Hallo zusammen und natürlich besonders die Autoren der Erstveröffentlichung,
Ich fang noch einmal hier an, da die Anfänge einer Diskussion im Pilzforum.eu zu Dittes et.al. veröffentlichter Erstbeschreibung von obigem Taxon von den(m) Moderator(en) gelöscht wurden. Mir wurde auf Nachfrage auch mitgeteilt, warum: Ditte hatte darum gebeten!
Obwohl Ditte (und die weiteren Autoren der Veröffentlichung) sich gar nicht an der Diskussion beteiligt hatten (jedenfalls bevor ich schlafen ging und das war spät), finde ich die Erkenntnis doch erschreckend, dass man da einfach eine ganze Diskussionen löschen lassen kann, weil man not amused ist.
Aber unabhängig davon muß man noch wissen, das Ditte die Veröffentlichung ihrer Erstbeschreibung im Pilzforum.eu nicht mit den Verlegern abgesprochen hatte. Wahrscheinlich bin ich also mit meiner Kritik ein willkommener "Grund" gewesen, um von eigenen Fehlern der nicht abgesprochenen Veröffentlichung abzulenken.
Ich gebe zu, es mag meine Art im gelöschten Thread ja ein wenig provokanter gewesen sein, als die der meisten hier und/oder dort Schreibenden, aber da ich nicht möchte, dass meine Anfangskritik an der gleich zitierten Arbeit nicht bei den Autoren ankommt und ich eigentlich erwarte, dass mein (erst nur auf einem Anfangs"verdacht" basierendes) Gefühl über die merkwürdige Notation der Messwerteangaben im Pilzforum.eu.papierkorb oder Pilzforum.eu.schredder für immer vernichtet wird, fange ich hier noch einmal an:
Ursprünglich ging es mir nur darum, eine im Pilzforum.eu belobte Erstbeschreibung von Ditte, die sie dort veröffentlichen ließ, als Vorlage für das hier im Fachforum stattfindende Tricholoma-Projekt zu bewerten, also es geht genau um diese:
Bandini D, Christan J, Eberhardt U, Ploch S, Tahir A, Oertel B, Thines M (2017) – Inocybe
sphagnophila sp. nov., a new species of the nodulose-spored subsection Napipedinae of genus
Inocybe (Agaricales). Mycol. Bav. 18: 11-34.
Da Christoph Hahn in der leider gelöschten Diskussion bei Pilzforum.eu (ich besitze sie als PDF, falls es Beanstandungen zu meinen Aussagen gibt) besonders auch auf die wissenschaftliche Qualifikation von Ditte Bandini hingewiesen hat, muß ich sie nun leider in diese Kritik auch mit einbeziehen. Ich dachte nämlich ursprünglich, sie wäre schlecht beraten worden...
Nun zu meinen (diesmal fast) nur sachlich vorgetragenen Kritikpunkten:
1.
Zu den angegeben Sporenwerten von Dittes et al. Arbeit:
Zitat:
"Sporen (6,0-) 6,3-9,1 (-9,5) × (4,5-) 4,7-7,0 (-7,4) µm, Bandbreite der Mittelwerte
7,1-7,8 × 5,3-6,1 µm, Q = (1,0-) 1,1-1,6 (-1,7), Bandbreite der Q-Mittelwerte 1,2-
1,3 (n = 200 von 5 Koll.)"
Hierzu wird zu den Methoden angegeben:
"Sporenmaße wurden nach Heinemann & Rammeloo (1985) zitiert."
In der zitierten Arbeit von Heinemann & Rammeloo (1985) wird die Sporengrößenangabe mit einem Mittelwert +/- Standardabweichung vorgestellt.
Das wäre dann die Angabe (hier als Wertebeispiel) in der Form L x B = 8 +/- 1,2 x 6 +/- 0,9, wobei 8 und 6 jeweils der Mittelwert ist und 1,2 und 0,9 jeweils die errechnete Standardabweichung sind. (Heinemann & Rammeloo (1985) S.373 )
Später, auf Seite 377, wird dann auf die danach in z.B. Pilze der Schweiz verwendete Notation umgeschwenkt, da es eben auch Werte gibt (so habe ich es verstanden, ist auf französisch), die nicht innerhalb eines Konfidenzintervalls von 2*Standardabweichung liegen und diese Notation es ermöglicht, gut lesbar in Klammern auf der jeweiligen Konfidenzintervallseite die außen liegenden Meßwerte zeigen zu können.
Aber grundsätzlich geht es dort um Konfindenzintervallangaben auf Basis eines Mittelwertes unter Annahme einer Normalverteilung.
Die Angaben in Dittes Veröffentlichung lassen aber (eher) den auch schon von Christoph Hahn im Pilzforum.eu getroffen Schluß zu, dass es sich um MIN-MAX-Angaben handeln müsste. Umkehrschluß von mir: keinesfalls um die nach der zitierten Veröffentlichung errechneten Angaben.
So wurde eben anscheinend nicht mit den von Heinemann und Rammeloo (1985) beschiebenen 2*Standardabweichung gerechnet, denn dann müßte die Bandbreite der danach bei Ditte et.al. angegeben Mittelwerte zum "Konfidenzintervall?" der Einzelwerte passen, unabhängig von weiteren Merkwürdigkeiten.
Ich wundere mich aber sowieso, wieso man sich auf so eine zwar richtungsweisende, aber heutzutage überholte Veröffentlichung zur wissenschaftlichen Herleitung von Konfidenzintervallen bezieht.
2.
Da allerdings wahrscheinlich nicht, wie in Dittes et.al. Arbeit angegeben, mit Konfidenzintervallen gearbeitet wurde, leider dann die Einzelmessungen aber auch nicht mit veröffentlicht werden, kann man die getroffene Aussage, dass "Ein stabiles Merkmal von I. sphagnophila sind weiterhin die kleinen Sporen (im Durchschnitt < 8 µm lang)" nicht nachprüfbar belegen. Denn, diese Angabe stimmt vielleicht für ihre 5 Kollektionen im Mittelwert, aber ob dies auch für weitere Aufsammlungen und/oder Stichproben wahrscheinlich ist, kann man so nicht belegen.
Die Spannweite der angebenen Sporenlängen von 6,3-9,1 zeigt uns, das diese Werte die zur Artabtrennung genannte 8 µm Grenze locker mit einbeziehen, so dass eine weitere Stichprobe ohne weiteres auch über 8 µm im Mittel liegen könnte. Da der Schätzfehler nicht mit angegeben ist, kann man da dann so ja leider keine genaueren Angaben zu machen.
Der größte angebene Mittelwert von I. sphagnophila sp. nov. liegt mit 7,8 µm auch so dicht an der 8 µm Grenze, dass auch hier eine echte Abgrenzung ohne weitere Angaben zu diesem Wert aus meiner Sicht fragwürdig ist, zumal ja, wie unter 5. beschrieben auch keine Angabe zum Präparat gemacht wurde, genauso wenig, ob Ausreißer gestrichen wurden.
Dass da eigentlich eine Hypothese zu bestätigen wäre, oder eben nicht, habe ich hier zum allgemeinen Verständnis erst einmal ignoriert und es ist auch nicht Usus in dem mir bekannten Teil der Mykologie, so zu formulieren.
3.
Mein ursprünglicher Kritikpunkt (hier neu formuliert) im Pilzforum.eu-Thread:
Die Zahlen sehen künstlich verkompliziert aus, da erstens rundum bei den Sporen und Kaulozystiden Extremwerte(?) in Klammern mit angegeben sind, diese aber aufgrund der restlichen Werte ohne echte Konfidenzintervalle keine belegbare Aussagekraft zu den erwähnten Trennmerkmalen haben und zweitens sich diese Extremwerte(?) durch ihre extreme Nähe zu den Spannweite-Werten durch was genau als Extremwerte qualifizieren?
Darauf wird nicht näher eingegangen und eine Notation in dieser Form lässt sich aus zitierter Heinemann & Rammeloo (1985) Arbeit auch nicht herleiten.
Ich könnte mir daher vorstellen, dass die Verfasser der hier kritisierten Arbeit sich mit ihrer Notation an
Kokkonen K, Vauras J (2012; online seit 2011) – Eleven new boreal species of Inocybe with
nodulose spores. Mycological Progress 11(1): 299-341.
oder ähnlichem orientiert haben, da auch dort rund um die (innere) Spannweite solche Klammerwerte mit angegeben werden, jedenfalls in den Ausschnitten, die man im IT zu sehen bekommt. Inwiefern es sich dort um Konfidenzintervalle handelt, entzieht sich aber leider meiner Kenntnis.. Wenn jemand die Kokkonen-Arbeit für mich hätte....
4.
Die Messungen von 5 Kollektionen wurden einfach zusammengeworfen. Das sollte man nicht machen, wenn man nicht testet, ob alle Werte aller Kollektionen überhaupt einer Grundgesamtheit angehören könnten. Man sollte dann eher eine als typisch erkannte Aufsammlung mit ihren Werten angeben und die der anderen Aufsammlungen dann zusätzlich anfügen. Ich kann nur dazu raten, die Einzelmesswerte passend zu den Kollektionen aufzubewahren.
5.
Es gibt keine elementaren Angaben zum Sporenpräparat (Quetsch, Abwurf oder...). So würde z.B. ein Lamellen-Quetschpräparat i.d.R. durch unreife Sporen zu kleineren Sporenmittelwerten führen und könnte erklären, wieso Ditte die Sporen für kleiner hält, als die von z.B. I. assimilata. (Bei Stangl übrigens 7-9 x 5-6 (6,5), was zumindest für I. assimilata den Schluß der kleineren Sporenlänge auch ohne statistische Vorgehensweise in Frage stellt)
Emotionen (hier anstelle der Diskussion..
Zu was solche Falschangaben in einer Erstbeschreibung ("Sporenmaße wurden nach Heinemann & Rammeloo (1985) zitiert.") führen können, kann ich nicht beurteilen, aber ich lasse mich sehr ungerne an der Nase herumführen. Mich interessiert, wie Ditte et.al. diese Sporennotation und-größenherleitung begründen und warum man etwas so simples so schwierig, bzw. schwer lesbar darstellen möchte? Eine Chance im Pilzforum.eu wurde dazu ja schon sehr nachhaltig vertan!
Mir ist bewußt, dass ich mir so keine Freunde machen kann. Aber so sollte man nicht wissenschaftlich arbeiten. Vielleicht wurde da ja ein zu großes Gewicht auf die Sequenzierung gelegt und der "Rest" vernachlässigt, aber wenn man der einen Statistik "glaubt" und die viel simplere (Sporen)-Statistik mit mehr als Missachtung belegt, muß man sich über meine Empörung nicht unbedingt wundern.
Mit mehr als fragenden Grüßen,
Jens