Hallo allerseits,
im trockenen und immer noch hochsommerlich warmen Südwesten (27 Grad) könnte ich "die immer gleiche Leier" anstimmen ... pro km Wegstrecke gibt es ungefähr einen Pilz, mit winzigen Ausnahmen hier und da.
Darunter befanden sich am letzten Wochenende 3 Erstfündchen (nicht "Erst Pfündchen, dann Kilöchen" - gebräuchliche Speisepilze waren nicht darunter)
Nr. 1 (Hochrhein, buchenbetonter Mischwald auf Kalk ca. 450 m Höhenlage)
Am geschotterten Wegrand zwischen Brennnesseln u.a. krautigen Pflanzen ein brauner Schirmling, Einzelexemplar. Ich habe ihn nur entdeckt, weil nebenan Totholz mit Birnenstäublingen war (Birnenstäublinge!!! Wow!!! ).
Leider habe ich keine Probe des Schirmlings getrocknet, sondern ihn nur fotografiert (auf Moos abseits des eigentlichen Fundortes). Erst mit Verzögerung kam ich auf die Idee, dass es möglicherweise eine etwas seltenere Art gewesen sein könnte.
Hutdurchmesser aufgeschirmt knapp 3 cm, auffallend filzig, mit kreuz-und-quer liegenden Haaren.
Die Huthaut zeigte gar keine Tendenz, in Schuppen aufzubrechen, höchstens der Rand wirkte etwas heller, weniger dicht behaart, am Rande hängen Velumfetzen.
Die Lamellen erschienen eher cremefarben als weiß.
Der helle Stiel hat eine sehr flüchtige Ringzone, darunter ist er faserig-haarig bis leicht schuppig (Haare in gleicher Farbe wie Huthaare)
Der Stiel ist für so einen kleinen Schirmling recht stämmig mit deutlich verdickter Basis.
In puncto Geruch habe ich nichts Besonderes wahrgenommen, sehr neutral.
Bei der Suche nach Schirmlingen mit solcher "nicht-bis-kaum-aufschuppender" Hutoberfläche, bin ich auf Lepiota boudieri gestoßen, den Fuchsig-braunen Schirmling. Lepiota castanea ist es meiner Meinung nach nicht.
Natürlich wären da wieder Mikromerkmale wichtig, aber gibt es überhaupt Alternativen mit dieser Hutbeschaffenheit?
Nr. 2 (Hochrhein, Buchenwald auf Kalk, eingestreute Eichen, ca. 450 m)
"Meine" Königsröhrlings-Ecke war ohne Körös und auch sonst ziemlich leer.
Ein kleiner gelblicher Pilz (ca. 2 cm Hut) wuchs halb versteckt unter Laub. Ich dachte "Schwefelritterling" und hatte ihn - schwupps - ohne große Überlegung in der Hand.
Oh, ein winziger gelber Röhrling (eigentlich 2), noch dazu selten ...
Man sieht kein Netz, nirgendwo - aber die gelbliche Stielrinde fasert unten seltsam auf, das wirkt an manchen Stellen fast netzartig. Der Stiel ist etwas zugespitzt.
Das Fleisch ist weiß und verfärbt sich nicht bläulich und riecht angeschnitten deutlich nach Jod. Getrocknet wird die Stielrinde ganz unten ein wenig rötlich-braun. Die Huthaut ist glatt, nicht "gehämmert" und relativ hell.
Ich halte das daher für einen Fahlen Röhrling, Hemileccinum impolitum.
(EDIT: siehe Diskussion, Farben im Fleisch fraglich, Bestimmung mit Bild nicht möglich, zu jung)
Es tauchte bei mir aber die Frage auf, ob bei einem Anhängselröhrling, Butyroboletus appendiculatus (Hut (meist?) dunkler, Fleisch (meist?) gelber, kein Jodgeruch (könnte man sich aber vielleicht einbilden)) in diesem höchst jugendlichen Zustand das Stielnetz schon deutlich sichtbar wäre und ob er auch schon ein typisches Bläuungsverhalten hätte? Bei dem Bild auf 123 von extrem jungen Pilzen sehe ich als Hauptunterschied nur die Hutfarbe und eventuell die Hutoberflächenbeschaffenheit sowie die Stielform, das Stielnetz ist schlecht erkennbar, anscheinend nur minimal vorhanden.
Allerdings wird da auch noch eine orangefarb. KOH-Reaktion beim Anhängselröhrling im Fleisch genannt (das wusste ich noch nicht).
Am getrockneten Stückchen getestet: keine Verfärbung mit KOH