Hallo allerseits,
vor über 14 Tagen war ich mal bei schönstem Regenwetter im Wald (Hochrhein, Dinkelberg, ca. 500 m Höhenlage) und habe mir ein kleines bemoostes Nadelwaldgebiet angesehen, was mir dort im letzten Herbst aufgefallen war.
"Dunstiger Freitag"
Im nassen Nadelwald (Buchen sind aber nie fern hier).
Neben 2 (!) etwas bräunlichen nach Anis duftenden Trichterlingen (Clitocybe cf. fragrans) und 1(!) Fichtenzapfenrübling sah ich plötzlich eine große Anzahl (über 50) sehr auffällige Risspilze in allen Altersstufen. Sie wuchsen zwischen Moos in unmittelbare Nähe zu Tannen und Fichten. Der Boden dort ist kalkhaltig.
Bilder von Risspilzen ohne Mikromerkmale sind vielleicht gar nicht teilenswert, aber sie haben m.M. nach sehr viele prägnante Makromerkmale.
Größe der ausgewachsenen Pilze 6-7 cm Hutdurchmesser, Stiel bis ca. 7 cm lang und 1 cm im Durchmesser.
Das Stielfleisch fühlte sich sehr hart an, gab kaum nach - insgesamt machten die Pilze (auch die kleinen), einen sehr stabilen Eindruck.
Der Stiel hat unten oft eine leichte Verdickung, eine Knolle - jedoch höchstens minimal kantig an wenigen Stellen.
Der Hut ist aufgeschirmt (meist) sehr breit gebuckelt.
Vor Ort im Regen kam mir die Huthaut sehr glatt vor, angetrocknet sieht sie aber doch etwas rauer aus.
Ein kleiner Pilz mit Cortinaresten legte nahe, dass Velum existiert - da habe ich ein noch kleineres Exemplar gesucht, wo man es deutlicher im halboffenen Zustand sieht.
Velum auf dem Hut konnte ich aber (nässebedingt?) nicht wirklich sehen, vielleicht ist alles abgewaschen, man ahnt etwas bei einem kleinen Pilz.
Der Stiel ist faserig und nur oben bereift, maximal 1 cm, bis exakt zu der Ansatzstelle der Cortina. Das konnte ich an einem Pilz deutlich sehen.
Beim Liegenlassen über mehrere Stunden zeigt der Stiel nur unterhalb der Bereifung eine leichte Gilbung.
Der Lamellenrand ist schartig gesägt und bei Reife bleibt der Rand deutlich heller.
Bei Nässe und unverletzt war der Geruch nichtssagend, nur verletzt/ durchgeschnitten konnte ich einen leichten spermatischen Geruch wahrnehmen.
Mit der Erscheinungszeit, dem Standort, der Größe und vor allem mit Velum + Knolle ist mein "Kandidat" der Frühe Tannen-Risspilz, Inocybe queletii. Wenn ich aber Bilder vergleiche - viele gibt es nicht, mehr aus dem europ. Ausland als aus Deutschland - dann sehe ich da sehr variable Hutfarben und oft sehr viel mehr Velum auf dem Hut, richtig dick und weißlich. Ich war auch letzte Woche noch mal dort, in der Hoffnung bei trockenem Wetter Nachzügler zu sehen, aber kein Pilz weit und breit.
Ich bin dann auch noch auf die Neubeschreibung von Inocybe audens (dem "Wagemutigen") gestoßen.
Tja - und da haben wir ihn, den Verwechslungskandidaten.
Dieser soll weniger Velipellis haben, etwas glattere Huthaut, etwas weniger gebuckelt, aber ansonsten von Erscheinungszeit, Ort und Größe gleich, eben nur mikroskopisch sicher zu unterscheiden.
3 Pilze unterschiedlichen Alters habe ich getrocknet, für "alle Fälle".
Gibt es hier Funderfahrung zu Inocybe queletii und/oder audens?
Über eine Einschätzung - ob ich da überhaupt die richtige Richtung eingeschlagen habe - würde ich mich wie immer freuen.
etwas freigelegt
andere Exemplare
weitere Exemplare (diese habe ich mitgenommen)
die größten Fruchtkörper