Gibt es Arbeiten zur Pilzsukzession auf Holz welches vom Biber geschält worden ist

  • Hallo zusammen,


    in einem meiner Exkursionsgebiete ist der Biber sehr aktiv und es liegen immer wieder von ihm geschälte und entrindete Holzstücke herum. Ich stelle mir die Frage, ob dieses Holz von den gleichen Holzpilzen befallen wird wie Holz, das noch seine Rinde trägt. Gibt es dazu eigene Beobachtungen oder gar Arbeiten?


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    ich habe mal mit diversen englischen Suchworten geschaut ("wood decaying fungi beaver"), ob ich wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema (ganz weit gefasst) finde.

    Es gibt wohl einige Untersuchungen zu den Auswirkungen von Bibern auf das jeweilige Ökosystem, in denen kommen aber Pilze zu kurz bzw. nicht vor, im Gegensatz zu Insekten u. Vögeln etc.

    Oft geht es höchstens darum, dass lebende Bäume geschädigt werden durch große Tiere (u.a. Biber) und damit Pilzbefall des lebenden Baumes begünstigen. Alles nicht Neues.


    Interessant fand ich folgenden Text: da wurde untersucht, inwiefern sich der Totholzanteil in entsprechenden Wäldern (boreal) vergrößert. Auch dort hatte der Totholzanteil signifikant nachgelassen, durch Bewirtschaftung. Durch die "Biberarbeit" hat sich der Totholzanteil, auch an stehenden Bäumen und vor allem an Laubholz, deutlich vergrößert (... ist ja auch kein Wunder).

    Man mutmaßt nun, dass dadurch die Pilzarten begünstigt werden, die ansonsten nur in Gebieten mit sehr großem Totholzanteil vorkommen. Da gibt es ja ein paar Spezialisten. Eine weitere Hypothese ist, dass durch das feuchte Habitat eher Schlauchpilze zunehmen.

    Beavers restore the dead wood of boreal forests
    Dead wood is a necessary element for numerous species living in the boreal zone. It functions as a food resource, nesting space or growth substrate for several…
    encounterswithwildlife.wordpress.com

    Beaver-created deadwood dynamics in the boreal forest
    Deadwood is a markedly important ecosystem element, and increasingly rare in managed landscapes. Beavers (Castor sp.) are ecosystem engineers of the b…
    www.sciencedirect.com


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Abeja,


    vielen Dank für die Recherche und die Links.

    Mir ist aufgefallen, dass die Biber mit ihrem geschälten Frischholz ein ganz neues Substrat schaffen, das es so in einem Wald ohne Biber nicht gibt. Frisches Totholz hat immer die Rinde noch dran. Es wäre interessant zu wissen, welche Erstbesiedler unter den Pilzen sich auf dem geschälten Holz einfinden. Gibt es einen Unterschied zu berindetem Holz? Diesen Prozess möchte ich in nächster Zeit eingehender beobachten.


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    das könnte tatsächlich interessant werden, wenn man es über einen längeren Zeitraum beobachten kann. So wie es aussieht, gibt es noch keine Untersuchungen bzw. Veröffentlichungen dazu. Ich hatte bewusst so allgemein gesucht, denn ... falls, wenn ... wären solche Untersuchungen mit dabei gewesen. Sucht man spezifischer - noch mit "bark peeled" o.ä. dabei - kommt gar nichts.


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Christian, ich finde das ebenfalls superspannend. Du wirst dafür aber eine ganze Menge an Zeit mitbringen müssen, da es sich bei einem Ast oder einem Stamm, der kürzlich von einem Biber umgelegt wurde, nicht gleich um Totholz handelt. Holz "stirbt" wesentlich länger als andere Organismen. Wir haben bei uns ein Bibermonitoring, das langfristig angelegt ist, sich aber kaum um die von Dir gestellte Frage kümmert. Natürlich ist auch wichtig zu beachten, dass Biberfrass weniger in Wäldern an sich vorkommt, sondern in den gegebenen Biotopen und die haben immer ein entsprechendes Gewässer zur Voraussetzung. Ich bin sehr gespannt, was Deine Untersuchungen und Erhebungen ergeben! LG Tobias

  • Hallo Tobias,


    in welchem Rahmen macht ihr euer Projekt? Welche Beobachtungsparameter erhebt ihr? Gibt es da Informationen die ich auch nutzen könnte? Zum Beispiel ob Biber die von ihnen gefällten Hölzer restlos verbauen oder verzehren. Mich würde interessieren, ob der Biber geschälte Aststücke so lange liegen lässt, bis sie verrotten. Das wäre für mein Projekt entscheidend. Wenn die Biber ihre Arbeit regelmäßig "aufräumen", müsste ich solche Hölzer bergen und an einem entsprechenden Ort mit gleichen Umweltbedingungen auslegen.


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,


    das ist so eine Art Sondererfassung. Wir erheben Daten zu Geschlecht, Größe, Anzahl und vor allem Frequentierung des Gebiets in dem Biberverbiss statt findet. Die Biber leben eigentlich in zwei Weihern einige Kilometer von der Stadt entfernt, die beide in einem Naturschutzgebiet liegen. Die nächtlichen, und immer öfter tagsüber stattfindenden, Wanderungen um Nahrung zu finden erstrecken sich aber an die abfließende Prim und dann den Neckar. Dort haben wir mittlerweile sehr viel Biberverbiss. Ich weiß nicht, ob Du mit den Daten was anfangen kannst. Prinzipiell kann ich Dir sagen, dass Biber die gefällten Stämme immer liegen lassen. Jedenfalls die, die sie fällen, um an die Rinde zu kommen. Kleinere Äste und Stämme als Bauholz nehmen sie immer sofort mit. Ich könnte Dir z. B. empfehlen, Dich an Deinen regionalen Biberberater zu wenden (kein Witz, gibts wirklich!). Die wurden meist von der Gemeine bestimmt, da Biber

    ja leider immer wieder mit Grundstückseigentümern bzw. Landwirten etc. im Klinch liegen. Oder Du wendest Dich an Frau Felicitas Rechtenwald vom NABU. Die ist dort Biberberaterin und absolute Koryphäe (Biberberaterin NABU) und verfügt auch bestimmt über eine bei weitem bessere Datenlage als ich. :)


    Viele Grüße,


    Tobias

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