Liebe Mitdiskutierer und Mitleser,
als Mitglied des wahrscheinlich zukünftigen Fachausschusses PSV freue ich mich sehr über die hier ablaufende Diskussion. Vor allem dass auch von Seiten der Resolutionsunterzeichner Input vorhanden ist, empfinde ich als sehr positiv.
Bevor ich aber nun zu einigen Punkten Stellung beziehen möchte, ein Punkt, der von Peter Reil angesprochen wurde, bzgl. des Fachausschusses per se:
1.) Fachausschuss PSV und dessen Sprecher
Aufgrund der derzeitigen Satzungslage kann ein Fachausschuss PSV nicht einfach so ins Leben gerufen werden. Ein Fachbeirat könnte wohl, aber das würde der Wichtigkeit des Themas nicht gerecht. Ein Fachausschuss ist weisungsbefugt, ein Fachbeirat hat nur beratende Funktion. Daher ist die offizielle Gründung des Fachausschusses PSV-Wesen abhängig von der Annahme des diesbezüglichen Satzungsentwurfes bei der Mitgliederversammlung am Samstag. Eigentlich kann erst dann ein Fachausschuss PSV offiziell ins Leben gerufen werden. Es kann daher auch noch keinen Sprecher des FA PSV geben. Es wurde dennoch - trotz inoffizielle Lage - von seitens der potentiellen FA-Mitgliedern wie auch von seitens des Präsidiums für wichtig angesehen, erste Vorbereitungen bereits VOR der Mitgliederversammlung in die Wege zu leiten, um dort dann, mit einem Vorlauf an Überlegungen von Seitens des FA als auch von seitens der Mitglieder, über das Thema diskutieren zu können. Diese Diskussion wiederum soll Basis der weiteren Arbeit des Fachausschusses sein.
Und noch eine weitere Klarstellung, die vielleicht (so sehe ich es jedenfalls) nicht unbedingt genau so verstanden wurde:
Der designierte Fachausschuss PSV-Wesen hat sich innerhalb seines Gremiums zwar nach Diskussion für eine Zweistufigkeit ausgesprochen. Das heißt aber weder, dass diese bereits feststeht, noch dass die Anforderungen für die beiden Stufen bereits definitiv festgelegt wären. Der FA möchte sich gerne die Argumente aller, Gegner wie Befürworter, anhören. Dazu dient sowohl die MV als auch die Diskussion im Forum hier. Beides wird aber auch wiederum NICHT zu einer direkten Entscheidung führen. Der designierte (und dann hoffentlich offizielle) FA wird auf Basis dieser Diskussionen ein konkretes Konzept entwickeln und vorstellen. Auch hier wird wiederum eine Diskussion stattfinden können, bevor der FA bzw. letztlich das Präsidium eine endgültige Entscheidung fällen wird.
Meine Meinung nun zum Thema "Wie soll das Beratungswesen zukünftig aufgestellt sein":
Zunächst ist es sicherlich hilfreich, zu analysieren, wie der derzeitige Stand des PSV-Wesens aussieht und wie der Bedarf einerseits und die Deckung des Bedarfs andererseits aussehen könnte. Insofern stimme ich Heike Braun-Furtwängler prinzipiell zu, allerdings halte ich manche geforderten Angaben wie "wer bildet aus und wo" in diesem Zusammenhang für nicht relevant (gleichwohl dies natürlich kein Geheimnis ist).
Wie der Stand derzeit aussieht und was der Bedarf derzeit ist, das haben wir im FA versucht zu analysieren. Ich habe dies in Posting #22 Abs.3-4 versucht darzulegen. Was ich als selbstverständlich voraussetze ist, dass es auch bei einer Zweistufigkeit immer darum gehen wird, dass der DGfM-Pilzberater oder -sachverständige befähigt und angehalten ist, die Klientel für Pilze zu begeistern, Pilze als etwas in der Natur unersetzliches nahezubringen - und erst in zweiter Linie auf Essbarkeit bzw. Giftigkeit einzugehen. Aber über diese Schiene sind nun mal die meisten Leute überhaupt dazu zu bringen, sich etwas über Pilze anzuhören. Jedenfalls in meinem Wirkungsbereich.
Ein Qualitätsstandard "DGfM-geprüft" sollte also IMMER mehr beinhalten als eine reine Korbsortiererei - egal ob vom Pilzberater oder vom Pilzsachverständigen.
Ich habe in den letzten Jahren aber wirklich viele Leute in meinen Kursen kennengelernt, die von ihrer Artenkenntnis her und auch von ihrer Einstellung zur Natur und den Pilzen gegenüber wunderbar geeignet wären, als Pilzberater zu fungieren - die aber nie eine Prüfung anstreben, weil sie keine Lust oder kein Zutrauen haben, "dieses ganze Zeug über Syndrome und Latenzzeiten" zu lernen. Und wie sich die Untergattung Nolanea von der Untergattung Entoloma unterscheiden oder welches die 5 Untergattungen der Cortinarien sind und ihre Merkmale (oder waren es 6?). Ich bin der Meinung, dass auch Leute mit diesem Kenntnisstand in der Lage sein können, qualitativ einwandfreie Pilzberatungen durchzuführen einschließlich genügen didaktischer Fähigkeiten um Leute abseits der Pfanne für Pilze zu begeistern. Vielen davon erscheint aber die PSV-Prüfung "nie" schaffbar, und sie nehmen sie gar nicht erst in Angriff. Würde man ihnen einen Trittstein anbieten, so bin ich überzeugt, dass ein guter Teil von Ihnen nach einigen Jahren der Praxis die nächste Stufe, den PSV-DGfM in Angriff nehmen werden.
Noch eine Abschlussbemerkung zu den verschiedenen Ausbildungen die die DGfM zertifiziert:
Der PILZCOACH und der FACHBERATER (univ. gepr.) haben beide NICHTS mit dem PSV-Wesen zu tun! Keine der beiden Ausbildungen befähigt zur Pilzberatung und keine davon ist dafür gedacht. Natürlich versprechen wir uns von der Pilzcoach-Aisbildung, dass einige davon so von den Pilzen angefixt sind, dass sie irgendwann auch einem eine PSV-Prüfung machen. Aber auch von Ausbildunginhalten her baut das nicht aufeinander auf.
Um die viel zitierten Führerscheinvergleiche hierauf mal anzuwenden:
Beim Führen von Motorfahrzeugen im Straßenverkehr gibt es ein mehrstufiges System. Ich habe die freie Wahl, ob ich erst mit dem Moped-Führerschein anfange
und dann irgendwann den Motorrad- oder den PKW-Führerschein mache. Und dann vielleicht noch den LKW obendrauf. So stelle ich mir unser PSV-Wesen vor, mit Pilzberater, dann anschließend oder gleich PSV-DGfM und wer möchte sattelt noch den Diagnostik-Lehrgang für Krankenhausberatung oben drauf.
Der Pilz-Coach ist dagegen der Bootsführerschein. Den kann man auch machen, hat aber kausal keinen Zusammenhang mit dem Führerschein für Kraftfahrzeuge. Und der Flugschein (= Fachberater) wird zwar auch vom TÜV abgenommen wie die anderen Scheine, hat aber ebenfalls weder mit dem einen noch mit dem anderen direkt zu tun.
beste Grüße,
Andreas