Servus,
dieses Jahr war bei uns ein gutes Ritterlingsjahr, insbesondere Grünlinge gab es zuhauf! Bei allen meinen Funden waren aber immer Kiefern und/oder Pappeln dabei. Kollektionen nur bei Fichten fand ich keine. Weitere Erkenntnisse:
1. Durchgängige makroskopische, mikroskopische oder makrochemische Unterschiede konnte ich nicht feststellen.
2. Meine bisherige Meinung, dass die Funde bei Pappeln schlanker sind und eine deutlichere Hutschuppung hatten, musste ich revidieren. Im direkten Vergleich zwischen Funden bei Pappeln auf +- stickstoffreicheren (Sand-)Böden (in Begleitung etwas stickstofftoleranterer Pilzarten) und solchen von sehr armen Sandböden nur unter Kiefern (bei T. portentosum und T. focale) konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden werden. Beide "Arten"(-Komplexe) waren in großer Anzahl und Variabilität vorhanden.
3. Auch makrochemisch konnte ich direkt vergleichen: Am Stiel, an der Stielbasis, am Hut und im Fleisch zeigten die Reaktionen auf Guajak, FeSO4, KOH und Phenol keine nennenswerten Unterschiede bei etwa gleichaltrigen Frk.
4. Als einziges Unterscheidungsmekrmal blieb die Ökologie. Bei meinen Funden unter Pappeln waren allerdings stets auch Kiefern in Reichweite und die Böden waren sandig. T. frondosae zugeordnete Kollektionen waren auf einem Friedhof, am Rande eines Fußballplatzes und an einem sauren schotterigen Steilhang einer Straßenböschung zu finden, immer mit Pilz- und Pflanzenarten, die zumindest eine gewisse Eutrophierung tolerieren. Kollektionen aus armen Sandkiefernwäldern (siehe 2.) wurden dem T. equestre-Komplex zugeordnet.
Resümee: Vor 30 Jahren hätte ich die Schlussfolgerung gezogen, dass es doch nur eine Art gibt. Jetzt ist ja schon bekannt, dass sowohl bei Pappeln als auch bei Kiefern mehrere Arten existieren. Diese so auseinander zu dröseln, dass sie auch ohne Sequenzierung sicher zu unterscheiden sind, wird wohl ein kaum realistisches Unterfangen sein. Oder aber die für die Sequenzierung verwendeten DNA-Abschnitte erweisen sich eines Tages als doch nicht relevant für eine sichere Abgrenzung auf Art-Ebene. Aber davon verstehe ich zu wenig.
Spätherbstliche Grüße
Helmut