand Erwähnungen von Crepidotus variablis und Clitopilus hobsonii in Afrika, letzterer soll oft minimal gestielt sein und die Lamellen mit Lupe (oder mit der extremen Makrofunktion der Kamera) leicht "gefranst" erscheinen.

    Dass Crepidotus wegen der Filzigkeit der Hutoberfläche nicht gut passen könnte, damit hätte ich nicht gerechnet.

    Vielleicht täuscht das auch wegen der Kleinheit dieser Fruchtkörper (ca. 5 mm) und der Nahaufnahme - dann wirkt alles so groß, was in Wirklichkeit ganz zart und klein ist. Schaue ich mir (gesicherte) Bilder von z.B. Crepidotus cesatii oder variabilis oder Clitopilus hobsonii an und davon dann die kleinsten Fruchtkörper (mit Maßstab), dann sieht das von der Länge der Haare im Vergleich zur Fruchtkörpergröße sehr ähnlich aus. Aber - da hast du recht - die Haare wirken weniger "filzig" verworren.

    Bei der Filzigkeit könnte aber z.B. Crepidotus fimbriatus (passt aber von der Ökologie überhaupt nicht, soll auch eine nordamerikanische Art sein) gut mithalten.


    Viele Grüße

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „Erstbesiedler und Wohngemeinschaft (Mahé, Seychellen)“ zu „Erstbesiedler ("crepidotussähnlicher" muschelf. Pilz) und Wohngemeinschaft (cf. Annulohypoxylon, cf. Hypoxylon, cf. Biscogniauxia + "inonotusähnliche" Porlingsmumie) (Mahé, Seychellen)“ geändert.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!