Entoloma blauschwarz und alpin (Nr.4)

  • Liebe Entoloma-Freunde,

    hier gleich die nächste Kollektion aus dem Hochgebirge. Diesmal vielleich ein wenig einfacher, da mit signifikanteren Merkmalen.

    Charakteristisch waren die nahezu schwarzblaue bis schwarzviolette Hutfarbe mit einer zuletzt felderig aufbrechenden Mitte und große Sporen. Allerdings hielt ich sie zunächst für eine hygrophane Art, weil auf dem Foto ein Frk. zu sehen ist, der deutlich ausgeblasst war (rechts vorne zu sehen). Dies bestätigte sich beim Trocknen der Frk. aber nicht, selbst die Exsikkate haben noch die dunkle Farbe.

    Mikro-Befund vom Quetschpräparat vom Exsikkat in KOH 5%: Sporen 8-12(13) x 6,5-9 µm, ziemlich unregelmäßig, oft mit auffallend großem Kallus, Basidien 4-sporig und 2-sporig, Cheilozystiden schmal, unauffällig, Schnallen vorhanden (an der Basidienbasis und im (Sub-)Hymenium beobachtet).

    Unter den nicht hygrophanen Entolomen ist E. melanochroum Noordel. ein heißer Kandidat! Lediglich die Sporen werden bei dieser Art etwas kleiner angegeben, aber auch die Basidien als (nur) 4-sporig. Das Foto in Jamoni 2008 passt perfekt. Könnte ich hier richtig liegen?

    Gruß

    Helmut

  • Hallo Helmut,

    auch wenn Dir die Pilze im Feld blauschwarz erschienen, passt Deine Kollektion nicht so recht in mein Bild der blauschwarzen Leptonien.

    Ist die Huthaut nicht doch eine Kutis? Dann wäre der Pilz vielleicht besser in Untergattung Entoloma, Sekt. Pseudonolanea untergebracht - da gibt es einige dunkle Arten, die ich alle nicht kenne, weil sie arktisch-alpin verbreitet sind.

    Gruß,

    Wolfgang

  • Lieber Helmut,

    Auf alle Fälle ist dies ein toller Fund!
    Was die Art angeht, so muss ich Wolfgang recht geben. Der gedrungene Wuchs, die nahezu glatt erscheinende Hutoberfläche, die leicht stämmigen, keinesfalls poliert wirkenden Stiele usw. sprechen eigentlich für eine alpine Art aus der Untergattung Entoloma. Vergleiche doch mal Entoloma anthracinum.

    Herzliche Grüße
    Gerhard

  • Vielen Dank Wolfgang und Gerhard,

    habe nochmal nachgearbeitet. Für E. anthracinum passt das Meiste recht schön. Die Hygrophanität könnte unter Beachtung des einen Frk. vorne rechts gegeben sein, auch wenn die Exsikkate wieder sehr dunkle Hüte haben. Die im Vergleich zur Originadiagnose insgesamt zu großen Sporen lassen sich erklären durch das Vorhandensein von 2-sporigen Basidien.

    Folgende Unsicherheiten bleiben:
    - Die Frage nach den Cheilozystiden: Hier hatte ich tatsächlich welche gefunden und fotografiert! Diese waren allerdings rar und nicht aus dem Hymenium herausragend und deshalb sehr schwer zu finden. Ohne Quetschung des Präparates (in KOH wie in Kongorot-NH3) sind sie kaum festzustellen. Nicht in allen Präparaten konnten aber welche gefunden werden – kein sehr verlässliches Merkmal.
    - Die Breite der Huthauthyphen: Diese reichen teilweise bis weit über 20 µm hinaus, einmal bis 30 µm (nach Favre nur 5-16 µm) und sie sind manchmal auch recht kurz.
    - Die Stielfarbe: Laut Favre schwärzlich graubraun, hutfarben oder ein wenig blasser. Hier sind die Stiele aber deutlich heller als der Hut.

    Die Kollektion wird wohl vorerst doch keinen sicheren Namen erhalten - trotz auffälliger Merkmale und des extremen Standortes. Ich speichere den Fund mal als "E. cf. anthracinum" ab und hoffe auf weitere Kollektionen in den nächsten Jahren. Vielleicht gibt's ja Übergänge in den kritischenMerkmalen.

    Gruß

    Helmut

  • Servus Gerhard,

    da schmilzt das "cf" langsam dahin wie der Schnee in der Frühlingsluft. Aber es sind da einige Zellen zwischen den Probasidien zu sehen, die wie echte Cheilos ausschauen (Anhang "...mic21" und "...mic22"). Aber wie gesagt schwer zu finden und nciht in jedem Präparat. Und da wären dann noch die zu breiten HDS-Hyphen (Anhang "...mic42" und "...mic44", 5 Teilstriche entsprechen ca. 10 µm).

    Gruß

    Helmut

  • Hallo Helmut,

    Solche mißgestalteten Zellen, wie auf dem ersten Bild zu sehen, kommen schon mal vor. Meist findet man nach intensivem Suchen dann auch nur diese eine Zelle, die zudem aus der gleichen Region des Hymeniums entspringt wie die Basidien. Die Elemente auf dem zweiten Bild würde ich als unreife Basidien (Basidiolen) bezeichnen.

    Das Hutpräparat scheint mir gequetscht zu sein. So kann man den Aufbau nur schlecht beurteilen. Es müssten aber auch schlanke Zellen in der obersten Schicht vorhanden (Ixokutis) vorhanden sein.

    Gruß Gerhard

  • Servus Gerhard,

    habe in der Zwischenzeit mal noch eingehender nachmikroskopiert. Solche verformten Basidiolen sind sehr selten, aber immer mal wieder zu finden, im ganzen Hymenium und nicht nur an der Schneide. Da lobe ich mir doch die metuloiden Hymenialzystiden bei den Risspilzen :-).

    Auch die HDS habe ich – Deiner Empfehlung folgend – ohne jede Quetschung untersucht (Präparat in KOH aufgeweicht und Deckplättchen nur aufgelegt). Dünnere HDS-Hyphen hatte ich vorher auch schon gesehen. Jetzt waren die breiteren aber nur noch bis ca. 20 µm. Zwar immer noch zuviel für die Originalbeschreibung (bis 16 µm), aber eher akzeptabel. Die oberste Schicht scheint aber schon zu einenm erheblichen Teil aus den dickeren (und kürzeren) Elementen zu bestehen. Auf den Fotos ist das jetzt nicht so optimal zu sehen. Auf dem ersten entsprechen 5 Teilstriche 10 µm, auf dem zweiten mit Kongorot sind 12,5 Teilstriche 10 µm.

    Danke und Gruß

    Helmut

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