Hallo Thorben und Abeja,
habt herzlichen Dank für Euren Input!
Könntest Du, Thorben, mir noch verraten, wie Du auf phacorrhiza gekommen bist?
Leider werden die Sklerotien nur wenig beschrieben... und ich würde es gerne nachvollziehen können.
Nun habe ich einige Std. dazu recherchiert, am aufschlussreichsten ist diese Veröffentlichung:
Stud Mycol. 2020 Jun; 96: 155–184. Published online 2020 Jun 12.
PMCID: PMC7388190 PMID: 32774511
Phylogenetic origins and family classification of typhuloid fungi, with emphasis on Ceratellopsis, Macrotyphula and Typhula (Basidiomycota)
I. Olariaga, S. Huhtinen, T. Læssøe, J.H. Petersen, and K. Hansen
Demnach fällt gemäß genetischer Analyse ausgerechnet phacorrhiza (und juncea) bei Typhula raus und sollte in Richtung Macrotyphula gestellt werden! Die Autoren schlagen eine neue Familie vor "Phyllotopsidaceae" (bestehend aus Sclerotium, Marcotyphula, Typhula, Phyllotopsis und Pleurocybella), siehe Link Fig. 3. Die restlichen Typhulas stehen relativ weit entfernt in ihrer eigenen Typhulaceae-Familie.
Nur nebenher: Von manchen Autoren wird die "Krüppelform" der Röhrigen Keule Macrotyphula fistulosa als eigene Art Macrotyphula contorta angesehen, von anderen als Varietät. In o.a. Artikel kommt "contorta" nicht vor – woraus ich (hoffentlich nicht voreilig) schließe, dass Beides dasselbe ist!?
Hier habe ich noch Mikro-Aufnahmen zur Oberflächenstruktur der phacorrhiza-Sklerotien gefunden, die zu meinen passen:
Typhula phacorrhiza record
Neben Abejas Link fand ich noch Abbildungen von solch jungen, weißlichen Sklerotien hier:
https://www.gbif.org/occurrence/gallery?taxon_key=2539100
In der Fotogalerie befinden sich jedoch einige Bilder von Macrotyphula fistulosa sowie deren "Krüppelform" und mehrere dichte Rasen von Binsen-Keulen-Ähnlichen, die ich wg. der rasigen Wuchsform eher zu Macrotyphula juncea stellen würde – aber alles mit "T. phacorrhiza" beschriftet ––> nicht wirklich seriös oder nicht auf dem neuesten Stand gemäß dem ersten Link? Nur mal bezogen auf phacorrhiza und juncea (Macrotyphula fistulosa hat da wirklich nichts verloren).
Dazu hier findet man dort hier https://www.gbif.org/tools/zoom/sim…54c97f3caa589c3 (auf lateinisch) folgendes – Google-Übersetzung:
"Von der Anatomie her sehr typhulaartig und in keiner Weise zu Clavaria hingezogen. Das abgeflachte Sklerotium, auf dem dieser Sämling geboren wird, ist das Wintermyzel.
Clavaris juncea v. gracilis und Typhula phacorrhiza sind die gleichen wie unsere Exemplare, sodass an der Synonymie kein Zweifel mehr besteht. (E. Coemans)"
Nachdem dieser Mykologe von 1825–1871 gelebt hat, kann man ihm das nicht übel nehmen. Aber heutzutage sollte man auf neuere Erkenntnisse setzen.
Was mich noch wundert: Die Binsen-Keule finde ich im späteren Herbst regelmäßig bei entspr. Witterung im Buchenlaub. Schon oft habe ich die Frk. vorsichtig soweit ausgegraben, bis ich zu den feinsten Myzelsträngen kam – und noch nie habe ich ein Sklerotium gefunden und die Funde entspr. (Macro-)Typhula juncea zugeordnet. Und nun finde ich Sklerotien, die zu Typhula phacorrhiza gehören...
Viele Grüße und entspannte Rest-Weihnachten
Rika