Dachpilze an einem Pappelstumpf

  • Hallo, ich suche Rat zu diese büschelig gewachsenen Dachpilzen an einem Pappelstumpf. Die einzelnen Fruchtkörper sind relativ groß, die Hüte haben gut 10 (+) cm, auch die kompakten Stiele sind gut 10 cm lang. Die Lamellen sind recht breit und eng stehend. Die frischen Exemplare rochen schwach rettichartig, nach längerem Liegen rochen sie sehr süßlich mit einem Honigaroma. Das Sporenpulver ist satt altrosa. Die matten Hüte beginnen nach dem Eintrocknen zu glänzen, die Huthaut kann dann bis fast zur Hälfte abgezogen werden. Bemerkenswert sind die sehr hellen Hüte. Erwähnen möchte ich auch die Verzweigungen des Stiels an der Spitze, ähnlich wie bei einem Broccoli. Bestimmt kann mir hierzu jemand einen Tipp geben. Einen Gruß aus dem hessischen Ried sendet Babett.





    So habe ich die Pilze gefunden. Es folgen einige Detailansichten.

  • Noch ein Nachtrag hierzu: hier gibt es viele Pappelstümpfe. Ich habe diesen Pilz aber tatsächlich nur an jenen entdeckt, an der ich auch schon Volvariella bombycina gefunden habe. Ob es da einen Zusammenhang geben kann?

  • Tja, weiße Dachpilze...

    Die müsste man natürlich genauer untersuchen, cervinus, pellitus, petasatus kämen evtl. in Frage.

    Bei Rettichgeruch neige ich aber dazu, aus der Ferne einen Rehbraunen draus zu machen, was jetzt aber eher ein Bauchgefühl ist.


    Beste Grüße

    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Hallo Babett,


    helle Hüte sind beim Rehbraunen nicht so ungewöhnlich. Ich bin nicht auf dem neuesten gentechnischen Stand, könnte mir aber vorstellen, das P. cervinus auch eine Sammelart ist.


    Beste Grüße

    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Hallo Babett,


    ohne Mikrodetails kommen wir da leider nicht weiter.


    Die cervinus-Gruppe ist ja durch auffällige Hakenzystiden gekennzeichnet.


    Möchte man P. cervinus von pouzarianus trennen, muss man nach Schnallen in der HDS suchen.


    Die hellen Hüte würden mich bei P. cervinus nicht stören.


    Auf der Möhnesee-Tagung hatten wir doch den abgebildeten, sehr ungewöhnlichen Fund, an dem sich viele Anwesende die Zähne ausgebissen haben. Am Ende ergab die Sequenzierung 100 % P. pouzarianus.


    LG, Peter

  • Hallo,

    ich hatte auch schon einmal stark büschelige relativ helle Dachpilze im Juli 2017. Makroskopisch kam ich da natürlich auch nicht weiter - ob es sich nun um helle P. cervinus s.l. oder vielleicht doch um P. petasatus handelte.

    Meine Pilze rochen (und schmeckten) aber eindeutig nach Rettich und nur nach Rettich. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich dann den deutlichen Rettichgeruch als Ausschlusskriterium gegen P. petasatus irgendwo "erlesen". Nun las ich aber, der könne auch leicht rettichartig riechen, aber auch immer mit einer süßlichen Komponente, die meine Pilze jedoch nicht hatten.


    Es wird auch beschrieben, dass (vor allem) P. petasatus büschelig wachsen soll - von P. cervinus lese ich das eigentlich nicht.

    Kommt das aus eurer Erfahrung häufiger vor, dass Rehbraune Dachpilze i.w.S. büschelig wachsen ?

    Bisher was dies meine erste und einzige büschelige Gruppe.


    VG abeja


    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Das ist sehr interessant. An was für einem Holz wuchsen denn deine Dachpilze? Leider habe ich kein Mikroskop, kann daher nichts weiter beisteuern. Rehbraune Dachpilze habe ich übrigens meistens auch nur einzeln oder bestenfalls mehrere in Gesellschaft, büschelig aber noch nie gefunden. Diese hier waren auch alle recht groß, also größer, als rehbraune Dachpilze normal erscheinen.


    Viele Grüße,

    Babett

  • Hallo Babett,

    meine Exemplare wuchsen auf einem Buchenstumpf, das erkennt man auf dem Bild zwar nicht mehr eindeutig. Aber ich hatte es notiert, zumindest auf der Rückseite des Stumpfes war noch eindeutige Rinde (und es ist ein Stockschwämmchenstumpf, wo ich schon mal geerntet hatte.)


    VG abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo abeja,


    jetzt sind sie erstmal vergangen, aber da es regnet, kommen vielleicht noch mal neue und ich kann dann ja mal ein Exikat machen. Du hattest zu deinen Dachpilzen wohl auch kein genaues Ergebnis erzielt? Bei Bon wird P. petasatus mit Geruch nach welken Holunderblüten beschrieben. Hier war es erst bei den frischen Exemplaren ein leichter Rettichgeruch, wobei ich eine süßliche Komponente nicht abstreiten kann, nach längerem Liegen war da aber gar kein Rettich mehr, nur noch aufdringlich süßer Geruch, der mich tatsächlich an Honig erinnerte. Bei meinen Exemplaren gab es aber im Gegensatz zu deinen aber auch keine Schüppchen auf dem Hut.


    Viele Grüße von Babett

  • Hallo Babett,

    ich hatte meine Dachpilze dann einfach als cf. cervinus abgelegt, ich bin ja auch so eine Makroskopikerin (immer noch). Manchmal bleibt es auch bei einer "Oder-oder-oder-Bestimmung" . Dann reicht es mir , wenn ich die zwei-drei besten Alternativen habe. Getrocknet habe ich damals auch nichts, sondern mal aufgegessen, obwohl ich nach Rettich schmeckende Pilze eigentlich nicht mag. Es war ein Versuch, den ich dann (bei noch sehr "knackigen" Dachpilzen) als gelungen bezeichnen würde.

    Dachpilze ingrobe Stücke (achtel Hüte, nur Hüte) zerteilt, in Olivenöl angebraten, mit Salz und Pfeffer gewürzt, mit feingeriebenem frischen Ingwer und fein geriebenen Knoblauch noch etwas weiter gegart, mit 1 Teelöffel Shoyu-Sojasauce abgelöscht und 1 Teelöffel hellen Balsamicoessig dazu.

    Die Pilze sind relativ weich, aber nicht zu weich, die Würze passt gut zu dem noch leicht vorhanden Rettichgeschmack. (Optional wäre noch ein bisschen Chillie denkbar.)


    Ich habe das Beispiel hier noch einmal gebracht, weil man wenig davon hört oder liest, ob Pluteus cervinus s.l. büschelig wächst.


    LG abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo abeja,


    wenn dann wenigstens noch ein gutes Essen dabei herauskommt, ist das doch schön. Du hast natürlich sehr viel zusätzliche Aromen durch die Gewürze. Ich selbst bin bei Pilzen ja eine Verfechterin des Purismus, d.h. Butter oder Olivenöl zum Anbraten und allenfalls etwas Salz und Pfeffer. Das deshalb, weil ich ja den Geschmack des Pilzes erfahren möchte und dieser gerade unter stark vorschmeckenden Zugaben wie Zwiebeln, Knoblauch oder Petersilie doch arg verfälscht wird. Natürlich schmecken einem nicht alle Pilze und wenn man den puren Geschmack schon mal kennt, spricht ja andererseits nichts dagegen, diesen etwas aufzupeppen oder zu verbessern. Wie heißt es so schön: die Geschmäcker sind verschieden. Mein letztes pilzkulinarisches Experiment war der als Delikatesse geltende Steinreizker. Na, ja. Nicht sehr verschieden von "normalen" Reizkern, wobei diese ja zu meinen liebsten Speisepilzen gehören.

    Mal sehen, was wir dieses Jahr probieren dürfen.

    Viele Grüße von Babett

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