Pilzberatung am Telefon...



  • Hallo liebe Pilzler,


    vor 2 Tagen wurde ich Vormittags von einer Kindergärtnerin angerufen, die mir berichtete, dass ein 1 1/2 jähriges Kind, einen Pilz in den Mund gesteckt habe.Vermutlich habe es Teile davon gegessen.


    Sie hatte meine Telefonummer von der Giftnotrufzentrale Mainz erhalten. Ich sagte Ihr, dass ich am Telefon keine Pilzbestimmung machen könne und ich Sie bitten würde mir den Pilz zu bringen. Die Dame meinte, sie würde versuchen, den Pilz zu mir bringen zu lassen. Als nach über einer Stunde niemand kam, rief ich nochmals in dem Kindergarten an, wurde aber von einer sehr entnervten Dame abgekanzelt, die mir auf meine Frage ob den nun noch einer mit dem Pilz käme, antwortete Sie hätte keine Zeit zu telefonieren und mir den Hörer auflegte *grmpf*.




    Etwa eine Stunde später, meldetet sich nochmals ein Kindergarten, diesmal aus der Nachbargemeinde des ersten Kindergartens , die Kindergärtnerin die ich dann am Telefon hatte, berichtete es hätten mehrere Kinder *Pilze kochen* gespielt und wohl auch davon gegessen. Sie wollte mir die Pilze am Telefon beschreiben und fing schon an mit: Kleine Graue Pilze mit Lamellen.... Auch ihr sagte ich, dass ich nur die Pilze bestimmen könnte, die ich auch sehen würde. Ob ich What's app hätte war ihre nächste Frage, sie würde die Pilze fotografieren und Bilder schicken. Als ich Ihr sagte, dass ginge leider auch nicht, meinte Sie, dann würden sie selbst versuchen die Pilze zu bestimmen. Mein Hinweis, es wäre schon etwas schwieriger wurde ignoriert.


    Bei dem ersten Kindergarten habe ich nochmals versucht anzurufen, da geht keiner ans Telefon. Erst dachte ich, da hätte mich einer veräppeln wollen, aber die Nummern sind tatsächlich von Kindergärten ( hab die Nummern mal durch die Rückwärtssuche geschickt) Irgendwie wurmt mich es schon, dass wenn man sagt sie müssen sehen wie sie den Pilz zu einem bringen, einige Leute nicht dazu bereit sind ein paar km zu fahren. Ganz abgesehen davon, dass ich es auch höchst unverantwortlich finde wie hier reagiert wurde ( oder besser gesagt wahrscheinlich Nicht reagiert wurde )Ich hätte jedenfalls keines meiner Kinder in solch einem Kindergarten wissen wollen...Wie handhabt ihr solche *Geschichten* ?



    Ich überlege ob es Sinn macht einmal bei der Giftnotrufzentrale darauf hinzuweisen, dass sie den Leuten gleich sagen sollen, dass die Pilze zum Pilzberater gebracht werden müssen..!?



    liebe Grüße


    Doris



    Ach ja, die eine PSV die noch hier in meiner Nähe wohnt habe ich angerufen weil ich dachte die Kindergärten hätten sich an sie gewandt, aber sie wurde nicht kontaktiert.


  • Hallo Doris,
    leider kommt es öfter vor das die Leute nicht bereit sind ein paar Klilometer zu fahren um in solchen Fällen Pilze ansehen zu lassen, da kann man nur den Hinweis geben falls sich was am Gesundheitszustand des Kindes ändert sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Man hat natürlich ein ungutes Gefühl und hofft das nichts nachkommt,
    liebe Grüsse
    Matthias

  • Hallo,


    in solchen Fällen geht es doch aber nicht um Pilzberatung und um Speisepilzfreigabe. Hier muss doch so schnell wie möglich und am schnellsten natürlich mit Hilfe von Fotos versucht werden die Art zu erkennen. Ich rate in solchen Fällen (solange das vermeintliche Gift sich noch im Magen befindet) zur Gabe von medizin. Kohle.
    Ich kann doch anhand von Fotos sehen ob es sich nun um einen Heudüngerling oder z.B. um einen Grünen Knollenblätterpilz handelt.


    Ohne Frage ist es besser, wenn man die Pilze vorgelegt bekommt.


    Es geht also nicht um Speisepilzfreigabe, sondern um schnellstmögliche (Gift)-Pilz Erkennung.

  • Hallo Doris,



    Derartiges kann ich von den Kindergärten mit denen ich zu tun hatte, glücklicherweise nicht berichten...


    Neulich hatte ich auch einen Kindergarten-Fall, da hat der Kindergarten den Vater kommen lassen und bei der GIZ angerufen. Die haben unsere Nummer gegeben und er ist mit dem Kind zu uns gefahren. Wir konnten Entwarnung geben (Glimmertintling).


    ...und auch bei den früheren Kindergarten-Fällen gab es nie solche Unverantwortlichkeiten, wie du beschreibst. Bei Sammlern zwar schon mal, aber da ist´s mir dann auch egal.


    Bei so einem Fall wäre ich auch ratlos ....


    VG, Tanja


  • Hallo Karl-Heinz,


    also im ersten Fall habe ich ja (vergeblich) darauf gewartet das jemand mit dem Pilz kommt ! Es sind ca. 20km von beiden Kindergärten bis zu mir, also nicht gerade eine Weltreise und ich traue mir nicht zu einen kleinen grauen Lamellenpilz anhand von Fotos zu bestimmen. Vor 3 Jahren hatte ich mich einmal auf eine *Fotobestimmung* eingelassen, damals rief eine Frau an die etwa 100km Anfahrt gehabt hätte. Ihr Pferd hatte einen Pilz halb gefressen. Die Fotos die mir geschickt wurden zeigten ein undefinierbares Etwas, fotografiert vor einem Autoreifen und hätten genauso gut auch ein zerkautes Stück Brot sein können....




    @ Tanja, vor 14 Tagen rief mich eine Kinderarztpraxis aus Aschaffenburg an, da hatte ein 5 jähriges Mädchen, auch im Kindergarten an einem Pilz *genascht*. Das ganze war Mittags um 2 passiert und als der Vater die Kleine um 16:30 abholen wollte, sagten ihm die Kindergärtnerinnen, sein Kind habe von einem " Champignon" gegessen. Dieser Vater war ziemlich erbost, dass ihm nicht früher Bescheid gegeben wurde ( mit Recht !) Er fuhr dann mit seiner Tochter in die Kinderarztpraxis, die riefen bei Gift-Notrufzentrale an, dann meine Nummer und die beiden kamen mit dem Champignon dann zu mir,- es war ein schuppiger Sägeblättling.


  • Es ist immer wieder erstaunlich bis haarsträubend, was man als Pilzberater manchmal erleben muss. Da können sicherlich viele unserer Zunft ein Lied von singen. Mich regen solche Sachen auch immer wieder auf, vielleicht sollte man sich einfach ein dickeres Fell zulegen.


    Beste Grüße
    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Hallo,


    eigentlich hat Karl-Heinz ja schon alles gesagt. Irgendwie hat das mit der verbotenen Telefonauskunft m. E. - nachdem es mal im pilzepilze-Forum richtig kontroverse Diskussionen gegeben hatte und damals bis ins Präsidium gelangte und derjenige ob seiner Bedenkenlosigkeit arg abgekanzelt wurde - eine nicht bedachte Eigendynamik entwickelt, die zu nicht mehr logischen Verhaltensmaßnahmeregeln und eigenartigen Eigenbeschränkungen geführt hat.


    Selbstverständlich kann man am Telefon keine Auskunft zur Essbarkeit eines beschriebenen Pilzes geben. Und klar kann ich sagen, dass auch ich auf einem Foto Pfifferlinge sehen kann, wenn dem so ist.


    Ist der Verzehr aber bereits passiert, muss man alles versuchen,das Risiko eines Notfalles verlässlich einzuschätzen.
    Dabei wird es aber fast immer so sein, dass man nur bestimmte Sachen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen kann, solange man keine eindeutige Bestimmung am Fruchtkörper vornehmen kann.


    U. U. gibt es doch nicht einmal mehr den Pilz, der verzehrt wurde. Warum soll ich die Kindergärtnerin dann nicht erzählen lassen, wie der Pilz aussah, wenn sie den gesehen hat. Dann kann man zielgerichtete Fragen stellen und Risiken mit Wahrscheinlichkeit ausschließen.
    Wenn es ein Foto gibt, dann umso besser. Warum sollte ich mir das nicht ansehen?
    Vielleicht kann ich auf dem Foto erkennen, dass das Kind schnellstens ins Krankenhaus muss.


    Soll später mal jemand sagen:"Hätte sie das Foto nur mal angeschaut, dann wäre das Kind nun nicht dialysepflichtig"?


    Wenn man nichts erkennen kann, kann man das doch immer noch sagen und mitteilen, dass es doch besser oder sogar unerlässlich wäre, den Pilz in der Hand zu haben.


    Es sollte das Möglichste getan werden, um Risken für die Gesundheit auszuschließen. Darauf zu bestehen, dass man einen Pilz in die Hand bekommt, ist eine Option, aber hundertprozentig nicht die alleinige und schon gar nicht die ausschließlich einzigste.
    Es wäre sogar grob fahrlässiges Verhalten, wenn sich später herausstellt, dass eigentlich jeder Pilzkenner auf dem Foto sieht, dass es der und der Pilz ist und der entstandene Zeitverzug nun zu einer irreversiblen Leberschädigung geführt hat.



    Beste Grüße - Peter

  • Lieber Peter,


    prinzipiell mag das ja richtig sein, Ich hätte mir in dem Fall auch ein Foto schicken lassen (aber nicht mit WhatsApp - ich habe kein Smartphone). Aber die Verantwortung auf den Pilzberater abzuwälzen, der sich nur sicher ist, wenn er den Pilz in der Hand hat, ist nicht unbedingt die richtige Reaktion. Grobe Fahrlässigkeit zu unterstellen halte ich für sehr überzogen.
    Im vorliegenden Fall liegt doch eher die Verantwortung bei dem Kindergarten, deren Mitarbeiterinnen sich nicht in der Lage befinden entsprechend vernünftig zu reagieren und zu handeln.
    Soll man denn als ehrenamtlich arbeitender Pilzberater auch noch zu den Leuten hinfahren um dann noch nicht mal ein Dankeschön zu ernten?
    Wenn solche Begebenheiten sich häufen und man daraufhin noch angekreidet wird, darf man sich nicht wundern, wenn manch einer der PSV seine Beratungstätigkeit einstellt.


    Beste Grüße
    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen


  • @ Harald, da hast Du Recht. Ich mache das ganze ehrenamtlich und finde es schon manchmal etwas verwunderlich welche Vorstellungen *Ratsuchende* haben. Die Kindergärtnerinnen hatten vor allem ein Problem damit, dass ich mich auf der Arbeit befunden habe und nicht zu Hause war...( mein Wohnort wäre nur 3km entfernt gewesen )


    Zum Thema Lied singen : Ich erinnere mich vor 2 Jahren hatte ich einen *besorgten* Vater, dessen Tochter (4 J) im Garten einen Pilz gefuttert hatte. Der Mann rief mich an und sagte mir, um sicher zu gehen, dass der Pilz NICHT giftig gewesen sei, habe er auch einen gegessen ! Nun sei ihm *komisch*... Mahlzeit !


    @ Peter, ich habe mir den Pilz ja schon beschreiben lassen, habe die Erzieherin auch nicht abgekanzelt oder so. Wenn ich aber gesagt bekomme, ein kleiner grauer Lamellenpilz, kann ich mir schon ausrechnen, dass ich auf nem *what`s app Foto`nicht wirklich was erkennen kann.


    Ich mag mich auch nicht dafür rechtfertigen müssen, wenn ich sage ich traue mir zwar zu Pilze zu bestimmen, aber eben nicht anhand von Fotos. DANN müssen die Leute eben jemand anderen suchen.


    @ Tanja, ich habe heute Morgen tatsächlich beide Kindergärten telefonisch erreicht, der Kindergarten der als zweites angerufen hat, hat nachdem sie mit mir telefoniert hatten, die Eltern des Kindes informiert die mit Kind und Pilz ins Krankenhaus gefahren sind. Der Arzt habe sich den Pilz angesehen und gesagt es wäre: Nur gefährlich wenn das Kind Hustensaft zum Pilz eingenommen hätte. Dann würde nämlich der Pilz mit dem sich im Hustensaft befindlichen Alkohol reagieren und eine Vergiftung auslösen. Die Erzieherin sagte mir es sei ein sehr kleiner Pilz gewesen. Auf alle Fälle hab eich Ihr gesagt, dass sie richtig reagiert hätte, es halt noch ganz nett gewesen wäre, wenn sie mir Bescheid gegeben hätte. Es aber auf alle Fälle immer wichtig sei etwas zu unternehmen ( wenn Arzt oder KH eingeschaltet werden halte ich das schon mal für nen guten Weg, auch wenn ich in diesem Fall mal zart bezweifele, dass der Arzt wirklich wusste was es für ein Pilz war).


    Der Kindergarten der zuerst angerufen hatte ( und auf den ich umsonst gewartet hatte) habe ich auch erreicht.... Hier sagte mir die Erzieherin, sie haben eine Kollegin die sich mit Pilzen ganz gut auskenne geholt, die sei mit einem dicken Buch angerückt und habe den Pilz als unter Naturschutz stehend idendifiziert.


    Ich denke, ich habe ihr klar gemacht, dass es absolut unverantwortlich ist wie sie gehandelt haben. Außerdem habe ich Ihr auch nochmals gesagt was ich davon halte einfach den Telefonhörer aufzulegen ;)


    Die Gift-Notrufzentrale weist übrigens darauf hin, dass die Pilze zu den jeweiligen PSV gebracht werden müssen und es keine telefonische Beratung gibt ( mit denen hab ich auch noch mal gesprochen).


    So, jetzt hab ich mich wieder abgeregt :D


    Liebe Grüße


    Doris

  • Hallo zusammen,


    habe in diesem Jahr bisher 9 Notrufe. 1 x Kinderklinik, 3 mal Kita, 5 x Privat (Gärten). in 3 Fällen war es zeitnah möglich mir die Pilze vorzulegen, in 5 Fällen war es möglich die Pilze anhand von guten Bildern anzusprechen. Einmal wurde ich gebeten zu kommen. In diesem Fall stand eine im Frühjahr frisch eingesäte 1200 m2 große Wiese einer Kita "voll mit Pilzen". Nach der Besichtigung (es fanden sich 2 Conocybe Arten und 2 Tintlingsarten), wurde sich mehrfach bedankt und mir angeboten die Fahrtkosten zu erstatten.


    Hier im Westen scheinen die KiTa besser d'rauf zu sein. Kann nur Gutes berichten.

  • Aber die Verantwortung auf den Pilzberater abzuwälzen, der sich nur sicher ist, wenn er den Pilz in der Hand hat, ist nicht unbedingt die richtige Reaktion. Grobe Fahrlässigkeit zu unterstellen halte ich für sehr überzogen.

    Hallo Harald, hallo Doris,


    um Himmels Willen. Mein Statement war völlig losgelöst von Doris´ Fall.
    Ich habe mich allgemein zur Tatsache geäußert, dass sich dieses mündlich weitergesagte Verbot einer telefonischen Pilzberatung irgendwie verselbständigt hat.


    Ich habe konstruiert, was wäre wenn.
    Nichts anderes.
    Selbstverständlich liegt die Verantwortung in diesem Fall bei der Kindergärtnerin.
    Aber man kann sich sicher in die Lage dieser versetzen:
    Weg kann sie nicht - was wird aus den andern Kindern. Ein Taxi bestellen, um den Pilz zum PSV zu bringen - wer bezahlt ihr das? Wenn nichts passiert, sicher niemand.


    Doris - keinesfalls wollte ich irgendeinen Vorwurf aus diesem Fall konstruieren, es gibt also nichts zum Aufregen.
    Es ist weder ein Ost-West-Problem noch ein Problem, wo wir uns untereinander Vorwürfe machen sollten.
    Allerdings hast Du gefragt, wie wir das handhaben. Da ist das dann für eine offensichtlich erwartete Antwort, dass das alles richtig war und alle andern das genau so sehen, die falsche Frage.


    Ich hätte es anders gemacht und habe versucht, meine Gründe für das andere Verhalten darzulegen - meine Antwort impliziert aber nicht, dass Deine Handhabung falsch war, sondern eben nur, dass ich mich anders verhalten hätte.
    Die Antwort der Giftnotrufzentrale, dass es telefonisch in keinem Fall eine Antwort gibt, ist für eine ausschließlich telefonisch agierende Hotline schon fast so etwas wie Situationkomik.


    Wenn ich kann, bremse ich auch, wenn ein Fußgänger bei Rot über die Ampel geht und ich mit grün eigentlich Vorfahrt habe, denn ich würde mich den Rest meines Lebens immer fragen, ob ich es nicht hätte verhindern können, auch wenn ich weiß, dass ich keine Schuld habe.


    Es würde - und da bin ich wieder bei Deiner Frage - meinem Gewissen nämlich kein bisschen helfen, wenn ich später das Foto sehe und weiß, das ist ein Knolli und aus welchen Gründen auch immer der Pilz gar nicht oder 3 h später zu mir gelangte - das wollte ich zum Ausdruck bringen.


    Peter




    Beste Grüße - Peter


  • @ Peter, blos net uffresche, mein : *jetzt hab ich mich wieder abgeregt* bezog sich in erster Linie auf die beiden Kindergärten, nicht auf deine Erklärung. Ich habe auch keine offensichtlichen Antworten erwartet, sondern finde es im Gegenteil wichtig und interessant wie andere ( evtl.erfahrenere ) PSV das handhaben. Deshalb habe ich ja auch hier gepostet und nicht auf einer anderen Plattform, ich denke aus so einer Diskussion kann jeder was für sich mitnehmen.


    Im Einzelfall entscheidet dann doch der Fall und jeder wie er es für richtig hält, ich hätte für mich bei einer Fotobestimmung kein besonders gutes Gefühl und aus diesem Grund mache ich auch keine !


    Da ich nur Makroskopisch bestimme suche ich mir, wenn ich nicht zu 100% sicher bin, einen PSV der mikroskopiert und bitte um Hilfe.


    So, ganz unuffgereschte Grüße,


    Doris

  • Hallo an Alle,


    auch ich hatte vor 1,5 Jahren so einen ähnlichen Fall mit einem Kindergarten. Auf die Palme gebracht hat mich, dass zuerst keine klare Aussage kam, dass der Kindergarten den Pilz nicht bringen kann. ( Ich bestehe nämlich erstmal darauf, dass die Pilze gebracht werden, im Allgemeinen funktioniert das dann auch (eigenartig ? ;-)) ). Dann erhielt ich nach 20 min den nächsten Anruf, dass der Kindergarten die Verantwortung an die Eltern abgibt und das Kindergartenpersonal die Pilze nicht bringt. Ich wies darauf hin, dass dann die Eltern den Pilz zu mir bringen sollen. Eine Stunde verging, keine Reaktion, kein Anruf. Also rief ich meinerseits beim Kindergarten an. Dort hatten sie inzwischen den Notarzt alarmiert, der die Pilze identifizieren sollte.... Das Ende vom Lied war, dass die Pilze mit Hilfe eines Fotos vom Giftnotruf identifiziert wurden, weil die dort annahmen, ich wäre nicht erreichbar gewesen. Es waren Glimmertintlinge.
    Ich hab dann noch mit dem Fachbereich Kindergarten der betroffenen größeren Stadt telefoniert, dort war man sich keiner "Schuld" bewusst. Was mich so geärgert hat war, dass niemand definitiv sagte, dass sie den Pilz nicht bringen können, sondern man liess mich am ausgestreckten Arm verhungern. Ich hab ja auch eine gewisse Verantwortung, dass der Pilz rechtzeitig identifiziert wird und geholfen wird. Ich fahre auch, wenn es nicht anders geht hin und hole die Pilze, aber das verrechne ich dann auch, aber die Frage hat sich hier ja gar nicht gestellt. Der Notarzt mitsamt Rettungswagen muss auch bezahlt werden und kostet wesentlich mehr als ich.
    Generell halte ich es für wenig sinnvoll, selbst hinzufahren und vor Ort die Pilze anzuschauen. Wenn ich die Pilze nicht identifizieren kann, muss ich nachher wieder zu mir zurückfahren und anfangen zu mikroskopieren, das dauert allemal länger als die Pilze zu mir zu bringen. Der Zeitfaktor spricht also dafür, die Pilze zu mir zu bringen.
    Pilzbestimmung am Telefon alleine geht überhaupt nicht, am Telefon wurden mir Pilze mit Röhren beschrieben, die dann beim tatsächlichen Augenschein Lamellen hatten.
    Pilzbestimmung per Foto mag ich auch nicht machen, auch aber nicht nur wegen der damaligen Aussage der DGfM, dass Pilzbestimmungen nach Foto unzulässig sind (Ich weiss nicht mehr genau, wer damals die AUssage gemacht hat, es blieb der Eindruck bestehen, dass das offizielle DGfM-Meinung war/ist.) Ich hab überhaupt keine Lust mich mit der Haftpflichtversicherung der DGfM für Pilzberater wegen vermuteter grober Fahrlässigkeit zu streiten.
    Bei Handyfotos besteht oft auch noch das Problem, dass sie unscharf sind, nichts zu erkennen ist und man dann doch noch die Pilze in Natura braucht, wieder eine Zeitverzögerung... Natürlich ists für Eltern, Kindergarten, Krankenhaus unbequem die Pilze zu bringen, aber vergesst bitte nicht, dass wir ehrenamtlich arbeiten und nix für unsere Arbeit verlangen, da können/sollen die anderen Beteiligten uns auch ein bisschen entgegenkommen. (Ich stelle nur dann eine Rechnung, wenn ich selber hinfahren muss oder längere Mikroskopierarbeiten bei Krankenhausfällen nötig sind).
    Liebe Doris, ich lasse mir inzwischen von jedem Anrufer die Telefonnummer und den Namen geben bevor die mir überhaupt was erzählen dürfen, das macht der 112-Notruf auch so.
    Karl-Heinz, Du gibst Ratschläge bezüglich der Gabe von Medizinalkohle bei vermuteten Pilzvergiftungen. Meiner Auffassung nach ist es nicht unsere Aufgabe den Ärzten mit Therapievorschlägen zur Seite zu stehen, das ist sogar ziemlich gefährlich, wir sind keine Ärzte und ich zumindestens habe keine Ahnung, was therapeutisch anzuraten ist. Auch das sieht eine Haftpflichtversicherung für PSV mit Sicherheit zu Recht ziemlich kritisch. Wenn Ärzte oder Eltern nicht wissen, was zu tun ist, rufe ich noch einmal den Giftnotruf an und nenne den identifizierten Giftpilz. Die Therapie und das weitere Vorgehen klärt dann der Giftnotruf mit den Eltern oder dem behandelndem Arzt.


    herzliche Grüße


    Birgit

  • Hallo zusammen,


    ich hatte heuer auch zwei Kleinkinderfälle (wie jedes Jahr). Ich rate ebenfalls dringend dazu, sich in so einem Fall erstmal Fotos schicken zu lassen. Muss ja nicht mit What's App sein, E-Mail hat ja fast jeder?! Handelt es sich (wie bei einem Fall, den ich heuer hatte) um eine Psathyrella (typisch ausgeprägt), dann kann ich auch daheim mit Mikroskop nur eventuell die genaue Art angeben. Dr INformationsgehalt für den Arzt steigt dadurch nicht!


    Man weiß ja oft nicht einmal, welchen Pilz das Kind im Mund hatte und ob es geschluckt hat! Es werden dann die Pilze, die genau da im Rasen stehen aufgesammelt. Ob das dann auch das ist,w as im Mund war, ist schwer zu sagen. Ich kann also ohnehin niemals Entwarnung geben. Wenn ich aber auf dem Foto sehen würde, dass da möglicherweise in einen Knolli begissen wurde, dann will ich das sofort sagen können und nicht noch zwei Stunden warten, bis sich jemand doch noch aufrafft, den Pilz vorbeizubringen.


    Meist bekomme ich Fotos von Heuschnittpilzen, wie gesagt war jetzt auch eine Psathyrella dabei, manchmal sind es kleine Tintlinge... Und sobald ich am Foto nicht erkennen kann, worum es sich genau handelt, lasse auch ich mir den Pilz bringen. Ich habe dann aber bereits Vorabinformationen, kann mir die passende Literatur schonmal zurechtlegen und sofort loslegen, wenn der Pilz bei mir ist.


    So hatte ich mal den Fall, dass der durchgekaute Pilz aus dem Mund des Kleinkindes herausgeholt wurde. Da konnte ich gar nichts erkennen, abgesehen, dass der Pilz wohl ockerbräunlich war. Im Mikro war es klar: Conocybe, aber wie immer spec. Viel geholfen hat das dem Arzt auch nicht, abgesehen von der Möglichkeit von Amanitin (war indoors aus dem Blumentopf).


    Kurzum: Der Arzt muss ohnehin nach Smyptomatik behandeln. Wir können da bei den Kleinkinderfällen meist nichts oder nur sehr wenig beitragen, da man mit dem Patienten nicht sprechen kann. Ich empfehle daher, keine Panik vor Fotozusendungen zu haben, sondern im Gegenteil diese zu nutzen. Es nicht zu tun, erachte ich persönlich als dogmatisch begründet, da man sich weigert, eine Informationsquelle zu nutzen. Und warum? Weil es mal hieß, man dürfe es nicht? Genau da liegt das Dogmatische. In der Praxis finde ich es sehr angenehm, wenn (auch aktueller Fall, aber mit Erwachsenem) ich ein schönes Foto von Leucoagaricus spec. erhalte und ich keine Sorge haben muss, dass es um jede Minute geht, sondern ganz entspannt die Bestimmung dann verifizieren kann.


    Wie ihr dann entscheidet, ob ihr eine klare Aussage zum Foto macht oder erklärt, dass reiche bei dem Pilz nicht, ihr braucht unbedingt den Fruchtkörper, liegt bei Euch. Bedenkt aber bitte, dass man dann mehr Argumente in der Hand hat, den Pilz zu bekommen. Die Eltern möchte ich sehen, die sich weigern, den Pilz vorbeizubringen, wenn man ihnen anhand des Fotos erklärt, dass der Verdacht bestünde, er sei lebensgefährlich giftig und dass die genaue Bestimmung mehr als nur dringend ist. Ohne Foto hat man da kein Argument außer, dass man sich weigert, Bilder anzusehen. Dann kann auch sein, dass die Eltern oder die Kindergärtnerinnen das Gefühl haben, dass der "Experte" gar keiner ist.


    Allerdings würde ich, wenn ich nicht mikroskopieren kann, mich gar nicht beim Giftnotruf anmelden lassen, da ich dann im zweifelsfall ohnehin nicht weiterhelfen kann.


    LG
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    dann doch bitte mal konkret. Die Bayerische mykologische Gesellschaft bietet eine Pilzberaterausbildung an, meines Wissens nach sind diese Pilzberater haftpflichtversichert. Als Präsident der BMG weisst Du doch sicher, ob diese Haftpflichtversicherung bei einer "Fotoberatung" zahlt, wenn der fragliche Pilz nicht oder falsch erkannt wurde. Oder wird dann seitens der Haftpflichtversicherung möglicherweise auf grobe Fahrlässigkeit erkannt?
    Als ehemaliger Präsident der DGfM weisst Du ganz sicher auch, wie der Fall bei der DGfM liegt. Ich habe in beiden Fällen ein gewisses Verständnis daür, dass diese Fragen nicht unbedingt in der breiten Öfentlichkeit diskuiert werden können/dürfen. Falls dem so sein sollte, könnten wir das hier im geschlossenen Bereich diskutieren. Im BMG-Forum gibt es leider keinen Bereich, der nur für Mitglieder offen ist, deswegen wirds dann wohl schwierig.


    Birgit

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