Tricholoma - Projekt Kollektion #19

  • Hallo, Leute!

    Eine weiterer, kritischer und für mich nicht wirklich einzuschätzender Pilz ist ein kleiner, brauner Ritterling, den ich jedes Jahr an einer Stelle finde.
    Meistens nur ein Einzelfruchtkörper, einmal waren es auch drei, in diesem Jahr zwei im Abstand von etwa 40cm voneinander.
    Einen breiteren Hut als 40mm habe ich dabei noch nicht gesehen.
    Dieser Pilz erscheint stets inmitten von Grünlingsmassen (Tricholoma equestre), also auf saurem, sandigem, nährstoffarmen Boden an einer Stelle, wo ein nicht mehr genutzter Holzweg einen jüngeren von einem älteren Kiefernbestand trennt. Ebenfalls an der Stelle sehr häufig sind Cortinarius croceus, Tricholoma terreum, Tricholoma imbricatum, Hygrophorus hypothejus, Lactarius deliciosus, und Suillus luteus.

    Eingesammelt am 12.10.2017; Lampertheimer Forst / Viernheimer Heide; Stromtrassenschneise nördlich der A6

    Die Hutoberfläche ist fein striat, trocken klebrig, feucht schmierig, im Alter auch ein wenig aufschuppend; die Hutränder können im Alter undeutlich und kurz gerippt sein
    Stiele zylindrisch, weiß, fein befasert bis beflockt; nach und nach bräunend;
    Fleisch eher weich, brüchig, wässrig, rasch von Maden zernagt und vergänglich.
    Geruch: mehlig
    Geschmack: mehlig, mild



    Die Frage ist halt, ob sowas lediglich eine Kümmerform von einer anderen Art ist, oder eventuell auch was Eigenes. Interessanterweise sind mir diese eher mickrigen Fruchtkörper an der Stelle schon öfters aufgefallen.
    Es gibt sie auch an anderen Stellen, und dann auch bisweilen vergesellschaftet mit "anderen" braunen Ritterlingen, wo ich ihnen aber bisher keine Bedeutung beigemessen habe (halt kleinere Fruchtkörper von der selben Art, wie sie sonst auch rumstehen).

    Kann man mal mit reinnehmen, um ein großzügigeres Bild zu erhalten, wie welche Arten variieren können.


    LG, Pablo.

  • Hi Pablo,

    solche Funde dürften wohl mit dafür verantwortlich sein, dass einige Autoren bei der Beschreibung von T. albobrunneum angeben, dass diese Art mild sei. Rein von der Optik her kann ich hier jedenfalls keine signifikanten Unterschiede zu der von mir hier vorgestellten Kollektion ##1 erkennen.
    Nur sind deine Miniritterlinge mild im Geschmack, im Gegensatz zu Koll. ##1. Die beobachte ich mittlerweile seit über 10 Jahren in meinen Revieren. Sie sind immer ziemlich konstant bitter. Eigentlich sind die von allen bisher vorgestellten sogar mit Abstand am bittersten.
    Klar könnten es auch Kümmerformen von irgendwelchen anderen, bereits vorgestellten, Kollektionen sein. Da kämen dann eventuell nur die wirklich unbitteren in Frage.

    GR Ingo

  • Hallo zusammen,

    ich bin da ja eher übergenau und traue Pablos Aussage zwar, dass das Verhältnis etwa 1:1 zur Scala ist, aber das "etwa" ist schon nicht so schön.
    Trotzdem kommt jetzt mal ein Versuch, der allerdings auch Aufgrund der jpg-Auflösung des Sporenbildes nur die Ränder der Spore erahnen lässt.

    Sporen [95% • 21 • SAP • v • H2O(nat) ] = 5 - 5,6 - 6,1 x 3 - 3,5 - 3,9 µm
    Q=1,3 - 1,6 - 1,9
    V=25 - 35 - 42 müm³

    Mit 95%iger Wahrscheinlichkeit war 1 Ausreißer in meiner Messreihe (der wurde nicht mit berücksichtigt) und die Stichprobe ist normalverteilt.

    Ist jedenfalls sehr dicht an den Literaturwerten von albobrunnea.

    LG, Jens

  • Sporen [95% • 21 • SAP • v • H2O(nat) ] = 5 - 5,6 - 6,1 x 3 - 3,5 - 3,9 µm
    Q=1,3 - 1,6 - 1,9
    V=25 - 35 - 42 müm³
    Ist jedenfalls sehr dicht an den Literaturwerten von albobrunnea.

    Hallo Jens,

    vielen Dank für die Arbeit erstmal. Du hast ja die Sporen der hier beschriebenen Kollektion #19 untersucht. Das sind die kleinen, striaten Ritterlinge, die nicht bitter sind. Die Sporengrößen decken sich in etwa mit denen der in der Literatur beschriebenen T. albobrunneum. In den FN4 scheint es sich auch um milde Exemplare zu handeln. Die T. stans (T. albobrunneum) in den Pilzen der Schweiz haben ähnliche Sporengrößen. Nur handelt es sich hier um den kleinen, bitteren Verteter (meine Koll. ##1). Wenn ich mir die anderen Kollektionen so ansehe, liegen die auch im gleichen Spektrum.

    Zu den Sporenquotienten:

    Ich gehe mal davon aus, dass du den Quotienten für die Sporen einzeln ermittelt hast. Wenn die tatsächlich zwischen 1.3 und 1,9 liegen, können wir die Sporen vergessen. Oder habe ich da was falsch verstanden?

    VG Ingo

  • Hallo Ingo,

    Ich gehe mal davon aus, dass du den Quotienten für die Sporen einzeln ermittelt hast. Wenn die tatsächlich zwischen 1.3 und 1,9 liegen, können wir die Sporen vergessen. Oder habe ich da was falsch verstanden?

    Ja und Nein. Ja, der Q-mittelwert (1,6) wird wird aus allen Einzelquotienten errechnet. Und Nein, auch wenn die anderen Quotienten anderer angenommener Arten o.ä. da irgendwie reinpassen würden, hat das erst einmal nicht viel Aussagekraft. So würde ein neuer Q-Mittelwert aus neu gemessenen Sporen dieser Aufsammlung mit 95%iger Wahrscheinlichkeit in den Bereich von 1,55 - 1,65 fallen (siehe Angaben unten). Die Streuung des Mittelwertes ist hier also extrem klein. Sollte der Mittelwert einer anderen ähnlichen Aufsammlung nicht hier reinfallen, kann das schon ein Hinweis sein. Allerdings spielen da noch die Faktoren der Streuung und der Anzahl gemessener Sporen eine Rolle (alles weitere sprengt jetzt hier den Rahmen) Die Werte würden also hinterher mathematisch verglichen werden (allerdings eher vom Volumen als von Q, oder von L und B einzeln.

    Man muß also differenzieren zwischen der Angabe (dem Intervall), wo neue Sporenmesswerte hineinfallen würden( Angaben dazu sind der Standard und oben ja schon angeben) und der Streuung (also dem Intervall), in das die neuen Mittelwerte hineinfallen würden. Das ist viel kleiner.

    lav = 5,6 ±0,11 µm (Länge)
    bav = 3,5 ±0,09 µm (Breite)
    Qav = 1,6 ±0,05 (Quotient)
    Vav = 35 ±1,8 µm³ (Volumen)

    av steht hier für average = Durchschnitt = Mittelwert

    Jedenfalls kann jeder erkennen, dass die Intervalle um die Mittelwerte viel kleiner sind und deshalb auch viel kleinere Unterschiede eine Rolle spielen, als die, welche in den Standard von-bis-Angaben untergehen würden.

    LG, Jens

  • Hallo, Jens & Ingo!

    Erstmal dankeschön für deine Arbeit, Jens!
    Exakter als mit der Methode könnte ich es auch direkt am Okular nicht messen. Auch wenn die Sporenwände da etwas schärfer zu sehen sind, richtig solide wäre das Ganze erst mit einer anderen Aufnahmetechnik, und dazu müsste ich reichlich in entsprechende neue Geräte investieren.

    Die "reingeschnittenen Sporen" sind aus Bildern mit gleicher Auflösung, bzw. aus den Randbereichen des selben Bildes (Abstand der Skala - Einheiten in Originalauflösung identisch); wenn verkleinert wurde, dann immer erst nach dem Zusammenbasteln der Kollage.

    Daß es um den Mittelwert herum eine Streuung gibt, ist ja ganz normal. Das passiert auch bei anderen Arten, wo die Mittelwerte zur Bestimmung von Interesse sind. So erlebt bei etlichen Röhrlingsarten (luridus vs. mendax; bubalinus vs. engelii zB.), da können einzelne Sporen immer auch zur jeweils anderen Art passen, aber wenn man genug Messungen durchführt, nähert sich das Ergebnis im Schnitt eben doch recht konstant an einen ziemlich konstanten Durchschnittsquotienten an.

    Wenn sich nachher zeigen sollte, daß sich da die eine oder andere Konstante - auch in Übereinstimmung mit anderen Merkmalen + Sequuenzen - offenbart, hätte man mal noch ein recht solides Merkmal, daß eben auch dann funktionieren könnte, wenn es für die/den Bestimmer/in zu individuellen Unwägbarkeiten zB bei der Geschmacksdiagnostik käme.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen...
    Wenn alle Mitstreiter mitmachen, wäre es natürlich schön, auch von den anderen Aufsammlungen (oder zumindest von zukünftigen) an Sporen oder Sporenbilder zu kommen, welche aus Abwürfen stammen.
    Übrigens kommen von dem von euch gesuchten Artenkomplex bei mir in der Umgebung keine Arten vor. Jedenfalls sind keine eingetragen und mir sind sie hier auch noch nicht über den Weg gelaufen.

    LG, Jens

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