Beiträge von Ingo

    Hallo Stefan,


    vielen Dank für den Beitrag. Ich wäre begeistert, wenn die Forschungsergebnisse irgendwann mal Eingang in die heimische Pilzliteratur finden würden. Meines Wissens wurde an Pappelritterlingen auch schon die medizinische Wirkung bezüglich Allergien erforscht. Welche auch immer das waren.


    Grus Ingo

    Liebe Ritterlingsfreunde,


    Auch die folgende Beschreibung ist eine Ergänzung - diesmal zu Kollektion #11.

    Diese Pilze sind, zumindest wenn man sie regelmäßig findet, leicht kenntlich und im Feld gut ansprechbar. Die Art ist in Ostbrandenburg sehr selten und taucht in manchen Jahren erst gar nicht auf. Mitunter auch nicht in scheinbar guten Pilzjahren. In manchen Jahren gibt es die Art auch mal häufiger. Immer wenn nach einem überdurchschnittlich warmen Sommer ergiebige Regenfälle Ende August/Anfang September eine längere Trockenperiode beendeten, traten die Fruchtkörper ab Mitte Oktober etwas zahlreicher auf. Das war 2006, 2010 und zuletzt auch 2020 der Fall. 2017 konnte ich Mitte Oktober ganze zwei Einzelexemplare finden. Dem ging ein regnerischer, durchschnittlich temperierter Sommer voraus.

    2020 konnte ich von Mitte Oktober bis in den November hinein gut 30 Exemplare auffinden.

    In den Jahren 2011, 2012, 2014, 2015, 2018 und 2019 wiederum konnte ich keine Pilze dieser Art finden.


    Warum ich das so genau aufschreibe, hat einen Grund. Der Pilz ist von den Farben her und vom gesamten Erscheinungsbild den milden Pappelritterlingen sehr ähnlich. Noch ähnlicher ist er dem Niedergedrückten oder Getropften Ritterling (T. pessundatum), den ich leider nur von Bildern her kenne. Der einzige augenfällige Unterschied zu den beiden anderen Arten ist das Größenverhältnis Hut / Stiel. Bei der vorgestellten Art ist der Stiel in der Regel länge als der Hutdurchmesser breit ist. Bei den Pappelritterlingen und auch bei T. pessundatum ist das genau umgekehrt.


    Funddatum der gesicherten Kollektion #30: 17.10.2020

    Fundort: Kiefernwald, zwischen Müllrose und Frankfurt/Oder; MTBQ 3752/243

    Boden: sandig, abseits von Waldwegen im Moos

    Vorkommen: Einzelexemplare bzw. in kleinen Gruppen von 2-3 Exemplaren.


    Hut: Durchmesser im Schnitt bei 6 cm, Ausreißer bis 12 cm.; Farbe hellbraun-orange, glatt, Rand bei älteren Exemplaren immer deutlich gerieft, Huthaut abziehbar.

    Stiel: im Schnitt 10 cm x 1 – 1,5 cm; Ausreißer bis zu 20 cm! Grundfarbe reinweiß; von der Basis her hellbraun-orange überfasert-geschuppt; teils verdreht und an der Basis zugespitzt.

    Lamellen: dicht, jung reinweiß, später cremefarben mit hellbraunen Lamellenschneiden, zum Stiel hin "am Zahn" herablaufend.


    Das Fleisch im Stiel- und im Hutfleisch wies bei Verletzung deutlich orange-braune Verfärbungen auf (hier nicht im Bild). Es sind also offensichtlich rote Pigmente vorhanden.

    Geruch: unauffällig, aber deutlich mehlartig

    Geschmack: Das Fleisch der im Jahr 2020 aufgefundenen FK schmeckte ausnahmslos mild.


    Chemie:

    KOH ohne signifikante Reaktion, außer einer Verstärkung der Braunfärbung.

    Guajak: innerhalb einer Minute signifikante Reaktion im Bereich der Stielspitze, deutlicher Richtung Lamellenansatz.


    Bilder:


    Bilder weitere Kollektionen vom 24.10./31.10./07.11.2020



    Diese Art passt ganz gut zur Beschreibung von Tricholoma stans in den BW-Großpilzen.

    Nach ausführlichen Bildvergleichen im Internet und unter Berücksichtigung des Bildes zur Originalbeschreibung von E. Fries bin ich davon mittlerweile abgerückt.


    Die Art wirkt schon in geringen Mengen stark abführend und ist somit giftig. Ein einziger Fruchtkörper in einer Mahlzeit reicht schon. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die „Pessundatum-Art“, die in der Vergangenheit immer wieder mit Vergiftungen Schlagzeilen machte. Siehe auch Westfälische Pilzbriefe und die Nebennotiz in der BON-Monographie unter T. pessundatum. Dazu passt auch das sporadische Autreten dieser Ritterlinge. .


    Zu letzterem Thema arbeite ich noch an einer separaten Veröffentlichung.


    Gruß Ingo

    Liebe Ritterlingsfreunde,


    wie bereits im vorangehenden Beitrag geschrieben, folgt nun zur Gegenüberstellung der bittere Pappelritterling. Die Kollektion aus dem Jahr 2017 hatte ich unter Nummer #10 beschrieben.


    Funddatum: 18.10.2020

    Fundort: Parkplatz Campingplatz Helenesee (Frankfurt/Oder) - MTBQ 3753/1


    Der Vollständigkeit wiederhole ich nachfolgend die Beschreibung von Koll. #10. Viel Neues gab es seither nicht.


    Vorkommen meist in größeren Gruppen, teilweise (eher selten) sind auch einige Exemplare an der Basis miteinander verwachsen.

    Hutdurchmesser: bis zu 15 cm, im Schnitt etwa 10 cm. Stiele 5 - 8 cm x 1,5 - 2.cm. Die Hüte sind in der Regel breiter als der Stiel lang ist.

    Detaillierte Angaben zu den Hutfarben und -formen kann ich mir hier eigentlich sparen. Es kommen nahezu alle Farbtöne von hellbraun über rosabraun bis zu dunkelbraun lederig (im Alter) vor. Die Hutbeschaffenheit kann von völlig glatt über leicht faserig bis leicht geschuppt alle denkbaren Formen annehmen. Zuweilen konnte ich auch Schleimtröpfchen beobachten. Bei jungen Fruchtkörpern sind die Hutränder eingerollt.


    Die Stiele sind bei ganz jungen, noch eingegrabenen Exemplaren weißlich gefärbt. Sobald sie in Kontakt mit Licht treten, erfolgt eine Braunfärbung von der Stielbasis her. Zwischen fein schorfig, geschuppt bis faserig ist hier alles möglich. Auch bei den Farben ist von orangebraun bis dunkelbraun alles drin. Allerdings bleibt der obere Bereich der Stielspitze (die oberen 5-10% des Stieles) in der Regel weiß. Mitunter konnte ich im Übergangsbereich einen abrupten Farbwechsel beobachten. Eine Pseudoringzone konnte ich indes noch nie feststellen.


    Die Lamellen sind engstehend, weißlich - cremefarben und verfärben sich mit zunehmendem Wachstum bräunlich. Vor allem entwickeln sich braune Flecken, von den Lamellenschneiden ausgehend. Bei älteren Exemplaren konnte ich bräunliche Verfärbungen, vor allem im Stielfleisch, beobachten.


    Chemie: Auch hier konnten die Beobachtungen von 2017 bestätigt werden. Guajak an der Stielspitze war nahezu negativ – im Hutfleisch ebenso. KOH10% verstärkte die Braunfärbung an den ohnehin braunen Huträndern. Im Hutfleisch erfolgte keinerlei Reaktion.

    Geruch: ziemlich aufdringlich mehlartig, eher ins unangenehme (stechend) abdriftend.

    Geschmack: Alle Fruchtkörper sind im Abgang mehr oder weniger bitter. Dabei waren keine Unterschiede in den einzelnen Altersstufen wahrzunehmen.


    Bilder:


    Hier gut zu erkennen im Vergleich die unterschiedlichen Farbreaktionen mit Guajak.

    Links die milden Pappelritterlinge, rechts die bitteren. Allein diese unterschiedlichen Reaktionen legen nahe, dass beide Arten nicht nahe verwandt sein sollten.

    Die deutliche Farbreaktion des milden Pappelritterlings spricht eher für eine Verwandtschaft mit glatthütigen Arten, wie bei #11 bzw. im Folgebeitrag vorgestellt. Die Reaktion der bitteren Pappelritterlinge wäre am ehesten mit der einiger striater Arten aus dem Albobrunneum -Aggregat zu vergleichen.


    Am linken Bildrand die bitteren und rechts die milden Pappelritterlinge.


    Nachfolgende Bilder zeigen ausschließlich bittere Pappelritterlinge. Weitere Bilder in #10!



    Ein Experte teilte mir zuletzt mit, dass eine molekulare Untersuchung nicht zielführend sei, da die verschiedenen Kollektionen erfahrungsgemäß in der jeweiligen Klade landen würden.

    Allerdings hat das wohl noch keinen Eingang in die zugängliche Fachliteratur gefunden. Bei Heilmann-Clausen konnte ich noch keine zwei Kladen für Tricholoma populinum finden. Vielleicht hat ja Jemand hier aktuelle Informationen zum Thema.


    VG Ingo

    Liebe Mitstreiter,


    nach dem besonders guten Pilzjahr 2017, mit den vielen schönen Ritterlingskollektionen, machten sich die Pilze in unserem Land, sicher auch klimabedingt, etwas rar. Das dürfte auch einer der Gründe sein, dass hier nach dem Beitrag von 2018 keine weiteren Kollektionen präsentiert wurden.


    Im Jahr 2018 gab es in Berlin/Brandenburg so gut wie keine Funde zu verzeichnen. In anderen Regionen hatte es auch nicht besser ausgesehen. 2019 verlief ab Oktober in einigen Regionen, aus mykologischer Sicht, etwas besser. Besondere Funde aus der Gattung konnte ich hier in der Region aber keine verzeichnen.

    Das vergangene Jahr 2020 war aus mykologischer Sicht, zumindest in unserer Region, vergleichbar mit 2017. Neben dem hier im Forum vorgestellten Erstnachweis für Tricholoma arvernense waren auch fast alle braunhütigen Ritterlinge erschienen.

    Da die jeweiligen Kollektionen bei mir recht standorttreu sind, hatte ich die Möglichkeit, die 2017 registrierten Funde zu bestätigen. Es gibt aber auch Kollektionen / Arten, die nicht in jedem guten Pilzjahr fruktizieren.


    Die nachfolgenden Kollektionen #28, #29 und #30 gab es also schonmal. Im Gegensatz zu 2017 hatte ich für alle Kollektionen Belege und auch Sporenabwurf-Präparate gesichert.


    Kollektion #28

    Funddatum: 18.10.2020

    Fundort: Helenesee Frankfurt/Oder am Durchstich zum Katjasee, Altbergbaugebiet, MTBQ 3753/131

    Begleitbäume Kiefern und immer auch Jungespen auf Sand

    Vorkommen: in großen Gruppen, oft auch in Büscheln mit zusammengewachsenen Stielen


    Hut: Durchmesser im Schnitt 10 cm.; Ausreißer auch über 15 cm. Hutfarbe mehr oder weniger hellbraun, Scheibe dunkler. Von der Mitte zum Rand hin leicht schorfig, teilweise auch mit Tröpfchen. Zum Rand hin heller. Überwiegend glatte Huthaut – seltener auch mit Schleimtröpfchen. Hutform jung abgerundet, später ausgebreitet und +/- unregelmäßig gewellt. Am Rand können sich bei älteren Exemplaren kurze Riefen entwickeln.


    Stiel: Im Schnitt 5 cm x 1,5 cm. Maximal 10 cm. Bei ganz jungen Exemplaren sind die Stiele nahezu weiß. Mit zunehmendem Alter erfolgt von der Basis her eine orange-hellbraune Verfärbung. Im Bereich der Stielspitze zum Lamellenansatz hin länger weiß bleibend ohne einen kontrastierenden Farbwechsel im unteren Bereich der Stielspitze. Stiele meist gleichförmig oder verdreht, zur Basis hin dicker. Bei Berührung kaum oder nicht verfärbend.


    Lamellen: relativ engstehend, jung weiß bis cremefarben, lange hell bleibend. Ausgebuchtet am Stielansatz.


    Geruch: deutlich mehlig, aber unaufdringlich bis angenehm.

    Geschmack: mehlig - mild in allen Größen; mitunter leicht herb im Abgang.


    Chemie: Die Guajakreaktion im Bereich des Lamellenansatzes und im Hutfleisch erfolgte innerhalb von 30 Sekunden deutlich. Mit KOH 20% erfolgte keine nennenswerte Reaktion.


    Bilder:





    Diese Kollektion entspricht der bereits vorgestellten Kollektion #14 (a-b)

    Fazit: Bei der aufgefundenen Kollektion handelt es sich um den klassischen, milden Pappelritterling. Die Art hatte 2020 in unserer Region ein gutes Jahr. Im Gebiet konnte ich sie an mehreren Standorten antreffen. Immer in Begleitung von Jungespen. Bei ausgewachsenen Espen konnte ich keine Funde registrieren.


    Inzwischen ist in Fachkreisen bekannt, dass es aktuell zwei Kladen von Pappelritterlingen gibt. Die andere Typusart wird im nachfolgenden Beitrag #29 gegenübergestellt.

    Interessant wäre in diesem Zusammenhang, auf welche der beiden Typen die Erstbeschreibung von J. E. Lange zutrifft.


    Viele Grüße Ingo

    Hallo Andreas,


    du hast natürlich recht. Ich habe noch mal bei Heilmann-Clausen reingeschaut. Die Art ist in ganz Skandinavien verbreitet und auch in Südeuropa sowie in Süddeutschland. Zwischen dem 50. und 55. Breitengrad sind kaum Funde angegeben, was nichts heißen muss. Nach den molekularen Untersuchungen der Skandinavier steht die Art im Kladogramm ziemlich einsam da und gehört nicht mehr in die Untergattung Tricholoma. Somit ist T. arvernense nicht näher mit den gelbgrün-pigmentierten Ritterlingen verwandt.


    Ich bin ganz gespannt, ob hier auch noch weitere Kollektionen gezeigt werden. Ich meine, im "berühmten" Flechten-Kiefernwald bei Nürnberg wurden die auch gefunden. G. Wölfel und S. Weißer hatten zumindest sowas berichtet.


    Gruß Ingo

    Hallo Kai,


    nach dem, was man so im www zu sehen bekommt, scheint die Art extrem variabel zu sein. Für eine Nachuntersuchung habe ich Belege und einen Sporenabwurf aufbewahrt. Interessant fände ich, ob die Art in Deutschland schon mal nördlich der Mittelgebirge aufgefunden wurde. Möglicherweise hängt der Fund bei mir auch mit der klimatischen Erwärmung zusammen. Ich bearbeite dieses Areal seit über 10 Jahren sehr gründlich.


    Gruß Ingo

    Hallo liebe Freunde der Ritter,


    der Herbst 2020 war ein guter, in der brandenburgischen Streusandbüchse. Nachdem in der letzten Septemberdekade die Wälder geradezu geflutet wurden, tauchten gut zwei Wochen später in den Kiefernwäldern die üblichen Verdächtigen massenhaft auf. Aber nicht nur diese. Ein eher übersichtliches Kiefernareal von ca. 10 Hektar Größe scheint seit Jahren besonders für Raritäten attraktiv zu sein.


    Folgende (besondere) Arten konnte ich dort seit 2010 registrieren:

    - Tricholoma joachimii (einziger Fundort)

    - Tricholoma focale

    - Tricholoma stans cf (Kollektion#11 im Ritterlings-Projekt)

    - Phellodon/Bankera fuligineoalba

    - Phellodon melaleucus


    Von Grünlingen, Phönix-Schleierlingen und Habichtsstachelingen ganz abgesehen, die gibt es ja fast überall.

    Um den 10. Oktober herum konnte ich in diesem Areal eine Kollektion erstmals auffinden, die mich etwas überraschte.

    Der Standort brachte über den gesamten Oktober, bis hin zum Monatsende, immer wieder neue Fruchtkörper hervor.


    Bilder:


    Aus einiger Entfernung wirkten die ziemlich stattlichen Pilze wie deplatzierte Reifpilze. Auch aus der Nähe sahen sie so ähnlich aus. Die Hüte waren in allen Altersstufen deutlich bereift. Größere Exemplare wirkten auch relativ leicht, bezogen auf die Größe.



    Auf den Hüten der ausgewachsenen Fruchtkörper schaute es aus, als hätte die jemand mit Camembert überbacken.

    Außer Tricholoma arvernense fällt mir dazu nicht viel anderes ein. Eigentlich wollte ich oben hinter der Überschrift ein Fragezeichen setzen. Ich denke, das ist aber nicht nötig. Was meint ihr dazu? Wo wurde die Art bisher gefunden und sahen die Fruchtkörper da ähnlich aus?


    Gruß Ingo

    Auf Seite 104 dann:


    ... T. frondosae is associated with Picea and Populus, mainly on eutrophic, humus rich or calcareous soils ...


    Hallo Stefan,


    vielen Dank für die Links. Die Habitatsbeschreibung trifft eher auf den schmächtigen Grünling ganz oben zu. Scheinbar werden den chemichen Reaktionen keine große Bedeutung beigemessen. Ist es denn vernachlässigbar, ob eine Kollektion stark auf Guajak reagiert während eine andere völlig negativ ist?


    Den Beitrag von Heilmann-Clausen kenne ich schon eine Weile - der ist ja schon länger online. An den Artikel von Kai Reschke komme ich irgendwie nicht heran. Hat Jemand vielleicht die vollständige PDF bei der Hand? Ich find's spannend.


    Gruß Ingo

    Hallo Miteinander,


    seit drei Jahren nichts Neues hier?! Gab es nicht inzwischen Neuigkeiten in der Fachpresse zu diesem Thema? Immerhin haben wir es hier mit dem Pilz des Jahres zu tun. Das Thema lässt sich wohl nur mit vielen weiteren Funden forcieren.


    Die kleinen, schmächtigen Espengrünlinge aus dem Startthread sind im vergangenen Herbst leider nicht erschienen, obwohl die meteorologischen Bedingungen in meiner Region optimal waren. Dafür konnte ich andere interessante Funde machen.


    Direkt an der Strandpromenade des Helenesee' s (Brandenburg - FFO) gibt es einen Streifen, der mit Jungespen bewachsen ist. Die bislang einzigen mykologischen Begleiter waren im vergangenen Jahr Espenrotkappen, die dort in mehreren Schüben auftauchten. Die letzte Kollektion davon konnte ich Mitte November registrieren.


    Ende Oktober 2020 tauchten dann auf einmal (erstmals) etwas atypische Grünlinge in diesem Espengehölz auf. Es handelte sich um ein Nest von vier Exemplaren, wovon der größte bereits umgetreten war. Die Grünlinge waren weitaus größer als die im Startbeitrag. Allerdings erschien mir der Habitus völlig untypisch. Die Hüte waren bei den Jungexemplaren eher glockenförmig. Eher so wie bei Erdritterlingen. Die Hüte fielen auch etwas dünnfleischiger aus als bei den Kieferngrünlingen.


    Bilder:


    Geruch und Geschmack - Grünling!


    Interessant fand ich die Reaktionen mit der Chemie:



    Die entsprachen eher denen, die ich beim "normalen" Grünling beobachten konnte. KOH im Hutfleisch: rosa

    Guajak an der Stielspitze: positiv nach kurzer Zeit, allerdings nicht direkt am Hutansatz.


    Diese Grünlinge sollten, vom Äußeren her und auch aufgrund der chem. Reaktion, dem Standardtyp von T. equestre näher stehen als die schmächtigen Vertreter am Anfang des Threads. T. frondosae Typ I oder II oder noch was anderes?!


    Diese Grünlinge hier wuchsen direkt im Sand unter den Jungespen.

    Die oben erwähnten Mickerlinge erschienen bei ausgewachsenen Espen auf nährstoffreichen Untergrund - eventuell sogar mit Kalkeintrag.


    Eine genaue Einordnung kann sicher nur mittels Genanalyse erzielt werden. Beleg, Sporenabwurf und bei Bedarf auch ein Fundprotokoll sind vorhanden.


    Gruß Ingo

    Hallo Stefan,


    ich würde ja gerne, aber die weißbraunen stehen bei mir nach wie vor im Vordergrund. Aber schön, dass du auch mal einen Grünen gefunden hast. Aktuell freue ich mich immer noch über meinen ersten Gelbgrünen aus dem Kiefenbiotop.


    Gruß Ingo

    Hallo Miteinander!


    An unserem Projekt ist dieses Jahr offensichtlich spurlos vorbeigelaufen. In den Sandgebieten in Ostbrandenburg gibt es nach wie vor staubtrockene Böden und keinen einzigen Pilz. Auch wenn es kommende Woche regnen sollte, rechne ich nicht mehr mit Funden, die uns hier weiterbringen.

    Vielleicht sah bzw. sieht es ja in anderen Regionen erfolgversprechender aus. Wir würden uns nach wie vor über jegliche Unterstützung freuen. Zum Beispiel über kleine bittere Ritterlinge aus Franken.


    @Jens

    ????


    Wolltest Du uns diese Prüfungsordnung als Beispiel vorstellen? Wenn ja als nachzueiferndes oder als abschreckendes?


    beste Grüße,
    Andreas
    .


    Hallo Andreas,


    vielen Dank für deinen Post. Unglücklicherweise bleibt bei mir eben die Nachricht hängen, dass hier, im Berliner (auch Brandenburger) Raum, eine qualitativ hochwertige Schulung nebst Prüfung (nach DGfM Standard) eben nicht angeboten wird.
    Wenn ich das recht verstanden habe, wären für solche "Bildungsangebote" private Anbieter z.B. wie Andreas zuständig und (momentan) auf keinen Fall die DGfM. Oder habe ich etwas falsch verstanden?!



    Grüße Ingo

    Hallo Ingo,


    ich empfehle mal hier zu schauen: https://www.pilz-seminare.de/psv-pruefung.html


    Da bietet jemand in Berlin Seminare an, hat eine 80-seitige Prüfungsordnung erarbeitet und Du kannst Dich dort einer Prü­fung zum Pilz­sach­ver­stän­digenBUND (PSVBUND) unterziehen sowie aus- und weiterbilden lassen.


    Hallo Peter,


    vielen Dank für die Info. Immerhin eine Möglichkeit in unserem überschaubaren Städtle, die mir bis hierhin, zugegeben, nicht bekannt war.
    Da wir uns hier eben im DGfM Forum befinden, wollte ich eigentlich darauf hinaus, wie man hierzulande (Berlin/Brandenburg) als PSV der DGfM landen könne.


    Gruß Ingo

    Das wäre im übrigen ein Feld, was nah am PilzCoach ist. Und auch eines, bei dem sich einzelne Mitglieder leicht einbringen können.

    Hallo Wolfgang,


    ja - PilzCoach für Erwachsene oder vielleicht doch besser - Pilzberater.
    Es ist sicher nicht Jedermanns Sache, sich vor eine Gruppe pilzinteressierter Leute hinzustellen und Vorträge zu halten. So etwas könnte aber auch oder gerade in relativ pilzfreien Zeiten durchgeführt werden. Ergänzend zu Lehrwanderungen und Pilzbeschau.


    Aber - um mal auf Brandenburg (und auch Berlin) zurückzukommen. Mir ist in den über 20 Jahren, seit ich mich mit Pilzen beschäftige, keine einzige regionale Veranstaltung dieser Art bewusst geworden.
    Die PABB hält zwar jeden Montag Vereinsabende mit (im Winter) öffentlich zugänglichen Vorträgen ab. Diese sind hochwertig aber sehr speziell. Kurzum - ich kann mich an keine Angebote für Einsteiger in die Materie erinnern.
    Mit Ausnahme der "mobilen Pilzschule", die ein bis zwei mal im Jahr vorbeischaut. Wobei es sich hier um eine rein privarte Unternehung (Hr. Hornstraß??) zu handeln scheint.
    Hier in der Umgebung gibt es auch keinerlei Möglichkeiten, Pilzkurse zu besuchen bzw. sich zum PSV ausbilden und prüfen zu lassen. Die nächstgelegene Location dafür wäre Jena.


    Grüße Ingo

    ....
    (Ich füge durchaus Amanita vaginata und fulva in Mischgerichte bei).


    Hallo Thorsten,


    obige Feststellung finde ich für dieses Thema bezeichnend. Was genau verstehst du unter Amanita vaginata? Mittlerweile scheint es sich, zumindest bei den grauhütigen Streiflingen, um einen ganzen Artenkomplex zu handeln. Dazu gehören ja solche Sachen wie A. pini, A. supravolvata und A. argentea.


    Gruß Ingo

    Möglicherweise sollte man in Zukunft auch andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen, wie aktuelles Pilzwissen an die interessierte Bevölkerung gebracht werden kann.


    Eine dieser anderen Möglichkeiten bestünde zum Beispiel darin, dass unsere Pilzsachverständigen Pilzkurse durchführen. Also nicht nur Lehrwanderungen, sondern direkt auch die Vermittlung von theoretischen Grundkenntnissen anbieten. Wobei der Focus nicht darauf liegen soll, weitere PSV auszubilden. PSV sind ja keine Ausbilder.


    Dafür könnten z. B. ein bis zwei Doppelstunden a. 90 Minuten, für den Anfang, ausreichend sein. Ein wenig Urschleim und Ökologie. Danach ein wenig Artkunde. Diese auch gerne mit lokalem Bezug. Wenn ich in Berlin (einer Sandbüchse mit vorwiegendem Kiefernbestand) lebe, muss ich mich erst einmal nicht mit montanen, calcophilen oder thermophilen Arten beschäftigen. Die Verwechslungsmöglichkeit von Pfifferlingen mit Ölbaumtrichterlingen (zum Beispiel) ist in unserer Region eher überschaubar.
    Vielleicht könnte die DGfM ja einen didaktischen Rahmen für derartige Kurse erarbeiten, damit das Ganze nachvollziehbar bleibt.


    Wie sich das bei der Abhaltung solcher Veranstaltungen gehört, sollte der "Lehrer" in diesem Fall mindestens eine Aufwandsentschädigung für seine Unkosten und eventuelle Lehrmaterialien einfordern können.
    Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass es in größeren Ballungszentren (Berlin sowieso) genügend Interessenten für solche Kurse gibt.


    Allen hier ein schönes WE - Ingo

    Hallo bzw. Servus!


    Vielen Dank für die bisherigen Rückmeldungen. Zumindest in Bayern und in Sachsen/Anh. scheint die (Pilz)Welt ja noch in Ordnung zu sein.
    Der im Parallelbeitrag von A. Kunze angesprochene Zeitungsartikel stammt ja aus der Lausitz bzw. aus Südbrandenburg. Persönlich bin ich seit ca. 20 Jahren regelmäßig in Wäldern in der Nähe von Müllrose / Frankfurt/Oder unterwegs.
    Wenn es dort, meist in regenreichen Herbsten, nennenswerte Pilzaufkommen gibt, sind die Straßenränder in den Wäldern mit Autos vollgeparkt und die Wälder sind voll von Pilzsammlern.


    Ab und zu konnte ich auch mal einen Blick in andere Fundkörbe werfen und es kamen auch hin und wieder, meist kurze, Gespräche zustande.
    Der Anblick in den Körben bzw. Tüten der lokalen Jäger und Sammler erwies sich zumeist als unspektakulär. In der Regel wird Maronenröhrlingen nachgestellt bzw. Steinpilzen, wenn die mal ein gutes Jahr haben. Schon Pfifferlinge werden weitaus seltener mitgenommen. Was daran liegt, dass die Meinung vorherrscht, dass man mit Röhrlingen nicht viel falsch machen kann.


    Die meisten Pilzsammler sind in dieser Region mit geerbtem Wissen unterwegs. Irgendwann vor 25 Jahren war man mal mit Opa oder anderen Verwandten "in den Pilzen". Die hatten zwar mehr Arten gesammelt, aber die "Braunkappen" sind als einzig unbedenkliche Art im Gedächtnis hängen geblieben.


    Einige male hatte ich auch nachgefragt, was die Leute denn vom Besuch bei einer offiziellen Pilzberatung hielten. Meist erhielt ich als Antwort, dass es in der Region keine mehr gäbe bzw. dass keine Beratungsstelle bekannt sei.


    Dazu sollte man wissen, dass es in Frankfurt/ Oder schon einen (älteren) Pilzberater gibt.
    Der wurde in der lokalen Presse (MOZ FFO), in den vergangenen Jahren, im einmal jährlich erscheinenden, obligatorischen Pilzbeitrag genannt - mit Kontaktdarten- irgendwann Mitte August. Allerdings scheinen einige lokale Medien nicht mehr dazu geeignet zu sein, alle potentiellen Interessenten zu erreichen.


    Die scheinbar fehlende Beratungsmöglichkeit führte also dazu, dass die meisten Leute zwar relativ einseitig sammeln, aber es nach wie vor rege tun. Zumindest in der lokalen Presse (s.o.) war in den vergangenen Jehren nichts von zunehmenden Vergiftungsfällen mit Pilzen zu lesen.


    Interessant wird es dann in vielleicht nochmal 25 Jahren, wenn auch das Spezialwissen um die braunhütigen Röhrlinge in Vergessenheit geraten ist.


    Grüßlis in die Runde - Ingo

    Auch die Tatsache, dass die reine Sammeltätigkeit im Verhältnis zu den gravierenden Umweltschäden aus intensiver Land- und Forstwirtschaft kaum eine Rolle spielt, spiegelt sich nicht in der Verordnung wieder, denn beide werden ja quasi ausgenommen, sofern sie "ordnungsgemäß" handeln.


    BG, Peter

    Moin Peter (K),


    wenn ich dich richtig verstanden habe, hat die (private) Pilz-Sammeltätigkeit keinen signifikanten Einfluss auf das allgemeine Pilzaufkommen. Vielmehr sind es menschgemachte Umwelteinflüsse (Gülle etc.), die sich darauf nachteilig auswirken.
    Die Zerstörung der Biotope wirkt sich sicher am gravierendsten aus.


    Ich würde sogar davon ausgehen, dass die menschliche Sammeltätigkeit überhaupt keine nachteiligen Einflüsse auf das allgemeine Pilzaufkommen hat. Darüber gibt es ja bereits mehrere wissenschafliche Untersuchungen.
    In den Notzeiten nach den Weltkriegen wurden ganz sicher weitaus mehr Pilze in den heimischen Wäldern gesammelt. Hinzu kam seinerzeit auch noch die gewerbliche Sammelei. Ich vermute, dass diese obendrein völlig unreglementiert ablief.
    Dennoch waren die Wälder in jenen Zeiten vermutlich weitaus arten- und pilzreicher als heutzutage.


    Insofern stellt sich mir die Frage, wozu die aktuellen Reglementierungen überhaupt taugen.
    Das wäre in etwa so, als wenn irgendeine Autobahnmeisterei / Gemeinde auf einer platten, 3-spurigen Bundesautobahn mal eben auf einem 20 Kilometer langen Teilstück ein Temolimit von 120 km/h anbringt - ganz ohne jede Begründung.


    Es sei denn, das Ziel besteht darin, dass mittel- oder langfristig die Pilzssammlerei und das Betreten der Wälder generell behindert werden soll.


    Übrigens - die Erholung des Pilzaufkommens in den märkischen Kiefernwäldern scheint direkt mit dem Zusammenbruch der DDR zusammenzuhängen. Durch den extremen Rückgang der industriellen Luftverunreinigung erholten sich seit dem Jahr 2000 etliche Arten, die in anderen Bundesländern als verschollen bzw. ausgestorben gelten. Nicht nur in der Gattung Tricholoma!


    Grüßlis Ingo